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All Hell´s Martyrs

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Egal ob bei seiner Hauptband PRIMORDIAL, den Traditionalisten TWILIGHT OF THE GODS, den extremeren BLOOD REVOLT oder jetzt bei DREAD SOVEREIGN: Scheiben, auf denen Alan Averill (der hier unter seinem bekannten Pseudonym Nemtheanga aktiv ist und zudem den Bass übernimmt) das Mikro hält, können nicht schlecht sein; diese Erkenntnis ist inzwischen von einer frühen Ahnung zu einem Naturgesetz gereift. Das Geheimnis ist, dass der 39-Jährige eigentlich kein Sänger im klassischen Sinn ist, sondern eine Art Prediger, der mit seiner intensiven, glasklaren, aber auch entsprechend düsteren Stimme sofort zu fesseln vermag, und man ihm jedes "gesungene" Wort auf Anhieb abnimmt, was auch "All Hell´s Martyrs" neben dem sowieso schon überragenden Songmaterial ungemein aufwertet. Zusammen mit PRIMORDIAL-Drummer Simon O'Laoghaire (der hier als Dubh Sol auftritt) und dem weniger bekannten Gitarristen Bones zelebriert Nemtheanga unter dem Banner DREAD SOVEREIGN epischen Doom, der thematisch auch gerne den Black Metal tangiert. COUNT RAVEN, CANDLEMASS, PENTAGRAM oder SAINT VITUS mögen grobe Stützpfeiler des Trios sein, doch klingen seine Songs noch schwärzer, abgründiger und mitunter sogar atmosphärischer - und an bekiffte Hippies denkt man bei den zehn teilweise überlangen Songs sowieso zu keiner Sekunde. Highlights oder gar "Hits" zu preisen, macht wenig Sinn, da "All Hell´s Martyrs" vor Allem in seiner Gesamtheit funktioniert, was mich jedoch nicht davon abhält, zumindest "Thirteen Clergy To The Flames", die vorab veröffentlichte Single "Pray To The Devil In Man" oder das knapp zwölfminütige "We Wield The Spear Of Longinus" (für mich der Albumfavorit und eine der besten Doom-Kompositionen der letzten Jahre - hört Euch nur mal die hymnische Explosion nach zwei Dritteln an - absolute Gänsehaut pur!) als repräsentativen Querschnitt zu nennen... eines ähnlich großartigen Debütalbums wie "Fire On The Mountain" von TWILIGHT OF THE GODS... womit sich der Kreis schließt.

All Hell´s Martyrs


Cover - All Hell´s Martyrs Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 72:3 ()
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All I Want

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Aus Schweden kommt die Doom-Metal Band AVATARIUM, welche 2013 mit der EP "Moonhorse" erstmalls auf sich aufmerksam machte. Bald schon folgte das Self-titled Debüt-Album und nun ist mit der EP "All I Want" schon Output Numero drei in den Läden. Zwischenzeitlich gab es übrigens eine Tour mit der finnischen Death-Metal-Legende AMORPHIS, als Supporter der "Tales From The Thousend Lakes-"Tour. Das heißt nicht automatisch, dass AVATARIUM den Geschmack eines jeden Death Metal-Fans treffen. Viel mehr ist es so, dass die Schweden ihren Stil perfekt beherrschen und sich gefunden haben. CANDLEMASS-Gründer Leif Edling hat seine Hände hier im Spiel, mit AVATARIUM aber etwas vollkommen Neues erschaffen. Klar bewegt man sich auch hier im Groben und Ganzen im Doom Metal, aber nicht ohne zwischenzeitlich ein paar mystische, bluesige und rockige Klänge einfließen zu lassen. Ein weiteres, großes Plus für die Formation ist die wunderschöne Stimme der Frontfrau. Jennie-Ann Smith's Stimme fügt sich perfekt in den doomigen Sound ein und gibt der Band eine ganz besondere Note, sowie einen großen Wiedererkennungswert. Großes Potential gibt es hier auf jeden Fall! Etwas Schade ist es nur, dass auf der "All I Want"-EP lediglich zwei neue Songs zu finden sind. Zum einen das rockige "All I Want", welches obendrein ein sehr guter Live-Song ist und das um Längen ruhigere "Deep Well", welches auf seine Art auch zu überzeugen weiß. Der Rest der EP setzt sich aus Live-Versionen des Albums zusammen. Und obgleich hier mit "Pandora’s Egg", "Tides Of Telepathy" und "Bird Of Prey" die Wahl recht gut ausfiel und die Songs live ohne Frage funktionieren, bleibt es fraglich, ob man das auch wirklich braucht. Da hätte man besser eine vollwertige EP, sowie ein Live-Album herausbringen können. Für Fans der Band und zum Sammeln sicher nicht verkehrt, der Rest wartet lieber auf das neue Album.

All I Want


Cover - All I Want Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 05
Länge: 31:14 ()
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Rervm

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Ein Ehepaar, obskure Synonyme ("Bezaelith" und "Otrebor"), "intelligente" (oder doch nur tote?) lateinische Songtitel und die Veröffentlichung trots vermeintlich sonniger Heimat (Kalifornien) durch ein finnisches Label: Das sind LOTUS THIEF. So undurchsichtig, wie durchdacht kommt das Duo nach der Erstveröffentlichung "Nymphaea Caerulea" (2012) mit einem vollwertigen Album daher. "Rervm" ist sphärisch, modern und alles andere als leicht zugänglich. Schleppender Doom mit atmosphärischen Black Metal-Anteilen und bluesiger Frauenstimme verwebt sich mit elektronischem, ambientalen Wabbern und teils rockigen Riffs zu einem düsteren Ganzen. Teils gibt es hier wirklich erfrischende Momente, wo alles perfekt passt und so anders, so neu, so vollkommen klingt ("Discere Credas" und "Mortalis"), dann ist es wieder nur ein ewiges Warten. Was soll das? Was kommt da noch? Wieso das und wieso so lange? Fragt man sich um flugs wieder von einer "Höhepunkt-Passage" überrascht und mitgerissen zu werden. Tatsächlich arbeiten LOTUS THIEF wirklich innovativ und mutig, experimentell, losgelöst und eigen an einem nicht für Jedermann bestimmtem Konzept. Unersichtlich bleiben mir die viel zu seichten und so unendlich langen Übergänge, wärend vor allem "Mortalis" durch seine Schönheit und Fremdartigkeit so sehr besticht. Freunde von Atmosphärischem, von Post rock, Blues, Space Metal und Philosophischem sollten LOTUS THIEF im kostenlosen Bandcamp-Stream riskieren. Entweder funkt es oder nicht.

Rervm


Cover - Rervm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 06
Länge: 48:58 ()
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V.

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Zäh und lang ist der Flug von Odins Sleipnir. Doch nach dem Willen aller nordischen Götter hat das US-Amerikanische Duo es endlich geschafft einen Vertrag bei Napalm Records zu ergattern. So veröffentlichen THE FLIGHT OF SLEIPNIR mit Werk „V.“ erstmals unter einem großen Label. Dabei ist die Musik ein echter Spezial-Fall. THE FLIGHT OF SLEIPNIR vereinen staubigen Stoner Rock, schleppenden Doom und Psychedelic mit Folk- und Black Metal. Thematisch werden dabei nordische Sagen aufgegriffen. So werden schwere, gefühlvolle aber auch zähe Stücke kreiert, die einerseits durch ihre Vielfältigkeit glänzen, sich stellenweise aber auch als ziemlich schleppend erweisen. Einzigartig ist der Mix dieser Stilrichtungen auf jeden Fall, etwas Vergleichbares ist mir noch nicht zu Ohren gekommen. Aber leider bleibt auch definitiv zu sagen, dass hier manchmal mehr der Weg das Ziel ist, welches man auf der Strecke und den Irrwegen durch die verschiedenen Stilrichtungen immer mehr aus den Augen verliert. THE FLIGHT OF SLEIPNIR haben hier ein wunderschönes, aber auch sehr anspruchsvolles Mosaik kreiert, das so manchen Hörer (gerade beim ersten Durchgang) leicht überfordert. Von Mal zu Mal jedoch wächst „V.“, wobei mir besonders der Hauch Black Metal und die Lagerfeuerromantik in den Stücken zu sagen. Fans der Band kommen hier garantiert auf ihre Kosten und müssen durch den Label-Wechsel nichts befürchten. Wer CRIPPLED BLACK PHOENIX, TOMBSTONES und auf der anderen Seite PRIMORDIAL, STANGALA und AGALLOCH vergöttert, sollte hier mal reinhören.

V.


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 07
Länge: 59:9 ()
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Morning Star Rise

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THE HOUSE OF CAPRICORN konnten schon mit ihrem letzten Langeisen überzeugen, entsprechend hoch sind die Erwartungen an "Morning Star Rise". Trotz ENTOMBED-Referenz im Titel gibt es aber keine Hinwendung zum Death Metal, sondern eine Verfeinerung das Band-eigenen Sounds aus Doom Metal und Stoner Rock. Anno 2014 steht immer noch Sänger Marko mit seiner markanten Stimme im Mittelpunkt der Songs, die Gitarren und das Schlagzeug haben sich aber mehr Freiraum erkämpfen können ("The Only Star In The Sky"). Vergleiche mit finnischen Düsterrockcombos werden THE HOUSE OF CAPRICORN auch mit dem neuem Album ebensowenig entgehen können wie die Nennung des Namens TYPE O NEGATIVE. Mit Songs wie dem starken Doppel „Our Shrouded King“/ „Watching Angels Fall“ zeigen die Neuseeländer, dass sie ein Gespür für atmosphärische, eingängige Songs haben. So gesehen passt auf "Morning Star Rise" alles zusammen: gute Songs, gute Produktion, viel Atmosphäre. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden, aber solange eine Band gute Songs schreibt, ist das doch egal. Und mal ehrlich, wie viele Bands machen etwas völlig Neues? THE HOUSE OF CAPRICORN liefern ein gutes, düsteres Metalbum ab, mit dem Sie die in sie gesetzten Erwartungen locker erfüllen können. So muss das sein. 

 

Morning Star Rise


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 41:46 ()
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Sex In The Seventh Circle

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HANG THE BASTARD geben sich auf "Sex In The Seventh Circle", dem durch Bandnamen und Plattentitel gewecktem Eindruck alle Ehre zu machen und hauen fast eine Stunde dreckigen, fiesen Metal raus, der sich irgendwo in der Schnittmenge von New Orleans-Sludge, Stoner Rock und Black Metal wohl fühlt. Die Songs sind dabei durchweg eingängig und auf konstant hohem Niveau, wodurch "Sex In The Seventh Circle" allein schon eine Empfehlung für alle Freunde dreckigen Metals ist. Die treten Songs ordentlich Arsch ("Beyond The Pale") und kommen auch mal punkig daher ("Absorption"), was durch die druckvolle Produktion zu einem wahren Lärmorkan in der heimischen Bude führen kann und wird. An die Black Metal-lastige Geangsleistung muss sich der geneigte Sludge-Fan eventuell ebenso gewöhnen wie an das flotte Tempo (CANCER BATS lassen güßen), aber wer sich damit anfreunden kann, wird mit einer schönen Platte belohnt, die immer wieder im Player landen wird. HANG THE BASTARD mischen frech und unbekümmert alle Metal-Stile, die ihnen gefallen und haben daraus einen eigenen Sound kreiert, der sich orkanartig Bahn bricht. Das starke Songwriting trägt sein Übriges dazu bei, "Sex In The Seventh Circle" zu einem Kleinod im Spätherbst des Jahres zu machen. 

 

 

Sex In The Seventh Circle


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 56:11 ()
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...And Justice For Y'all (Re-Release)

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Das WEEDEATER-Debüt "... And Justice For Y'all" kommt via Season Of Mist als neu gemischte Variante in die Läden und bietet so Späteinsteiger in den Sound der Band mit dem zweitcoolsten Bandnamen ever (BONGZILLA toppt immer noch alles) die Chance, eine Bildungslücke zu schließen. Anno 2001 klang das Ganze noch relativ rumpelig ("Free"), daran ändert auch der gestaltete Sound nichts. WEEDEATER vermögen es trotz oder gerade dessen, den Hörer mit ihrem Mix aus schleppenden, fast schon Drone-artigen Passagen, und schnellen Abschnitten zu fesseln. Der Gesang gurgelt sich fast schon in die Songs und erinnert eher an vertonten Schleim als an alles andere. Das fügt sich zu einer zähen Masse zusammen. Was wohl rauskommt, wenn Bongwasser mit Kleister gemischt wird? Als Musik dürfte WEEDEATER dem ziemlich nahe kommen. Irgendwo in der Schnitmenge der New Orleans-Chose, ELECTRIC WIZARD und SLEEP hatten WEEDEATER zu Beginn des Jahrtausends ihren Platz gefunden und ein starkes Debüt eingespielt, das auch heute noch zu überzeugen weiß. 

...And Justice For Y'all (Re-Release)


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 34:57 ()
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Wisdom

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Israfel, war das nicht der Engel dem Musik über alles ging? Wenn dem so ist, haben wir hier tatsächlich eine Band, die sich ganz ihm verschrieben hat: THE ORDER OF ISRAFEL, irgendwo schwankend zwischem leicht progressivem Doom Metal und Stoner Rock präsentieren sie ein Debut von knapp über einer Stunde Spielzeit. Im Schnitt haben wir es hier mit Neun-Minütern, aber auch zwei Vier-Minütern, einem Viertel-Stündler und einem kurzen Interlude zu tun. Schon der Opener „Wisdom“ beweist, das THE ORDER OF ISRAFEL keine Schwierigkeiten haben, diese lange Spielzeit interessant zu gestalten. Mit viel Abwechslung gehen sie zu Werke, ohne ihren schleppenden Grund -Rhythmus aufzugeben. So hält auch die Viertelstunde in der „Promises Made To The Earth“ einige Überraschungen bereit. Dann gibt es da noch düstere Doom-Songs wie „The Noctuus“ und akkustische Lagerfeuer-Lieder mit viel Gitarren-Geklimper, Trommeln und Chor („The Eart Will und Deliver What Heaven Desires“). „Born For War“ kommt in leichtem BLACK SABBATH-Gewand daher, das kurze Interlude „The Order“ überrascht mit seiner Intensität „The Black Wings A Demon“ weiß als schnellster Song des Albums gut zu rocken. Insofern fällt es bei so viel unterschiedlichem Material echt schwer irgendwelche Anspiel-Tipps zu nennen, so kann ich nur sagen, dass „Wisdom“ mich bei jedem Durchlauf mehr beeindruckt hat. Geniale Instrumentierung, musikalisches Können, sehr variabler Gesang, viel Abwechslung – Was will man mehr?

Wisdom


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 09
Länge: 64:52 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Ophis

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Interview

Hi Philipp! Wie geht´s Euch denn momentan?

Hi, danke der Nachfrage. Eigentlich ganz gut. Ich hab zwar gerade leider recht viel um die Ohren, was mit Musik nicht so viel zu tun hat, aber wir stecken mitten in der Promo zum neuen Album, und das ist natürlich immer eine super Sache.

Zwischen Eurem letzten Album "Withered Shades" und "Abhorrence In Opulence" liegen annähernd vier Jahre. Hat es einfach so lange gedauert, das neue Album fertigzustellen?

Nein, ironischerweise ist das neue Album sogar schneller geschrieben worden als alle vorherigen. Aber wir haben erst spät damit angefangen. „Withered Shades“ war ein sehr intensives Album, das wir seinerzeit förmlich aus uns rausgeblutet hatten. Danach waren die Akkus ein wenig leer. Leider wollten wir das zunächst nicht einsehen und haben sofort neues Material geschrieben, welches aber nur wie ein lahmer Aufguss von der „Withered Shades“ klang. Nach über einem halben Jahr haben wir dann eingesehen, dass es keinen Sinn macht, neues Material zu erzwingen, und das gesamte Zeug ist im Müll gelandet. Dann hat uns Jan verlassen, und wir mussten seinen Nachfolger Martin erstmal quasi einarbeiten. Er ist ein brillanter Gitarrist und Schreiber, aber wir mussten uns erstmal aufeinander einpegeln und unsere recht unterschiedlichen Arbeitsansätze in Einklang bringen. Auch das hat gedauert. Wir haben uns dann erstmal auf Gigs konzentriert und haben zwei Tourneen gemacht. Zwischendrin haben wir dann noch ´ne Split-EP und eine Compilation rausgebracht, was ja auch seine Zeit braucht. Erst Ende 2012 haben wir so richtig ernsthaft mit dem Songwriting für „Abhorrence In Opulence"“ angefangen, und erst nach der letzten Tour bekam die Platte ihre finale Richtung. Es ist natürlich ein langer, etwas umständlicher Weg gewesen, aber wir haben schon immer die Meinung vertreten, dass ein übereiltes Album weder uns noch dem Publikum etwas nützt. Wir wollen nicht zu den ganzen Bands gehören, die Fließbandarbeit abliefern. Und da wir nicht von der Musik leben, können wir uns den Luxus auch leisten.

Es gilt in der Metal-Gemeide allgemein das ungeschriebene Gesetz, dass das dritte Album über den weiteren Verlauf der Karriere einer Band entscheidet. "Abhorrence In Opulence" ist auch nach internationalen Maßstäben eines der stärksten Alben der letzten Jahre in der Schnittmenge aus (Funeral-) Doom- und Death Metal geworden. Glaubt Ihr nun an den großen Aufstieg, wie ihn in etwa Eure Fast-Namensvetter OPETH hingelegt haben?

Vielen Dank, dass Du die Platte so einschätzt. Dennoch: das wird nicht passieren. Nicht mit unserer Art von Musik. Death-Doom ist ein Nischenprodukt. Selbst innerhalb der ohnehin schon kleinen Doom-Szene ist Death-Doom eher das Stiefkind. Ich könnte mir vorstellen – und würde mich auch freuen – dass wir mit dem neuen Album und dem neuen Label im Rücken (Cyclone Empire - Anm. d. Verf.) vielleicht noch mal einen kleinen Bekanntheitsschub bekommen. Aber dass unsere Karriere jetzt einen Riesensprung nach vorn macht, und wir auf einmal wochenlange Headliner-Tourneen in 2000er-Hallen machen – unmöglich. Wollen wir auch nicht. Berufsmusiker sein ist kein Segen, sondern ein Fluch. Semiprofi zu sein ist dagegen das Beste, was man tun kann. Also machen wir das. Soll uns gut genug sein. Außerdem sehe ich es immer andersrum: verglichen mit vielen anderen Death-Doom-Bands aus Deutschland sind wir mittlerweile wenigstens halbwegs bekannt und können sogar im Ausland touren. Das ist ja schon mal was und in unserem Genre nicht wirklich die Regel. Da sehe ich keinen Grund, mich zu beklagen, haha! Gemessen an unseren Erwartungen bei der Bandgründung sind wir extrem weit gekommen.

Wie entscheidet Ihr bei Euren inzwischen durchweg überlangen Kompositionen, wann sie "fertig" sind? Was hindert Euch daran, bei einem Song wie dem neuen "Disquisition Of The Burning" oder auch "Necrotic Reflection" vom letzten Album "Withered Shades" noch drei, fünf oder zehn Minuten anzuhängen? Wie funktioniert Euer Songwriting diesbezüglich?

Hm, sorry, falls die Antwort dumm klingt, aber ein Song ist fertig, wenn er fertig ist. Das ist eine Gefühlssache: wir haben noch nie gesagt: „Lass uns einen Song machen, der 6 Minuten oder 15 Minuten dauert!“. Wir schreiben einfach und achten sehr genau, aber auch sehr instinktiv, auf die Wirkung des Songs. Wir stecken extrem viel Zeit in Experimente mit den Arrangements, und der Fluss der Songatmosphäre entscheidet, wann die Nummer fertig ist. Klar hätte man „Disquisition Of The Burning“ noch länger machen können, aber dem Song hätte das sicher nicht gut getan. Genau das ist der Grund, warum Doom Metal immer unterschätzt wird. Viele Leute sagen, man brauche doch bloß ein paar Moll-Akkorde aneinander hängen und möglichst langsam spielen. Ist aber nicht so. Langsame Musik wird extrem schnell langweilig, und es ist eine echte Herausforderung, exakt das richtige Maß zu finden, so dass der Song sich einerseits in Ruhe aufbauen kann, andererseits aber nicht langweilig wird. Wenn Du dreiminütige Thrash-Songs schreibst, hast Du diese Problematik jedenfalls nicht. Da ich früher mal in einer Thrash-Band gespielt habe, weiß ich wovon ich rede, haha!

Eure Texte sind mitunter sehr gesellschaftskritisch und oftmals auch persönlicher Natur. Wovon handeln die einzelnen Songs auf "Abhorrence In Opulence"? Was ist zum Beispiel der "Perverse Walzer"?

Das ist einer der persönlichen Songs. Ich habe da Träume verarbeitet, die ich mal eine Zeit lang hatte. Ich habe im Wesentlichen keine Alpträume, die Angst einflößen, sondern absurde Träume, die eher einen entwürdigenden und deprimierenden Charakter haben. Manchmal auch Gewalt. Mitunter ist das unangenehmer als klassische Angstträume. Der "Perverse Walzer" ist eine Metapher für den Tanz, den diese Träume manchmal aufführen. Die meisten anderen Songs auf dem Album sind eher gesellschaftskritisch oder tendenziell politisch. „Disquisition Of The Burning“ beschreibt zwar vordergründig eine dämonische Besessenheit, aber diese ist als Metapher dafür zu verstehen, dass sich herrschende Klassen künstliche Feindbilder schaffen, um ihre Herrschaft und damit die Kontrolle und Unterdrückung der Massen zu legitimieren. Die Kirche macht ihren Mitgliedern Angst vor der Hölle und Gottes Zorn, um ihnen gleichzeitig Schutz anzubieten – gegen Geld natürlich. Politiker schüren Ängste vor Terroristen und legitimieren damit die totale Überwachung des Volkes. Die Krux an der Sache ist, dass sie alle ihr vorgegebenes Ziel, diese Bedrohungen zu eliminieren, niemals erreichen dürfen, da sie sich sonst selbst abschaffen würden. Der Staat wäre arm dran, wenn er Terrorismus wirklich besiegen könnte. Der Song greift die daraus entstehende Heuchelei auf.

Welche Bands haben Dich im Laufe Deines Lebens am Meisten beeinflusst, beziehungsweise wo liegen die musikalischen Wurzeln von OPHIS? Kannst Du in diesem Zuge ein paar Bands und Platten nennen, die man unbedingt kennen sollte? Und bist Du selbst eher CD- oder eher Vinyl-Sammler?

Ich sammle beides, muss aber gestehen, dass ich aus reiner Faulheit einen deutlichen Hang zur CD habe. Die musikalischen Wurzeln von OPHIS liegen ganz klar in den Bands, die ich in den 90ern viel gehört habe: MY DYING BRIDE, ANATHEMA, BOLT THROWER, ASPHYX, SAMAEL, TIAMAT, OBITUARY. Mittlerweile hat sich das Spektrum deutlich erweitert, bzw. verwässert, weil wir mittlerweile unseren eigenen Stil haben, finde ich jedenfalls, und natürlich jede Menge andere Bands dazugekommen sind, die uns geprägt haben. Wir versuchen auch ganz bewusst, uns über Einflüsse nicht viele Gedanken zu machen, weil man sonst schnell unbewusst anfängt, Dinge zu kopieren. Ein paar Doom-Alben, die man meiner irrelevanten Meinung nach unbedingt kennen sollte, sind: MY DYING BRIDE – „Turn Loose The Swans“, EVOKEN – „Quietus“, SKEPTICISM – „Stormcrowfleet“, ANATHEMA – „The Silent Enigma“, DISEMBOWELMENT – „Transcendence Into The Peripheral“, MURKRAT – „Drudging The Mire“, ESOTERIC – „The Maniacal Vale“, IMINDAIN – „And The Living Shall Envy The Dead“ und auch wenn es kein richtiges Doom-Album ist: BETHLEHEM – „Dark Metal“.

Werden Euch nach rund 13 Jahren Bandgeschichte und durchweg positiver Resonanz auf Eure Musik die teilweise ehrenamtlich geführten Clubs wie etwa das Göttinger "Juzi" nicht langsam zu klein? Würdet Ihr, um es mal als gemeine Fangfrage zu formulieren, nicht lieber mal ein Konzert in Wacken spielen?

Es ehrt mich wirklich, dass Du uns so einen Status zusprichst, aber tatsächlich sind solche Läden wie das „Juzi“ in Göttingen von der Größe her angemessen für uns. Zumindest wenn wir als Headliner spielen. So groß ist das potentielle Publikum in diesem Genre einfach nicht. Wir waren ja beispielsweise vor zwei Jahren mit AHAB auf Tour, die ja nun wirklich eine der definitiv größten Bands in diesem Genre sind, und selbst da haben wir in Läden wie dem „Escape“ in Wien oder dem „Rosenkeller“ in Jena gespielt. Also im Schnitt vor 150 – 200 Leuten. Ich empfinde das übrigens nicht als Nachteil. Wir spielen im Zweifelsfall deutlich lieber vor 30 Leuten, die richtig Bock auf die Musik haben als vor 3000, die nur zum Saufen da sind, um es jetzt mal extrem zu formulieren. Wir haben schon richtig geile, intensive Konzerte vor 100 Leuten gehabt. Was auch die Wacken-Frage beantwortet: da würde ich auf keinen Fall spielen, selbst wenn die Interesse hätten. Wacken ist doch mittlerweile nix anderes mehr als die Metal-Version vom Ballermann. Eine reine Kommerzveranstaltung mit 60% Publikum, das außer METALLICA noch nie was von Metal gehört hat. Daran habe ich nicht das geringste Interesse; was hätte eine Band wie OPHIS da verloren?!

Kannst Du eine verrückte Anekdote von einem Eurer Konzerte erzählen? Euch ist doch sicher in den 13 Jahren die eine oder andere Verrücktheit passiert?! Kannst Du Dich an ein besonders denkwürdiges Konzert erinnern, das Ihr mal gespielt habt?

Denkwürdig waren einige, zum Beispiel unser Gig als Co-Headliner beim allerletzten "Doom Shall Rise"-Festival. Es war eine Ehre, so hoch im Billing zu stehen, und die Abschiedsatmosphäre war auf der Bühne intensiv spürbar. Das war bewegend! Verrücktheiten sind natürlich auch diverse passiert, allerdings meistens hinter der Bühne. Zum Beispiel haben wir mal auf einem Festival in Madrid gespielt. Spät nachts, als das Festival zu Ende war, wollten wir zurück ins Hotel, allerdings konnten wir Olly (OPHIS-Bassist - Anm. d. Verf.) nicht finden, und er ging auch nicht ans Handy. Dummerweise hatte er den Hotelschlüssel. Wir haben uns echt Sorgen gemacht, dass was passiert ist, und uns blieb nichts anderes übrig, als ihn in der riesigen Stadt suchen zu gehen. Irgendwann haben wir ihn dann in einer obskuren Kellerkneipe gefunden, wo er von ISOLE und PRIMORDIAL hingeschleppt und bis zum Abwinken mit Drinks versorgt worden war. Der Rückweg zum Hotel war entsprechend unterhaltsam.

Ein paar ätzende Sachen sind in all den Jahren natürlich auch mal passiert, aber drauf geschissen! Das bleibt nicht aus, davon wird keine Band langfristig verschont.

Hast Du noch ein paar berühmte letzte Worte für Eure Anhänger in Deutschland und dem Rest der Welt?

Ich möchte mich im Namen der Gruppe und uns selbst bedanken – ich hoffe wir haben das Vorspielen bestanden!



Review:

Mobile Of Angels

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by Gast (nicht überprüft)

Bei der Flut an Releases, die sich Woche um Woche über die Online-Plattformen und Distros ergießt, hat man es als Band gut, wenn man sich durch was auch immer vom Rest abheben kann. Wie schön für WITCH MOUNTAIN, dass Uta Plotkins Stimme das für die Band übernimmt. Wenngleich die Doomsters aus Oregon mit ihrer bluesigen Heaviness nichts falsch machen und solide an alte SAINT VITUS und BLACK SABBATH knüpfen, wird „Mobile Of Angels“ in erster Linie von einem Satz Stimmbänder geschleppt. Ob mit fragil klingendem Wehklagen, catchigen Refrains oder dunkel-monotonem Sermon, Plotkins variabler Gesang macht unmissverständlich klar, wo der Frosch den Blues hat.

 

So ist es gleichermaßen absehbar wie vernünftig, dass man in puncto Instrumente zurückhaltend ans Werk gegangen ist, erfreulicher Weise das Ganze auch nicht mit endlosen Gitarrensoli zerfasert und mit Melodien gehaushaltet hat. Und auch wenn „Mobile Of Angels“ dem Doom Rock nicht zur Neuerfindung des Rades verhilft, wirft es doch zumindest – und das ist tröstlich – die Frage nach einer Frauenquote für Doom-Vokalisten auf.  

 

 

Mobile Of Angels


Cover - Mobile Of Angels Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 50:0 ()
Label:
Vertrieb:

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