Die Geschichte der dänischen Band VOLBEAT liest sich wie ein musikalisches Märchen. Innerhalb kurzer Zeit veröffentlicht die Band drei Alben auf dem kleinen Label „Mascot Records“.
Sie spielen dabei in kleinen Clubs vor wenigen Zuschauern. Doch ihre eigenständige Kombination aus Rock `n Roll, Heavy Metal, Country, Punk und Rockabilly Einflüssen gefällt den Fans. Die unglaubliche Spielfreude die die Band an den Tag legt tut ihr eigenes und schon bald sind die kleinen Clubs ausverkauft. Schon die nächste Tournee macht in größeren Locations halt - doch auch die sind oftmals frühzeitig sold out. Das dritte Album „Guitar Gangsters And Cadillac Blood“ schlägt erneut ein wie eine Bombe und verschafft der Band innerhalb kurzer Zeit die Aufmerksamkeit und vor allem Anerkennung im Mainstream Bereich. Plötzlich sind VOLBEAT in aller Munde. Die anstehende Tournee im Herbst (mittlerweile Locations für mehrere Tausend Leute) ist schon vor der Veröffentlichung des neuen Albums teilweise ausverkauft.
Aber nun zur Musik: „Beyond Hell / Above Heaven“ heißt das neue Werk der Herren um Michael Poulsen und steht ab Freitag via Universal (!!) in den Regalen. Schon der Opener „The Mirror And The Ripper“ bietet alles was VOLBEAT auszeichnet. Der flotte Rhythmus und die abwechslungsreiche Gesang versprühen gute Laune. „Heaven Nor Hell“ besticht durch einen Hammer Refrain und wird als weitere VOLBEAT Hymne eingehen. Erstmalig kommt hier eine Mundharmonika zum Einsatz.
Die Vorab ausgekoppelte Single "Fallen" knüpft musikalisch an die letzten beiden VOLBEAT Scheiben an. Eine wunderschöne melancholische Melodie führt zusammen mit einem rockendem und bratenden Gitarrenspiel durch den Song, den Michael Poulsen für seinen kürzlich verstorbenden Vater geschrieben hat. Die Stimmung liegt hier irgendwo zwischen "Soulweeper II" und "Mary Ann´s Place" und der herzergreifende und ehrliche Text sorgt für Gänsehaut und feuchte Augen.
Bei „7 Shots“ stutze ich dann zum ersten mal – so ein Leadguitar Solo kennt man bisher überhaupt nicht von den Dänen. Und im späteren Stimmeinsatz eines Gastsängers wird schnell klar - hier ist Mille Petrozza von KREATOR am Start der sowohl ein paar Takte singt, aber auch dieses herrliche Gitarrensolo beisteuert. Aller erste Sahne! Ansonsten findet man alle bekannten VOLBEAT Trademarks in den 13 Songs wieder. Es gibt harte Metal Riffgewitter und Songstrukturen die an alte METALLICA Songs erinnern, aber eben auch catchige Melodien und feine gegensätzige Gitarrenläufe zu hören. Das nahezu jeder Song ein eigener Hit ist braucht man nicht zu erwähnen. „16 Dollars“ z.B. dürfte den einen oder anderen Rockabillity Anhänger aus den Socken hauen. Eine weitere Überraschung folgt mit dem brachialen und dennoch melodische „Evelyn“. Hier wird übel ins Mikro gegrunzt und zwar von keinem anderen als NAPALM DEATH Fronter Barney Greenway. Die Double Bass Drum wird aufs Höchstmass getrimmt und durch Michaels Vocals im Refrain wird dennoch der VOLBEAT Spirit versprüht. Den letzten Titel „Thanks“ widmen VOLBEAT ihren Fans – eine Punkrock Granate die es vermutlich LIVE zum Schlusspunkt der zukünftigen Konzerte mausern wird. Gäbe es eine Steigerung des Begriffes „geil“ – man würde wohl von „VOLGEIL“ sprechen. Album des Jahres !!
Stampede“ schimpft sich das zweite Werk der HELLYEAH Jungs um den ehemaligen PANTERA-Drummer Vinnie Paul und schlägt erwartungsgemäß in die gleiche Kerbe wie das Debüt. Man ordnet sich irgendwo zwischen PANTERA, MUDVAYNE, DAMAGEPLAN und vor mir aus noch REBEL MEETS REBEL ein, wobei der Sound von HELLYEAH vor allem durch die treibenden Riffs und das drückende Schlagzeugspiel bestimmt wird. Da geht die ansonsten emotionale Stimme von Chad Gray (eben MUDVAYNE ) schon mal etwas verloren. Auch wird bei HELLYEAH ganz klar die Southern-Karte gezockt – es geht nicht immer technisch zu, sondern der Background wird bluesiger gestaltet. Ungeachtete dessen eröffnet „Stampede“ mit dem heavy groovenden „Cowboy Way“ richtig “auf die Fresse mäßig”, um dann beim fast hymnischen „Hell Of A Time” mit radiokompatiblen Südstaatenflair eine deutlich eigene Markierung zu setzen und auch das als Country-Ballade konzipierte „Better Man” hätte man so eher nicht erwartet. Die wahren Highlights kommen dann im zweiten Teil des Album - der mit Hitpotential ausgestatte Ohrwurm „Pole Rider“, der Mid-Tempobolzen „Cold As A Stone“ und vor allem das etwas ruhigere, aber sehr intensiv aufgebaute „Stand Or Walk Away“. Trotzdem kann „Stampede” den hohen Erwartungen welche nach dem Superdebüt in HELLYEAH gesteckt wurden leider nicht in Gänze entsprechen – dazu haben sich zwischendurch doch ein paar (nicht mal schlechte) 08/15-Nummern eingeschlichen. Für die nächste Party und zum Riff-bangen passt es aber allemal; und somit dürfte das zweite HELLYEAH Werk für die Fans genannter Acts sicher auch eine Option sein.
Es soll ja immer noch Leute geben, die meinen, die 80er Jahre samt ihres musikalischen Reigens seien aus und vorbei. All jenen sei das selbstbetitelte Debütalbum der finnischen Glamrock-Kombo RECKLESS LOVE ein erneuter Beweis des Gegenteils. Bei RECKLESS LOVE handelt es sich um die Band, zu deren Gunsten Sänger Olli Hermann sein kurzzeitiges Engagement als Olliver Twisted bei CRASHDIET beendete. Wer nun allerdings glaubt, das musikalische Endergebnis bliebe sich gleich, irrt- die grobe Richtung stimmt zwar eindeutig überein, RECKLESS LOVE kommen jedoch um einiges poppiger und weniger rau daher als die Kollegen von CRASHDIET und klingen dabei wie eine 1A-Liveschaltung aus den 80ern. Das mag nicht jedermanns Sache sein, macht aber eindeutig Spaß, wenn man´s mag. „Love Machine“ erinnert mitunter von Background und Melodie her an „I Love Rock´n Roll“, „Romance“ ruft Erinnerungen an die frühen BON JOVI wach. Hinter dem Titel „Sex“ verbirgt sich doch tatsächlich eine Ballade und das hochgradig partytaugliche „Back To Paradise“ hat ein wenig vom Feeling von KISS´„I Was Made For Loving You“. Wer also mit Glam-Flair feiern möchte, ist mit RECKLESS LOVE gut beraten.
Es gab seit 3 Jahren kein reguläres Album mehr von GODSMACK? Das ist vor dem Berg von DVD-Veröffentlichungen und Wiederveröffentlichungen kaum aufgefallen. Was aber auffält: GODSMACK sind älter geworden. Lebte die Band aus Boston bisher von dem Sex-Appeal ihres Frontmannes Sully Erna und einem Haufen Hits der Marke "Changes", "Awake" oder "Voodoo", so ist das beste an "The Oracle" die Mannschaftsleistung. Die Single-Auskopplung "Crying Like A Bitch" wird für die US-amerikanischen Radios wichtig sein, im Album-Kontext stört sie fast. Im Ohr bleiben "Love Hate Sex Pain" oder "What If". Die sind treibend, aber vor allem musikalisch anspruchsvoll und nicht in erster Linie hit-orientiert. GODSMACK anno 2010 machen - böse gesagt - Adult Oriented (Hard) Rock, der beim Bügeln nicht stört. Positiv gesehen: Das können sie noch lange.
DIR EN GREY veröffentlichen mit „Uroboros - With The Proof In The Name Of Living... - At Nippon Budokan“ erneut ein Live-Album, diesmal aufgenommen vor 10.000 Fans in der ausverkauften Nippon Budokan-Halle in Tokio. Natürlich gehen die Leute voll ab, während der gesamten, aus 26 Songs bestehenden Show, gibt es keine ruhige Sekunde. Sänger Kyo hat die Meute fest im Griff, kann aber auch musikalisch überzeugen und intoniert das mittlerweile sehr abwechslungsreiche Material der Japaner gekonnt und fehlerfrei. Die Band hat sich einiges einfallen lassen, um die Show auch optisch zu einem Hingucker zu machen, die Licht- und Videoshow ist wirklich beeindruckend und kommt auch im trauten Wohnzimmer gut zur Geltung. Ergänzend zur DVD findet sich im schick aufgemachten Digipack eine CD mit 16 Songs der Show, die allerdings in anderer Reihenfolge auf dem Silberling sind und somit nicht die Live-Atmosphäre wiedergeben. Für Fans ist das Package allein wegen der DVD lohnenswert, Neueinsteiger könnten von der komplexen, zwischen Hardrock, Emocore und Metal wild springendem Sound der Japaner leicht überfordert sein, was durch die Optik noch verstärkt wird. Interessant und fesselnd ist es aber allemal.
Uroboros - With The Proof In The Name Of Living... - At Nippon Budokan
Mit "Fears" sind LORD OF THE LOST losgezogen, den Gothic-Bereich aufzumischen, und zwar mit einem munteren Potpourri aus Gothic Metal und Gothic Rock mit mal mehr, mal weniger prominenten Industrial-Einsprengseln. Das Ganze kommt ziemlich erfrischend daher, denn LORD OF THE LOST ergehen sich zwar natürlich in Dunkelheit, bringen aber auch noch ein anderes Element mit ein: die Rede ist von der heißblütigen Schwester der Depression, der Aggression. Nicht, dass die Band permanent musikalisch drauflos prügeln würde, im Gegenteil, aber an der einen oder anderen Stelle (zum Beispiel bei "Prologue" und "Never Forgive") werden die Messer gewetzt, das Sweeney Todd seine wahre Freude daran hätte. Dem gegenüber steht melodiöseres, ruhigeres Material wie das eingängige "Dry The Rain" oder das groovige "Till Death Do Us Part". Sänger Chris Harms ist durchweg immer für eine Überraschung gut- mal schmeichelt er sich ins Ohr, um dann im nächsten Moment richtig fies loszubrüllen. Den Albumabschluss macht mit "Sooner Or Later" dann doch tatsächlich eine Piano-Ballade: äußerst stimmungsvoll und mit sehr schönem Klavier versehen (ach ja: nicht gleich ausmachen, wenn das Lied zu Ende scheint, da kommt noch was...).Da darf man zu Recht gespannt sein, was das Quintett in Zukunft noch so aus dem Hut zaubern wird.
Wer gedacht hatte, das grandiose Album „Hope“ aus dem Jahr 2007 sei ein einmaliger Ausrutscher einer bis dato recht unbekannten finnischen Düsterband gewesen, musste spätestens beim Hören der darauf folgenden EP „Plague Of Butterflies“ (die leider zum vollen Albumpreis angeboten wurde) erkennen, dass ein ungeheures Potential in SWALLOW THE SUN steckt und dass sie deutlich kompromissloser und finsterer als etwa ihre Landsmänner AMORPHIS oder SENTENCED tönen. Vom typischen und zur reinen Popkultur verkommenen Rotwein-Gothic-Rasierklingen-Schießmichtot sind Mikko Kotamäki und seine Zuspieler auch anno 2010 meilenweit entfernt – und trotz weiter verbessertem, eingängigerem Songwriting noch brutaler geworden. Ging „Hope“ noch als fast reine Doom-Platte durch, und bot „Plague Of Butterflies“ eine kleine Schippe Bombast, so würzen die Jungs ihre Songs inzwischen sogar mit kurzen Blastspeed-Parts und schwarzmetallischer Aggression, ohne natürlich ein paar vereinzelte gotische Feinheiten wie weiblichen Gastgesang außen vor zu lassen. Ich verweise daher auf das überragende „Lights On The Lake (Horror Pt. III)“, das all diese Zutaten auffährt und dabei wesentlich kürzer als knapp acht Minuten wirkt. Auch „Heavens Cried Blood“ (mit geilen Screams) oder das doomig-todesbleierne „Servant Of Sorrow“ gehen sofort unter die Haut und präsentieren eine der leider ganz wenigen Bands, die es einerseits schaffen, sich fernab kommerziellen Potentials stetig weiterzuentwickeln, andererseits ihr Ziel, angepisst alles niederzuwalzen, nie aus den Augen verlieren und dabei noch erstklassige Stücke zu schreiben, die man als Freund depressiver Klänge schlichtweg nicht mehr ignorieren kann. Solange es Bands wie SWALLOW THE SUN – und saugeile Alben wie „New Moon“ – gibt, kann die gesamte Gothic-Szene mal so richtig gepflegt kacken gehen!
Das Interesse an japanischen Bands nimmt weltweit offenbar immer mehr zu. Das deutsche Label Gan Shin hat sich beispielsweise komplett auf japanische Bands spezialisiert. Dort ist auch das vierte Album von GIRUGAMESH (abgeleitet vom englischen „Gilgamesh“) erschienen, die in ihrer Heimat bereits Superstars sind. Ihr Stilmix ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Brachiale Metal- und fette Rock-Riffs treffen auf catchy Refrains und werden teilweise mit elektronischen Beats à la PRODIGY und anderen Sound-Spielereien vermischt, und zwischendurch kommen auch poppige Klänge zum Zug. Auch die komplett japanischen Vocals kommen anfangs ziemlich exotisch rüber. Hat man sich aber etwas in die Musik hineingehört, macht die Scheibe immer mehr Spaβ. Die Produktion ist fett, die Songs sind abwechslungsreich und die Musiker beherrschen ihr Handwerk vorzüglich und gehen mit jeder Menge Energie zu Werke. So ertappt man sich immer wieder beim Kopfnicken und Abrocken auf dem heimischen Sofa, und diverse Passagen setzen sich direkt im Gehörgang fest. „NOW“ hat es also in sich, und GIRUGAMESH treten damit den Beweis an, dass sie das Zeug dazu haben, auch international durchzustarten.
Etwa eineinhalb Jahre nach ihrem letzten Album „Hatred“ melden sich die durchgeknallten Japaner BALZAC zurück, zunächst aber erstmal nur mit einem Mini-Album. Offenbar wollten sich die Jungs mal auf neuen musikalischen Wegen versuchen, denn ihrem eh schon wild aus Horror-Punk, Metal, Hard Rock und auch Pop zusammengemischten Sound haben sie jetzt noch eine ordentliche Portion Elektronik hinzugefügt. So ist der Großteil des neuen Materials deutlich von Industrial geprägt, z. B. das MINISTRY-mäßige „Hazard“ oder der Titeltrack, bei dem schnelle Breakbeats unter die Gitarrenriffs gelegt wurden. Unterm Strich wird hier zwar vortrefflich Lärm gemacht und geht bei sämtlichen Songs bestens die Post ab, so richtig ausgereift ist das dann alles aber doch nicht, und mitunter wird’s auch etwas nervig. BALZAC ohne Techno-Gewummer gefallen mir wesentlich besser. Was aber wirklich toll ist, ist das Package, das einem mit dieser CD geboten wird. Hierbei handelt es sich nämlich um eine exklusive Europa-Edition, die zusätzlich eine DVD enthält, auf der sich zwei Video-Clips zu neuen Songs und sage und schreibe 15 Clips zum „Hatred“-Album befinden sowie ein weiterer Bonus-Clip. Auch wenn das neue Material nicht durch die Bank überzeugt, aufgrund der Bonus-DVD ist dieses schöne Teil für Fans ein absolutes Muss.
LOVEHATEHERO können rocken, das haben sie in der Vergangenheit durchaus bewiesen und stellen sie auf „America Underwater“ unter Beweis – nur leider viel zu selten und fast schon verschämt. „Think Twice“ zum Beispiel könnte richtig krachig werden, wäre da nicht der viel zu starke Emo-Touch (im negativen Sinne und nicht im 90er-Emocore-Touch). Irgendwann während des Songwritings zur neuen Scheibe muss den Jungs jemand die Eier geklaut haben oder der Teufel ihnen einen Deal angeboten haben, anders läst sich die Wende zu poppig-süßem Emo nicht erklären, die mit „America Underwater“ eingeläutet wird. Manchmal sind die Amis so zahnlos, dass selbst REM wie große bös Rocker wirken und die PRESIDENTS OF THE UNITED STATES richtig krachig, wie „You’ll Never Know“ belegt. LOVEHATEHERO biedern sich viel zu sehr dem Massengeschmack an und haben dabei ihre Identität komplett aufgegeben. Wären jetzt drei, vier gute Songs rausgekommen, wäre das ja ok, aber einzig „Pants Off To Dance“ ist einigermaßen gut und swingend geworden, die restlichen Songs sind völlig durchschnittlicher und damit belangloser Emopop, den in dieser Form außer 14jährigen Mädchen niemand braucht.