Nach dem ebenso plötzlichen wie konsequenten Ende der großartigen THE DEVIL´S BLOOD hat sich Bandkopf Selim Lemouchi nicht lange Zeit gelassen, ein neues Projekt (eine echte Band waren auch THE DEVIL´S BLOOD nie; trotz diverser Bühnenaktivitäten bestand der harte Kern aus Selim und seiner Schwester Farida) an den Start zu bringen. Wer das Schaffen dieses brillanten (und beileibe nicht unumstrittenen) Musikers über die Jahre hinweg verfolgt hat, dürfte nicht überrascht sein, dass er mit SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES wieder einen völlig neuen Kurs eingeschlagen hat, der fernab seiner früheren Tätigkeiten liegt. Statt traditionellem Heavy Metal (POWERVICE) oder eben Occult Rock zelebriert er eine psychedelische Breitwand, die tief in der Historie des spirituell gezeichneten Krautrocks der 60er und 70er Jahre verwurzelt ist – und liefert nach der schon sehr starken EP „Mens Animus Corpus“ einen schweren, höllisch atmosphärischen Brocken ab, der die ungefähre stilistische Richtung von GROBSCHNITT, GURU GURU oder KRAAN einschlägt. Das musikalisch ausladende Konzept, das hauptsächlich überlange Songs zustande bringt, basiert darauf, mit wechselnden Musikern (den „Enemies“, hier elf an der Zahl, zu denen auch Schwester Farida gehört) zu arbeiten, die ihrerseits zusätzlichen Input mitbringen und „Earth Air Spirit Water Fire“ zu einem mystischen, schrägen und am Ende doch leicht okkult anmutenden Highlight machen. Wer hier das musikalische Erbe von THE DEVIL´S BLOOD vermutet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden, wer allerdings die spirituelle Herangehensweise der Vorgänger-„Band“ und ihre unterschwellige, düstere (und laut Selim von höheren Mächten beeinflusste) „Fuck Off“-Attitüde mochte, die überragend funktionierte, wird hier ein authentisches und an vielen Stellen improvisiertes, dabei jedoch nicht allzu sperriges Werk vorfinden, von dem man nur schwerlich Anspieltipps nennen kann, da es vor Allem in seiner Gesamtheit funktioniert. Nicht nur Psychedelic- und Krautrock-Fans werden von diesem hochklassigen Album begeistert sein!
Ein Sängerwechsel ist ja immer so eine Sache und bei INGRIMM steht nun nach dem Abschied des ehemaligen Fronters Fenris neuerdings René Brand am Mikrophon. „Henkt Ihn!“ ist somit auch gleichzeitig das Debüt mit neuem Sänger, und dieser fügt sich gut in den generell eher rauen Gesamtklang ein. Das Werk kommt ausgesprochen metal-lastig daher, bleibt dabei jedoch meist eingängig und einige Songs haben durchaus das Zeug zum Ohrwurm, wie beispielsweise „Eiskalter Wind“, „Asche Auf Mein Haupt“ und „Schwarzes Gold“ schön verdeutlichen. Die Metal-Elemente überwiegen, die Mittelalterbeimischung ist zwar eindeutig vorhanden, hält sich aber im Verhältnis zurück, wodurch sich die Band fast schon eine eigene kleine Nische geschaffen hat. „Tritt Mich“ kommt aggressiv-brachial daher, wobei die Violine einen interessanten Kontrast bildet, das für INGRIMM-Verhältnisse ruhige „Engel“ wirkt dagegen stellenweise fast schon balladesk. Fazit: INGRIMM haben ein solides in sich stimmiges Album abgeliefert, das zweifellos zahlreiche Freunde finden wird.
Grindcore ist in Finnland sicher nicht die Stilrichtung, die die meisten Veröffentlichungen hervorbringt; hätte ich raten müssen, hätte ich CANNIBAL ACCIDENT in die USA eingeordnet. Aber so bekommen die hochklassigen ROTTEN SOUND angenehme Gesellschaft, denn der Kannibalenunfall lässt nichts anbrennen: nur allernötigstes Midtempo, Melodien mit hohem Raritätswert und Gebrüll, Gurgeln und Gebell bis der Arzt kommt. Freunde von frühen NAPALM DEATH, GENERAL SURGERY, S.O.D. oder den erwähnten Landsmännern werden an dieser 7“-EP ihre wahre Freude haben. Das Quintett rattert sechs Songs in knapp achteinhalb Minuten durch und gönnt sich bei seiner Volldampforgie keine unnötige Pause. Ein Anspieltipp erübrigt sich, denn wenn man in dieses Massaker-Kleinod von Kolkka (Gitarre, Hintergrundgekeife), Heikki Raiso (Vordergrundgekeife), Jan Lindén (Bass) und Co. kurz hineingehört hat, ist es sowieso schon vorbei. Gelungen, wenn auch für Grindcore-Strampler nix Neues.
Das vor rund zwei Jahren veröffentlichte, selbst betitelte Debütalbum der Japaner war eine echte Überraschung, denn Klassegitarrist Hisashi „Q“ Suzuki, Sänger Wataru Shiota und Co. hatten ihre Vorlieben für 70er-/80er-Jahre-Hardrock (davon vor Allem für die SCORPIONS) authentisch, frisch und unverkrampft in die Gegenwart konvertiert. BLAZE erfinden nichts neu, wollen es auch gar nicht und teilen damit genau die gleichen Leidenschaften wie ihre Kollegen im Geiste VANDERBUYST oder SPEEDTRAP, die einfach unendlichen Spaß an ihren Retro-Keulen haben. „The Rock Dinosaur EP“ ist daher der logische Schritt nach „Blaze“ und präsentiert das Quartett noch eine Ecke versierter, vor Allem als Garant für geile Hymnen (ja, Hymnen!), von denen man gar nicht genug kriegen kann. Hier befindet sich kein einziger Füller, jeder Song elektrisiert sofort, ist hocheingängig, aber eckig und kantig genug um nicht nach bereits zwei Durchläufen zu langweilen. „One Way Flight“ (Hammerrefrain!), „Shed Light On Dark“, „Right In White Light“, „Underground Heroes“ (ein Bekenntnis an die Zunft), “The Going Gets Rough” (cooler Rock´n´Roller) und das melodische “Lady Starlight” sind klasse und machen süchtig. Dass die Erstauflage des Debüts schon längst vergriffen ist, ist da nur noch ein kleines Indiz, dass BLAZE anscheinend alles richtig machen. „The Rock Dinosaur EP“ ist sogar noch einen Tick stärker, auch „nur“ als EP locker den „Tipp“ wert und hoffentlich ein Ausblick auf kommende Großtaten!