Review: Maiden England ’88
Hat ein wenig gedauert – ist nun aber doch endlich bei mir eingetrudelt - „Maiden England ’88”. Passend zur diesjährigen Maiden England World Tour gibt es nun vorab die dazugehörige Setlist im 1988er-Look; zusammen mit einer Bonus-DVD, welche den dritten Teil der „History Of Iron Maiden“ enthält und ein Schmankerl (dazu unten mehr). Aber von vorne.
„DVD Nummer 1 enthält erstmals das bisher nur auf VHS erhältliche vollständige Konzert vom November 1988 (aufgezeichnet an zwei ausverkauften Abenden in der Birminghamer N.E.C. Arena) – vollständig meint, dass im Vergleich zur alten VHS-Aufnahme die Zugaben „Run To The Hills“, „Running Free“ und „Sanctuary“ mit enthalten sind – macht in Gänze 110 Minuten IRON MAIDEN pur. Bassist und Leader Steve Harris zeichnete damals für die Aufnahmen verantwortlich, welche das Konzert aus der Perspektive eines Fans zeigen soll der auf die Bühne blickt. Songs, Performance, Lightshow und Bühnenoptik bilden „Maiden England ’88”. Über das Outfit der Band kann man heute nur lächeln (muss man sehen, läßt sich kaum beschreiben), die englischen Fans standen damals noch auf gute Musik und gingen voll ab - man mußte sich ja auch nicht auf ein Handy konzentrieren und konnte die Show genießen. Und die hatte es in sich. Energetisch, enthusiatisch kommt die Band rüber. Die Setlist war gigantisch (siehe unten). Ich sage nur „The Prisoner“, „Die With Your Boots On“ und „Killers“. Das Bild kommt nun mal vom 1988er-VHS, und auch wenn es nachgearbeitet wurde (Format 16:9), an heutigen Maßstäben kann, und darf, man es nicht messen. Der Sound ist immer noch authentisch und trifft die Waagschale zwischen Original und 2013 recht gut (Martin Birch) – auch im 5.1 (Kevin Shirley) – wobei man auch hier der Zeit wegen Abstriche machen muss. Untertitel, u.a. in deutsch (was bei DVD 2 Sinn macht) und ein Faltbooklet vervollständigen das Package.
Auf DVD 2 gibt es unter dem Titel „The History Of Iron Maiden Part 3“ die 40-minütige Fortsetzung der Bandhistorie. Diesmal leider nur mit den fünf aktuellen Bandmitgliedern und Manager Rod Smallwood und weniger essentiellen Inhalt als die guten Vorgänger. Es wird eher recht kurz die Nachwirkungen der World Slavery Tour angesprochen und das werden der beiden Alben „Somewhere In Time“ und „Seventh Son Of A Seventh Son“. Das ist dann doch ein bißchen wenig. Was mich dagegen richtig begeistert ist die 90-minütige Dokumentation „12 Wasted Years“ (1987 auf VHS erschienen). Hier werden die ersten 12 Jahre (was denn sonst) von IRON MAIDEN beleuchtet, aus der Sicht von 1987. Interviews mit den alten, damals noch wirklich jungen Vollblutmusikern und vor allem viele, oft fast den ganzen Song enthaltenen Mitschnitte aus den Anfangstagen mit Paul Di' Anno. Und auch die Auftritte von Bruce mit Songs aus den ersten beiden Maiden-Alben lassen einen in den alten Zeiten schwelgen (Ruskin Arms Pub, Marquee Club). Das ist authentisch, MAIDEN sind 80er und so kommt das auch rüber (schräge Klamotten inklusive). Die vier Promo-Videos (Titel siehe unten) atmen auch sichtbar die Atmosphäre der 80er (auch wenn sie bildlich und soundtechnisch überarbeitet wurden) und gehen wohl eher als skurril durch; wecken bei Altfans aber sicherlich Erinnerungen.
Also alles in allem – kein Pflichterwerb für jene, die IRON MAIDEN mal auf DVD wollen - aber ein Muss für den Maiden-Fan.
DVD 1
01 Moonchild
02 The Evil That Men Do
03 The Prisoner
04 Still Life
05 Die With Your Boots On
06 Infinite Dreams
07 Killers
08 Can I Play With Madness
09 Heaven Can Wait
10 Wasted Years
11 The Clairvoyant
12 Seventh Son Of A Seventh Son
13 The Number Of The Beast
14 Hallowed Be Thy Name
15 Iron Maiden
16 Run To The Hills
17 Running Free
18 Sanctuary
DVD 2
The History Of Iron Maiden Part 3
12 Wasted Years
Wasted Years promo video
Stranger In A Strange Land promo video
Can I Play With Madness promo video
The Evil That Men Do promo video
Maiden England ’88
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
18
Länge:
256:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Singles Vol. 2 - 89 – 95 (4-CD)
EMI präsentiert mit der MARILLION Veröffentlichung „The Singles Vol. 2 - 89 – 95“ eine 4-CD-Box für jene Insider, welche die 2002er 12-CD-Singles Box von MARILLION nicht im Schrank stehen haben. Die Fortsetzung der MARILLION „The Singles 82 – 88“-Kompilation (alles von FISH), präsentiert jetzt alle Singles und EPs (insgesamt 57 Tracks) welche während der Steve Hogarth Ära von EMI veröffentlicht wurde.
War das erste Album mit Steve noch stark vom „klassischen“ MARILLION-Sound geprägt, was auf CD1 gut zu hören ist, so veränderte sich der Stil gen einer progressiveren Ausrichtung bis hin zum Art-Rock mit einem gänzlich anderen Gesang. Wobei die eigentliche Single den Fan wohl weniger interessieren dürfte, hat man das dazugehörige Album eh‘ im Schrank stehen. Die Non-Album-Songs und die Demos sind da die Hinhörer; recht interessant sicherlich auch diverse Live-Aufnahmen, bei denen Steve Hogarth Coverversionen, aber insbesondere auch FISH-Songs interpretiert. Eine genaue Aufstellung ist der nachfolgend aufgeführten Tracklist der vier CDs zu entnehmen. Wie schon bei der Vorgänger-Box ist beim Booklet allerdings Schmalhans am Werk gewesen, da wäre sicher mehr drin gewesen als die trackliste und ein paar Thumbnails-Cover. Ansonsten ist „The Singles Vol. 2 - 89 – 95“ für MARILLION-Sammler durchaus Interessant.
CD: 1
1. Hooks in You (7'' Version)
2. After Me
3. Hooks in You (Meaty Mix)
4. Uninvited Guest (7'' Version)
5. The Bell in the Sea
6. Uninvited Guest (12'' Version)
7. Easter (7'' Edit)
8. The Release
9. Easter (12'' Edit)
10. Uninvited Guest (Live)
11. Warm Wet Circles (Live)
12. That Time of the Night (Live)
13. Cover My Eyes (Pain and Heaven)
14. How Can It Hurt
15. The Party
CD: 2
1. No One Can
2. A Collection
3. Splintering Heart (Live)
4. Dry Land (7'' Edit)
5. Holloway Girl (Live)
6. Waiting to Happen (Live)
7. Easter (Live)
8. Sugar Mice (Live)
9. After Me (Live)
10. The King of Sunset Town (Live)
11. Substitute (Live)
12. Sympathy
13. Kayleigh (Live)
14. Dry Land (Live)
15. Kayleigh (Live)
16. I Will Walk On Water (5'' Mix)
CD: 3
1. Cover My Eyes (Pain And Heaven) (Mike Stone Remix)
2. Sympathy (Acoustic Version)
3. Cover My Eyes (Pain And Heaven) (Acoustic Version)
4. Sugar Mice (Acoustic Version)
5. The Great Escape (Alternative Ending)
6. Made Again
7. Marouatte Jam
8. The Hollow Man
9. Brave
10. The Great Escape/The Last of You/Fallin' from the Moon (Medley) (Orchestral Version)
11. Winter Trees (Instrumental)
CD: 4
1. Alone Again in the Lap of Luxury (Radio Edit)
2. Living With the Big Lie
3. River (Instrumental) (Live)
4. Bridge (Live)
5. Living With the Big Lie (Live)
6. Cover My Eyes (Pain and Heaven) (Live)
7. Slainte Mhath (Live)
8. Uninvited Guest (Live)
9. The Space (Live)
10. Beautiful
11. Afraid of Sunligjht
12. Icon
13. Live Forever
14. The Great Escape (Demo)
15. Hard As Love (Demo)
The Singles Vol. 2 - 89 – 95 (4-CD)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
57
Länge:
254:0 ()
Label:
Vertrieb:
Ich muss zu meiner Schande wirklich gestehen, dass die Münsteraner Postrocker LONG DISTANCE CALLING bisher ziemlich an mir vorbeigegangen sind, einzelne Songs kannte ich zwar schon, aber halt nicht ein komplettes Werk.
Das ändert sich nun endlich mit der vierten Langrille in der Karriere der Herren seit dem Debüt aus 2006 - dem neuen Werk "The Flood Inside". Änderungen gab es auch bei der Band selbst, denn Tasten- und Elektrospezialist Reimut van Bonn war vor gut einem Jahr ausgestiegen. Der neue Man heißt Martin Fischer, ist jetzt also für die Keyboards zuständig, aber auch als (Haupt)Sänger am Mikro aktiv.
Und da sind wir bei einer weiteren Neuerung: es gibt deutlich mehr Gesang als zuvor. Zwar war das meiste schon instrumental auf den ersten drei Alben aber immer ein Track war mit Gastgesang ausgestattet. Die aktuelle CD bietet indes gleich vier Stücke mit Vocals, wobei aber trotz des Neuen noch die Tradition beibehalten wird, sich einen Gast für die Vocals einzuladen: Vincent Cavanagh (ANATHEMA) darf mit seinen eher etwas sanfteren, fast schon zerbrechlich hellen Timbre das etwas melancholische (dazwischen instrumental sehr aufwühlend daherkommenden) "Welcome Change" veredeln.
Insgesamt hätte ich etwas mehr elektronisch geprägtere Sounds, erwartet aber dem ist eigentlich eher nicht so. "Waves" beginnt mir einigen Voicesamples und Streicherschwaden zu Beginn, dann folgen eher sanfte Gitarrenparts mit Geigen als Hintergrund und auch die intensiven Drums mit Tomsbetonung sorgen für eine ganz besondere Stimmung. Auch auf „Ductus“ wird mit diesen etwas flirrend-ambientartigen Tasten zunächst eine chillig-lässige Stimmung erzeugt, ehe dann der ganz Song immer schneller wird und eine eher bedrohlich heftige Wendung, auch dank der klasse Schlagzeugarbeit, nimmt. Bei "Nucleus" einer eher etwas düster, verschrobenen Nummer mit typisch sphärischem Postrock-Aufbau folgt einem auch eher langsamen Einstieg mit echt coolem an SANTANA erinnernden Solo - ein klasse Schluss mit viel Tempo und fetten Riffs.
Grundsätzlich ist „The Flood Inside" absolut Gitarrenlastig ausgefallen, es gibt viele Soloparts und auch stets mit schönen Breaks eingesetzt viele Riffkannonaden, die aber auch mal grooven oder elegisch über die Songstrukturen gelegt werden. Die Band setzt auf viele atmosphärische Parts und Wechsel oder auch sich hinaufsteigernde Songs.
Mein Hauptempfinden bei fast allen ist, trotz der vielen heftigeren Ausbrüche (die mitunter auch mal dominieren), durch die stets im ausgeklügelten Wechsel von heftig auf ruhig arrangierten Songs, eine gewisse Entspanntheit (ohne zu seicht zu klingen) - gepaart mit einer ungeheurer Intensität, die einen packt und in einen ganz eigenen Klangkosmos entführt. Bestes Beispiel hierfür ist das teilweise hymnische "Breaker", das mit langsameren Zwischenpart, fulminante Gitarrenwände auffährt bis hin zum monumental-opulenten Schluss und mit dezent ausklingenden Saitenklängen endet. Bei den anderen Songs mit dem neuen Sänger kommen dann ein eher alternativelastiges Ambiente mit leichtem Stonerrock-Appeal auf. Insbesondere bei "Inside The Flood" mit seinem leicht schrägen-intensiven Mittelpart oder auch meinem Favoriten, dem etwas grungigen "Tell The End" mit grandioser Gesangsleistung und furiosem Finale.
Alle neun Songs übertreffen die Sechs-Minuten-Marke, sind aber zu keiner Sekunde langatmig eher im Gegenteil: mit vielen guten Ideen und vor allem Stimmungen schaffen es die Münsteraner souverän den Zuhörer zu packen und mit jedem Durchlauf mehr zu fesseln. Es gelingt zwar kein überragendes, aber ein gutes, wunderbar atmosphärisches Album. Der Sänger hat sicher noch etwas Luft nach oben, aber die Balance zu den Instrumentalparts stimmt. Ob die Alben davor besser waren oder nicht kann ich wie anfangs erwähnt, leider nicht beurteilen. Aber davon mal abgesehen machen LONG DISTANCE CALLING spannende und vielseitige Musik und sollten nicht nur, wie vielfach zu lesen war, Kritiker-Lieblinge sein oder bleiben, sondern auch weitere Fans hinzugewinnen können.
The Flood Inside
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
55:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Brief Nocturnes And Dreamless Sleep
Die Aufnahmen zum 11. Album von SPOCK'S BEARD standen wieder einmal unter dem Stern eines Besetzungswechsels. Schlagzeuger Nick D'Virgilio, der nach dem Ausstieg von Neal Morse zusätzlich den Leadgesang übernommen hatte, wollte nicht mehr, so dass ein neuer Drummer und ein neuer Sänger gefunden werden mussten. Der Ersatz für den Posten am Schlagzeug stand schnell bereit: Nur folgerichtig wurde der langjährige Live-Drummer Jimmy Keegan als festes Bandmitglied aufgenommen. Für den Gesang wurde Ted Leonard eingestellt, der auch bei ENCHANT tätig und außerdem Gitarrist ist und sich auch am Songwriting beteiligt hat. Zusätzlich gab es noch so etwas wie ein kleines Comeback: Erstmals seit seinem Ausstieg arbeitete Neal Morse wieder an einem SPOCK'S BEARD-Album mit, und zwar in Form zweier Songs, die er zusammen mit Gitarrist Alan Morse, seinem Bruder, geschrieben hat.
Aber wie klingen die neu aufgestellten SPROCK'S BEARD 2013? Nicht schlecht jedenfalls, aber so richtig toll dann auch wieder nicht. Es geht mit viel Energie zur Sache, und die Gitarrenriffs treiben schön. Die Songs selbst sind allerdings etwas dünn, die Melodien klingen beliebig, oft ein bisschen seicht, teils auch kitschig, und irgendwie passiert nicht viel Spannendes. Immerhin liefert Ryo Okumoto wie immer einige spektakuläre Soli, seine Plastik-Keyboard-Streicher gehen aber gar nicht. Insgesamt tendieren SP wie auch schon auf den Vorgängeralben mehr in Richtung Mainstream-Rock als früher. Das kann man mögen, ich selbst habe diese Band aber immer für ihren klar Prog-Rock-orientierten Sound aus der Phase von 1995 bis 2002 geliebt, und wem das genauso geht, der wird vom eben ziemlich weichgespülten „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ enttäuscht sein.
Und der Neuzugang an den Vocals? Schlägt sich ganz gut, und klingt ganz okay, irgendwie. Gute Stimme für den typischen SP-Sound, nicht so viel anders als seine Vorgänger, wenn auch nicht herausragend und etwas allerweltsmäßig. Ein wenig mehr eigener Charakter könnte nicht schaden, dafür zieht der Gesang nie die Hauptaufmerksamkeit auf sich, was er ja bei SP auch nicht soll, sondern sich vielmehr quasi als ein weiteres Instrument einfügen. Sagen wir, das geht so in Ordnung.
Gut, vielleicht wächst das Album noch. Aber an die Veröffentlichungen mit Neal Morse wird „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ wohl niemals herankommen, und auch die letzten Soloscheiben von Neal Morse überzeugen mehr. Hoffen wir, dass die Jungs auf Tour auch altes Material auf der Setlist stehen haben.
Brief Nocturnes And Dreamless Sleep
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
55:53 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten