Mit „Land Of The Crimson Dawn“ liegt nun schon das siebte FREEDOM CALL Studioalbum vor. Auch wenn es einige Veränderungen im Line-Up gab (von der Ur-Besetzung ist nur noch Sänger und Gitarrist Chris Bay dabei), so sind die Modifizierungen im Sound der Franken eher marginaler Natur...und das ist auch gut so. Auch ich habe mich schon über den plüschigen heile-Welt-Sound von FREEDOM CALL lustig gemacht. Mittlerweile muss ich jedoch zugeben, dass sich Herr Bay und seine Mannen durch eine Konsequenz, die selbst Joey DeMaio oder Rock N' Rolf vor Neid erblassen lassen würden, meinen Respekt erobert haben. Auch kann ich den süßlichen, klebrigen Hymnen mittlerweile so einiges abgewinnen. FREEDOM CALL stehen zu 100% hinter dem was sie machen, nehmen sich dabei aber selbst nicht zu ernst und sie liefern einfach geniale Melodien und Hooks am Fließband. Hymne reiht sich an Hymne. Viele Bands sind an diesem Stil gescheitert, da es schnell einfach nur peinlich wird. FREEDOM CALL sind nicht peinlich, sie sind eine Klasse für sich. Egal ob der klassische speedige Opener „Age Of The Phoenix“, das spaßige „Rockstars“, die Abrechnung mit anderen Musikstilen „Rockin' Radio“ oder die irisch angehauchte Partyhymne „Power + Glory“, jeder Song ist ein Treffer und mit normalen Maßstäben fast nicht zu messen. FREEDOM CALL sind nicht Heavy Metal, sie sind nicht Pop, nicht Bombast Metal...sie sind einfach nur FREEDOM CALL und scheißen drauf was cool ist und was nicht. Dafür und für den Spaß den ich hier habe (mal bewegt sich der Kopf von oben nach unten und mal von links nach rechts...aber in Bewegung ist er immer) gibt es den TIPP!!!
Mit NIGHTQUEEN schickt sich eine weitere Formation an, die Metalwelt um eine „neue Version des Metals“ zu bereichern. „Metal für alle“. So zumindest der Plan der BelgierInnen. Herausgekommen ist dabei ein etwas klebriges Melodic Metal Scheibchen, welches in seinen besten Momenten durch die Stimme von Fronterin Keely Larreina Erinnerungen an frühe ZED YAGO oder VELVET VIPER Zeiten heraufbeschwört. Allerdings wird die Qualität von Jutta Weinhold's Mannen nicht erreicht. Im direkten Vergleich mit den durchgestylten BATTLE BEAST kann man NIGHTQUEEN aber zumindest ein Mehr an Authentizität attestieren. Auch wenn es hier und da noch etwas holpert und manche Songs zu kraftlos geraten sind, so sind NIGHTQUEEN doch um einiges näher an der Basis, auch wenn der Plan alle Metalfans zu vereinen wohl nicht gelingen wird. Sollte aber auch nicht der Anspruch sein. Da das Teil zum Special Price in die Läden kommt, kann man schmissige Geräte wie den Opener „Nightfall“, das treibende „Rebel To Rebel“ oder das speedige „Screaming For Mercy“ ruhig mal antesten. Vorrausgesetzt man steht auf keyboardlastigen Eurometal.
Der Haufen aus Philadelphia hat mich mit seiner kürzlich veröffentlichten EP „Ten Years“ nicht gerade vom Hocker gehauen. Frühere, völlig überzogene Vergleiche mit IRON MAIDEN haben da schon reges Schenkelklopfen verursacht. Mit „Bury The Light“ ziehen sich die Jungs um US Metal-Genie Chris Black (der auch für die saustarken HIGH SPIRITS und das das nicht minder geniale Obskur-Projekt DAWNBRINGER verantwortlich zeichnet und auch bei den göttlichen NACHTMYSTIUM aktiv war) aber äußerst achtsam aus der Affäre. Hört man sich das Album an, hat man fast den Eindruck, „Ten Years“ war lediglich eine Sammlung von mäßigen B-Seiten, denn hier wird nahtlos an die superben letzten beiden Alben angeknüpft. Das „Geheimnis“ von PHARAOH besteht dabei nach wie vor aus zwei tragenden Säulen: einerseits der Gabe, gleichermaßen eingängige wie anspruchsvolle Hymnen zu komponieren, die man zwar sofort mitbölken kann, die aber auch nach zig Durchläufen nicht langweilig werden und andererseits aus Tim Aymars brillantem, kraftvollem, melodischen Gesang, der immer mehr an Harry „The Tyrant“ Conklin erinnert, was nach dem bedauerlichen Abgang der Legende JAG PANZER gleich doppelt erfreut. Aber genug Blabla; hört Euch einfach Gänsehautbeschaffer wie den Ohrwurm „Castles In The Sky“, das epische „Cry“ (Killer!), das famose, progressive und tatsächlich „jungfräuliche“ Gefilde tuschierende „Graveyard Of Empires“, den Stampfer „Burn With Me“ oder das flotte „In Your Hands“ an und seid begeistert von einer der stärksten Traditionsplatten seit… äh… ja… „Another Night“. Ohne Ausfälle läuft „Bury The Light“ über die Zielgerade und bekommt daher – richtig geraten – den „Tipp“!
Ich hab das zwar schon mal verhauen und die deutschen Power-Metalheads von HELLOWEEN mit einem „a“ geschrieben, hier ist es aber volle Absicht: Ich rede von der U.S.-Metal Band HALLOWEEN mit ihrer aktuellen Pressung „Terrortory“. Aber ich gehe mal davon aus das man sich als Fan der einen durchaus Platten von beiden in den Schrank stellen kann.
„Terrortory“ ist eine Wiederaufnahme einer Karriere die zwar schon lange geht (1983 in Detroit, Michigan gegründet), irgendwie aber nicht viel produziert hat. Oder besser gesagt: Nicht viel mit viel Präsenz. Quasi als Ausgleich dazu sind auf der aktuellen CD aber dann auch ganze 16 Songs mit einer Laufzeit jenseits von einer Stunde drauf – allerdings mit einem entscheidenden Problem. Und das ist pragmatisch wie unpraktisch: Es ist viel zu viel Material. Man weiß nicht so richtig was man mit manchen Songs anfangen soll („Re-inventing Fear“ oder „Dead On“), die richtigen Aufhänger fehlen irgendwie. Die grundsätzliche Thematik der Band und der Platte – ein düsteres Metal-Horror-Geschredder – kommt aber nichtsdestotrotz gut durch und weiß mit einigen sehr gelungenen Nummern („Caught In The Webs“ oder „Images Quite Horrible“) manchmal sogar hervorstechen.
Oder als Fazit dann berechtigter Weise doch etwas vorteilhafter ausgedrückt: Das Thema von HALLOWEEN wird zwar konsequent und gekonnt umgesetzt, geht leider aber in der Masse der Songs mit unter verloren.
Die „Klaue“ (Zarpa) schlägt wieder zu und diesmal so hart wie nie zuvor. ZARPA präsentieren sich düsterer und aggressiver als auf den letzten Alben. Da sie es aber geschafft haben ihre epischen und mystischen Melodien beizubehalten, steht ihnen diese kleine Kurskorrektur sehr gut zu Gesicht. Mit Unterbrechungen sind ZARPA bereits seit 1977 aktiv und gehören damit neben BARON ROJO, PANZER, NU oder auch OBUS zu den dienstältesten spanischen Metalkapellen. Seit ZARPA bei dem rührigen Karthago Label untergekommen sind, verwöhnen sie den geneigten Metalfan regelmäßig mit originellem aber nichts desto trotz klassischem Heavy Metal. Dass sich ZARPA dazu entschlossen haben auch weiterhin in spanisch zu singen wertet das Material noch weiter auf. Der leidenschaftliche Gesang von Vicente Feijóo ist unverkennbar und lässt ZARPA aus den Heerschaaren anderer Metalbands aufscheinen. Auch die mitunter leicht folkigen Gitarrenharmonien passen perfekt zu den klassischen Metalriffs, welche ZARPA selbstredend auch auf der Pfanne haben. Dieser Mix macht den unwiderstehlichen Reiz ZARPA's aus. Auf „Las Puertas Del Tiempo“ reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm. Klischeehymnen wie „Esto Es Heavy Metal“ oder „Chicas Del Metal“ wechseln sich mit ruhigen und geheimnisvollen Stücken wie „Trovador / Trovador Electrico“ ab. Als weiterer Anspieltip mag das mächtige „Mensajeros Del Sol“ herhalten. ZARPA sind eine absolute Ausnahmeerscheinung und nicht nur in Spanien absolute Spitze. Gebt dieser Band eine Chance und lasst euch nicht von den spanischen Lyrics abhalten. Parallel zu „Las Puertas Del Tiempo“ wurden über Leyenda Records übrigens die beiden 80er Alben „Angeles O Demonios?“ und „Herederos De Un Imperio“ wiederveröffentlicht.
Die Athener Formation TERRA INCOGNITA hat sich dem klassischen Mid-Tempo Heavy Metal verschrieben. Laut eigener Aussage rangieren die Einflüsse von FATES WARNING / QUEENSRYCHE über THIN LIZZY, RAGE, RIOT und IRON MAIDEN hin zu ALICE IN CHAINS und DREAM THEATER. Zumindest haben die Herren Geschmack. Leider jedoch reicht die Fantasie des Autors nicht aus, diese Einflüsse beim „Genuss“ von „Barren Land“ auch herauszuhören. Eine Stunde lang gibt es recht gleichförmigen 08/15 Metal zu bestaunen, welcher es nicht vermag die Aufmerksamkeit des Hörers auch nur für eine Sekunde zu fesseln. „Barren Land“ ist eine unglaublich zähe Angelegenheit und die Lust auf die Skiptaste zu drücken wird schier übermächtig. Die einzigen Momente in denen TERRA INCOGNITA aufhorchen lassen sind, wenn Fronter Billy Vass in die Höhen entschwindet...dann tut es nämlich richtig weh. Die peinlichen Bandfotos runden das Ganze dann noch passend ab. Next please.
BATTLE BEAST aus Finnland haben diverse Nachwuchswettbewerbe gewonnen und dürfen jetzt nicht nur ihr Debut Album via Nuclear Blast unters Volk werfen, sondern auch noch NIGHTWISH supporten. Als Einstieg gar nicht mal sooo schlecht. BATTLE BEAST werfen mit so viel Metalklischees um sich, dass es sogar Herrn DeMaio schwindlig werden dürfte. Und ja, „Steel“ ist eine gute Platte im Fahrwasser von neuerer MANOWAR, MAJESTY oder wegen des Gesangs von Nitte Valo dürfen auch ZED YAGO genannt werden. Die Ohrwurmdichte ist zwar hoch, nur beschleicht mich das Gefühl, dass es sich bei BATTLE BEAST nicht um gestandene Metalheads, sondern eher um clevere Songwriter handelt, die zwar gute Songs schreiben können, es aber nicht schaffen, dem Hörer Ehrlichkeit und Herzblut zu vermitteln. Die vergleichbaren HYSTERICA sind da schon um einiges authentischer unterwegs. Was bleibt sind veritable, meist im Midtempo angesiedelte Metalhymnen mit starkem Gesang. Anspieltips sind der Stampfer „Enter The Metal World“, der Banger „Justice And Metal“ sowie der Acceptlastige Titelsong.
Damit die Antwort auf die Frage „Ankor?“ nicht immer die Gegenfrage „Wat?“ ist, schicken sich die SpanierInnen mit „My Own Angel“ an diesen Namen abseits der Tempelanlage in Kambodscha bekannt zu machen. Aber um ehrlich zu sein, sind selbige Tempelanlagen doch um einiges interessanter, als die musikalischen Ergüsse von ANKOR. Nettes Songwriting paart sich mit der netten Stimme von Fronterin Rosa de la Cruz. Alles hier ist irgendwie nett. Aber zwingend ist es nicht. Außerdem verstehe ich nicht warum es gerade in ist, dass bei recht melodischem Metal immer wieder so ein brunftiger Hirsch dazwischen blökt. Das ist nicht innovativ oder modern, das ist einfach doof und stört. Denn dadurch wirkt das Material auch nicht aggressiver. Leider bleibt keine der vielen Melodien auch nur ansatzweise im Kleinhirn hängen. Wer also einen Mix aus WITHIN TEMPTATION, LACUNA COIL, BEHOLDER, THE DOGMA und dem alten Beauty and the Beast Spiel braucht, kann ja hier mal 'reinhören. Mir ist es, wie schon gesagt, alles viel zu nett.
Der Haufen aus Arizona ist bereits seit 1991 aktiv und wurde von COVEN-Bassist StoneAge (nicht zu verwechseln mit den 60er-Psychedelic-Rockern) und STORM-Gitarrist Joel Myers gegründet, die das Andenken beider Bands mit BUTCHER weiterführen, da ein großer Teil des alten Materials beider Bands nicht mehr erhalten ist. Darum wird auf „Welcome To The Night“, dem bis dato zweiten Album der Band, immer wieder auf die Vergangenheit verwiesen, was teilweise – und nun wird es ganz verquer – in Form von fiktiven Nachrichtensamples, bzw. Radioansagen geschieht. Dabei ist das Album weder als Konzeptwerk noch als „Metal Oper“ im Sinne von AVANTASIA und Co. angelegt, sondern ein einfach nur obskures Hörerlebnis, das man so nicht alle Tage zu Ohren bekommt. Die Kompositionen an sich sind zwar durchweg nicht spektakulär, entfachen aber im Kontext zu den Zwischenspielen und mit Hilfe dreier Sänger (beide Bandgründer sowie die kräftige weibliche Röhre Lil Tang) einen coolen Charme, der in mitgrölkompatiblen 80er-Powerrockern der Marke „The Dark“, „King Of The Hill“, „Shockwave“, dem balladesken, kauzigen „Silence“ oder dem kultigen „Halloween“ gipfelt, die der Spandexhosen-Fraktion mühelos gefallen dürften. Es braucht einige Zeit, bis man sich an die kuriosen Ideen des Quartetts gewöhnt hat, doch dann erlebt man eine zwar nicht gerade überragende, aber originelle, abwechselungsreiche Altschulplatte… und so was gibt´s gewiss nicht alle Tage…
Die Tiroler DESERT SIN legen mit „Destination Paradise“ das zweite Album nach ihrer Umbenennung vom wenig erbaulichen Bandnamen SICK-U-R vor. Im Vergleich zum Vorgängerwerk „The Edge Of Horizon“ haben DESERT SIN ein paar Brickets nachgelegt. So klingen Songs wie „Kill The King“ doch einen Tacken aggressiver als zuletzt. Jedoch werden auch die klassischen, epischen Melodien nicht vernachlässigt. Selbst in den aggressivsten Momenten bleiben DESERT SIN immer schön melodisch. DESERT SIN hämmern einen zeitlosen Mix aus Eurobands wie JESTER'S MARCH, LANFEAR oder LETTER X und diversen US Bands in die Rillen (ja, ich weiß...es ist nur Eine). Keyboards sind zwar vorhanden, verwässern das Material aber nicht, sondern sind nur dazu da den Songs mehr Tiefe zu verleihen. Auch die kraftvolle Produktion muss man loben. Weitere Heighlights sind „Follow Me“, welches mit mit zackigen Strophen und schönem mehrstimmigen Gesang erfreut. Sowie der bombastische und vielschichtige Abschlusskracher „Circle Of Twilight“. Frontmann Sandro Holzer erinnert mich mit seinem Timbre immer wieder an den POWERSURGE Fronter James Marra, was auf jeden Fall als Kompliment gemeint ist. „Destination Paradise“ sollte man als qualitätsbewusster Power Metal Fan gehört haben.