MANTAS wird dem geneigten Hörer hoffentlich VENOM in Erinnerung rufen, war der Kerl doch einer der Gründer der englischen Kulttruppe. Wie jeder Gründer einer Legende (obwohl der Wacken-Auftritt vor einigen Jahren nicht gerade legendär war…) muss sich auch Herr Mantas aufmachen, mit Soloscheiben sein Können unter Beweis zu stellen. Nennt sich dann logischerweise MANTAS und klingt wie… nein, kein Black Metal. Hätte ich auch erwartet, aber stattdessen gibt es die volle Ladung moderner Sounds. NAIL BOMB meets SLIPKNOT, dazu noch SYL-mäßiges Riffgeschrubbe und ein wenig MINISTRY. Alles sehr kalt, klinisch, intensiv. Beim ersten durchlauf klang "Zero Tolerance" dann auch noch ganz cool, aber mit jedem neuen Hörerlebnis wurde es langweiliger und flachten die Songs immer mehr ab, bis so nach der Hälfte das große Gähnen einsetzt. In den Songs wird ordentlich Druck gemacht und verstecken sich einige coole Soli, aber Herr MANTAS hat einfach zu wenig Ideen in die Scheibe gepackt, da fehlt auf Dauer die Substanz. Oder die Abwechslung. Oder Kreativität. Aber immerhin ein Soloalbum. Wer’s braucht… Schuster, bleib bei denen Leisten.
"Future Classics" ist das dritte Album des 1996 ursprünglich als Trio gegründeten Fünfers THE WONDERFOOLS aus Norwegen. Und direkt mit dem Opener "Secrets And Lies" wird klar, worum es hier geht: melodischer Punkrock, vermischt mit Rock ´n Roll und 70er Garagen-Rock, alles ohne unnötige Schnörkel, grade und eingängig. Die meisten Stücke rocken schnell und straight nach vorne, und Songs wie "Hungry Eyes" und "The Machine" setzen sich direkt im Gehörgang fest. Sound, Songs und Gesang - also so ziemlich alles - erinnern dabei extrem an die HELLACOPTERS, was ja aber eigentlich nicht wirklich tragisch ist, da die ja hervorragende Musik machen. Nur auf irgendetwas Eigenständiges oder Originelles wartet man hier vergeblich und man hat ständig das Gefühl, das alles schon mal irgendwo gehört zu haben (vermutlich auf einer HELLACOPTERS-Platte...). Trotzdem - die WONDERFOOLS machen einfach unglaublich Spaß und gute Laune, und "Future Classics" ist ein tolles Rock-Album, randvoll mit guten Songs, Energie und Spielfreude, das man nach dem ersten Durchgang direkt noch mal von vorne hören will.
Man sieht es schon dem Cover-Foto an: Die SEWERGROOVES haben sich komplett den 60ern und 70ern verschrieben. Aber obwohl sie aus Schweden kommen, spielen sie keinen Schweinerock. Was sie auf ihrem vierten Album präsentieren, ist viel mehr äußerst authentischer 60s/70s-Pop-Rock, angereichert mit etwas Beat und etwas Garagen-Sound. Manchmal hört man die BEATLES heraus, vor allem und fast durchgehend aber T-REX. Das muss ja nicht schlecht sein, nur leider schreibt das Quartett nicht so gute Songs wie die eben genannten Bands. Ganz davon abgesehen, dass die Stücke alle sehr ähnlich klingen und auch vom Tempo her nur wenig variieren, bleibt kaum etwas im Ohr hängen. Und das ist ja bei dieser Art von Musik nun mal das Wesentliche. Lediglich bei "Look Again" geht es etwas schneller, rockiger und tighter ab, und das eingängige Gitarren-Thema liefert endlich mal einen Ohrwurm. Hinzu kommt, dass Sänger und Lead-Gitarrist Kurt Dräckes zwar eine gute, aber nicht besonders markante oder hervorstechende Stimme hat. Die Produktion könnte auch noch etwas mehr Wumms vertragen, es fehlen die Bässe und der Dreck. Live machen die SEWERGROOVES bestimmt großen Spaß, da ich mir vorstellen kann, dass sie dann den nötigen Druck besitzen, der "Constant Reminder" aber eben fehlt. So ist die Platte zwar nett und gut zu hören, aber zu flach und zu uninteressant, als dass man sie haben müsste.
Meine Fresse, was für ein übles Cover - Artwork hat man sich denn hier ausgedacht? Halbnackte Mädels mit Gitarre im Arm waren schon immer ein Kulturschock, aber bei den Engländern BITCHES SIN geht das gerade noch mal in Ordnung. Schließlich wird hier schlüpfrig - heavy gerockt, bis die Glocken (der Dame?) bimmeln. Stilistisch irgendwo zwischen NWOBHM und räudigem Streetrock angesiedelt, haben BITCHES SIN in den Jahren 1980, - und 81 ein paar echt hörenswerte Rocker abgeliefert, die der Band jedoch leider nicht behilflich waren, mehr als nur ein Undergroundtipp zu sein. Zugegeben, wirklich essentiell, wegweisend oder "meilensteinig" sind die Songs allesamt nicht, machen aber Spaß, sofern man altem Heavy Rock nicht generell ablehnend gegenüber steht. Die ersten sieben Songs des Albums (bzw. Compilation) stammen vom "Twelve Pounds And No Kinks" - Demo von 1980, die restlichen vier Tracks von einer "BBC Friday Rock Show Session", wo auch andere Bands wie SAMSON oder MERCYFUL FATE auf sich aufmerksam machen konnten. Nostalgiker hören am Besten mal in den mit tollen Gitarrenmelodien gespickten Opener "Down The Road", das schweißtreibende "Bitches Sin", das treibende "Ice Angels" oder den kultigen Stampfer "Tighter Than Tight" rein und lassen sich überzeugen, dass die Jungs von Majestic Rock hier wieder mal ein echtes Kleinod ausgegraben haben!
Manchmal bin ich über meine Kollegen hier nur verwundert. Da ist so eine Perle wie "Volume One" schon seit langer Zeit erhältlich und hier wird es in keiner Weise gewürdigt. Umso erstaunlicher, da die Scheibe sicherlich nicht nur mir gefällt, sondern auch bei einigen anderen Leuten hier auf offene Ohren stoßen würde, klingt sie doch wie eine Hommage an BLACK SABBAT - was schon mal nicht die schlechteste Referenz ist. Sänger Andy wird sich wohl zeitlebens mit dem Vorwurf rumschlagen müssen, wie der junge Ozzy zu klingen, während sich die Gitarren so dermaßen nach Zakk Wylde anhören, dass man sich fragt, ob der gute Mann einen schwedischen Sohn hat. Vielleicht auf einer Tour in Stockholm gezeugt, mit einem schwedischen blonden Groupie… Die elf Songs auf "Volume One" rocken derweil so unverschämt gut und eingängig, dass HELLFUELED alle Plagiatsvorwürfe egal sein dürften. Wer so coole Rocksongs schreibt, dem kann das Gewäsch anderer Leute egal sein. Die Nummern sind eingängig, klauen bei allen Größen des amerikanischen Rocks (selbst KISS werden zitiert) und machen einfach Spaß. BLACK SABBATH waren ja nicht nur für Doombands ein Vorbild, sondern auch für die ganze Schweinerockband, angefangen bei KYUSS bis zu den HELLACOPTERS. Und in der rockigen Tradition stehen auch HELLFUELED - "Volume One" ist purer Rock’n’Roll!
Symphonischer Black Metal ist mittlerweile ein echt ausgelutschtes Genre, in dem sich jede, aber auch wirklich jede Band an DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH messen muss - auch wenn man den beiden Combos immer wieder Ausverkauf und Kommerzialisierung vorwirft. Jedenfalls macht das die true underground scene seit jeher. Mir soll’s egal sein, ich höre mir deren Alben weiterhin an, seien sie nun alte Klassiker wie "For All Tid" oder die neue COF-Scheibe "Nymphetamine". ANOREXIA NERVOSA aus dem Frankenreiche haben schon einige Scheiben auf dem Markt, die sich an ebenjenen Bands orientieren und von Release zu Release bombastischer wurden. Nach drei Jahren Pause und einem Labelwechsel sind die Jungs nun mit "Redemption Process" wieder da und machen das, was sie am besten können: bombastischen Black Metal spielen, der einen Namen wie Wagner in den Kopf kommen lässt. ANOREXIA NERVOSA haben ein Gerüst aus teilweise klirrend kaltem Black Metal ("Codex Veritas"), das auch hin und wieder mal in seiner ungezügelten Form durchkommt, aber meistens durch den massiven Einsatz von Synthies und Keyboard verschleiert wird. Sänger Hreidmarr (das coolste am Black Metal sind noch immer die Pseudonyme hehe) kann mehr als passabel keifen und den bösen Blackie mimen, seine Leistung auf "Redemption Process" kann sich hören lassen. Stellenweise wirkt die Scheibe zwar ein wenig überladen, vor allem wenn ANOREXIA NERVOSA der Meinung sind, mal so richtig aufzudrehen und alles aus dem Computer an Instrumenten rauszuholen, was möglich ist. Das ist aber nur selten der Fall, meistens behalten die Franzosen den Überblick und schaffen bombastische Black Metal-Stücke, die mir persönlich sehr gut gefallen haben und nachvollziehbarer als z.B. die letzten beiden DIMMU-Scheiben wirken. Rasend schnell oder majestätisches Mid Tempo, ANOREXIA NERVOSA können es und sich in dieser Form als ernsthafte Alternative zu den etablierten Bands darstellen.
Wenn sich zwei Mucker von BIRDFLESH zusammen einem neuen Projekt widmen (und einer dazu noch bei GENERAL SURGERY aktiv ist), kann eigentlich nicht viel mehr als ein wunderbar knallende Krachscheibe herauskommen - so auch in diesem Fall. JIGSORE TERROR nennt sich das Ergebnis der Kollaboration, aufgenommen im Soundlab unter Meister Mieszkos (NASUM) Händen und mit einigen Backing Vocals von Dan Swanö (der hatte sicherlich Sehnsucht nach seinem alten Studio-Equipment hehe) angereichert. "World End Carnage" ist ein Sammelsurium aus 15 Songs geworden, die im Geister guter alter Krachcombos wie REPULSION und vor allem TERRORIZER eingetrümmert wurden. Immer schön in die Fresse, schnörkellos, schnell und direkt, so soll das sein! Da wird zwar auch mal im Mid Tempo entspannt gegroovt ("Senseless Slaughter"), aber meistens regiert der Schlag in die Fresse und der anständige Blast. So ähnlich würden LOCK UP klingen, hätten sie einem aus dem Grindcore kommenden Sänger. Oder würden überhaupt noch zusammen Mucke machen. "World End Carnage" ist daher ein Freudenfest für alle, die auf die neue LOCK UP warten oder nach "World Downfall" keine Scheibe mehr gekauft haben, sehr cool.
Neben dem sehr guten Album "The Warrior" (siehe Review) veröffentlicht unser aller "Behämmerter" nun auch noch dessen Nachfolgewerk "Burning Ambition", das stilistisch in dieselbe Kerbe haut, allerdings nicht ganz so hitverdächtig ausgefallen ist. Auch hier dominieren NWOBHM - Hymnen, die mit viel Spielfreude aufgefahren werden und insgesamt ist das Album sogar einen Zacken schneller ausgefallen als das Vorgängerwerk. Nur leider beißen sich die Songs nicht ganz so fest, obwohl sie auch 20 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung meilenweit davon entfernt sind, als Durchschnittsware abgetan zu werden. Besonders hervorheben muss man den famosen Opener "Screams The Night", den Midtempo - Stampfer "Play To Win", das dynamische "Cradle To The Grave", die epische Halbballade "So Blind" und den Abschlussbanger "Heartless", die zwar allesamt nicht unbedingt zur absoluten Oberliga des Genres gehören, aber immer noch einen schön rohen, authentischen Charme versprühen. Wie auch der Re - Release von "The Warrior" kommt "Burning Ambition" ohne Bonustracks und zeitgemäß remasterten Sound aus (das wäre auch nicht im Sinne des Erfinders), dafür gibt es abermals interessante Liner - Notes zu lesen. Für NWOBHM - Raritätenjäger und gleichzeitige Liebhaber der guten, alten Zeit ist das Album nichtsdestotrotz ein Pflichtkauf, Ottonormalbanger tasten sich hier bitte vorsichtig heran und seien im Zweifelsfall, bei Unsicherheit, auf das doch stärkere Vorgängerwerk verwiesen. Nette Sache, das!
Mit "The Definitive Act" kommt jetzt das zweite Album von TSUNAMI BOMB in die Läden. Die Musik des Vierers aus der Bay Area ist wohl am besten zu beschreiben als Dark Pop-Punk: Dreckige Gitarren, treibender Bass, kickendes Schlagzeug, weiblicher, klarer Gesang und melodische Songs mit melancholisch-schönen Melodien. Und der Band gelingt es tatsächlich, diese verschiedenen Elemente zu einem eigenständigen Sound zu verbinden. Auch die Produktion ist äußerst gelungen, der Sound ist klar, aber trotzdem kickt alles gut. Lediglich der Gesang steht etwas zu sehr im Vordergrund und könnte öfter mal hinter der Gitarre zurücktreten, denn irgendwann wird er einfach zu penetrant und dadurch auch etwas nervig. Die Songs selbst sind auch gut gemacht und die Melodien haben durchaus Ohrwurmcharakter. Manchmal wird´s dann aber etwas zu schön, so dass einige Songs belanglos und beliebig wirken, zu hören etwa bei "I Bought You", das eher in die Alternative Rock-Ecke passt oder dem poppigen "A Lonely Chord", das viel zu sehr nach Radio-Mucke klingt, als dass es einen irgendwie tangieren würde. Besser gelungen sind Stücke wie "My Machete", "Tetanus Shot" oder direkt der erste und wohl beste Track "Dawn On A Funeral Day", die zwar besonders im Refrain auch sehr melodisch sind, dabei aber gnadenlos nach vorne gehen. Dass TSUNAMI BOMB auch richtig ballern können zeigen sie in "4 Robots And An Evil Scientist", aber das ist nach knapp eineinhalb Minuten leider viel zu schnell zu Ende. Wer auf melodischen Pop-Punk mit weiblicher Stimme steht, wird hier bestens bedient. Alle anderen sollten erst Mal vorsichtig reinhören, ob sie mit diesem doch sehr speziellen Sound etwas anfangen können.
Aus der Schmiede des "Behämmerten" stammt auch dieses Kleinod untergegangener NWOBHM - Kunst, das nun, nach 21 Jahren, zu offiziellen CD - Ehren gelangt (unterirdische Bootlegs etc. nicht mitgerechnet). Die Band CHARIOT gehörte nie zur Speerspitze der Bewegung, aber darum geht es ja: die "Majestic Rock" - Schmiede hat es sich nicht zur Aufgabe gemacht, Scheiben zu re - releasen, die sowieso schon jeder im Schrank stehen hat. Und genau deswegen ist das Album geradezu ein Pflichtkauf für NWOBHM - Freaks, die nicht gerade schon das alte Vinyl besitzen. Geile, im positiven Sinne angestaubte Hymnen wie der flockig - mitsingkompatible Opener "Love Or Leave Me", "Take Your Hands Off Me", das rock’n’rollige "Run With The Pack" (cool!), der Banger "When The Moon Shines”, das völlig geile, halbballadeske "Horizons” und mein persönliches Highlight "Evil Eye" (super Refrain) haben es zwar nicht zu Klassikern geschafft, sollten aber die Seele jedes Genre - Kriegers und Alt - Metallers (dürfen auch jünger sein - für gute Mucke ist man nie zu alt!) ordentlich anheizen. Vergleicht man "The Warrior" mit bekannteren Releases, muss man feststellen, dass CHARIOT die "Hitdichte" namhafter Kapellen durchaus mitgehen konnten. Wie bei den meisten "Majestic" - Wiederveröffentlichungen gibt’s auch hier weder Bonustracks noch ein zeitgemäßes Remastering zu hören (entweder man mag den Originalsound oder eben nicht…), dafür aber zweiseitige Liner - Notes und Fotos der Bandmitglieder im Booklet, leider keine Texte. Nix für Nu Rocker, sondern für Musikliebhaber und - wenn man so will - für "Behämmerte", hehehe!