Review: Kiske - Somerville
Michael Kiske hat, trotz der heftig von den Fans diskutierten Abschwüre an die Szene, in den letzten Jahren anscheinend wieder Bock auf Rock bzw. macht sogar wieder in Sachen Metal. Dafür hat der ehemalige HELLOWEEN Sänger ja unlängst die Formation UNISONIC gegründet und dabei auf dem SWEDEN ROCK-Festival sogar zwei alte Kürbiskopfnummern ("A Little Time" und "Kids Of The Century") gezockt. Zwischendurch hatte ja ein Soloalbum am Start und war stimmlich bei diversen Bandprojekten beteiligt u.a. bei AVANTASIA (mit Sammet geht er im Dezember ja sogar auf Tour) aktiv. Jetzt hat der rührige Vokalist mit diesem urtypischen Timbre auch noch Zeit gehabt, ein weiteres Projekt einzusingen, diesmal ein ganzes Album mit der amerikanischen Sängerin Amanda Somerville zusammen als KISKE - SOMERVILLE.
Diese Lady war solo ja bereits ganz passabel unterwegs, sang schon bei KAMELOT, AVANTASIA oder dem AINA-Projektalbum und jetzt trällert sie also mit Meister Kiske im Duett. Dies soll jetzt nicht despektierlich klingen, denn die Lady ist wahrlich nicht übel, aber für meinen Geschmack taugt die Stimme für diese Art Mucke nicht so wirklich. Sie hat keine echte Rockstimme, ist dafür eher mit einem schönen Sopran (EPICA & co. Fans wissen bescheid) gesegnet, die sich viel besser für Episch-Orchestrale bzw. Gothic Sachen eignet. Gut, einige Nummer hat man ihr hier bestens auf den Leib geschneidert wie u.a. „Silence“ das ist epischer Bombast-Metal mit etwas Gothictouch und viel Streichern, ja da werden die alten NIGHTWISH-Fans sicher Tränen in den Augen haben. Es gibt hier einige sehr balladeske Geschichten (bei 12 Tracks ist dies fast die Hälfte und des Guten etwas zuviel) wie das etwas folkig geprägte "End Of The Road", das deutlich besser punkten kann als der arge Schmachtfetzen „A Thousand Suns". Da kommt der eher weniger aufgedonnerte Melodic Rocker „One Night Burning“ doch deutlich stärker rüber.
Seit’s drum, Herr Kiske ist hier wie gewohnt stimmlich bestens in Form, dagegen wirkt Frau Somerville mitunter etwas blas und kann nicht wirklich kontinuierlich Paroli bieten. Damit das Paket auch ganz sicher funktioniert waren mit Matt Sinner (SINNER; PRIMAL FEAR) als Songwriter sowie Basser Magnus Karlsson (u.a. PRIMAL FEAR, ALLEN/LANDE) als Gitarrist zwei sehr erfahre Musiker mit dabei.
Das Ganze kommt gegen PLACE VENDOM (war ja eher „nur“ Hardrock) nur etwas heavier daher - natürlich kein echter Metal, aber eine gut anzuhörende Schnittmenge aus Melodic Metal und Melodic Rock. Der schnelle Opener mit schöne kernigen Riffs macht Lust auf mehr „Nothing Left To Say“ ist ein guter Einstieg. Ein richtiger Kracher ist dann "If I Had A Wish" mit schönen doppelläufigen Leadgitarren, sehr straight ohne Tastenbekleisterung, fast schon ein Kürbiskopf-Dejavu. „Don’t Walk Away“ ist ähnlich aufgebaut aber einen Tick weniger packend.
Das Duo KISKE/SOMERVILLE bietet viele schöne Melodien, viele gediegene Duette auch mal etwas riffigere Riffs und sehr viel atmosphärische Sachen. Mit ist das alles deutlich zu ruhig, auch überzeugende Sachen gegen Ende wie das solide "Second Chance" oder das pulsierende "Devil In Her Heart" (klasse Gitarrensolo) machen diesen Eindruck nicht mehr wett. Was hätte durchaus gehen können, zeigt die letzte Nummer „Set A Fire“, etwas düster aber recht riffig mit etwas mehr Metalfeeling.
Bei aller teilweise guter Songqualität wirken die Wechselgesänge doch auf die Dauer etwas zu eintönig, manches klingt zu gewollt und die zweite Stimme oft etwas nach Schema-F eingebaut. Wie gesagt, Frau Somerville is net schlecht, aber eine Rocksängerin isse halt nicht. Sie wird oft auch eher als schlichte Backgroundstimme eingesetzt. Mir hat sie bei dem superben AINA-Projekt deutlich besser gefallen. Der ein oder andere reine Kiske-Sologesang hätte dem Album sicher auch besser getan. Dafür hat es leider auch der ein oder andere nur etwas halbherzig ausgetüftelten Song („Arise" oder „Rain“) auf die Scheibe gepackt.
Trotzt dieser leichten Einschränkungen wird hier durchaus solider Melodic Metal geboten, der aber ab und an etwas konstruiert wirkt und etwas mehr Biss vertragen hätte. Für echte Kiske–Fans wohl eher nur ein nettes Häppchen für Zwischendurch, aber eher keine Pflichtveranstaltung.
Kiske - Somerville
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
53:14 ()
Label:
Vertrieb:
Nur kurz nach dem sehr überzeugenden STAN BUSH Album „Dream the Dream“ gibt es schon wieder ein ähnlich gutes AOR/Melodic Rock Album aus dem Hause Frontiers zu vermelden, diesmal präsentiert von ISSA. Hierbei handelt es sich um eine (natürlich) blonde Norwegerin, die nicht nur rein optisch eine Waffe ist, sondern auch stimmlich voll zu überzeugen weiß. Eigentlich heißt diese Lady, die sich otpsich mondän auf dem Cover präsentiert, Isabel Oversveen aber ein eher wenig talentierter Manager meinte wohl ISSA klänge ganz gut, ist für mich eher ein Schuss in den Ofen aber es geht ja hauptsächlich um die Musik.
Das vorliegende Debüt „Sign Of Angels“ verströmt 80er Jahre Feeling pur und läßt Erinnerungen an erfolgreiche Frauenstimmen wie PAT BENATAR, ROBIN BECK, ALANNA MYLES, VIXEN aber hier vor allem HEART aufkommen. Nicht nur die Stimme der 26-jährigen, auch musikalisch kommen einem gleich mehrfach auf den 12 Tracks dieser Scheibe durchaus positive Dejavus an die Wilson-Schwestern in den Sinn. Nur inhaltlich und Qualitätsmäßig haben weder HEART noch die anderen Ladys nach mehr oder weniger erfolgreichen Comebackversuchen in den letzten Jahren eine derart überzeugende Platte abgeliefert.
Auch klar, den Innovationspreis gewinnt ISSA natürlich nicht für eher typisch „einfache“ Songschemata, Klischeetexte pur aber massig griffige Ohrwurmrefrains ohne große Kanten, manchmal relativ glatt, obwohl die Gitarren durchaus auch mal etwas betont rockiger klingen. Trotzdem hätte man sich noch dass ein oder andere Solo mehr gewünscht, dies hätte dem Spaßfaktor noch etwas besser getan.
Apropos bei „Sign Of Angels“ waren mit Drummer Uli Kusche (ex-HELLOWEEN, ex-MASTERPLAN, ex-GAMMA RAY, ex-HOLY MOSES), sowie als Songwriter Joacim Cans (HAMMERFALL), Daniel Flores (MIND'S EYE) und Thomas Vickstrom (CANDLEMASS war auch für eine recht knallige aber nicht zu poppige Produktion zuständig) einige erfahrene Hasen mit dabei. Die Herren haben ISSA und ihrem kräftigen Organ die Songs quasi maßgeschneidert mit durchaus frischen Esprit versehen, was halt bei dieser Art Musik nur begrenzt möglich ist, und so kommen die meisten Tracks soundlich auch überhaupt nicht altmodisch daher. Unter Strich gibt es nur drei eher mittelmäßige leicht ähnlich klingende Sachen (u.a der etwas schwache Schluss mit „Fallen Angel“), daher fehlte auch nur wenig zum Tipp.
Kracher wie „Angels Crying“ (mit klasse fetten Backingchören), „I’m alive“, „Give Me A Sign“ (HEART pur eine packende Halbballade), das düstere etwas schwerer riffende „What Can I Do“ oder auch das knackige „As I Live & Breathe” sind gute Beispiele für amtliche AOR-Hymnen, die einfach Laune machen und gut reinlaufen. Wie gesagt, solche ein starkes Album haben HEART schon seit Jahrzehnten nicht mehr hingebracht. Genrefreunde die auf weiblichen, oder wie man heute sagt Female fronted rock, stehen kommen an diesem Album sicher nicht ohne Anchecken vorbei.
Sign Of Angels
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
47:45 ()
Label:
Vertrieb:
Ein Gitarrist der sich mal so richtig austoben darf oder man könnte es auch schlicht ein Soloalbum nennen – hier ist von „Reincarnation“ die Rede und fabriziert hat dieses Album KENS DOJO. Der Namen erinnert zwar eher an japanische Schwangerschaftsgymnastik aber egal die meisten werden damit eh nichts anfangen können denn dahinter verbirgt sich nämlich der rührige norwegische Saitenvirtuose Ken Ingwersen. Der Junge ist durchaus ein geschmeidiger Gitarrenhexer eher der Marke Melodiefanatiker mit ganz leichter Frickelneigung und weniger Temposhredder und das ist auch gut so. Er war in der Vergangenheit bei mehr oder weniger bekannten Bands wie STREET NATION, TNT, SPEED oder auch der KEN HENSLEY BAND dabei und hat ebenso viele Bands produziert, auch im Popbereich war er erfolgreich tätig. Jetzt hat er anscheinend mal wieder Bock etwas eigenes zu machen und dieser Mix ist garnicht so übel geworden, stellenweise sogar richtig gut der durchaus abwechslungsreiche Mix aus Melodic- und Heavy Hard Rock bietet einige gelungene Songs.
Stilistisch als Hausadresse sei hier mal AXEL RUDI-PELL genannt. Obwohl KENS DOJO nicht ganz den Qualitätslevel des Ruhrpott BLACKMORE erreicht. Und das liegt nicht daran, dass sich gleich drei Instrumentalstücken unter die 11 Songs gemischt haben. „Momentos A Solas“ erinnert mich etwas an TOP GUN meets „Dornenvögel“ sehr ruhig, betont getragen ja geht noch so. „El Recreo“ ist leider auch nicht viel anderst bietet leichte SANTANA Vibes aber viel zu getragen, völlig unspektakulär. Da ist „Soundcheck Bonanza“ (was ein Titel) schon deutlich freakiger, ja hier läßt er größtenteils mal die echte Frickelsau raus, trotzdem net übel als Schlussnummer.
Ansonsten zeigt der Maestro dass er echt gute Songs schreiben kann und dank seiner guten Kontakte bzw. Freunde hat er sich für’s Mikro solche markanten Stiimmen wie u.a. GLENN HUGHES, Ken Hensley (ex-URIAH HEEP), Michael Eriksen (CIRCUS MAXIMUS), Nils K. Rue (PAGANS MIND, Morty Black (ex-TNT), Aslak Johnsen (MINDTECH) oder Jon Rydningen (DREAM POLICE) ins Studio geholt.
Gleich der Opener „Forever“ ist klasse geworden recht kraftvoll, schöner Melodic Rocknummer nicht zu seicht mit ordentlichen Riffs. Auch “Keeping The Flame Alive” mit schönen Backingchören und leicht funkigen Parts überzeugt genauso wie das lässig-entspannte Titelstück (gesungen von Chesney Hawkes „The One and Only“) mit klasse Bassgroove und coolen Soulfeeling.
Das mit Streichern unterlegte „I Surrender“ wird dann aber von GLEN HUGHES gerettet, da fehlt es etwas an tragender Substanz. Die zuckersüsse Ballade „Rain“ geht aber leider garnicht. Da ist “Demon In Diamonds” als etwas düsterer Rocker mit 70er Jahre Flair al DEEP PRUPLE ein ganz anderes Kaliber und auch das AOR-artige “Set This Angel Free” mit einer klasse Hookline muß auf die Habenseite gebucht werden. Gemastert wurde das Album von Björn Engelmann (u.a. RAMMSTEIN, EUROPE), der Sound geht völlig in Ordnung nicht zu glatt poliert, handwerklich ist ebenfalls alles i.O. und der Macher hält sich bei den Gesangstücken für einen Gitarristen meist erstaunlich songdienlich zurück. Wie gesagt beim Songwriting gibt es den ein oder anderen kleinen Reinfall, trotzdem ist es insgesamt kein so übles Projektalbum. Gefällt mir um Längen besser als Konkurrenzgeschichten wie z.B. das seichte VOICES OF ROCK-Werk.
Sicher ist „Reincarnation“ jetzt nicht das große Innovativfeuerwerk geworden, trotzdem liefert KENS DOJO durchaus solide Kost für alle Genrefreunde.
Reincarnation
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
47:9 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten