ICED EARTH machen mit "Incorruptible" das Dutzend voll - und gehen dabei auf Nummer Sicher. Was Jon Schaffer & Co. in den zehn neuen Songs präsentieren, ist Heavy Metal ICED EARTH'scher Machart in Reinkultur, auf Experimente braucht hier niemand zu hoffen. Im Grunde, auch wenn das Fazit ein wenig vorweggenommen wird, gehen ICED EARTH sogar einen Schritt zurück und bedienen sich an ihren Klassikern "Something Wicked This Way Comes" und "The Dark Saga", reichern noch ein wenig "The Glorious Burden" zu und sind glücklich. Natürlich ist die Frage nach Kontinuuität vs. Änderung des Sounds keine neue - und VOLBEAT haben beispielsweise keine gute Antwort auf diese Frage gefunden - oder bei ALbum Nummer Zwölf sonderlich überraschende, muss aber gestellt werden.
Nüchtern betrachtet überzeugen Nummern wie der Albumopener "Great Heathen Army" oder "Black Flag" mit kraftvollen Riffs, einem Stu Block in stimmlicher Bestform und ordentlich Pathos, während "Raven Wing" und "The Veil" die nachdenkliche, in sich gekehrte Seite der Band zeigen. Gleichzeitig ist das schon sehr berechenbar und nach Schema F geschrieben, denn wären die Songs auf einem Album der 90er-ICED EARTH zu finden, würden sie nicht weiter auffallen. Wenn dann noch die etwas zu lang geratenen Songs wie "Ghost Dance" oder der Rausschmeißer "Clear The Way" ins Spiel kommen, wird klar, dass "Incorruptible" nur bedingt überzeugen kann. ICED EARTH bieten eine solide Metalscheibe, mit der sie Die Hard-Fans glücklich machen, aber nicht überraschen werden. Positiv gesehen sind die Amis zuverlässig und bleiben sich treu. Ist doch in diesen unruhigen Zeigen auch eine Menge wert.
Nach einem etwas säuselnden (weil der Gesang etwas von Steve Hogarth von MARILLION hat) typisch spacig-artrockendem Opener gehen SOUND OF CONTACT mit dem tollen Instrumental „Cosmic Distance Ladder“ gleich in die Vollen. Die Band zeigt kraftvoll-riffbetonten sowie virtuos vorgetragenen Progrock mit viel Power und Spielwitz. Diese neue Formation besteht u.a. aus tollen Musikern wie Dave Kerzner (Keyboard) von GIRAFFE, Matt Dorsey (Bass/Gitarre), John Wesley (PORCUPINE TREE, FISH) an der Gitarre und Jonathan Schang (DISTRICT 97) an den Drums sowie Simon Collins (Vocals, Drums) als die Stimme und einer der Masterminds der Prog-Newcomer.
Auch klar dieser Name ist nicht immer hilfreich (man hätte sich ja auch einen neuen Künstlernamen zulegen können), er hat es nicht gemacht und so muß er sich natürlich ständig mit Vergleichen seines berühmten Erzeugers PHIL COLLINS herumschlagen. Nun stimmlich sind auch ganz klar Gemeinsamkeiten auszumachen, er besitzt schon ein recht ähnlich warmes Timbre aber versucht bestimmt sein Organ betont etwas mehr zu zu variieren. Dies gelingt eindrucksvoll und dabei kommen auch die ein oder Assoziation an PETER GABRIEL hoch, vorallem wenn es in die hymnisch höheren Sphären geht.
Musikalisch bricht der Kanadier nach drei Solowerken mit diesem Debütalbum „Dimensionaut“ mit dem progressive (Pop)-Rock von SOUND OF CONTACT jetzt in etwas andere Gefilde auf und lehnt sich dabei aber deutlich stärker an die Tradition des GENESIS-Sounds der 70 er Jahre an. Dies gelingt absolut überzeugend, der Mann weiß wie man eingängige Melodiebögen in ein anspruchsvolles (ohne zu übertriebene Kopflastigkeit) Korsett verpackt.
„Dimensionaut“ ist Sience-Fiction Konzeptalbum über einen dimensionalen Zeit- und Raum-Reisenden namens Dimo. Er startet eine Mission um die Grenzen menschlicher Erfahrung zu erweitern. Klingt kryptischer als die Musik letztlich rüber kommt aber die komplette CD bietet eine packende Atmosphäre, ist super klar produziert und ist eher so eine Art reduzierter Spacerock mit gewissen leichten Mainstreamattacken bei so manchen Songpassagen – aber dies paßt absolut ins Gesamtkonzept der Musik. Die kommt durchaus vielseitig, verspielt und abwechslungsreich daher ohne diese bei vielen anderen Progbands vorkommende technisch-kunstvolle Betonung. Die Songs sind durchaus unterschiedlich mit viel Progbetonung und sehr eingängig, hier gelingt durchaus der schmale Grad zwischen den frühen (proggigeren) und den etwas poppigeren GENESIS der 80er Jahre. Alles Hand und Fuß - bei dem eher etwas reduzierteren „Pale Blue Dot“ darf sich Collins Stimme mit einem wunderbaren Megahookline in den Vordergrund stellen. Das eher etwas sphärisch melodramatische „I am Dimensionaut“ mit diesem hymnischen Refrain, hat was von PETER GABRIEL – toll gemacht. „Not coming down“, die erste Single, ist dann tatsächlich eher eine Pop-Rock-Ballade aber mit einem gewissen dunklen Wechsel, so dass es doch nicht zu glatt wirkt. „Beyond Illumination“ wird getragen von klasse Keyboardeinlagen bzw. Streichersamples sowie weiblichen Vocals in bester KATE BUSH-Manier hier wunderbar gesungen von Hannah Stobard.
Das Album gewinnt insgesamt bei jedem Durchgang an Eindringlichkeit und macht einfach Spaß. „Closer to you“ ist wieder so ein Beispiele, ein balladesker Ohrwurm vor dem Herrn sehr gefühlvoll aber nie zu fluffig, da ist es wieder, dass Collins-Gehn für Hammermelodien. Für alle Progfreaks bietet dann die knapp 20-minütige Übernummer „Moebius Slip“ (unterteilt in vier Akte) passend zum Artwork eine echtes Progepos mit vielen opulent-elegischen Momenten die u.a. an PINK FLOYD erinnern, ein sehr würdiges Finale.
Simon Collins hat hier mit seinem kongenialen (Keyboard)-Partner Dave Kerzner ein wirklich vielschichtiges Werk geschaffen, dass allen Fans von spacigem Progrock gefallen dürfte. Auf über 70 Minuten gelingt es die Spannung mit intelligentem Songwriting aufrecht zu erhalten, besitzt einen durchgehenden homogenen Fluss ohne Brüche und zu aufgesetzt oder gar einfältig zu klingen. Leider ist der Tastenmann jetzt vor kurzem ausgestiegen - bleibt abzuwarten wie dies die junge Band künstlerisch verkraftet.
„Dimensionaut“ ist jedenfalls trotz aller genanter Einflüsse ein höchst eigenständiges Stück Musik geworden, und verdient eine Fortsetzung auf diesem Niveau.
Jetzt also auch SAXON – „Unplugged And Strung Up“ – akustisch und orchestral wollten es die Veteranen auch mal wissen. Was so nicht richtig ist. Nicht alle Aufnahmen auf diesem Doppeldecker (zu CD 2 siehe unten) sind richtig neu, nicht mal alle sind akustisch oder orchestral. Aber es weihnachtet halt, und die SAXON-Fanschar will bedient sein. und da darf man mal Entwarnung geben - böse Vorahnungen bzgl. „unplugged“ fanden zum Glück keine Bestätigung. Also mal genauer hingehört. Denn ein Song wie „Crusader“ ist im Original perfekt – basta! Und auch wenn die Orchesterversion diverse neue Aspekte des großartigen Songs offeriert, für mich ist diese eher unnötig. „The Eagle Has Landed“ macht in dieser Version dagegen richtig Sinn. Der eh‘ hymnenhaften Song gewinnt durch Streicher und Orchester-Arrangement noch an Bombast und geht hier als Anspieltipp durchs Ziel. Auch bei einer Ballade wie „Frozen Rainbow“ (vom Debüt 1979) mache die Neubearbeitung Freude. Diesmal akustisch (nicht orchestral) kommt dieser zeitlose Song in neuem Gewande als Gänsehautnummer par excellance rüber – toll und Pflicht für den SAXON-Fan. Nicht alle 14 Songs sind hier in Orchester oder Akustikversion vertreten. Diverse Tracks wurden für „Unplugged And Strung Up“ einfach neu eingespielt, kommen damit auch druckvoller als die Originale („Forever Free“ und „Just Let Me Rock“ zum Beispiel) – ob’s das gerade bei diesen Songs braucht? Orchester und Akustikversionen sind nun nichts Neues, und auch SAXON erweitern dieses Sub-Genre nicht. Leider sind dies nicht alles „neue“ Veröffentlichungen. Eine ganze Reihe der Songs wurde bereits als Bonussongs für diverse Limited Editions verbraten.
Die Bonus-CD enthält die komplette „Heavy Metal Tunder“-CD von 2002 – 13 Klassiker von Anfang der Achtziger kommen neu aufgenommen allesamt mit viel Power und Schmackes daher, ohne auch nur ansatzweise etwas von ihrem zeitlosen NWOBHM-Geist zu verlieren. Wer das Teil als Fan noch nicht hat – das lohnt sich. Der damaligen Review hier auf metal-inside.de ist da nichts hinzu zu fügen.
Ob die Schweden GRAVE vor der anstehenden Tour mit MARDUK noch einen Leckerbissen für den Merch-Stand haben wollten? Gut ein Jahr nach dem vergangenen Langspieler bringen sie eine EP auf den Markt, die jedoch irgendwie ein wenig zusammengeschustert wirkt. „Venial Sin“, der erste der neuen Songs, ist eine straighte Knüppelnummer, die durchmarschiert, ohne nach links und rechts zu schauen. Der Titeltrack „Morbid Ascent“, ebenfalls eine Neukomposition, stellt trotz „ins-Gesicht-Attitüde“ den Propeller-Dauerturbo im letzten Drittel des Songs durch den groovig-getragenen Schlusspart auf entspannten Moshmodus um. Der Re-record „Epos“ (ursprünglich auf dem letzten Langspieler „Endless Procession Of Souls“ veröffentlicht) passt klangtechnisch wie stilistisch in die weiteren GRAVE-Stücke der EP. Die höhere Klangqualität der Neuaufnahme wird bei „Reality Of Life“ (vom '89er Demo „Sexual Mutilation“) besonders deutlich, wobei der hallig-schetterige Charme des Originals dabei verständlicher Weise verloren geht. Zwischengeschoben wurde mit „Possessed“ ein SATYRICON-Cover, das durch die Aggressivität des Originals bedingt noch einen Tick spitzer und brutaler, dabei aber auch gleichzeitig sphärischer um die Ecke kommt, als Graves eigene Stücke auf der Platte.
„Morbid Ascent“ bietet durch die Länge der einzelnen Tracks mit einer knappen halben Stunde für eine EP eine ordentliche Spielzeit und GRAVE hauen den Zuhörern erwartungsgemäß ein mächtiges Brett um die Ohren. Was genau die Idee hinter dieser EP ist, bleibt jedoch unklar. Vielleicht etwas Neues, etwas Altes, etwas Geliehenes und … etwas Blaues … Schweden sollen dem Alkohol ja nicht all zu abgeneigt sein ...(jq)
FATES WARNING gelten ja so als die (Mit)erfinder des Progmetals und haben seit 1984 immer mal wieder mit Unterbrechungen herausragende Werke herausgebrachte aber solange hat es noch nie gedauert; fast 10 Jahre brauchte es, bis die Band (letzte Scheibe "FWX" aus 2004) um Mastermind und Gitarrenchefe Jim Matheos zusammen mit dem phänomenalen Ray Alder am Mikro unter diesem Banner wieder ins Studio ging.
"Darkness in a different Light" ist schon etwas bezeichnend für den vorherrschenden Grundton dieses Albums, es gibt diesmal (leider) keinerlei Keyboards, die typisch gefühlvolle Melancholie und mitunter auch Schwermut sind nicht mehr so präsent, es geht nach meinem deultich härter und düsterer zu was das Riffing betrifft. Die Produktion ist klasse, der neue Drummer gibt einen gelungenen Einstand, die Gitarren komme doch vielfach sehr rhythmisch-fett daher. Dies geht mitunter auch songwriterisch leider zu Lasten der Melodie und songlichen Kompaktheit. Es geht vielfach wenig songdienlich zu, die neue Rhythmussektion Vera/Jarzombek macht zwar einen super Job aber es fehlen oft etwas die gefühlvolleren Parts mit der typisch packenden emotionaler Tiefe. Nichts gegen sperrige und etwas vertracktere Sachen, hatten wir bei FATES WARNING auch schon früher immer aber hier wurde für meinen Geschmack vielfach damit übertrieben.
Klar, die Fürsprecher werden sagen, die Band wolle sich nicht wiederholen und natürlich das ganze „Rück/Weiterenwicklungsgedöhns“ bzw. zurück zu den Anfängen ist ja super aber Fact ist auch: Gute einzelne Refrains oder hängenbleibende Melodien kann man sich aus dem zwar oft energetisch aber fülligen Riff-Brei nur spärlich herauspicken. „One Thousand Fires“ als Opener ist dafür typisch, heftiger Metal mit vielen Breaks sowie Einzelheiten, viel Rhythmus aber auch nur mit einer wenig prägnanter Melodie, zum Schluss endlich ne cleane Sologitarre aber der Song ist nur mittelmäßig.
Als Frühfan habe ich mit vielen solchen eher kompromissloseren Ansätzen und Parts auf“ Darkness In A Different Light" doch eher etwas Anlaufschwierigkeiten. Die einfühlsamen Melodien von früher sind selten zu finden, ja sogar rar gesät stattdessen hämmern die Rhythmusgitarren eher technsich-kalte Atmosphären. Eine der Ausnahme „Firefly“ der Song war als Stream bereits vorab zu finden. Quasi so ne Art Single sicher gegenüber dem Rest recht kommerziell gehalten dafür recht eingängig, der Track geht einfach nur gut nach vorne und groovet ordentlich mit einer klasse Gitarrenarbeit. „Desire“ mit dieser eher etwas schräg-scheifen Hookline und sogar aggressiven Vocals und dem verschleppten leicht trippigen Rhythmus mag zwar progig sein aber haut mich trotzdem nicht vom Hocker. „Falling“ ist eine ganze eineinhalb minütige Akustikkurzballade sehr schön nur viel zu kurz und nur so ne Art Zwischenspiel, wirkt irgendwie von der Anordnung auch nicht passend, hätte man mehr draus machen müssen. Auch Sachen wie das erneut knackig aber nur wenig fließende "I Am" sind vordergründig recht aufwühlend fett aber ohne echte Seele. Dann „Lighthouse“ ein ruhiger Song mit tollem einfühlsamen Gesang von Alder, sehr getragen ohne Rhythmus aber voller Melodie und ja der Song strahlt endlich eine gewisse Magie aus, sie können es also doch noch. Und auch das starke „Into the Black“ und vor allem der schließende 15-Minüter „And Yet It Moves“ (wäre alleine ein Kaufgrund) mit tollem, fast klassischen Akustikintro beweist: die Herren beherrschen doch noch das große Progkino mit stetig wendende Achterbahnfahrt, mit schönen Wendungen, viel Gefühl, packende Melodiebögen ohne stupides Instrumentalgedudel und plakativer Härte (wie in vielen Songs zuvor).
Als Fazit gilt, dass die US-Prog-Haudegen FATES WARNING auch mit ihrem elften Studiowerk natürlich keine „schlechte“ Musik abgeliefert haben, technisch sicher hochwertig aber gegen die frühere Werke und auch das „Arch/Matheos“-Album davor zieht diese Platte deutlich den Kürzeren. Zwar wiederum besser als die eher verschrobeneren O.S.I. Sachen aber dass war auch keine große Kunst. Und von einem Progmetalalbum des Jahres (wie bei so manchem Kollegen) zu sprechen halte ich für ziemlich übertrieben. Solide mit wenigen echten Höhepunkten. Die Band wollte halt mal was Neues machen, ist ja auch ihr gutes Recht aber begeistert muß man davon beileibe nicht sein. Wer auf eine leicht triste, verschachtelte Heavyness abfährt kann hier vielleicht glücklich werden, alte Fans könnten mit diesem Material durchaus verschreckt werden oder kaufen nur aus Solidarität. Mir wird hier schlicht zu viel gedroschen ohne die große Songtiefe. Auf einer aktuellen Tour von FATES WARNING würden mir aus dieser CD maximal 2-3 Songs völlig reichen, die alten Sachen sind da einfach doch ne ganz andere Hausnummer. (maio)
Review von Christian Hollinger (ch):
9 Jahre sind lang, auch (oder gerade?) in der Musikszene. Was vor 9 Jahren eine top Band war kann nach dieser Zeit mit weichgespülter Schaudermusik um die Ecke kommen, sich auflösen oder einfach noch ein paar Jahre warten und dann so etwas wie „Chinese Democracy“ als ernsthaftes Stück Musik verkaufen. Oder man macht es eben vernünftig und kloppt wie FATES WARNING mit „Darkness In A Different Light“ eine Prog-Scheibe raus die sich nicht verstecken muss.
Nun gilt vorweg zu sagen: Ich bin kein FATES WARNING-Verehrer. Ich stehe zugegeben sehr auf Prog, ja; aber die Band hat bisher keinen festen Platz in meinem CD-Regal, krebst eher als Info in der Form „Die Band existiert“ in meinem Hirn rum. Daher verzeiht mir die fehlenden Oldschool-Referenzen – und ich hoffe, ich muss aus meiner Kutte nach dem Review keine schusssichere machen (Anm.: Wäre natürlich unfassbar cool!).
Auf „Darkness In A Different Light“ beginnt es harsch mit „One Thousand Fires“, erinnert mit dem oft etwas verwinkelten Songwriting und Riffing an die von mir gelobte Underdog-Truppe von 81db – und die haben einen ebenso wirschen Song namens „Jabberwocky“. Mit tiefen, straight-forward gehenden Riffs und dem Übergang in eine mit ebenso eher simplem Riffing unterlegte Chorus-Orgie ist „Firefly“ weniger komplex, dafür einfacher im Ohr zu behalten. Diesen simplen Angang führt das eher unspektakuläre „Desire“ fort, wird dann mit warmen Akustik-Tönen und 1 ½ Minuten Laufzeit vom klar als Zwischenspiel zu verbuchendem Stück „Awake“ abgelöst.
Etwas tiefer in die Trickkiste der Notenblätter greift dann „I Am“ und knattert angenehm schräg und Stakkato-artig durch die Lautsprecher und ruft spontan Gedanken an TOOL und ähnliche Truppen ins Gedächtnis. Wem danach die Ohren wehtun, der kann sich bei „Lighthouse“ mit einer ruhigen Ballade entspannen – die mit 5 Minuten leider aber keine Zeit hat, großartige Asse zu spielen.
„Into The Black“ erinnert im Intro mit seinen düsteren Keyboard-Sounds an ein 2009 erschienene Album einer gewisse amerikanische Prog –Größe, kann ansonsten mit konzentriert gezockten Zwischen-Riffs trumpfen und seinen insgesamt recht dunklen Sound mit einem eingängigen Chorus auflockern und einer Solo-Eskapade und etwas entspannteren Bass-Vibes beenden. Das folgende „Kneel And Obey“ baut durch seine Klimax zum Titel und Text passend bedrückende Stimmung mit doomigen Vocals und entsprechendem Riffing auf und explodiert am Ende dann in Gitarren- und Keyboard-Soli mit begleitendem, monoton-bösem Riffing.
„And Yet It Moves“, der 14-Minuten-Brecher, demonstriert dann das, was ich mir bei FATES WARNING viel öfter vorstellen könnte: Lang, abwechslungsreich, Wechsel zwischen Takt-Gewichse, entspannte Bass- & Gitarren-Solo-Parts ohne Fingerbrecher, liebevoll als „Abgeh-Parts“ zu bezeichnende Ausraster, stimmige Vocals – das macht Spaß und fesselt vor der Stereo-Anlage.
Fazit: Mir gefällt die Scheibe. Sie ist im Kern abwechslungsreich und bringt gerade durch Perlen wie das aus genannten Gründen geschätzte „Kneel And Obey“ oder „And Yet It Moves“ und generell hübsch platzierten Takt-Eskapaden einige Highlights, scheint an anderer Stelle aber Potential zu verschenken – unter Umständen wäre man mit dem ein oder anderen Song weniger, dafür mit an anderer Stelle längeren, dafür zusammen passendem Songwriting besser dran. Nichtsdestotrotz: Ohne die Diskographie der Band kennen zu müssen, „Darkness In A Different Light“ macht für mich genug richtig für eine solide Empfehlung an Progressive-Liebhaber. (ch)
Zum 40-ten der schottischen Folk-Rock-Band RUNRIG setzt ihr ehemaliges Label Chrysalis den Rhythmus der fast schon jährlichen RUNRIG-Best-of-Veröffentlichungen fort. Und auch wenn man die regulären Alben (5 Studio- und 2 Livealben) um Extended Versions, Livemitschnitte sowie Singles und EPs ergänzt hat, so ist die Box vor allem für Neueinstiger und jene interessant, welche erst ein, zwei Alben der Band im Regal haben. Will meinen, es ist ein Auszug aus der Diskografie, es sind starke Alben, aber es ist auch die x-te Veröffentlichung.
So firmiert die 6-CD-Box von RUNRIG richtigerweise auch unter „Stepping Down The Glory Road (The Chrysalis Years 1988 – 1996)“ samt gut gemachten Booklet, inklusive Linernotes von Iain MacDonald und kleiner Diskografie. Die Band von der Insel Skye steht dabei für rockige, aber auch oft eher ruhige Folk-Rock-Songs, mit Mitsing-Charakter und starker Hinwendung zum Gaelisch-Keltischen. Alle hier dargebrachten Song wurden von Donnie Munro eingesungen, der bis 1997 am Mikro stand und für die erfolgreichste Zeit von RUNRIG steht.
Der Anfang macht mit „The Cutter And The Clan“ ein Album das nur so vor Ohrwürmern strotzt („Alba“, „Pride Of The Summer“ und „Hearts Of Golden Glory“ seien da mal für uneingeweihte genannt). Hymnen auf Natur und Schottland die Fernweh erzeugen und nach Whiskey schreiben. Leider etwas im typischen 80er-Sound gehalten, was den tollen Songs etwas die Atmosphäre und Schlagkraft nimmt. Als Live-Version ist hier auch die inoffizielle schottische Nationalhymne „Loch Lomond“ als Bonus enthalten. „Searchlight“ ist ein (fast) genauso starker Nachfolger, mit leichtem Hang zum Mainstream und einem nicht ganz so ausgeglichenen Songwriting. Trotzdem erzeugen „Tir A Mhurain“ und „Siol Ghoraidh“ wohlige Schauer, lassen „Tear Down The Walls“ und „Only The Brave“ die rockige Seite raus. „The Big Wheel“ ist dann schon ein fast zu verträumtes Album. RUNRIG habe hier mit „Abhainn An T-Sluaigh“ einen Überhit am Start, aber zum ersten Mal scheint der Band bei den ruhigeren Songs die Ideen auszugehen. Schön, aber mit geringerer Halbwertzeit als man es gewöhnt war. Bei „Amazing Things“ setzen RUNRIG ihrer epischen Ausrichtung die Krone auf und kommen wieder etwas lauter daher wie zu “The Big Wheel”-Zeiten. Ein Versuch die Kurve gen Vergangenheit zu kriegen. Songs wie „Canada“ und „Ard (High)” tun dies auch. Über die komplette Spielzeit betrachtet, liefern RUNRIG aber auch hier einige Filler. Also dann mal anders: der Nachfolger „Mara“ wurde als Konzeptalbum angelegt, RUNRIG probieren einiges aus, kommen aber irgendwie nicht voll in die Gänge. Dem Album fehlt trotz seiner Momente die Spannung und plätschert im Vergleich zu den Vorgängerwerken etwas dahin. Pop und viel Keyboard stehen m.E. den Schotten hier nicht so gut. „Mara“ ist das schwächste Album der Kompilation und folgerichtig auch schon ein Ausblick auf den bevorstehenden Ausstieg von Sänger Donnie Munro. Die letzte CD zeigt mit den EPs „Rhythm Of My Heart“ und „The Greatest Flames“ sowie dem Live-Album „Once In A Lifetime“ (1988) dann eine (oder die) Stärke von RUNRIG – Live!
CD I – The Cutter And The Clan
1. Alba
2. The Cutter
3. Hearts Of Olden Glory
4. Pride Of The Summer
5. Worker For The Wind
6. Rocket To The Moon
7. The Only Rose
8. Protect And Survive
9. Our Earth Was Once Green
10. An Ubhal As Airde (The Highest Apple)
11. Protect And Survive (Extended Studio Version)
12. Protect And Survive (Live)
13. Hearts Of Olden Glory (Live)
14. Chi M'In Tir (I See The Land)
15. The Times They Are A Changin'
16. This Time Of Year
17. Pride Of The Summer (Live)
18. Loch Lomond (Live)
19. Harvest Moon (Live)
CD II – Searchlight
1. News From Heaven
2. Every River
3. City Of Lights
4. Eirinn
5. Tir A Mhurain
6. World Appeal
7. Tear Down These Walls
8. Only The Brave
9. Siol Ghoraidh
10. That Final Mile
11. Small Town
12. Precious Years
13. Stepping Down The Glory Road
14. Harvest Moon
15. Satellite Flood
16. The Apple Came Down
17. Hearthammer (Edit)
18. Solus Na Madainn (The Morning Light)
CD III – The Big Wheel
1. Headlights
2. Healer In Your Heart
3. Abhainn An T-Sluaigh
4. Always The Winner
5. This Beautiful Pain
6. An Cuibhle Mor / The Big Wheel
7. Edge Of The World
8. Hearthammer
9. I'll Keep Coming Home
10. Flower Of The West
11. Ravenscraig
12. Chi Mi'n Geamhradh
13. April Come She Will
14. Saints Of The Soil
15. An T-Iasgair (The Fisherman)
16. Suilven
CD IV – Amazing Things
1. The Fisherman (An T-Iasgair)
2. Morning Tide
3. Amazing Things
4. Wonderful
5. The Greatest Flame
6. Move A Mountain
7. Pog Aon Oidche Earraich (One Kiss One Spring Evening)
8. Dream Fields
9. Song Of The Earth
10. Forever Eyes Of Blue
11. Sraidean Na Roinn Eorpa (Streets Of Europe)
12. Canada
13. Ard (High)
14. On The Edge
15. This Time Of Year (Second Version)
CD V – Mara
1. Wonderful (Live)
2. Dream Fields (Live)
3. I'll Keep Coming Home (Live)
4. Day In A Boat
5. Nothing But The Sun
6. The Mighty Atlantic/Mara Theme (Orchestral Mix – feat. The Royal Scottish National Orchestra)
7. Things That Are
8. Road And The River
9. Meadhan Oidhche Air An Acairseid
10. The Wedding
11. The Dancing Floor
12. Thairis Air A Ghleann
13. Lighthouse
14. Amazing Things (Remix)
15. That Other Landscape
CD VI – Rhythm Of My Heart (EP), The Greatest Flames (EP), Once In A Lifetime (Live)
1. Rhythm Of My Heart
2. The Mighty Atlantic / Mara Theme (Longer Orchestral Mix – feat. The Royal Scottish National Orchestra)
3. Canada (Live)
4. Cum Ur N'Aire
5. Cadal Chadian Mi
6. The Greatest Flame (1996 Remix)
7. Protect And Survive (Acoustic Medley) (Live)
8. Siol Ghoraidh / Thairis Air A Ghleann (Chorus) (Live)
Mit der Doppel-CD „The Very Best Of 25 Years“ bietet das schottische Folk-Pop-Rock-Duo Craig und Charlie Reid aka THE PROCLAIMERS (est. 1983) eine Werkschau mit 30 Songs, von denen aber an sich nur „Letter From America“ und natürlich „I’m Gonna Be (500 Miles)“ so richtig bekannt sind. Ein One-Hit-Wonder sind THE PROCLAIMERS aber trotz der oftmaligen Reduzierung auf diese Hits allerdings keinesfalls („King Of The Road“ und „I’m On My Way“ dürfte der eine oder andere auch im Ohr haben). Vor allem in ihrer britischen Heimat waren (und sind) sie regelmäßig Gast in den Charts und in den größeren Veranstaltungs-Locations. Die eineiigen Reid-Zwillinge verstehen es dabei gekonnt mit geringer Instrumentalisierung (oft nur zwei Akustik-Gitarren) reichliche Energie und gar hymnischen Epen zu generieren, daß Ganze Pup-mäßig eingängig sowie Radio affin - und das bei einem unverkennbaren PROCLAIMERS-eigenen Sound, welcher, Keltisch-schottisch anmutend, sicherlich auch nicht jedem dauerhaft zusagt. Manche Titel wurden remastered (was bei Originalen von Ende der 80er durchaus gut tut), mit „Not Cynical“ hat man sogar ein neuen Song mit drauf gepackt. Tolle Werkschau über die bisherigen 9 veröffentlichten Alben um sich einen Überblick über THE PROCLAIMERS zu verschaffen.
Zur PAPA ROACH-CD „The Connection“ hatte Kollegin Bianca bereits letztes Jahr eine durchaus positive Review geschrieben. Dem ist an sich nichts hinzuzufügen, gibt es hier doch auf der „The Connection Tour Edition” weder eine geänderte Tracklist noch irgendwelche neu aufgenommen Songs.
Das besondere an der Touredition ist die Bonus-DVD welche einen Livemitschnitt mit 12 Tracks enthält der aus eine Mischung guter, Live gut abgehender neuer Songs von „The Connection“ enthält (unter anderem „Where Did The Angels Go“ und der Ohrwurm „Silence Is The Enemy“) und Klassiker der Marke „Between Angels & Insects“, „Getting Away With Murder“ oder dem endgeilen „Lifeline“. Was aber etwas auffällt, nach hinten raus klingt die Stimme von Fronter Jacoby Shaddix doch etwas angekratzt – und nach dem Megahit „Last Resort“ waren gerade etwas über 60 Minuten um. That’s Live – vermindert aber kaum den Eindruck, dass PAPA ROACH immer noch für eine energetische und voller Power steckende Live-Perfomance stehen; und die Bonus-DVD dies mit einem ordentlichen Ton und Bild rüberbringt. Trotzdem wohl nur für Fans von Interesse und jene, die das Album noch nicht im Schrank stehen haben.
In den späten 1990ern war die Welt auf den Kopf gestellt: Die heißesten Sleeze- und Glam Rock Bands kamen mit den HELLACOPTERS und GLUECIFER aus Skandinavien, und BUCKCHERRY waren mit ihren ersten Alben nur kleine Lichter im Vergleich zu den Stadionrock-Bands, die sich sonst in Kalifornien rumtrieben. Um nur die großen drei mit MÖTLEY CRÜE, GUNS 'N' ROSES und AEROSMITH zu nennen. Heute bin ich froh, dass BUCKCHERRY durchgehalten haben bzw. sich seit 2005 wieder zusammengerauft haben. "Confessions" ist ihr sechstes Album - und es hört sich frischer an als alle vorherigen zusammen. Ja, vielleicht war "15" erfolgreicher und hittiger, aber "Confessions" ist dichter - wie eine einzige überschäumende Party im Sommer. Es geht mit "Gluttony" los - der Liedtext ist eine einzige Rechtfertigung gegenüber der Freundin, haha - und spätestens mit dem Chorus bestellt man sich das erste alkoholische Getränk. Das Album hat alle Elemente für die Choreografie des Abends, selbst die Abrechnung mit der letzten Beziehung ("Nothing Left But Tears") wird noch zum Feiern genutzt, die Sterne kann man sich zum Dosenöffner "The Truth" angucken, beim Planschen im Swimmingpool ist ein Midtempo wie "Wrath" bestimmt nicht schlecht, (Eng-) Tanzen geht zu "Greed" - und zu "Water" geht sicher auch einiges anderes, der Song streitet sich mit "Air" um die Krone als Hit des Albums. Bei beiden Songs läßt sich Gitarrist Keith Nelson zu seltenen Gitarrensoli hinreißen, "Water" könnte aus den Achtzigern direkt ins Heute gebeamt worden sein, inklusive Schellenkranz mit gebatiktem Tuch dran. Warum man auf diese Ausnahme überhaupt hinweisen muss? Weil beide Gitarren über den Rest des Albums immer genau auf den Punkt songdienlich spielen - alle Songs sind so geschrieben, dass alle Instrumente zusammen alles geben, es wird keine Zeit mit überflüssigen Egotrips verschwendet. Josh Todds Stimme hört sich inzwischen an wie in Whiskey eingelegt - unverständlich, dass Slash ihn vor zehn Jahren als Sänger für Velvet Revolver abgelehnt hat. Die Texte sind mit viel "ohohooho" nicht wirklich schwierig, da kann man auch mit 3 Promille noch sicher mitsingen. Wer nach diesem Review verkatert zurück bleibt: Album wieder aus der Anlage nehmen und ein Wasser trinken. Und zur nächsten Party einfach wieder einschmeißen.
Mit „Kings Of Demolition” startet die 5-Track EP „United World Rebellion – Chapter One” mit einer starken BILLY TALENT / THE OFFSPRING – Attitüde, welche voll in den Kontext paßt, in dem sich die Band seit ihrer Trennung von Originalsänger Sebastian Bach bewegt. Hard Rock mit Punk-Vibes, der Gesang rauer als unter dem bekannten Ehemaligen. „United World Rebellion – Chapter One” ist ein deutliches Lebenszeichen. Denn SKID ROW waren die letzten Jahre in der Versenkung verschwunden, hatten nach ihren Hyper-Erfolgreichen Debüt „Skid Row“ (1989, 3 Top-Singles) und dem Nummer-1-Album „Slave To The Grind“ (1991) zwar immer wieder mal etwas veröffentlicht, der große Erfolg blieb aber aus; internes besorgte des Rest. Seit 1999 hat man mit Johnny Solinger einen Anderen am Mikro, und zwei Alben (2003 und 2006) im Petto. Danach war erst mal wieder Funkstille. Und jetzt gibt es mit der EP „United World Rebellion – Chapter One” fünf neue Songs mit einem durchaus zwiespältig zu sehendes Konzept. Laut Ur-Mitglied Rachel Bolan (Bass) will die Band innerhalb eines Jahres drei Mini-CDs veröffentlichen und so den Fans kontinuierlich neue Musik zu präsentieren; damit soll auch dem neuen Hörgewohnheiten im Internetzeitalter Rechnung getragen werden. Meins ist das nicht. Anyway! Wie gesagt, der Opener „Kings Of Demolition” hat rotzigen Power und einen leichten Sleaze-Touch, dem mit „Let’s Go“ der eingängiste Song im typischen SKID ROW-Feeling folgt. Die starke Rockballade „This Is Killing Me“ läßt den Blick gen die 80er schweifen, „Get Up“ ist die Mitgrölnummer der EP und mit „Stitches“ gibt es zum Schluss treibende Punk-Vibes. Dazu wird die EP bei Veröffentlichung noch durch einige Coverversionen ergänzt, die uns aber nicht vorlagen. Fazit: Ungewöhnliches Konzept und eine EP „United World Rebellion – Chapter One” welche sich gut hören läßt und einen starken 90er-Bezug hat. Den neuen SKID ROW Hit habe ich aber (noch) nicht entdeckt.