Seit ihrer Gründung vor gut 15 Jahren haben die Schweden NAGLFAR ausschließlich Weltklassekost abgeliefert, und daran ändert auch das nunmehr fünfte Album "Harvest" nix! Leichte Kritik gab´s höchstens mal für den Sound, aber nur ganz selten für die Songs, denn im Songwriting-Bereich ist die Band immer noch eine Wucht. Man kann sich streiten, ob nun (Melodic) Death Metal oder Black Metal zu hören ist, oder die Band nun schneller oder langsamer, dynamischer oder straighter geworden ist (siehe Interview), ganz objektiv begeistert immer die Schnittmenge aus Härte und Melodie. Und hier haben NAGLFAR auch mit "Harvest" die ideale Balance gefunden, die Stücke wie "Into The Black", "Odium Generis Humani" (das mich hauptsächlich aufgrund einiger Gesangspassagen ein Bissel an CRADLE OF FILTH erinnert), "Plutonium Reveries" oder den atmosphärischen, überlangen Titelsong zu gleichermaßen eingängigen wie anspruchsvollen Hymnen macht. Zudem haben Kristoffer Olivius und Co. mit "The Mirrors Of My Soul" und vor Allem "The Darkest Road" und "Way Of The Rope" (endgeil!) noch ein paar überragende Megahits am Start, die sowohl fiese "True Black Metaller", wie auch Freunde anspruchsvollerer Klänge gleichermaßen begeistern dürften. Und hier liegt meiner Meinung nach auch eine der ganz großen Stärken von NAGLFAR: sie klingen jederzeit böse, authentisch und ehrlich, ohne dabei die Musikalität über Bord zu werfen, wie es viele andere Genre-Bands mit Vorliebe tun, um möglichst "evil" und abgefuckt zu tönen. Auch im soundtechnischen Bereich hat man, im Gegensatz vom Vorgänger "Pariah", der im Ganzen etwas dünn produziert war, wieder etwas nachgelegt. Damit klingt "Harvest" alles andere als glatt gebügelt und immer noch ordentlich rau, die Feinheiten bleiben aber erhalten. Mit einem geilen Cover-Artwork noch dazu, ist "Harvest", wie auch seine Vorgänger, eine Pflichtveranstaltung für jede schwarze Seele!
ABORTED hatten mit einigen Line-Up-Wechseln im Vorfeld zu den Aufnahmen (im Antfarm) zu kämpfen, besonders das Fehlen eines etatmäßigen Drummers schmerzte. Von den Problem ist auf "Slaughter & Apparatus: A Methodical Overture" aber nichts zu hören und auch von einer musikalischen Kursänderung kann keine Rede sein. Natürlich haben sich die Belgier verändert, das bleibt bei so vielen Wechseln nicht aus, aber das Grundgerüst ihrer Musik ist immer noch beinharter Death/ Grind, der wie gewohnt auf den Punkt runtergeknüppelt wird und die Balance aus Brutalität, Abwechslung und Eingängigkeit mühelos hält ("Profilic Murder Contrivance"). Selbst die Gastauftritte vonJeff Walker (CARCASS), Jacob Bredahl und Henrik Jacobsen (beide HATESPHERE) ändern da nix. Es regiert der brutale Totmetall, Punkt. Die vereinzelt eingestreuten (und das auch nur in homöopathischen Dosen) Hardcore-Einflüsse lassen den Gesamtsound nur variabler erscheinen, ohne von der grundsoliden metallischen Marschrichtung abzuweichen. Kurz, ABORTED haben wieder ein Weltklasse-Album eingespielt, mit dem sie sich zurecht an der Spitze heutiger Death Metal-Acts behaupten können!
Brandon Rike, seines Zeichens Sänger der Alternative Rocker DEAD POETIC, mag laut Bandbiographie nix mit dem "S-Wort" zu tun haben, nämlich "Screamo". Er sieht seine Band, die sich 2004 nach dem zweiten Album aufgelöst hatte und neu formiert werden musste, eher von Truppen wie STONE TEMPLE PILOTS, PEARL JAM, MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder DEFTONES (deren Chino Moreno auch an den Stücken "Crashing Down" und "Paralytic" mitschrieb) beeinflusst. Und seine Worte sind nicht etwa heiße Luft, sondern man hört diese Bands tatsächlich heraus, wenn auch nicht direkt. Mit persönlich fallen noch etwa THE JULIANA THEORY ein, die ähnlich emotional und knackig rockend vorgehen. Auch dem Grunge war man unter Anderem nicht abgeneigt, glaubt man dem glasklar und angenehm relaxt agierenden Sänger. Aber mit NIRVANA und Co. hat "Vices" zum Glück nicht allzu viel am Hut, auch wenn sich die eine oder andere Schrammelgitarre durchaus untergemogelt hat. Dass DEAD POETIC auch einen Alternative-Muffel wie mich überzeugen können, liegt aber ganz klar am sehr gelungenen Songwriting, das die meisten der Stücke des Albums zu modernen, gefühlvollen Hymnen mit Langzeitwirkung aufwertet. Darunter befinden sich zum Bleistift der sehr eingängige Opener "Cannibal Vs. Cunning", die coolen Groover "Lioness" und "Self-Destruct & Die", das flotte "Long Forgotten", das treibende "The Victim" oder der atmosphärische Soundteppich "Animals". Anspieltipps gibt es auf "Vices" also genug, was das Album für alternative Naturen zum echten Erlebnis macht und garantiert ein kleines Genre-Highlight darstellt, nachdem viele der oben genannten Bands heute kaum noch was, respektive gar nix mehr reißen. Sehr stark!
Drei Jahre haben sich Scott Hill und seine Mannen für den Nachfolger von "Start The Machine" Zeit gelassen. Das ist seit "California Crossing"-Zeiten schon fast der normale Rhythmus von FU MANCHU und wieder einmal Garant für ausgefeilte Rocksongs, die sich direkt ins Hirn bohren. "We Must Obey" als Opener führt das in Perfektion vor, den Song bekommt man nicht mehr aus dem Kopf, nachdem man ihn einmal aufgesogen hat. Dazu kommt die unnachahmliche Coolness, das Versprechen von Hitze, alten fetten Cabrios und kaltem Bier. "Knew It All Along" schlägt in die gleiche Kerbe und macht diese noch tiefer, bevor "Let Me Out" einen halben Gang zurückschaltet, aber trotzdem noch den gleichen Groove und Ohrwurmfaktor hat. FU MANCHU wissen einfach, wie sie druckvolle, dreckige und groovende Rocknummern zu schreiben haben und werden mit "We Must Obey" keinen Fan enttäuschen. Das ist allerfeinster Wüstenrock, mit dem sich die Combo als die zur Zeit beste KYUSS-Nachfolgeband präsentiert. Obey ´em!
Mit ihrem letztem Album "Elegies" konnte die finnische Band MACHINE MEN kräftig Punkten und bei den parallel zur Veröffentlichung laufenden Auftritten auch Live überzeugen. Zwei Jahre später steht mit "Circus Of Fools" Album Nummer drei in den Händlerregalen. Was dabei zuerst auffällt - die doch recht frappierenden Maiden-Anleihen der bisherigen Outputs sind geringer ausgefallen und kommen am offensichtlichsten immer noch durch die superbe Gesangsleistung des Mannes am Mikro durch (Anthony, ich sage nur "The Bruce"). Dafür scheint man bei den hymnischen Songs wie bei dem das Album abschließenden überlangen Highlight "The Cardinal Point" den Solowerken des Mr. Dickinson einiges an Beachtung geschenkt zu haben. Die fünf Mitte-Zwanziger treten auch etwas öfters aufs Gaspedal und lassen den Riffs ihren lauf (die eingängige Finnland-Single ?No Talk Without The Giant? und das kurze, heftige ?Tyrannize? seien da mal angeführt). Mit dem bedächtig startenden und sich recht schnell im Ohr festsetzendem Stampfer "Ghost Of The Season" und dem epischen, atmosphärischen "The Shadow Gallery" gibt es dann zwei starke Tracks für die Eisernen Jungrauen Fraktion mit Mittelteil der Scheibe. Neben bereits genannten Vorbild kommen da einen noch andere nordische Bands wie zum Beispiel Firewind, Thunderstone, Dream Evil und Konsorten in den Sinn - wobei MACHINE MEN zusehends einen eigenständigen Stil kultivieren und auch kräftig am Songwriting gefeilt haben. Dazu noch eine dampfhammermäßige Produktion von Mika Jussila (Children Of Bodom, Edguy), das passt. Sehr solide Vorstellung, zwar nicht ganz so stark wie der Vorgänger; aber "Circus Of Fools" sollte für jeden Melodic-Metal-Fan mit NWOBHM-Schlagseite ein genaueres Hinhören Wert sein.
FEAR MY THOUGHTS haben nach "Hell Sweet Hell" bei Century Media unterschrieben, ein Schritt, der durchaus Sinn machte. "Vulcanus" ist das erste Album dieser neuen Kollaboration, produziert von Jacob Hansen und mit fast einer Stunde anständig lang ausgefallen. Schon beim Opener "Accompanied By Death" wird deutlich, dass die Hardcore-Einflüsse von FEAR MY THOUGHTS der Vergangenheit angehören und stattdessen eine reine Metalplatte vor einem liegt. Die Songs sind vielschichtig ausgefallen und lassen sich nicht beim ersten Durchlauf in ihrer ganzen Komplexität erfassen. "Vulcanus" ist eine Scheibe, die entdeckt werden muss, ein Aufwand, der sich durchaus lohnt und die Komplexität der Songs nach und nach offenbart. "Soul Consumer" kann mit einem tollen, clean gesungenen Refrain überzeugen, während das pfeilschnelle "Accelerate Or Die" (bei dem Schmier (Vocals) und Mike (Gitarre) von DESTRUCTION mitwirken) eine echte Thrash-Granate geworden ist, die live mächtig Arsch treten wird. "Both Blood" ist dagegen sehr melodisch und tempomäßig deutlich gemäßigter und klingt durch die Gitarrenarbeit sehr modern. Überhaupt ist der Gesamtsound deutlich metallischer als in der Vergangenheit und gleichzeitig sehr an neuere Sounds wie SOILWORK oder die letzte GOREFEST angelehnt. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass FEAR MY THOUGHTS einen Haufen neuer Ideen in ihren Sound eingebaut haben und "Vulcanus" zur logischen Weiterentwicklung von "Hell Sweet Hell" genutzt haben. Grundlegend Neues bekommt der geneigte Metalfan zwar nicht zu hören, jedenfalls wenn er Bands wie SOILWORK, THREAT SIGNAL und IN FLAMES konsumiert, aber die zwölf Songs sind solide und haben durchaus ihren Reiz. Eigentlich sogar mehr als, im internationalen Verlgeich mit den genannten Combos brauchen FEAR MY THOUGHTS keine Scheu zu haben und können mit breiter Brust daherkommen.
Wer sich vom neuen BORKNAGAR - Album wieder einen progressiven Schwarzmetallhammer versprochen hat, kann gleich wegklicken, denn mit "Origin" besinnen sich Vintersorg und Co. auf ihre folkigen Einflüsse (der Titel verrät es bereits), die hier rein akustisch dargeboten werden. Bewaffnet mit Piano, Violine, Cello, Flöte und diversen Percussion - Werkzeugen zeigt sich die ansonsten eher harte Band hier von ihrer zarten Saite. Acht neue Songs und eine umarrangierte Version des Stückes "Oceans Rise" vom "The Archaic Course" - Album von 1998 hat man aufgenommen, die allesamt eher zum Kuscheln als zum wilden Abbangen taugen. Wer auf "ungepluggten" Folk aus dem hohen Norden und der norwegischen Heimat des Quartetts steht, wird an "Origin" mit seiner gemütlichen, melancholischen Atmosphäre und seinen klassischen Chören (bis auf einige Hintergrundgesänge fast alle von Meister Vintersorg intoniert) seine Freude haben, doch die normalen Fans von BORKNAGAR hören hier besser vorher mal rein, bevor sie vielleicht enttäuscht werden. In diesem Fall nützt es auch wenig, dass "Origin" wirklich gut gemacht ist. Meiner Meinung nach wäre es besser gewesen, die Band hätte hin und wieder eines dieser Stücke auf einem regulären Album platziert, dann wäre die Sache trotz aller Qualitäten weniger langatmig geworden…
Ursprünglich wurde dieses Debüt der Amis THE SHOWDOWN aus Elizabethtown, Tennessee bereits 2004 vom Indie - Label "Mono Vs. Stereo" veröffentlicht, doch war es hierzulande nie offiziell erhältlich. Der Fünfer legt sehr viel Wert darauf, als Metalband gehandelt zu werden und hat auch schon hervorragende Kritiken für "A Chorus Of Obliteration" bekommen. Stilistisch zelebrieren die Jungs einen Mix aus Metalcore und melodischem Death Metal der Marke IN FLAMES oder SOILWORK, inklusive Wechselgesang zwischen Kreischen und cleanen Vocals (zumeist bei den Refrains) und melodischen Gitarrensoli. Das alles ist prima gespielt, sehr dynamisch, aber mittlerweile auch recht ausgelutscht, und außerdem kommt hier noch eine meiner Meinung nach etwas kraftlose Produktion hinzu, die der Musik viel Dampf nimmt, wobei THE SHOWDOWN generell nicht wirklich aggressiv wirken. Vergleicht man "A Chorus Of Obliteration" etwa mit verwandten, aktuellen Releases von beispielsweise HEAVEN SHALL BURN, HATESPHERE oder KOLDBORN, dann stellt man fest, dass dort der Presslufthammer viel intensiver regiert. Dennoch gelingt den Amis ein überzeugendes, hörenswertes Debüt, das mit dem coolen Opener "A Monument Encased In Ash", dem Titelsong, dem sehr schwedisch klingenden "Iscariot" oder der Halbballade "Laid To Rest" gutes, wenn auch nicht überragendes Material auffährt, wobei mit dem thrashigen "Give Us This Day" noch ein Bonustrack präsentiert wird, den man nicht auf der Originalversion findet. Genre - Fans dürfen gerne mal ein Ohr riskieren!
Nach dem 2005-Release "O’God, The Aftermath" haben sich NORMA JEAN mit neuem Sänger aufs Ozzfest begeben, um dann in Anschluss direkt wieder ins Studio zu gehen. Andere Bands hätten da erstmal ne Pause eingeschoben, aber bei NORMA JEAN war wohl zuviel Energie da. Als Produzent suchten sie sich ausgerechnet Ross Robinson aus, der vielen als Ikone des Nu Metals gilt und dementsprechend verhasst ist. AT THE DRIVE IN haben sich davon nicht abschrecken lassen, NORMA JEAN ebensowenig. Und beide Bands haben einen verdammt guten Sound bekommen, "Redeemer" macht mächtig Druck. Wie gehabt ist ein Silberling aus der Feder dieser Band kein Easy Listening-Kram, sondern will entdeckt und ausdauernd gehört werden. Wer das nicht tut, wird "Redeemer" nur als noisigen Krach wahrnehmen, dabei verbergen sich in den Songs neben den gewohnt atonalen Gitarren, vertrackten Rhytmen und fiesen Breaks viele melodische Parts, die einige Songs schon fast poppig wirken lassen. Dazu kommt der neue Sänger, der mit seinen Psycho-Schreien, Growls und verzerrten Passagen wie Arsch auf Eimer passt, da vermisst man den alten Kerl am Mikro gar nicht. NORMA JEAN haben die Balance zwischen Weiterentwicklung und Festhalten an den Trademarks gefunden und werden mit dieser Scheibe sowohl neue Krachfans anlocken als auch die alten Fans zufriedenstellen. Saubere Leistung.
Hm, die neue DIECAST. Die letzte Scheibe war ja ganz nett, aber mehr auch nicht. Live auch nicht so der Brüller gewesen. Vielleicht haben sie ja was dazugelernt, mal anmachen…
Scheiße, und wie sie das haben! Mit den ersten Tönen vom Opener (der gleichzeitig auch Titelrack ist) machen DIECAST deutlich, dass sie in Sachen Songwriting viel dazugelernt haben. Dank der tollen schwedischen Gitarren geht der Song direkt ins Ohr, wozu auch die clean gesungenen Parts beitragen, die dankenswerterweise nicht zu soft klingen und so perfekt zum Rest des Songs passen. Ein echter Kracher! Besser kann eine Metalcore-Platte kaum beginnen. Das folgende "Never Forget" legt härtemäßig noch eine Schippe drauf, ist aber nicht weniger eingängig als der Opener, wobei hier auf cleanen Gesang weitgehend verzichtet wird und Sänger Paul anständig aggressiv klingt. Mit "Hourglass" (toller Refrain!), dem SLAYER-Klon "Weakness" und dem fast schon epischen "Nothing I Could Say" haben DIECAST noch weitere verdammt geile Songs auf den Silberling gepackt, die insbesondere die KILLSWITCH ENGAGE-Fangemeinde ansprechen werden - insbesondere die, die mit dem neuesten KE-Werk ob der Sperrigkeit Probleme haben. DIECAST werden diese verzweifelten Schäfchen um sich scharen und mit "Internal Revolution" beglücken. Einzig das langweilige, sich am HC anbiedernde "Definition Of A Hero" und die lahme Ballade "The Coldest Rain" sind Ausfälle und verhindern einen Tip für die Platte. Summa summarum bleiben trotzdem noch neun sehr gute Metalcore-Nummern auf "Internal Revolution", mit denen DIECAST viele neue Fans gewinnen werden. Und womit? Mit Recht, jawoll!