Beim ersten Hördurchgang hat mir das Herz geblutet: Nordirlands Band mit den schönsten Ohrwürmern hat sich vom Hitschreiben verabschiedet. Mit einer derartigen 180 Grad-Wendung, wie man sie nur ganz bewußt vollziehen kann, also nicht nur ein bißchen wie auf "Shameless", nicht mit einem Schritt zurück zu Rock mit ein bißchen Pop-Appeal wie auf "High Anxiety" sondern richtig, laut, krachig und dissonant genug, um Nachbarn zu ärgern und Mitbewohner zu vergraulen. Und auf dem Weg geht es jetzt weiter, geradeaus mit bewundernswerter Präzision und einer Kraft, die nichts mehr aufhalten kann, wie ein alter Pitbull, kalkuliert, kräftig und - wütend. THERAPY? machen im Jahre 2004 puren Noise - und nehmen dann doch wieder einen Gang zurück, so dass Songs wie "Perish The Thought" hörbar werden. Habe ich beim ersten Hördurchgang noch geglaubt, "This Ship Is Sinking" sei eine fatale Self-Fullfilling Prophecy, erkennt man später das geniale Liebesleid-Lied. Selten waren Andy Cairns und Co. so konsequent und persönlich. Der Titel ist Programm, sie wollen niemandem nix erklären, "Never Apologise Never Explain" ist so anti-kommerziell wie höchstens das erste Album "Babyteeth", ist im Songwriting und der Instrumentierung ziemlich retro, eine laute Mischung aus Punk, New Wave und ein bißchen zwischen allen Stühlen. Bis hierher kann man das also nur verknusen, wenn man selbst gerade schonungslose Musik über die Ungerechtigkeit des Lebens braucht. Aber jetzt kommt der Faktor ins Spiel, der mich meine Träne wegdrücken läßt. Denn Andy Cairns schreibt nicht nur geile Song-Zeilen we "I wanna get laid by the C.I.A.", sondern auch griffige Hooks, die das Innenohr auch dann nicht verlassen, wenn THERAPY? sie mit Absicht fies verbreaken, wie in "Rise Up". Und so habe ich heute den ganzen Morgen "Die Like A Motherfucker" vor mich hin gebrüllt, und werde heute abend noch "I start today" von "Long Distance" singen. Und recht hat er, der Andy Cairns.
NIK PAGE, Mitglied der legendären Berliner Wave-Combo BLIND PASSENGERS, veröffentlicht dieser Tage sein zweites Solo-Album. Nach eigenen Aussagen schließt sich mit "Sinmachine" ein thematischer Kreis welcher mit dem BLIND PASSENGERS-Album "Destroyka" begann. Kurz gefasst: "Sinmachine" verkörpert die Verlockung der Technologie - geschenkt von Mephisto. Was der Mensch daraus macht ist ein Werkzeug seiner Gier und Unreife, und folglich die Zerstörung. Zurück zur Musik. Im Gegensatz zum Solo-Debüt "Sacrifight" kommt "Sinmachine" mit überwiegend deutschen Texten daher, welche von Nik’s düsterer, atmosphärischer Stimme im Wechselbad zwischen Melodie und Sprechgesang getragen werden. Das Ganze musikalisch einen Tick weniger rockend und leicht melancholischer als der Vorgänger, mit etwas mehr Popappeal ausgestattet, dabei immer melodisch und abwechslungsreich komponiert sowie fett eingespielt und produziert. Folgerichtig ist auch die erste Singleauskopplung mit eben jenen Trademarks und deutschensprachigen Lyrics ausgestattet. "Dein Kuss" erinnert etwas an Oomph! in gemäßigter Form - harte Gitarren und Keyboards wechseln sich gekonnt ab - absolut radiotauglicher Ohrwurm mit Hitpotential. Eingespielt wurde "Dein Kuss" unter Mithilfe von Joachim Witt und versehen mit weiblichen Vocals von Dara Pain. Bei drei weiteren Tracks hat sich NIK PAGE ebenfalls einiges an Unterstützung ins Studio geholt, "Bad Karma" mit Eva Poelzing von Blutengel, welche auch zusammen mit Dirk Schuber (Project Pitchfork) bei "Sweet Dust" mitwirkten und das mit Dudelsack versehene "Road To Damnation" (mit Tanzwut, Corvus Corax und Angelzoom). Neben der Single dürfte vor allem das über siebenminütige "Black Mail Generation" ein echter Hinhörer sein. Diesmal englische Lyrics, klassische Chöre im Mittelteil und metallische Gitarren im Duell mit popigen Keyboards und eine düster angehauchte Melodielinie. Ach ja, mit "Mysteryland" coverte Nik sogar ein Song seiner Berliner Kollegen von den Ärzten. Ein instrumentaler Hidden-Track als Song Nummer dreizehn beschließt das Album. Vergleiche mit den BLIND PASSENGERS muss sich NIK PAGE nun mal weiterhin gefallen lassen - "Destroyka" wird wohl ewig eine recht unerreichbare Referenz bleiben - losgelöst davon hat er sich aber. Denn mit "Sinmachine" hat NIK PAGE die mit "Sacrifight" eingeschlagenen Richtung beibehalten - man hält Distanz zum reinen Wave und entwickelt sich hin zu dem von ihm selbst definiertem "21st Century Electro Goth’n’Roll". Dabei wurde ein Album mit einer Vielzahl tanzbarer Hits geschaffen. "Sinmachine" dürfte nicht nur einen Großteil der schwarzen Zielgruppe ansprechen sondern sollte NIK PAGE und seine Sacrifight Army ein ganzes Stück nach vorne bringen.
Nach über 12 Jahren (!!) lassen die beiden Schwestern Anne & Nancy Wilson aus Seattle, besser bekannt unter der Firmierung HEART, endlich mal wieder so richtig neues Material unters Volk kommen. Doch insbesondere für "Alt"-Fans der Band ist durchaus (etwas) Vorsicht angebracht, denn auf dem aktuellen 18 Track (inkl. zei Bonustracks) umfassenden "Jupiters Darling" Album haben sich HEART vom zuletzt recht erfolgreichen 80er Mainstream Rock meilenweit entfernt und präsentieren eine realtiv gewöhnungsbedürftige Scheibe. Sie hatten ja damals einige weltweite Riesen Single-Hits wie "Barracuda”, "If Looks Could Kill, "These Dreams", "Alone" oder "All I Wanna Do Is Make Love To You " und verkauften von ihren Alben dabei weit über 30 Millionen Einheiten. Auf dem neuen Werk orientieren sich HEART aber doch wieder deutlich Retro angelehnt zurück an ihre Anfangstage in den 70ern. D.h. im Klartext es wird hier wieder gitarrenorientierter, authentischer Rock fast ohne jeglichen Keyboardpomp oder sonstige synthetische Spielereien geboten. Die Mädels haben sich hierzu eine illustre Musikerschar mit ins Studio geholt, um ihren großen Idolen LED ZEPPELIN, songwriterisch die Stirn zu bieten und diesen typischen Sound mit neuen Impulsen zu versehen, was aber nicht ganz über die üppige Gesamtlänge von rund 70 Minuten funktioniert. Rockgrößen wie Mike Inez (u.a. Alice In Chains, Ozzy Osbourne), Jerry Cantrell (Ex-lice In Chains, Circus Of Power) und Mike McCready (Pearl Jam, Mad Season) oder Songschreiberikone Craig Bartock (Gitarre) haben die Kompositionen der beiden Wilson Schwestern bei fast der hälfte der songs in ein fast schon unplugged bzw. reduziertes halbakustisches Gitarrengewand gepackt. Wobei insbesondere bei etwas volumigeren Parts das ein oder andere gelungene Grungeriff zum Einsatz kommt - die charakteristischen warmen und kraftvollen HEART-Gesangsparts kommen dabei aber nie zu kurz. Auch klar sein dürfte, die gefühlvollen Balladen ("I Need Rain", "No Other Love") seit je her Markenzeichen der Band, fallen natürlich nicht komplett unter den Tisch, ja es gibt sogar einiges an Folk/Countryflair bei den Songs (z.B. "Things"), nur "einfache" AOR Refrainkiller sucht man hier vergeblich. Einige der Tracks sind sogar relativ sperrig und mit ganz leichtem progressiven Touch ausgestattet, hier braucht es schon etwas (Hör.) Geduld. Richtige Ausfälle gibt’s in dem Sinne eigentlich nicht allenfalls einige Längen haben sich Zwischendurch schon eingeschlichen. Ansonsten besticht Anne Wilson nachwievor mit einer klasse Stimme, Nancy zeigt ebenfalls eine solide Leistung an der Gitarre und die knochentrockene Produktion paßt zu dieser Musik. Wie gesagt, nicht alle Songs sind zu 100 Prozent überzeugend (u.a. das mir etwas zu schräge "Fallen Ones") und manchmal ist es einfach etwas zu viel des guten in diesem akustischen-melancholischen Stil, trotzdem befinden sich neben einem gelungene Opener "Make me" und beiden Groovemonstern "The Oldest Story In The World" und "Move On" sowie dem Rocker"Vainglorious" doch einige herausragende Titel auf "Jupiters Darling". Ansonsten sollte man sich nicht gleich vom wirklich kitschigen Cover abschrecken lassen, ein ausführliches sowie schön gestaltetes Booklet entschädigt hierfür und dem (sicher nicht sofort bei Jedermann einschlagenden) musikalischen Inhalten muß man einfach intensiver beschäftigen.
Zwei Alben, in denen 4 LYN von den meisten belächelt wurden, als die, die so gern so wären wie die Bands aus Amerika. Nun das dritte Album, "Take It As A Compliment", das Lächeln ist mir bei den Hamburgern 4 LYN schon länger aus dem Gesicht gewichen. Und zurückkommen wird es auch mit diesem Output kaum. Manche mögen in der Musik heuer erkennen, dass die Jungs erwachsen geworden sind. In meinen Augen haben sie sich damit aber ihren eigenen Ast abgesägt der dafür sorgte sie überhaupt wahrzunehmen. Die Musik ist jetzt weit weg vom vergangenen Nu Metal der Staaten, 4 LYN versuchen etwas rockiger und über weite Strecken auch deutlich melodischer heranzugehen, den Rap Anteil haben sie auf fast null gedrosselt. Die Single "Kisses Of A Strobelight" oder das ruhige "Eobane" passen wunderbar ins Radio und tun kaum weh. Der quäkende Gesang der Hanseaten Boyband ist auch bei der wiederum guten Produktion nur wenig besser geworden, die Songs besitzen weiterhin die unbekümmerte Belanglosigkeit der Vorgänger. Wenige originelle Ideen versinken auf Dauer im stets vorhersehbaren Schema F. So sehr ich nach ihrem rotzigen "Blitzkrieg Bop" gehofft hatte, dass 4LYN die Kurve zu wirklicher Coolness kriegen, bleibt auch nach diesem Ausflug in Powerpop und New Rock die nüchterne Erkenntnis, dass 4 LYN sich zwar stilistisch gewandelt haben aber deshalb nicht weniger nervend sein können. Höhepunkt dessen: "S.T.C. feat. CURSE" mit deutschem Text und Deutschrapper Curse am Gastmikro. Na denn.
So, so Toto feiern also ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum und klar doch, da muß jetzt auch eine ganz neue Livescheibe her, obwohl doch der Käufer bzw. Fan in den letzten Jahren schon einiges ("Absolutely Live" & "Livefields") in dieser Richtung von der Band präsentiert bekam. Was sollte also jetzt der entscheidende Kaufanreiz gerade für diesee knapp 80 minütige CD sein? Nun, wie immer bieten TOTO auf "Live in Amsterdam" einen hervorragenden, relativ erdigen Sound (im Gegensatz zu den stark polierten Studioaufnahmen) , die gewohnt beindruckende Technik ist ständig präsent aber hier glänzt die Band auch einmal mit einer ungeheurer Spielfreude, die Musik kommt so steril und hochglanz perfekt rüber, wie dies die Band bei so manchem Konzerten in der Vergangenheit zu tun pflegte. Die Songsauswahl gefällt mir besonders gut, es werden Tracks aus nahezu allen Schaffensperioden abgedeckt aber auch einige Stücke hervorgekramt, die bisher überhaupt nicht oder so zu hören waren . Zu erwähnen sind die absolut gelungen und mit erfrischenden Neuinterpretationen versehenen Medleys (wenn dabei auch manche Titel nur relativ kurz angespielt werden), die wunderbar fließend miteinander verknüpft wurden. Die Rückkehr von Bobby Kimball hat den Jungs nachhaltig gerade live spürbar gut getan, als kleiner Wemutsropfen muß allerdings erwähnt werdne, daß die etwas tieferen Gesangsteile u.a. bei dem Kulthit "Africa" bei denen einmal nicht der in weltklasse Form aufsingende Bobby aktiv ist, leider etwas daneben klingen. Dies kann aber den insgesamt sehr guten Gesamteindruck nicht wesentlich schmälern. Bei der Songauswahl gibt’s nicht viel zu meckern, alle wichtigen Hits der Band wie "Africa", "Hold The Line", "I Won´t Hold You Back" oder natürlich "Rosanna" sind dabei und sogar einen meiner absoluten Lieblingssongs "Home Of The Brave" (aus dem für mich besten Toto Album "The Seventh One" von 1987) ist auf der Scheibe vertreten. Ein weiterer Meilenstein ist die geile Version von "Afraid Of Love", daß hier ungemein rockig und für die Bandverhältnisse beinahe schon heavy rüberkommt. Vom recht gut gemachten letztjährigen (Cover-) Werk "Through The Looking Glass" sind (leider) nur zwei Songs enthalten, George Harrisons "While My Guitar Gently Weeps" (absolut gelungen) sowie Steely Dan’s "Bodhisattva" (reine musikallische Selbstbeweihräucherung), hätte man sich lieber schenken sollen. Als DVD gibt´s das Ganze natürlich auch und für unsere zahlungskräftigen Freunde in Japan wurde das Album sogar als Doppel-CD mit sechs weiteren Tracks veröffentlicht, schade das europäischen Publikum hätte dies wohl viel eher verdient gehabt. Aber so sind die Plattenfirmen halt nun mal.
Warum diese irische Kapelle immer wieder mit der Punkbewegung in Zusammenhang gebracht wurde, das weiß der Geier. An der Musik jedenfalls kann es nicht gelegen haben, präsentieren uns die Dubliner Veteranen um Bob Geldof doch astreinen Mainstream-Rock mit seichtem Pop-Weichspüler. Bekannt geworden sind die Ratten natürlich durch ihren Hit "I Don’t Like Mondays", mit dem sie Millionen Menschen aus der Seele sprechen. Genau wie mit Geldofs Engagement bei Live Aid und weiteren gelungenen Wohltätigkeitsveranstatungen. Musikalisch hat die Scheibe sicherlich nicht viel mit "Metal Inside" zu tun, ist aber zur Nebenbei-Berieselung recht gut geeignet. Als Quervergleiche fielen mit Police ein, sicherlich auch wegen der verwendeten Blas-Instrumente, gemischt mit New-Wave-Elementen und gutem alten Rock a la Springsteen oder so (wenn das auch gewagt scheinen mag). Und es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele "Ohrwürmer" man irgendwo in seinem Hinterstübchen gespeichert hat. Mit "Someone’s Looking At You" oder dem unsäglichen "Banana Republic" habe ich zwei solche Kandidaten. Letztlich ein ordentliches Tondokument einer sicherlich nicht unwichtigen Band. Hier für alle, die’s wissen wollen, die Track-List. Der vorgesehene 20. Song "Hold On Me" hat es dann doch nicht auf die CD geschafft.
"Back to the roots!" wäre wohl die richtige Beschreibung für das neue Werk "The Eyes Of Alice Cooper" des nicht mehr ganz so gruseligen gleichnamigen Schockrockers ALICE COOPER. Denn was Mr. Vincent Furnier alias Mr. Alice Cooper und seine Mitstreiter Eric Dover (g), Ryan Roxie (g), Chuck Garric und natürlich Drummer Eric Singer im Jahre 2003 präsentieren ist weniger das vom Label propagierte "zeitgemäße, moderne Rock’n’Roll-Werk von einer wahren Legende der Rockmusik", sondern die Wiederfindung des erdigen, ursprünglichen Sounds einer wahren Legende der Rockmusik. Weder die Weiterführung der neugewonnenen Härte der letzten Alben, noch die Wiederbelebung der fast Bon Jovi mäßigen Anwandlungen in den Achtzigern kennzeichnen "The Eyes Of Alice Cooper", sondern die Rückbesinnung auf den Beginn seiner mit weit über 20 Alben gepflasterten über 30-jährigen Karriere. Wer also unbedingt ein weiteres "Trash" oder "Hey Stoopid" herbeisehnte liegt hier zwar nicht gänzlich, aber nichtsdestotrotz größtenteils falsch - man muss noch ein paar Jährchen weiter zurück gehen um an die Referenzen für dieses Album zu kommen. ALICE COOPER hat die Zutaten vergangener Glanzzeiten neu gemischt und neu gewürzt und als Ergebnis ein melodischen, eingängigen und rockigen Longplayer abgeliefert, welcher mit dem Opener "What Do You Want From Me?" schon mal standesgemäß startet und nachfolgend diesen Level meist halten kann. Das mit satirischen Lyrics versehene"Man Of The Year" hat Ohrwurmqualität und ist mit der untypischste Song auf dem Album, da hier doch noch ein paar moderne Nu-Metal-Anleihen durchschimmern. Eine Hammondorgel bei "Novocaine" und Saxophoneinsatz bei "Bye Bye, Baby" und dem starken Gitarrengewitter "Detroit City" sorgen für instrumentale Abwechslung und Farbtupfer. Und nachdem man in letzter Zeit meist eher recht mittelmäßige Balladen zu hören bekommt, tut das einfach nur gelungene "Be With You Awhile" mit Coopers charakteristischen Stimme wahrlich gut. Das zweite ruhigere Stück, "The Song That Didn’t Rhyme" besticht dagegen mehr durch seinen Text und fällt dagegen etwas ab. Besonders angetan hat es mir einer der krachenden Rocksongs des Albums - "I’m So Angry" haut einfach rein und macht Spaß - anhören. Alles in allem 13 gute Songs - ohne Ausfall - aber auch ohne den ganz großen Ausreißer nach oben und den damit verbundenem Hitpotential. Der Cooper-Anhängerschaft wird es zweifellos gefallen und Fans welche einen Faible für die Siebziger haben, sollten auch auf jeden Fall mal reinschnuppern.
Der breiten Öffentlichkeit fast völlig unbekannt, rocken die Briten "Thunder” seit 1989 durch die Szene und konnten (besonders mit ihrem 1992’er Album "Laughing On Judgement Day”) einige Achtungserfolge verbuchen, auch wenn die Band nie wirklich den großen Wurf landen konnte. "Shooting At the Sun" ist das Comebackalbum nach dem 97’er Werk "The Thrill Of It All" und präsentiert die gesamte Palette groovigen, erdigen Hardrocks, die man als Fan einfach nur genießen kann. Hier wird nirgends aufs Gaspedal getreten, sondern durchgehend relaxt im Midtempobereich geackert. Der Opener "Loser" startet mit einem mächtig nach vorne peitschenden Mördergroove und die Melodie geht einem bereits nach einmaligem Hören nicht mehr aus dem Schädel. Geil! Bei "Everybody’s Laughing" hört man deutlich die Seventies-Verbundenheit (z.B. DEEP PURPLE) heraus, "If It Can’t Feel Love" rockt balladesk, der Titelsong rockt hymnisch, "The Pimp And The Whore" rockt entspannt, "A Lover, Not A Friend" rockt melancholisch, "Shake The Tree" rockt wie gute, alte CCR, "Somebody Get Me A Spin Doktor" rockt rollig, "The Man Inside" rockt ruhig, "Out Of My Head" rockt wieder hymnisch und genial (Top!) und "Blown Away” rockt zum Abschluss nicht so ganz, ist aber noch gut genug. Fazit: dieses Album rockt! Ich habe lange überlegt, ob mir das Ding letztlich, trotz der mir etwas fehlenden ruppigen Attitüde, den "Tipp" wert ist, aber nach zigmaligem Hören kommt man nicht umher, zu erkennen, dass diese Platte die letzten Alben einer mittlerweile drittklassigen Kitschcombo wie BON JOVI um Längen überragt. Und das, obwohl die Herren THUNDER locker die Väter von besagtem Herren sein könnten. Aber wie so oft gilt: je reifer, desto besser. Eine tolle Sache für Rockliebhaber!
Mit "Once And Future King” legt TEN-Sänger Gary Hughes sein erstes Soloprojekt in Form einer Konzeptstory über die König Arthus-Sage vor. Dabei taucht er so weit in die britische Sage ein, dass er mit einer CD nicht auskommt und das Epos über zwei Scheiben verteilen muss, die in einem Abstand von ca. sechs Wochen in den Handel kommen. Über Sinn und Unsinn dieser Aktion kann man sicher streiten, gerade bei der heutigen Veröffentlichungspolitik der Labels. Dieser Umstand ist dann auch der größte Kritikpunkt an dem Projekt, denn rein musikalisch bewegt sich Mr. Hughes auf konstant hohem Niveau, auch wenn die Grenze zum Kitsch desöfteren tangiert wird und sich der eine oder andere Füller eingeschlichen hat. Bei einer Spielzeit von knapp über 100 Minuten kann man darüber aber getrost hinwegsehen, zumal sämtliche Songs von zahlreinen Gastmusikern veredelt werden. An den Instrumenten bekamen unter Anderem Arjen Lucassen, Steve Mc Kenna und Greg Morgan Zeitarbeitsverträge; an der Stimme wechseln sich bekanntere Acts wie Bob Catley, Lana Lane und Damian Wilson ab. Von der Umsetzung her erinnert "OAFK" an den "Klein Tobi-Fantasybatzen" AVANTASIA, obwohl Hughes nicht etwa auf saftige Bombast-Metal-Klänge setzt, sondern auf getragenen, epischen Hardrock, der eher zum Lauschen und Schmusen als zum wilden Bangen gedacht ist; ganz im Stil solcher Bands wie natürlich TEN und MAGNUM. Als tolle Ohrwürmer und Anspieltipps entpuppen sich die beiden Opener "Excalibur" und "Kill The King", die äußerst melodischen "Dragon Island Cathedral" und "Rise From The Shadows" oder der Abschlußtrack "Once And Future King". Besonders wertvoll ist dieses Album für Leute, die sich in die Story einer Platte hineinhören,- und lesen wollen wie in ein gutes Buch. Trotz der etwas mangelnden Abwechslung und der Tatsache, dass man hierfür doppelt löhnen muss, eine sehr interessante, hörenswerte Sache.
Auch wenn es in den letzten Jahren etwas still wurde um den guten Herrn Gary Numan und er offiziell biologisch auch etwas ergraut sein dürfte, kommt unverhofft oft. Und so liegt in diesen Tagen das neue Livealbum auf dem Tisch. Auch wenn den letzten Alben Numans vielleicht der wegweisende Charakter seiner früheren Werke fehlt, so zeichnete ihn immer eins aus: Perfektion bis in Detail. Und so klingt auch "Scarred" wie am Reißbrett entworfen, was sich nicht in Sterilität sondern vielmehr in Perfektion äußert. Die Songsauswahl kann natürlich trotz 2 CDs und 22 Songs nur einen Bruchteil seines Schaffens wiedergeben und so finden sich neben den bekannten Tracks wie "Cars" (Den langhaarigen durch die Kooperation/das Cover mit/von Fear Factory bekannt) oder "Are Friends Electric" auch Songs aus seiner rockigeren späteren Phase. Und so ist es umso erstaunlicher, dass die bei erscheinen bereits 3 Jahre zurückliegende Aufnahme einen Gary Numan zeigt, der unglaublich souverän immer noch zu allen Songs steht oder soll ich sagen alle Songs stehen ihm? Seine unverwechselbare Stimme ist charismatisch wie seit jeher und doch kühl zugleich, die Produktion ist stimmig bis in die kleinste Ecke. Wenn das kein Live Album ist wie ein Live Album sein sollte weiß ich nicht was man noch anders machen soll.