THEATER OF THE ABSURD sind eine progressive Metal-Band aus New York, schon seit 2006 unterwegs und nun mit ihrer Zweitveröffentlichung „The Myth Of Sysiphus“ endgültig auf Label-Partnersuche. Gemixt von Jim Morris (u.a. ICED EARTH) und gemastert von Moar Applebaum (u.a. SEPULTURA) sollte dieser eigentlich nichts im Wege stehen.
Der Bandname scheint hier stilgebend zu sein, so beschreibt „The Myth Of Sysiphus“ ein grotesk-komisches Drama mit einer Vielfalt irrealer Szenarien. THEATER OF THE ABSURD mischen progressive Klänge mit Avantgarde, Herkömmliches mit vollkommen Neuem. Absurd muten sie teilweise an, die zahlreichen Tempowechsel, Crescendi, Wechsel aus klarem Gesang und wildem Gekeife, minimalistischer Langsamkeit und wilder Passagen. Sogar eine weibliche Stimme ergänzt das zweiteilige Werk „In Nostalgia’s Burden“ und „The Lesser Gods“ um eine weiter Nuance.
THEATER OF THE ABSURD geben sich so komplex und verschachtelt wie noch nie, sodass man der neuen Veröffentlichung die sechs Jahre Arbeit auf jeden Fall anmerkt. „Wir wollten etwas mehr“ ‒ um Gitarrist Neumeier in Bezug auf das Demo zu zitieren ‒ und das ist den Jungs gelungen. Auf der einen Seite episch, auf der anderen fast absurd anmutende Klänge … So bahnt sich „The Myth Of Sysiphus“ seinen schleppenden und doch drängenden Weg durch die Dramatik US-amerikanischer Prog-Klänge. Ein gewisser Kunstgehalt ist diesem Werk nicht abzusprechen nur sollte das Herz des Zuhörers schon für das entsprechende Genre schlagen. Mein Anspieltipp an dieser Stelle: „The Lesser Gods“, ist es doch am leichtesten zugänglich.
“Wagner Reloaded” entstand anlässlich eines zweihundertjährigen Jubiläums – aus nahe liegenden Gründen nicht dem der deutlich jüngeren APOCALYPTICA, sondern, wie der Name bereits nahelegt, dem des Großmeisters Wagner. Eingespielt wurde das Ganze live zusammen mit dem Symphonieorchester des MDR in Leipzig im großen Stil mitsamt Tänzern und allem Drum und Dran, nun ist es für alle, die nicht live vor Ort mit dabei waren, als Live-Album zu haben. Wagner, das große musikalische Genie – das schüchtert erst einmal ein. Doch APOCALYPTICA verneigen sich zwar deutlich vor dem großen Meister, spielen ihn jedoch nicht sklavisch nach, sondern lassen sich vielmehr von seinen Werken inspirieren – und das tun sie auf ihre ureigene Weise. So kommt beispielsweise „Flying Dutchman“ stellenweise in für die Band recht typischer, für Wagner jedoch eher unüblicher Art und Weise vergleichsweise metal-lastig daher. APOCALYPTICA zeigen sich vielseitig: mal hart, mal episch-dramatisch („Path In Life“), dann wieder geradezu herzzerreißend melancholisch, wie bei „Lullaby“ (auf das Babyglucksen am Ende hätte man dann aber doch verzichten können). Fazit: man muss kein Klassikexperte sein, um APOCALYPTICAs Wagner-Epos zu schätzen, besonders auf ihre Kosten kommen werden aber wahrscheinlich Fans der frühen Werke der Band, da „Wagner Reloaded“ wie diese auch bei langen Stücken völlig ohne Gesang auskommt.
Schön ist das Albumcover ja nicht grade und wenn man nicht weiß, womit man es zu tun hat könnte man als Außenstehender ja lange rumrätseln um das Bandlogo: wer oder was will hier uns etwas sagen? Warum zur Hölle hat diese Kobra einen DNA-Strang verschluckt? Und diese Augen! Was ist da los. Kenner können darüber nur lachen und wissen sofort was Sache ist: Artwork ganz im Stile der 80er, das kann nur eine Trash Metal-Band sein, so hässlich wie das ist! Naja, nicht ganz. Als einziges beständiges Mitglied von TOXIC HOLOCAUST seit der Gründung 1999 hat Joel Grind auch in seinem fünften Album "Chemistry Of Consciousness" eine Verschmelzung von Crust Punk und Trash Metal hingehauen in repräsentativen elf Tracks.; CONVERGE-Gitarrist Kurt Ballou hat auch bei diesem Baby zugeschlagen und buchstäblich mitgemischt. Herausgekommen ist ein rasches und kurzweiliges, trashiges Punkalbum das wahrscheinlich den hartgesottenen Fans gibt was sie erwartet haben und diese nicht enttäuscht- gleichzeitig überrascht es aber auch nicht. Genau wie man hier den bösartigen Vorwurf in den Raum stellen könnte, wie wenig Originalität es offenbart. Dabei ist es auch nicht komplett langweilig, besonders in Erinnerung bleiben tut's dafür aber auch nicht. Es fehlt einfach die Abwechslung und sowieso: meh. Wenn's sein muss.
Vom Metal zum Blues ist es anscheinend kein langer Weg, diesen Eindruck vermittelt zumindest der irischstämmige Gitarrenvirtuose und Blues-Wunderknabe Simon McBride auf seinem nunmehr dritten Studio-Output „Crossing The Line“. Angefangen Gitarre zu spielen hat er mit 10, mit 16 Jahren wurde er Mitglied bei der in Belfast ansässigen Metalcombo SWEET SAVAGESavage und heute, mit 34 Jahren, bringt er sein drittes Blues-Album heraus. Simon McBride wird mittlerweile schon mit Größen wie Rory Callagher und Gary Moore verglichen. „Crossing The Line“ bewegt sich größtenteils im Mid-Tempobereich und ist definitiv etwas für Fans gitarrenlastiger Musik. McBride bietet uns einen ausgeglichenen Mix aus deftigen Rocksongs und eingängigen Balladen. Meine Highlights sind das geniale Rockstück „A Rock And A Storm“ sowie die klasse Ballade „One More Try“. Aber auch alle anderen Nummern auf dieser Platte lassen sich problemlos ohne Nörgeln durch hören, da sich nicht ein einziger Hänger auf „Crossing The Line“ befindet.
„Elements of Doom“ heißt der neue Longplayer der retrobluesigen Psychedelic-Rocker THE BLACK EXPLOSION und ist ihr zweites Album; ihr Debüt gaben sie vor gerade einmal einem Jahr mit „Servitors Of The Outer Gods“. Ihr zweites Langeisen muss sich, auch wenn es etwas langsamer ausgefallen ist, nicht vor seinem Vorgänger verstecken. „Elements Of Doom“ beherbergt einige ziemliche fette musikalische Walzen, die aber ziemlich genau NIX mit Doommetal zu tun haben, auch wenn der Albumtitel dies eventuell suggeriert. Thematisch geht es - wie schon beim Vorgänger - um den Einfluss kleiner grüner Wesen aus dem All auf unser Kugel. Gleich der erste Track, „Golden Future“, zeigt wo es lang geht und zwingt einen schon fast zum gechillten Kopfnicken. Auch der titelgebende zweite Track „Elements Of Doom“ ist einfach ein verdammt eingängiger Song. Abgefahren spaceig und deutlich schneller wird’s mit „Blow It Away“. Etwas düsterer geht es bei „Mothership“ zu. Das absolute Highlight gibt es, meiner bescheidenen Meinung nach, aber mit dem letzten Song „We Will Fall“ - dieses über 14minütige Mammutstück hat es in sich und grooved unvergleichlich auf dieser Platte. Beschreiben würde ich „The Black Explosion“ als eine Mischung aus HAWKWIND/ HENDRIX/ BLACK SABBATH und einem kleinen Schuss THE DOORS, ohne dabei aber die eigene Originalität einzubüßen. Dieses Album wird in meinem Auto wahrscheinlich noch eine ganze Zeit laufen.
Das Debütalbum “Blindflug” liegt noch nicht lange zurück, doch die Herren von HARPYIE sind offenbar fleißig und legen bereits nach. „Willkommen im Licht“ heißt der neue Silberling, der sich musikalisch wie bereits der Vorgänger im Fahrwasser der momentan hocherfolgreichen SALTATIO MORTIS bewegt. Mit der Auswahl von „Der Letzte Held“ als Opener nach dem Intro haben sich HARPYIE jedoch keinen Gefallen getan – das leider durchweg platte Lied kann auch der mitwirkende Hauptmann von FEUERSCHWANZ nicht mehr retten, weder textlich noch musikalisch-gesanglich. Dabei hat die Band in der zwischen beiden Veröffentlichungen vergangenen Zeit dazu gelernt: suchte man auf „Blindflug“ wirklich eingängige Melodien noch weitestgehend vergebens, hat sich die Ausgangslage in dieser Hinsicht auf „Willkommen im Licht“ deutlich verbessert und die Songs gehen viel schneller ins Ohr. Das ruhige „Mädchen Im Wasser“ beispielweise, bei dem ALBERT DANNENMANN von BLACKMORES NIGHT als Gaststar mit von der Partie ist, verleitet schnell zum mitsummen, ähnlich das hübsche „Anna Marie“. Stellenweise überwiegen die modernen Elemente, wie beim flotten „Jericho“, das, sieht man einmal von der Violine ab, deutlich mehr Metal mit dezenten Metalcore-Anleihen als Mittelalter ist. Hauptkritikpunkt ist und bleibt allerdings der Gesang: zwar präsentiert sich Sänger Aello die Windboe besser als zuvor auf dem Debüt, doch so richtig überzeugen will das Ganze stellenweise dann doch noch nicht. FAZIT: noch ausbaufähig, aber die Richtung stimmt und wenn die Verbesserungstendenz erhalten bleibt, ist da mit Sicherheit auch noch mehr drin.
MOUNTAIN, insbesondere deren Gitarrist LESLIE WEST sind mir ein Begriff – näher beschäftigt hatte ich mich bisher mit seinen Solo-Ausflügen nicht. Wohl ein Fehler. Denn das neue Album des Mannes, der schon 1969 beim legendären Woodstock-Festival mit seinem harten Blues Rock für Furore sorgte ist exakt nach meinem Geschmack. „Still Climbing“ stellt dann wohl auch gewollt einen Bezug zum 1970er MONTAIN-Klassiker „Climbing“ her – ein Album, das manches was sich heute Stoner Rock nennt vorwegnahm. In 2013 nun also „Still Climbing“, wieder mit reichlich Gastmusikern aufgenommen. Schon der erste Song „Dyin' Since The Day I Was Born“ ist ein Kracher, zu dem MARK TREMONTI (ALTER BRIDGE, CREED) den Gesang beisteuert. Beim nachfolgenden „Busted, Disgusted Or Dead" untermalt Blues-Legende JOHNNY WINTER einen überraschend stark singenden West. Danach wird der Fuß vom Gaspedal genommen und mit „Fade Into You“ eine romantische, von Streichern begleitete völlig unkitschige Ballade eingeschoben; „Not Over You At All“ kommt mit einem Saxophon-Part daher und mit „Tales Of Woe“ folgt die nächste, diesmal semiakustische Rock-Ballade. Bei „Feeling Good“ (ein Cover des englischen Songwriters Anthony Newley) wird es mit Unterstützung von Freund Dee Snider (TWISTED SISTER) wieder etwas lebendiger. „Hatfield Or McCoy“ hat Southern-Flair, „Long Red“ stammt von seinem Debüt und wird hier mit seinem Bruder Larry am Bass neu interpretiert, „Don’t Ever Let Me Go“ bietet einen Auftritt von Gitarrist Dylan Rose (ARCHER). Sogar das an sich totgenudelte Percy Sledge-Cover „When A Man Loves A Woman“ stört in diesem Kontext zumindest nicht und bekommt von Wundergitarrist JOHNNY LANG eine neue Facette verpaßt. Das abschließende kurze Outro „Rev Jones Time“ das basslastig die wunderbare Melodie von „Somewhere Over The Rainbow“ präsentiert geht durchaus als Highlight durch. Fazit: mit „Still Climbing“ ist LESLIE WEST ein tolles Album gelungen das durchweg Spaß macht und Genrekennern den Herbst leichter macht.
GRÜßAUGUST ‒ Die unaussprechlichen INCHTABOKTABLES, sie sind wieder da. Unterstützt werden Jany (Ex-Drummer der Inchis) und Beckmann (Ex-Sänger der Selbigen) durch eine japanische Gitarristin und einen Bassisten. Eine von Beckmann eher bediente als gespielte Geige und eingeblendete Geräusche aller Art komplettieren den recht schranzigen Sound. Eine ebenso einzigartige wie eigenwillige Mischung aus Noise und Punk Rock zelebrieren die Jungs von GRÜßAUGUST auf ihrem gleichnamigen Debüt. Folk und Mittelalter blieben diesmal auf der Strecke und auch das Tempo wurde merklich gedrosselt, die Länge der Songs erhöht, der Gesang reduziert und viel ‒ sehr viel ‒ experimentiert, was Soli und psychedelische Instrumentalparts anbelangt. So braucht es wohl einige Durchgänge um Ohrwürmer zu finden. (Ich für meinen Teil fand keinen.) Viel mehr eignet sich GRÜßAUGUST zum Abschalten und (Alb)Träumen. Ein Traum für Freunde des progressiven psychedelic Rock, Noise-Misch-Masch und alte Inchtaboktables-Fans. Für die einen pure Ekstase, für die anderen einschläfernd und langweilig. GRÜßAUGUST sind unvergleichbar und Geschmackssache.
FLYING COLORS wurden als Supergroup des Prog angekündigt und vermarktet, die Erwartungshaltung ging gen einer Kombination aus TRANSATLANTIC und DREAM THEATER. Dem hielt die hochkarätige Besetzung - Casey McPherson, Steve Morse, Neal Morse, Dave LaRue und Mike Portnoy – ein songdienliches, zwischen Rock und Pop auf hohem instrumentalen Niveau angesiedelten Debüt entgegen. Das dies Live mindestens genauso gut funktioniert wie auf Platte, das hat man mit „Live in Europe“ gekonnt dokumentiert.
Am 20.09.2012 zeichnete man im holländischen Progtempel 013 in Tilburg ein überlanges Konzert auf und veröffentlicht dies nun als Doppel-CD, 3-fach Vinyl, DVD und Blu-ray. Neben dem kompletten „Flying Colors“-Album wurden auch einige Faves der Bandmitglieder interpretiert – als da wären die Ballade „Can't Find A Way“ (Endochine), „Odyssey“ (DIXIE DREGS), „Spur Of The Moment“ (von Dave LaRue geschrieben), die beiden Highlights „Repentance“ (DREAM THEATER) und „June“ (SPOCK’S BEARD), sowie das an sich totgenudelte, aber hier durchaus gut platzierte „Hallelujah“ (bekannt von Leonard Cohen), welches Sänger McPherson mit Akustikgitarre zu einem Gänsehautmoment werden läßt. Songs hier hervorzuheben macht nicht wirklich Sinn – die Stücke haben echte Albumqualität, verkommen aber nicht zu bloßen Live-Kopien. Filigran und emotional werden sie intoniert und umgesetzt, es wird improvisiert und soliert ohne auch nur ansatzweise den roten Faden zu verlieren. Aber Meinereiner hat vor allem beim BEATLES-mäßigen „Love Is What I'm Waiting For" und dem schwelgerischen „Kayla“ auf die Repeat-Taste gedrückt. Der Abschluss ist (wie beim Debüt) mit dem überlangen „Infinite Fire“ dann tatsächlich ein Live dargebotenes Prog-Meisterwerk – Chapeau! Ach ja, und dann gibt es als letzte Zugabe, sozusagen als nachgfeschalteter Soundcheck, noch DEEP PURPLEs "Space Truckin'" samt Drum-Solo als rau-derbe Dreingabe. Tolles Stück Livemusik der Extraklasse – Könner am Werk.
Die DVD bzw. Blu-ray enthält noch eine 45-minütige Dokumentation mit Interviews mit allen Bandmitgliedern sowie Live-Schnippsel der ersten Show in Los Angeles, aus Hamburg und London, Aufnahmen vom „Meet & Greet“ Backstage, aus dem Tourbus und zu den Proben.
RED FANG sind das Paradebeispiel einer Band, die sich mit unermüdlichem Touring, unbändiger Spielfreude, guten Songs und coolen Videos einen Namen in der Rock- und Metal-Szene gemacht hat. Dabei scheren sich die Westküstler nicht um irgendwelche Ansprüche oder suchen tieferen Sinn in ihren Texten, es geht ihnen (scheinbar?) um die Rock'n'Roll-Klischees und eine gute Zeit. "Whales And Leeches" soll die Band weiterhin in der Erfolgsspur halten - und die Chancen dafür stehen gut. Die elf Songs sind sehr catchy geworden, schon nach ein oder zwei Durchläufen haben sie sichi m Hirn des Hörers festgesetzt. Dabei sind RED FANG sehr unterschiedlich unterwegs, von sehr Sludge-lastigen Nummern bis hin zu knackigen Rocksongs reicht ihr Potential; alles im leicht siffigen, authentischen Sound, mit dem die Band schon in der Vergangenheit überzeugen konnte. Wer RED FANG jetzt auch relativ simple Songs reduziert, tut ihnen Unrecht, dafür finden sich in den einzelnen Songs zu viele technische anspruchsvolle Ideen und Spielereien, so dass "Whales And Leeches" auch nach vielen Durchläufen spannend bleibt. Die Balance zwischen erdiger Eingängigkeit und technischem Anspruch halten RED FANG gekonnt und den Hörer damit bei der Stange. "Whales And Leeches" ist ein starkes Metalalbum geworden, mit dem RED FANG sicher noch einen Schritt nach vorne werden machen können.