Review:

Maiden England ’88

()

Hat ein wenig gedauert – ist nun aber doch endlich bei mir eingetrudelt - „Maiden England ’88”. Passend zur diesjährigen Maiden England World Tour gibt es nun vorab die dazugehörige Setlist im 1988er-Look; zusammen mit einer Bonus-DVD, welche den dritten Teil der „History Of Iron Maiden“ enthält und ein Schmankerl (dazu unten mehr). Aber von vorne.

„DVD Nummer 1 enthält erstmals das bisher nur auf VHS erhältliche vollständige Konzert vom November 1988 (aufgezeichnet an zwei ausverkauften Abenden in der Birminghamer N.E.C. Arena) – vollständig meint, dass im Vergleich zur alten VHS-Aufnahme die Zugaben „Run To The Hills“, „Running Free“ und „Sanctuary“ mit enthalten sind – macht in Gänze 110 Minuten IRON MAIDEN pur. Bassist und Leader Steve Harris zeichnete damals für die Aufnahmen verantwortlich, welche das Konzert aus der Perspektive eines Fans zeigen soll der auf die Bühne blickt. Songs, Performance, Lightshow und Bühnenoptik bilden „Maiden England ’88”. Über das Outfit der Band kann man heute nur lächeln (muss man sehen, läßt sich kaum beschreiben), die englischen Fans standen damals noch auf gute Musik und gingen voll ab - man mußte sich ja auch nicht auf ein Handy konzentrieren und konnte die Show genießen. Und die hatte es in sich. Energetisch, enthusiatisch kommt die Band rüber. Die Setlist war gigantisch (siehe unten). Ich sage nur „The Prisoner“, „Die With Your Boots On“ und „Killers“. Das Bild kommt nun mal vom 1988er-VHS, und auch wenn es nachgearbeitet wurde (Format 16:9), an heutigen Maßstäben kann, und darf, man es nicht messen. Der Sound ist immer noch authentisch und trifft die Waagschale zwischen Original und 2013 recht gut (Martin Birch) – auch im 5.1 (Kevin Shirley) – wobei man auch hier der Zeit wegen Abstriche machen muss. Untertitel, u.a. in deutsch (was bei DVD 2 Sinn macht) und ein Faltbooklet vervollständigen das Package.

Auf DVD 2 gibt es unter dem Titel „The History Of Iron Maiden Part 3“ die 40-minütige Fortsetzung der Bandhistorie. Diesmal leider nur mit den fünf aktuellen Bandmitgliedern und Manager Rod Smallwood und weniger essentiellen Inhalt als die guten Vorgänger. Es wird eher recht kurz die Nachwirkungen der World Slavery Tour angesprochen und das werden der beiden Alben „Somewhere In Time“ und „Seventh Son Of A Seventh Son“. Das ist dann doch ein bißchen wenig. Was mich dagegen richtig begeistert ist die 90-minütige Dokumentation „12 Wasted Years“ (1987 auf VHS erschienen). Hier werden die ersten 12 Jahre (was denn sonst) von IRON MAIDEN beleuchtet, aus der Sicht von 1987. Interviews mit den alten, damals noch wirklich jungen Vollblutmusikern und vor allem viele, oft fast den ganzen Song enthaltenen Mitschnitte aus den Anfangstagen mit Paul Di' Anno. Und auch die Auftritte von Bruce mit Songs aus den ersten beiden Maiden-Alben lassen einen in den alten Zeiten schwelgen (Ruskin Arms Pub, Marquee Club). Das ist authentisch, MAIDEN sind 80er und so kommt das auch rüber (schräge Klamotten inklusive). Die vier Promo-Videos (Titel siehe unten) atmen auch sichtbar die Atmosphäre der 80er (auch wenn sie bildlich und soundtechnisch überarbeitet wurden) und gehen wohl eher als skurril durch; wecken bei Altfans aber sicherlich Erinnerungen.

Also alles in allem – kein Pflichterwerb für jene, die IRON MAIDEN mal auf DVD wollen - aber ein Muss für den Maiden-Fan.




DVD 1

01 Moonchild

02 The Evil That Men Do

03 The Prisoner

04 Still Life

05 Die With Your Boots On

06 Infinite Dreams

07 Killers

08 Can I Play With Madness

09 Heaven Can Wait

10 Wasted Years

11 The Clairvoyant

12 Seventh Son Of A Seventh Son

13 The Number Of The Beast

14 Hallowed Be Thy Name

15 Iron Maiden

16 Run To The Hills

17 Running Free

18 Sanctuary



DVD 2

The History Of Iron Maiden Part 3

12 Wasted Years

Wasted Years promo video

Stranger In A Strange Land promo video

Can I Play With Madness promo video

The Evil That Men Do promo video

Maiden England ’88


Cover - Maiden England ’88 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 18
Länge: 256:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Singles Vol. 2 - 89 – 95 (4-CD)

()

EMI präsentiert mit der MARILLION Veröffentlichung „The Singles Vol. 2 - 89 – 95“ eine 4-CD-Box für jene Insider, welche die 2002er 12-CD-Singles Box von MARILLION nicht im Schrank stehen haben. Die Fortsetzung der MARILLION „The Singles 82 – 88“-Kompilation (alles von FISH), präsentiert jetzt alle Singles und EPs (insgesamt 57 Tracks) welche während der Steve Hogarth Ära von EMI veröffentlicht wurde.

War das erste Album mit Steve noch stark vom „klassischen“ MARILLION-Sound geprägt, was auf CD1 gut zu hören ist, so veränderte sich der Stil gen einer progressiveren Ausrichtung bis hin zum Art-Rock mit einem gänzlich anderen Gesang. Wobei die eigentliche Single den Fan wohl weniger interessieren dürfte, hat man das dazugehörige Album eh‘ im Schrank stehen. Die Non-Album-Songs und die Demos sind da die Hinhörer; recht interessant sicherlich auch diverse Live-Aufnahmen, bei denen Steve Hogarth Coverversionen, aber insbesondere auch FISH-Songs interpretiert. Eine genaue Aufstellung ist der nachfolgend aufgeführten Tracklist der vier CDs zu entnehmen. Wie schon bei der Vorgänger-Box ist beim Booklet allerdings Schmalhans am Werk gewesen, da wäre sicher mehr drin gewesen als die trackliste und ein paar Thumbnails-Cover. Ansonsten ist „The Singles Vol. 2 - 89 – 95“ für MARILLION-Sammler durchaus Interessant.




CD: 1

1. Hooks in You (7'' Version)

2. After Me

3. Hooks in You (Meaty Mix)

4. Uninvited Guest (7'' Version)

5. The Bell in the Sea

6. Uninvited Guest (12'' Version)

7. Easter (7'' Edit)

8. The Release

9. Easter (12'' Edit)

10. Uninvited Guest (Live)

11. Warm Wet Circles (Live)

12. That Time of the Night (Live)

13. Cover My Eyes (Pain and Heaven)

14. How Can It Hurt

15. The Party



CD: 2

1. No One Can

2. A Collection

3. Splintering Heart (Live)

4. Dry Land (7'' Edit)

5. Holloway Girl (Live)

6. Waiting to Happen (Live)

7. Easter (Live)

8. Sugar Mice (Live)

9. After Me (Live)

10. The King of Sunset Town (Live)

11. Substitute (Live)

12. Sympathy

13. Kayleigh (Live)

14. Dry Land (Live)

15. Kayleigh (Live)

16. I Will Walk On Water (5'' Mix)



CD: 3

1. Cover My Eyes (Pain And Heaven) (Mike Stone Remix)

2. Sympathy (Acoustic Version)

3. Cover My Eyes (Pain And Heaven) (Acoustic Version)

4. Sugar Mice (Acoustic Version)

5. The Great Escape (Alternative Ending)

6. Made Again

7. Marouatte Jam

8. The Hollow Man

9. Brave

10. The Great Escape/The Last of You/Fallin' from the Moon (Medley) (Orchestral Version)

11. Winter Trees (Instrumental)



CD: 4
1. Alone Again in the Lap of Luxury (Radio Edit)

2. Living With the Big Lie

3. River (Instrumental) (Live)

4. Bridge (Live)

5. Living With the Big Lie (Live)

6. Cover My Eyes (Pain and Heaven) (Live)

7. Slainte Mhath (Live)

8. Uninvited Guest (Live)

9. The Space (Live)

10. Beautiful

11. Afraid of Sunligjht

12. Icon

13. Live Forever

14. The Great Escape (Demo)

15. Hard As Love (Demo)

The Singles Vol. 2 - 89 – 95 (4-CD)


Cover - The Singles Vol. 2 - 89 – 95   (4-CD) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 57
Länge: 254:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Monster Within

()

Höllisch schnell geht es los, das sechste Album der Kanadier THE BRAINS. Der Opener und Titelsong macht keine Gefangenen, prescht ohne Intro direkt nach vorne und gipfelt in einem unwiderstehlichen Ohrwurm-Refrain. Genau diese Mischung aus treibendem Rhythmus und eingängigen Melodien bestimmt „The Monster Within“ über weite Strecken. Gerne wird auch mal mehrstimmig gesungen, am schönsten zu hören in „The Damned“ mit seinem Chorus zum Reinlegen. Mit Songs wie „Misery“ und „Bleed“ bewegt sich die Scheibe auch mal in swingige, wenn auch nicht unbedingt ruhigere Gefilde, und hier erinnert die Band wieder einmal an eine aufgekratzte Version der STRAY CATS. Ein Stück wie „Stay Back“ dagegen groovt einfach nur böse, und das Instrumental „Cucaracha In Leather“ bietet feinsten Surf-/Western-Sound. Und mit „Lies“ wird es sogar fast etwas schnulzig bis melodramatisch, das allerdings auf eine sehr melancholische, düstere und intensive Art und Weise. Das selbst auferlegte Trash-Zombie-Image (siehe zum Beispiel das geil hässliche Cover-Artwork) scheint immer wieder gar nicht zu der Band zu passen, denn in Wahrheit sind die Jungs hoch musikalisch. Außerdem verfügen sie über die Fähigkeit, in kurzer Zeit auf den Punkt zu kommen und ihr Songwriting überhaupt äußerst kompakt zu halten: Keiner der Songs erreicht die Drei-Minuten-Grenze, und trotzdem ist immer alles gesagt. Vielleicht ist die Produktion etwas zu clean geraten und sind die Gitarren etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt. Ansonsten haben die BRAINS hier aber wieder ein extrem vielseitiges Psychobilly-Album abgeliefert, das trotz seiner musikalischen Referenzen immer wieder erstaunlich frisch klingt, und nicht zuletzt aufgrund der spürbaren Spielfreude und des hohen Energielevels durchgehend Spaß macht.

The Monster Within


Cover - The Monster Within Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 34:7 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Book Of Truth (Re-Release)

()

Vor ein paar Tagen wurde das Erbgut des Quastenflossers entschlüsselt. Was das in einer Musikrezension zu suchen hat? Genau, wie man vom Quastenflosser Rückschlüsse erwartet, wie sich das Leben im Wasser zum Leben am Land weiterentwickelt hat, kann man "The Book of Truth" versuchen zu verstehen, wie sich der Gothenburg Death Metal entwickelt hat - so, wie die Vorfahren des Quastenflossers an Land gekrochen sind. CEREMONIAL OATH kann man als ganzer Band - von heute zurückgeschaut - das Motto "Jugend forscht" umhängen: Oscar Dronjak (heute bei HAMMERFALL), JESPER STRÖMBLAD (ex-IN FLAMES, heute THE RESISTANCE) und ANDERS IWERS (TIAMAT) waren zum Zeitpunkt der Aufnahme von "The Book of Truth" zwischen 19 und 21 Jahre alt. In Stein gemeißelt war damals noch gar nichts, die Bandmitglieder waren noch nicht einmal auf ihr heutiges Instrument festgelegt. Oscar Dronjak hat nicht nur Gitarre gespielt, sondern vor allem gesungen (sic!), Jesper Strömblad spielte damals noch Bass, Anders Iwers dagegen Gitarre. Am Schlagzeug saß Markus Nordberg. Alle Bandmitglieder hatten zeitweise andere Bands. Und Death Metal? Auf "The Book of Truth" schreien die Gitarren wie auf Thrash-Metal-Werken von ACCEPT oder SLAYER, der "Gesang" kreischt zwischen VENOM und MORBID ANGEL. So wichtig es damals war, zur "Szene" dazu zu gehören, so wenig kann man das musikalisch definieren. Roh und ungeschliffen fielen die Vorlieben der Musiker in einen Topf, der nicht mehr so richtig umgerührt werden konnte: MISFITS, deutscher Thrash, amerikanischer Bay-Area-Thrash, Black Metal der ersten Generation wie VENOM, und Crust Punk - das haben die Bandmitglieder damals selbst gehört. Außerdem norwegischen Black Metal wie MAYHEM (das hätte nur damals niemand zugegeben). Und raus kam dieser laute, wütende Klumpen an Musik. Ja, in Sachen Ästhetik spielen der Quastenflosser und "The Book of Truth" ebenfalls in einer Liga - nicht schön, aber sehr, sehr selten. Den Geburtshelfer hat übrigens Fredrik Nordström im Studio Fredman gespielt. Mit diesem Album hat also auch die lange Strecke an Death-Metal-Alben aus diesem Studio seinen Anfang genommen. Noch ein Wort zur musikalischen Qualität dieses Albums: Ich freu mich immer wieder, wenn ein Song davon sich in meine iTunes-Playliste schiebt und dort die wohltönende Eintönigkeit aufmischt - aber schön oder zugänglich ist wirklich anders. Das Nachfolge-Album "Carpet" ist viel netter anzuhören - aber wenn man wirklich wissen will, wie drei der einflussreichsten Musiker Göteborgs zusammen ihre Instrumente und das Songschreiben von der Pike auf gelernt haben, dann muss man dieses Album hören, nicht den Nachfolger in völlig anderem Line-Up! Die Reunion scheint außerdem ein Segen gewesen zu sein: Anders Iwers bekommt wieder Bock aufs Spielen und TIAMAT geben wieder mehr Konzerte. Oscar Dronjak kuriert mit der Reise in die Death-Metal-Vergangenheit seine "kreative Pause" bei HAMMERFALL und Jesper Strömblad hat mit THE RESISTANCE wieder eine Band. Alles wird besser mit ein bißchen Krach! Jetzt noch zu den Hard Facts: Außer den von Fredrik Nordström persönlich remasterten Aufnahmen von "The Book of Truth" sind auf der zweiten Scheibe noch zwei Demos (im Sunlight Studio bei Tomas Skogsberg aufgenommen) und die EP "Lost Name of God" zusammengefasst. Und wer seiner Nostalgie die Kugel geben will, kauft sich das Ding als Doppel-LP auf goldenem Vinyl!

The Book Of Truth (Re-Release)


Cover - The Book Of Truth (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 20
Länge: 88:36 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Live Momentum

()

So langsam wird es schon beinahe inflationär. Neal Morse veröffentlicht nicht nur beinahe im Jahrestakt neue Alben, sondern schiebt auch regelmäßig direkt die dazu gehörige Live-Scheibe hinterher. Hier ist natürlich auch seine Arbeit mit TRANSATLANTIC mitgemeint. Und wie immer lässt er sich nicht lumpen, und so gibt es auch zu „LIVE Momentum“ direkt wieder ein 5er Set mit 3 CDs und 2 DVDs. In Zeiten von rückläufigen Musikverkäufen ist das wohl eine lohnenswerte Strategie für den ehemaligen SPOCK'S BEARD-Frontmann. Die Verkäufe insgesamt gehen zurück, aber seine Fans kaufen eh alles, und offenbar lässt sich so doch noch etwas Geld im serbelnden Musikbusiness machen. Übel nehmen kann man ihm das nicht, ein Berufsmusiker muss ja sehen, wo er bleibt, und mit den Worship Sessions lässt sich sicher nicht viel verdienen. Qualitativ ist natürlich auch „LIVE Momentum“ absolut herausragend. Der sowieso über alles erhabene Mike Portnoy ist hier zu hören, ebenso Langzeitgefährte Randy George am Bass, und zusätzlich weitere hochkarätige Musiker, die angeblich über Youtube-Sessions gefunden wurden. Ich kann mich nur wiederholen: Man mag über Neal Morse' Veröffentlichungswahn wie auch über Neal Morse selbst denken, was man will, aber ihn und seiner Band zuzuhören, ist immer wieder ein Genuss. Der Schwerpunkt des Materials liegt natürlich auf dem letzten Studioalbum „Momentum“, daneben gibt es auch einige ältere Stücke zu hören, und wieder einmal wird deutlich, was für ein überragender Songwriter SPOCK'S BEARD verloren gegangen ist. (Die Jesus-Texte blende ich dabei immer aus, das funktioniert ganz gut.) Die DVDs (die mir leider nicht vorliegen) enthalten darüber hinaus einen Mitschnitt des Konzerts in New York sowie eine einstündige Tour-Dokumentation. Ein fantastisches Package also für Fans von klassischem Prog Rock, aber wieder einmal bleibt die Frage, ob man das wirklich alles haben muss.


TRACKLIST:


CD1:

1. Momentum

2. Weathering Sky

3. Author Of Confusion

4. The Distance To the Sun

5. Testimony Suite


CD 2:

1. Thoughts Part 5

2. The Conflict

3. Question Mark Suite

4. Fly High


CD 3:

1. World Without End

2. Crazy Horses

3. Sing It High

4. King Jesus

Live Momentum


Cover - Live Momentum Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 165:29 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Blodsvept

()

Als die Finnen mit dem Troll um die Jahrtausendwende mit starken Alben wie „Midnattens Widunder“ oder „Jaktens Tid“ durchstarteten, waren Fans und Presse hellauf begeistert, und auch heute noch gehören diese Werke zu den Klassikern einer inzwischen völlig degenerierten Szene, die zum Großteil nur noch Sondermüll ausstößt. Es mag daher verständlich sein, dass auch FINNTROLL über zehn Jahre später mit ihrem sechsten Album nicht mehr die ganz großen Überraschungen abliefern, aber – und jetzt kommen wir zum feinen Unterschied – das Septett kann Viking/Pagan Metal einfach immer noch! Und anstatt auf Tröten, Met und Schunkelei zu setzen, haben MOONSORROW-Chefdenker Henri Sorvali und Co. „Blodsvept“ zusätzlich zu den bekannten, epischen Breitwand-Keyboards mit allerlei sehr originellen und nie zum Selbstzweck verkommenden Zutaten wie Banjos, Bläsern und Dixieland-Melodien aufgepimpt, nachzuhören in durchweg sehr guten, nie aufdringlichen und eingängigen Hymnen wie „Ett Folk Förbannat“, „När Jättar Marschera“, „Rösets Kung“, „Skogsdotter“ oder „Fanskapsfylld“. Auch wenn trotz aller musikalischer Klasse die ganz großen Gänsehautmomente fehlen, bietet „Blodsvept“ eine mehr als angenehme Erfahrung, dass in besagtem Genre doch noch nicht alles komplett am Allerwertesten ist. Mehr davon bitte!

Blodsvept


Cover - Blodsvept Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 42:58 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Flood Inside

()

Ich muss zu meiner Schande wirklich gestehen, dass die Münsteraner Postrocker LONG DISTANCE CALLING bisher ziemlich an mir vorbeigegangen sind, einzelne Songs kannte ich zwar schon, aber halt nicht ein komplettes Werk.

Das ändert sich nun endlich mit der vierten Langrille in der Karriere der Herren seit dem Debüt aus 2006 - dem neuen Werk "The Flood Inside". Änderungen gab es auch bei der Band selbst, denn Tasten- und Elektrospezialist Reimut van Bonn war vor gut einem Jahr ausgestiegen. Der neue Man heißt Martin Fischer, ist jetzt also für die Keyboards zuständig, aber auch als (Haupt)Sänger am Mikro aktiv.

Und da sind wir bei einer weiteren Neuerung: es gibt deutlich mehr Gesang als zuvor. Zwar war das meiste schon instrumental auf den ersten drei Alben aber immer ein Track war mit Gastgesang ausgestattet. Die aktuelle CD bietet indes gleich vier Stücke mit Vocals, wobei aber trotz des Neuen noch die Tradition beibehalten wird, sich einen Gast für die Vocals einzuladen: Vincent Cavanagh (ANATHEMA) darf mit seinen eher etwas sanfteren, fast schon zerbrechlich hellen Timbre das etwas melancholische (dazwischen instrumental sehr aufwühlend daherkommenden) "Welcome Change" veredeln.

Insgesamt hätte ich etwas mehr elektronisch geprägtere Sounds, erwartet aber dem ist eigentlich eher nicht so. "Waves" beginnt mir einigen Voicesamples und Streicherschwaden zu Beginn, dann folgen eher sanfte Gitarrenparts mit Geigen als Hintergrund und auch die intensiven Drums mit Tomsbetonung sorgen für eine ganz besondere Stimmung. Auch auf „Ductus“ wird mit diesen etwas flirrend-ambientartigen Tasten zunächst eine chillig-lässige Stimmung erzeugt, ehe dann der ganz Song immer schneller wird und eine eher bedrohlich heftige Wendung, auch dank der klasse Schlagzeugarbeit, nimmt. Bei "Nucleus" einer eher etwas düster, verschrobenen Nummer mit typisch sphärischem Postrock-Aufbau folgt einem auch eher langsamen Einstieg mit echt coolem an SANTANA erinnernden Solo - ein klasse Schluss mit viel Tempo und fetten Riffs.

Grundsätzlich ist „The Flood Inside" absolut Gitarrenlastig ausgefallen, es gibt viele Soloparts und auch stets mit schönen Breaks eingesetzt viele Riffkannonaden, die aber auch mal grooven oder elegisch über die Songstrukturen gelegt werden. Die Band setzt auf viele atmosphärische Parts und Wechsel oder auch sich hinaufsteigernde Songs.

Mein Hauptempfinden bei fast allen ist, trotz der vielen heftigeren Ausbrüche (die mitunter auch mal dominieren), durch die stets im ausgeklügelten Wechsel von heftig auf ruhig arrangierten Songs, eine gewisse Entspanntheit (ohne zu seicht zu klingen) - gepaart mit einer ungeheurer Intensität, die einen packt und in einen ganz eigenen Klangkosmos entführt. Bestes Beispiel hierfür ist das teilweise hymnische "Breaker", das mit langsameren Zwischenpart, fulminante Gitarrenwände auffährt bis hin zum monumental-opulenten Schluss und mit dezent ausklingenden Saitenklängen endet. Bei den anderen Songs mit dem neuen Sänger kommen dann ein eher alternativelastiges Ambiente mit leichtem Stonerrock-Appeal auf. Insbesondere bei "Inside The Flood" mit seinem leicht schrägen-intensiven Mittelpart oder auch meinem Favoriten, dem etwas grungigen "Tell The End" mit grandioser Gesangsleistung und furiosem Finale.

Alle neun Songs übertreffen die Sechs-Minuten-Marke, sind aber zu keiner Sekunde langatmig eher im Gegenteil: mit vielen guten Ideen und vor allem Stimmungen schaffen es die Münsteraner souverän den Zuhörer zu packen und mit jedem Durchlauf mehr zu fesseln. Es gelingt zwar kein überragendes, aber ein gutes, wunderbar atmosphärisches Album. Der Sänger hat sicher noch etwas Luft nach oben, aber die Balance zu den Instrumentalparts stimmt. Ob die Alben davor besser waren oder nicht kann ich wie anfangs erwähnt, leider nicht beurteilen. Aber davon mal abgesehen machen LONG DISTANCE CALLING spannende und vielseitige Musik und sollten nicht nur, wie vielfach zu lesen war, Kritiker-Lieblinge sein oder bleiben, sondern auch weitere Fans hinzugewinnen können.

The Flood Inside


Cover - The Flood Inside Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 55:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Live By The Code

()

TERROR haben mit „Keepers Of The Faith“ noch mal die Kurve bekommen und sind danach, auch dank des wieder stabilen Line-Ups, wieder durchgestartet - „Live By The Code“ kann so durchaus mit Spannung erwartet werden. Das mit einem Video versehen „The Most High“ leitet das knackig-kurze Album sehr gut ein, als auf den Punkt kommende, metallische Hardcore-Nummer, in der es textlich natürlich um Hardcore leben geht. „Not Impressed“ und vor allem das daran anschließende „Cold Truth“ zeigen dann aber deutlich die stärker ausgeprägte Metalkante der neuen TERROR-Songs, hier klingen die Amis viel öfter nach ANTHRAX und SLAYER als nach BLACK FLAG, was ihnen gut zu Gesicht steht. Die Songs haben zudem einen fetten Groove, ganz wie die des Vorgängers – und wie die aus der Anfangszeit, „Live By The Code“ kann also geschickt Gegenwart und Vergangenheit verknüpfen. Dabei ist das Album mit nicht mal einer halben Stunde sehr kompakt und auf durchweg hohem Niveau, sowohl vom technischem Aspekt her wie auch beim Songwriting und der Produktion. „Live By The Code“ knallt so von Anfang bis Ende und macht einfach Bock. Live werden sich die Songs als Abrissbirnen entpuppen, allen voran „Cold Truth“ oder das fette „One Blood“. TERROR erfinden sich nicht neu (warum sollten sie das auch tun?), sondern verfeinern mit „Live By The Code“ ihren Sound und bewegen sich sicher im Grenzgebiet von Metal und Hardcore. Fuck yeah!

Live By The Code


Cover - Live By The Code Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 26:33 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Brief Nocturnes And Dreamless Sleep

()

Die Aufnahmen zum 11. Album von SPOCK'S BEARD standen wieder einmal unter dem Stern eines Besetzungswechsels. Schlagzeuger Nick D'Virgilio, der nach dem Ausstieg von Neal Morse zusätzlich den Leadgesang übernommen hatte, wollte nicht mehr, so dass ein neuer Drummer und ein neuer Sänger gefunden werden mussten. Der Ersatz für den Posten am Schlagzeug stand schnell bereit: Nur folgerichtig wurde der langjährige Live-Drummer Jimmy Keegan als festes Bandmitglied aufgenommen. Für den Gesang wurde Ted Leonard eingestellt, der auch bei ENCHANT tätig und außerdem Gitarrist ist und sich auch am Songwriting beteiligt hat. Zusätzlich gab es noch so etwas wie ein kleines Comeback: Erstmals seit seinem Ausstieg arbeitete Neal Morse wieder an einem SPOCK'S BEARD-Album mit, und zwar in Form zweier Songs, die er zusammen mit Gitarrist Alan Morse, seinem Bruder, geschrieben hat.
Aber wie klingen die neu aufgestellten SPROCK'S BEARD 2013? Nicht schlecht jedenfalls, aber so richtig toll dann auch wieder nicht. Es geht mit viel Energie zur Sache, und die Gitarrenriffs treiben schön. Die Songs selbst sind allerdings etwas dünn, die Melodien klingen beliebig, oft ein bisschen seicht, teils auch kitschig, und irgendwie passiert nicht viel Spannendes. Immerhin liefert Ryo Okumoto wie immer einige spektakuläre Soli, seine Plastik-Keyboard-Streicher gehen aber gar nicht. Insgesamt tendieren SP wie auch schon auf den Vorgängeralben mehr in Richtung Mainstream-Rock als früher. Das kann man mögen, ich selbst habe diese Band aber immer für ihren klar Prog-Rock-orientierten Sound aus der Phase von 1995 bis 2002 geliebt, und wem das genauso geht, der wird vom eben ziemlich weichgespülten „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ enttäuscht sein.
Und der Neuzugang an den Vocals? Schlägt sich ganz gut, und klingt ganz okay, irgendwie. Gute Stimme für den typischen SP-Sound, nicht so viel anders als seine Vorgänger, wenn auch nicht herausragend und etwas allerweltsmäßig. Ein wenig mehr eigener Charakter könnte nicht schaden, dafür zieht der Gesang nie die Hauptaufmerksamkeit auf sich, was er ja bei SP auch nicht soll, sondern sich vielmehr quasi als ein weiteres Instrument einfügen. Sagen wir, das geht so in Ordnung.
Gut, vielleicht wächst das Album noch. Aber an die Veröffentlichungen mit Neal Morse wird „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ wohl niemals herankommen, und auch die letzten Soloscheiben von Neal Morse überzeugen mehr. Hoffen wir, dass die Jungs auf Tour auch altes Material auf der Setlist stehen haben.

Brief Nocturnes And Dreamless Sleep


Cover - Brief Nocturnes And Dreamless Sleep Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 55:53 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Beneath the Surface

()

ALPHA TIGER die zweite. Nachdem die erste Scheibe nahezu überall (außer bei uns ;-) ) ziemlich gut ankam, beglücken uns die Kätzchen nun mit einem weiteren Werk. Stilistisch blieb alles beim alten, außer dass ALPHA TIGER im Schnitt ein wenig mehr Gas geben und in ihren Kompositionen besser auf den Punkt kommen. Auch der Zahl der Ohrwurm - verdächtigen Refrains ist gestiegen. „Beneath The Surface“ ist ein gutes Werk amerikanischer Prägung, welches durch den superben Gesang von Stephan Dietrich auf ein hohes Niveau gehoben wird. ALPHA TIGER orientieren sich an 80er Jahre „Schöngeist-Metal“ der Marke ALIAS, CRIMSON GLORY, frühe QUEENSRYCHE, End-80er RIOT, frühe FATES WARNING und FIFTH ANGEL, garnieren das Ganze mit einem kleinen Euro-Twist à la LETTER X und JESTER'S MARCH und verpacken diese Einflüsse in überraschend straighte Kompositionen. Reinhören sollten geneigte Hörer in den treibenden Titelsong und die abschließende Hymne „We Came From The Gutter“. Wer sich das Digi-Pak (oder die auf der Homepage zu erwerbende „Fan-Edition“) sichert, wird noch mit zwei sehr geschmackssicheren Coversongs von LOUDNESS („S.D.I.“) und RIOT („Flight Of The Warrior“) belohnt. Die Fanedition bietet darüber hinaus noch eine Live-CD. Alles in allem eine sehr runde Sache für anspruchsvolle Traditionsmetaller.

Beneath the Surface


Cover - Beneath the Surface Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 64:57 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - EMI