Siehste woll, aus Australien kommen auch noch andere Kracher als AC/ DC oder Midnight Oil. Ja sicher, es gibt da sicherlich auch extreme, harte Metal-Bands. Aber dennoch: THE AMENTA sind mit diesem gerade eben erschienenen Album wirklich eine absolute Überraschung. Die Kangaroos mischen in erster Linie Death-Metal-Elemente mit vielen, vielen Industrial-Elementen, streuen gelegentlich auch ein wenig Black Metal ein. Dabei bleibt die Kapelle jederzeit direkt, hart und manchmal vertrackt aber dennoch irgendwie eingängig. Als erster Vergleich mag vielleicht Red Harvest dienen. Die Gitarren zimmern einem das Kinn weg, das Schlagzeug zermalmt dir die Schädeldecke und das untermalende Keyboard unterstützt die Angst einflößende Atmosphäre. Und wer diese Anschläge überlebt hat, dem machen die industriellen Spielereien endgültig den Garaus. Und trotz aller Furcht vor diesem Werk, es verliert auch nach vielen, vielen Durchläufen nichts von seiner Energie. Die Scheibe muß immer wieder in den Schacht - so ist Sucht gemacht. Dieser Scheibe ist definitiv der absolute Vorschlag-Hammer.
So in den frühen Achtzigern, da war, lacht nicht, Bon Jovi relativ hart (vor allem verglichen mit sich selbst). Und es gab einen Haufen amerikanische Haar-Spray-Bands, die Riesenerfolge feierten. In Europa waren das vielleicht Europe und sonst nicht viele, in England niemand, auch nicht TOBRUK. Dabei ist das 1985 erschienene Album der Birminghamer, das Majestic jetzt wieder veröffentlichte alles andere als schlecht. Im Gegenteil, es kann mit Bon Jovi zu Runaway-Zeiten ohne weiteres mithalten. Nicht, daß ich irgendein ähnliches Album, das heute neu erscheint, auch nur mit der Kneifzange anfassen würde. Aber dieses - von Bon-Jovi-Produzent Lance Quinn prima sound-gekleidete - Werk spiegelt prima den Zeitgeist von damals wider und macht irgendwie Spaß. Zumal die 83er-Single als kleiner Bonus ebenfalls auf dem Silberling verewigt ist.
Die größte Band des Planeten in den Augen von Robin, einem von THE OCEANs Gitarristen ist MESHUGGAH. Wenn sich die Liebe für verqueren Lärm und sperrige Songs mit einer Neigung zu cineastischem Flair und opulenter Instrumentierung paart, kommt genau das heraus, was man hiernach erwarten darf. Komplexe Songs, strukturiert durch pfiffige Drums, gradlinig dank massiv bratender Gitarren und doch stets Haken schlagend wenn unerwartet das Thema gewechselt wird, sind das Revier von THE OCEAN. Klassisch orchestrale Arrangements flechten sich ein in das oft doomige Brett der anderen Musiker, acht an der Zahl sind es insgesamt. "Fluxion" wartet im Gegensatz zum Vorgänger mit Vocals auf, das deathige Organ bringt Härte, vor allem aber einige kürzere und knackigere Songs lassen "Fluxion" nicht mehr so zwingend wie ein Soundtrack wirken. Und doch fordern THE OCEAN viel vom Hörer und geben als Lohn für die Geduld eine unglaublich dichte und packende Atmosphäre zurück. Die ausgefeilten Songs und technisches Können sind bei den Berlinern aber glücklicherweise Mittel zum Zweck und kein Umstand der stets im Vordergrund stehen muss. Packend!
Die von Kevin "Skidz" Riddles nach seiner Ära bei ANGEL WITCH gegründete Band TYTAN veröffentlichte 1982 die "Blind Men And Fools" - EP, die heute noch ein begehrtes Sammlerstück darstellt. Das nachfolgende Album wurde leider im Sumpf der Plattenindustrie versemmelt und landete erst 1985 auf dem Markt, nachdem sich TYTAN schon längst wieder aufgelöst hatten. Was geblieben ist, ist eine superbe Momentaufnahme aus der Zeit der NWOBHM, die sich nicht hinter dem affentittengeilen ANGEL WITCH - Debüt verstecken muss. Melodische Kracher (TYTAN setzten, im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern dieser Musik, Keyboards zur Untermalung ein) wie das besagte "Blind Men And Fools" (Killer!), die Mitgrölhymne "Money For Love", das radiotaugliche "Women On The Frontline", das speedige (!) "Ballad Of Edward Case", der treibende und mit LED ZEPPELIN’s "Kashmir" kokettierende Stampfer "Rude Awakening" (noch mal Killer!), das Riffgeschoss "The Watcher", die Gänsehaut (halb -) ballade "Sadman" (Killer die dritte!) oder der mehrstimmige Rausschmeißer "Far Side Of Destiny" gehören auch nach 20 Jahren zu den besten und eigenwilligsten Kompositionen der NWOBHM und runden einen untergegangenen Klassiker ab, der keine Ausfälle kennt. Wie aber kommen wir zu der späten Ehre dieses Re - Releases??? Genau, der "Behämmerte" (Copyright: Memme) aus England mit Sitz bei "Majestic Rock" hat wieder zugeschlagen und stellt uns dieses Teil erneut in die Läden. Leider bietet die neue Version nur knapp mehr als die Serienausstattung, denn Bonus - Tracks etc. sucht man vergebens und Breitwand - Freaks werden sich am sehr am Original belassenen Sound stören. Dafür gibt’s ein ansehnliches, sechsseitiges Booklet mit ein paar Fotos und Liner - Notes zu bestaunen. Für alle Retro - Fans und die, die es werden wollen, ist dieser kultige Re - Release ein Pflichtkauf!!!
Schon verdammt lange sind INCANTATION in der DM-Szene aktiv, aber so recht den Durchbruch geschafft haben sie nie und an direkte Konkurrenten wie z.B. MORBID ANGEL herangekommen - weder bei Verkäufen noch vom Bekanntheitsgrad. Davon haben sich die Jungs aber nicht unterkriegen lassen und einige coole Alben veröffentlicht, aber auch ein paar eher maue Scheiben, zu denen ich auch die letzte, "Blasphemy", zähle. "Decimate Christendom" zeigt die Band nun in neuer Besetzung und musikalisch zwar immer noch kompromisslos brutaler, gleichzeitig aber variabler als jemals zuvor. Da wird anfangs ordentlich Gas gegeben ("Decimate Christendom"), im Kontrast dazu aber auch mal heftig im SloMo gefahren ("Blaspheme The Sacraments"). Dadurch hält sich die ganze Zeit eine gewisse Spannung und INCANTATION sind nicht mehr so vorhersehbar wie auf der letzten Scheibe. Mir liegt zwar nur eine ungemasterte Version vor, die aber schon ordentlich knallt und für die finale Version einiges erwarten lässt. INCANTATION legen mit "Decimate Christendom" ihr seit langem stärkstes Album vor, dass hoffentlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient!
TIGERTAILZ, das ist die Antwort des United Kingdom auf Poison und ähnliche Haarspray-Kapellen der Achtziger. Die ersten sieben Stücke dieser Scheibe sollten eigentlich auf der ersten Scheibe der Waliser erscheinen. Doch Music For Nations schickte die Herrschaften noch mal ins Studio, um die Stücke zu überarbeiten. Und so kommt man hier in den ungeschminkten Genuss der Tiger-Schwänze, zumindest soundtechnisch gesehen, die Bilder hingegen triefen vor Lipp-Gloss und Haarfestiger, ganz geil… Musikalisch geht es hier tatsächlich in Poison- und Mötley-Richtung, Schwanz- und Haarspray-Metal at it’s best. Heutzutage ringt einem so mancher Song, manch Ballade, der Sound und die Texte mehr als ein Lächeln an, früher aber haben zumindest die Musiker mit solcher Musik Mörderkohle verdient (oder die Männer im Hintergrund), oder zumindest Busladungen heißer Girls abgeschleppt. Ach, die letzten drei Songs sind bis dato nicht veröffentlicht, darunter befindet sich mit "I Want You To Want ME” ein recht gelungenes "Cheap Trick"-Cover. Alles in allem ein wirklich gelungenes Zeit- und Tondokument, von den kultigen Bilder ganz zu schweigen. Ein echter Glam-Hammer.
Irgendwo in Middlesex, England, sitzt ein total Behämmerter und re-released, was das Zeug hat. Behämmert? Ich denke, da sitzt einer in verwaschener Kutte, der mit jeder Menge Herzblut verbuddelte Perlen der Anfangstage des Metals sucht wie ein Trüffelschwein die gute Kost. Mit diesem Output von BLIND FURY tut er sicherlich einigen Haudegen einen dicken Gefallen, denn die Scheibe ist auf CD bis dato sowieso nur in Japan erschienen und auch ansonsten kaum zu bekommen gewesen. BF gingen aus den sagenumwobenen SATAN hervor (und wurden nach dieser Platte auch wieder Satan, später auch Pariah), machten auch nur genau diese eine Platte und verstreuten sich dann in alle möglichen Himmelsrichtungen, Steve Ramsey und Graeme English beispielsweise gehörten zum Starting-Line-Up Skyclads. "Out Of Reach" ist purer Heavy Metal, british wie ein Steak mit Pfefferminz-Soße. Texte wie "There’s a heavy metal load, Dynamo…."! oder das kultige Outfit (Netzhemden, Schnauzbärte, coole Leder-Handschühchen mit fiesen Armbändern versetzen einen zurück "in the beginning", die Scheibe erschien im Original immerhin schon 1985 über Roadrunner. Und musikalisch? Der Sound ist nicht groß aufgemotzt, es gibt keine Extra-Tracks. Und zeitgemäß ist BLIND FURY natürlich in keinster Weise. Metal wie er besser aufs KIT nicht passen könnte, Heavy Metal mit leichten Power-Metal-Anflügen, wenn man mal so sagen darf im Nachhinein. Manchmal wird’s sogar ein wenig episch, letztlich aber steht dieses Album wie wenige andere für den Begriff NWOBHM - nur, dass die Veröffentlichung aufgrund des Theaters um Satan oder nicht Satan vollkommen floppte. An der Qualität der Songs kann es damals eigentlich nicht gelegen haben. Schöner Retro-Tripp, danke Behämmerter.
Seit der ersten VANDALS-EP von 1982 sind schon einige Jahre ins Land gegangen, und mit "Hollywood Potato Chip" legen die altgedienten Melodic Punkrocker jetzt ihr neues Album vor. Konnten sich die Kalifornier mit ihren ersten Platten durchaus mit Bands wie NOFX messen, konnte schon die letzte Veröffentlichung "Internet Dating Super Studs" nicht wirklich überzeugen, da die Songs einfach zu beliebig und austauschbar geworden waren. Und um es vorwegzunehmen: Auch die neue Platte reißt das nicht wieder raus. Obwohl sie äußerst vielversprechend beginnt: Mit dem Opener "How They Getcha´" wird einem aggressiver Highspeed-Hardcore um die Ohren gehauen, bei dem sich Sänger Dave Quackenbush die Seele aus dem Leib schreit. Doch direkt darauf folgt der erste Tiefpunkt: das QUEEN-Cover "Don´t Stop Me Now" könnte von jeder der 1.000 Bands sein, die schon mal einen Pop-Song verpunkt haben und ist dementsprechend langweilig und belanglos (Respekt allerdings an Sänger Dave, der hier zeigt, dass er wirklich gut singen kann). Bei Track 3 und 4 geht dann wieder die Post ab und man hofft, dass das auch so bleibt, was aber leider (bis auf Track 9 und den Bonus-Track - die einzigen weiteren Lichtblicke) nicht der Fall ist. Die VANDALS scheinen viel BEATLES und QUEEN gehört zu haben - besonders "Manimal" klingt wie eine punkige Version eines BEATLES-Songs mit einem Brian May-Gitarrensolo - denn fast alle restlichen Songs sind von pop-rockigen, z. T. sogar peinlich theatralischen Parts und Harmonien durchzogen. Wenn zwischendurch doch mal wieder ein straightes Riff zum Vorschein kommt, wird das immer wieder ziemlich schnell durch Breaks und Tempowechsel unterbrochen, so dass jede Vorwärtsbewegung verloren geht und nichts wirklich abgeht. Schade, denn die VANDALS können auch anders, wie die schnellen Tracks der Platte beweisen, und auch am Sound ist nichts zu mäkeln, denn der ist rau, fett und dreckig. Richtig gut sind sie aber nur, wenn sie abgehen, und das ist auf dieser Platte viel zu selten der Fall.
Da freu ich mich über eine neue ABORTED-Scheibe und dann isses nur eine EP. Doof. Aber bis zum neuen Album ist es hoffentlich nicht mehr lang hin. Auf "The Haematobic" präsentieren die Belgier zwei neue Tracks, die qualitativ nahtlos an bekannte Songs anknüpfen und ABORTED in Höchstform zeigen. Da wird amerikanisch geballert, dass es eine wahre Freude ist, verpackt in eine klasse Produktion. ABORTED untermauern ihre Stellung als eine der momentan besten brutalen Death Metal-Bands und lassen Brutalität und Groove eine fruchtbare Symbiose eingehen. Drummer Dirk half bekanntlich bei Soilwork aus und ist bei den Franzosen Scarve eingestiegen (die ja wahrlich komplexe Mucke machen) und lässt seine Klasse mehr als einmal aufblitzen. "Drowned" von ENTOMBED hat einen typischen ABORTED-Sound bekommen, besitzt aber immer noch genug Wiedererkennungswert. Eine gelungene Verbeugung vor einer großen Band. Dann gibt’s noch einen neu aufgenommenen Track von der "The Purity Of Perversion", der sich im neuen Soundgewand natürlich um einiges besser und brutaler anhört. Zwei Live-Songs bilden den Abschluss, sind aber nicht wirklich berauschend. Für mich sollten Live-Songs wenigstens einige Publikumsgeräusche enthalten, das ist hier schon mal nicht der Fall. Und der Sound ist dazu auch nicht so der Bringer, muss echt nicht sein. Aufgenommen wurden die Tracks beim Party.San 2003, wo ABORTED auch gleich drei Songs mitgefilmt und als Videotrack auf die CD gepackt haben. Zu "Meticulous Invagination" findet sich auch noch ein Videoclip auf der Scheibe, den mein PC aber nicht wirklich abspielen wollte. Unterm Strich ein netter Appetithappen, aber wie jede EP will man einfach mehr.
Mit "Elend Für Alle" kommt jetzt die zweite Veröffentlichung der Berliner DIE ELENDEN in die Plattenläden. Und die gefällt - wenn auch nicht direkt nach dem ersten, aber spätestens nach dem zweiten Hören. DIE ELENDEN spielen Punkrock mit z. T. fast poppigen und oft melancholischen Melodien, bedienen sich aber auch gerne mal bei Ska und Polka, und das alles mit sympathischem Schrebbel-Sound und deutschen Texten. Dass man im ehemaligen Tonstudio der TON STEINE SCHERBEN aufgenommen hat, scheint man der Platte irgendwie anzumerken, besonders Sänger Das Lange Elend klingt wie eine bölkige Version von Rio Reiser. Überhaupt ist diese Stimme das Markenzeichen der Band. Nervt sie zunächst etwas, entwickelt sie nach längerem Hören einen äußerst eigenständigen Pöbel-Charme, dem man gerne verfällt. Vor allem, wenn man dann mal genauer auf die Texte hört, die man schon fast als eine Art Straßen-Lyrik bezeichnen muss, denn sie sind direkt, ungeschönt und ehrlich und trotzdem auf ihre eigene Art poetisch. Was man hätte weglassen können, sind einige dudelige und nervige Gitarrensoli und wie in "Ego-Song". Und über einen Titel wie "Keep on fuckin´ for a free world" lässt sich auch äußerst trefflich streiten. Versöhnlich stimmt hier aber der mal wieder absolut aus dem Leben gegriffene Text. Vergleiche folgenden Auszug: "Es gibt Nächte um zu reden/und Nächte um es zu treiben/ein gut gemeinter Korb kann ja so schlimm nicht sein/bei so viel Mädels auf der Welt/und wer schläft schon gern allein". Außerdem haben DIE ELENDEN ein absolutes Händchen für Ohrwürmer. Stücke wie "Zieh Dich aus" oder "Schlaflose Nächte" machen süchtig und verleiten dazu, die Platte immer wieder von vorne zu hören...