BRING ME THE HORIZON haben die moderne Hartwurst-Szene in den letzten Jahren geprägt wie kaum eine andere Band. Von den Anfängen als genauso energische wie auch etwas generische Metalcore-Bubis bis zu den stilprägenden und Genre-sprengenden Alben wie dem letztjährigen "Amo" war es ein langer Weg. Inzwischen sind BRING ME THE HORIZON zu großartigen Songwritern gereift, die es mit allen bekannten Namen des Musikbusiness aufnehmen können. Der neueste Output in Form einer EP mit acht Liedern plus Zwischenspiel bringt uns nicht nur den Horizont (sorry), sondern einen bunten Strauß an Melodien, der die Platte locker in den Top 10 des Jahres unterbringt.
BMTH starten - sicher zur Freude der Fans aus der Frühphase der Band - mit dem brachialen "Dear Diary". Thrash-Rhythmik trifft auf treibende Elektronika und unglaublicherweile ein kurzes, aber wildes Gitarrensolo. Was für ein Brett zu Beginn. Selbst in diesem Härtegrad sticht die Liebe der Band zu akribisch ausgetüfelteten Arrangements heraus. So ist die zweite Strophe völlig anders instrumentiert als die erste, und trotzdem verliert der Song zu keiner Sekunde seinen Drive. Das folgende "Parasite Eve" lädt uns mit einem DEAD CAN DANCE-Gedächtnis-Intro in völlig andere Sphären ein. Ein sehr elektronisch geprägter Song mit schwerem, düsterem Refrain, und trotzdem bleibt der Ohrwurmfaktor am Anschlag. Die Textzeile "When we forget the infection - Will we remember the lesson?" fräst sich unauslöschbar ins Gehirn. Wie auf der kompletten EP auch liefert Frontmann Oli Sykes eine Weltklasse-Performance, die von Sprechgesang über Shouting bis zu großartigem Cleangesang reicht. Ohne Verschnaufpause geht es in das supereingängige "Teardrops" (nothing makes me sadder than my head....). Hier machen sich großflächige LINKIN PARK-Vibes der Nuller Jahre breit, ohne in eine bloße Kopie abzudriften. "Obey" präsentiert uns anschließend den ersten von mehreren Gastbeiträgen. Die leicht wahnsinnige Stimme von YUNGBLUD gibt dem grandiosen, pausenlos nach vorne ziehenden Rocksong eine zusätzliche Ebene. Die Big Beats des Zwischenspiels "Itch For The Cure" leiten zur mit Spannung erwarteten Kollaboration mit BABYMETAL über. Die latent schwermütigen Engländer mit den japanischen ADHS-Barbies in einem Song? Kann niemals gutgehen? Kann es! Und wie! Brutal harte Strophen mit schönen Growls führen zielgerichtet zu einem göttlichen, von BABYMETAL in Englisch intonierten Refrain. Pure Fire! Auch im Anschluss gibt es wieder weibliche Unterstützung. Die ziemlich genialen Alternative Rocker NOVA TWINS tragen mit fantastischem Gesang zur nächsten LINKIN PARK-Huldigung mit dem Titel "1x1" ein. Einen anderen Kurs schlägt in der Folge "Ludens" ein. Latente Industrial-Schwingungen sind hier zu vernehmen, der Mittelteil kommt erstmal voll elektronisch ausgestaltet daher, bevor man in den brachialsten Breakdown der Platte umschlägt. Mit Sicherheit der sperrigste Song der EP. Der überraschendste Track ist das griffig betitelte "One Day The Only Butterflies Left Will Be In Your Chest As You March Towards Your Death" (und jetzt alle!!), das von keiner Geringeren als EVANESCENCE-Goldkelchen Amy Lee im Duett mit Oli dargeboten wird. Völlig unrockig, ganz dezent, mit perfekt harmonierenden Stimmen.
BRING ME THE HORIZON haben mit "Post Human: Survival Horror" erneut unter Beweis gestellt, dass sie derzeit zu den besten Rockbands der Welt zählen. Musik, Texte, Artwork und nicht zuletzt die fantastischen Videos werden mit unfassbarer Liebe zum Detail gestaltet. Das unterscheidet gute Bands von den wirklich, wirklich großartigen Bands.
Nanu. Ist die Zeit stehen geblieben? Beim Opener „3000AD“ sieht das geistige Hör-Auge Mike Muir rumhüpfen, singen und schreien im Stakkato eines Maschinengewehrs. Und auch die ganze Anmutung, der ganze Charme dieser neuseeländischen Band erinnert wohlig an die damalige US-Skate-Hardcore-Thrash-Ursuppler SUICIDAL TENDENCIES. Allerdings teilen sich gleich alle Mann des mächtigen Kiwi-Dreiers den Gesang – was neben einer gewissen Hektik auch für Abwechslung sorgt – gerade in Sachen Hard- und Metalcore oftmals eine Schwachstelle dieser Schiene. Apropos: Variantenreichtum kennzeichnet den ganzen Erstling, wenngleich die Zutaten die bekannten sind – Thrash der alten Schule mischen 3000AD mit modernen Elementen. Das wirkt eindringlich mit eingängigen Parts, prägendem Bass und eben den variablen Shouts – es sitzt, passt und hat Luft. Wie im schlonzigen Thrashcorler „The World We Knew“. Zudem auffällig: Die Jungs aus dem Rugby-Land legen nicht so viel Wert auf das Drumherum, müssen sich nicht in Kutten schmeißen und mit Dosenbier posen um authentisch zu wirken, sondern lassen die Musik „sprechen“. Und dass sie es ernst meinen, erkennt der geneigte Hörer am Rausschmeißer „Born Under A Black Sun“ : Das ist nämlich ein Instrumental mit fast proggiger Note, Post-Heavy Metal sozusagen. Fazit: ehrlich-erwachsener Thrash Metal mit modernen Noten – unaufgeregt, lässig und gut.
Ok, die Jungs streben definitiv keine große Karriere an, was man schon am Bandnamen erkennen kann. Aber jedem seinen Geschmack, und auffällig ist der Name auf jeden Fall. Aber ok, die Musik entscheidet, und diese wird vom Label als progressiver Death Metal vermarktet. Progressiv würde ich unterschreiben, da wirklich alle Metal-Stilarten wild durcheinander gemixt werden und im Endeffekt eine ziemliche seltsame Mischung entsteht. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente, aber leider sind die Kompositionen allesamt nicht homogen und bleiben langweilig. Teilweise wird noch obligatorischer Klargesang hinzugesteuert und verwässert die Geschichte noch zusätzlich. Den Faktor Death Metal würde ich auch nicht überbewerten. Die Vocals sind zwar entsprechend aggressiv und einigermaßen abwechslungsreich, aber es fehlt der Spirit, den ein Death Metal-Shouter in sich tragen sollte, und auch der Rest der Band sollte sich doch einige Genre-Klassiker zu Gemüte führen um dem Namen Death Metal auch gerecht zu werden. „Progression In Madness“ hat irgendwie kein Herz, und es fehlt der rote Faden. Textlich steuert man auch gezielt am Thema Death vorbei, was der Band in dieser Hinsicht auch keine Credibility-Punkte einbringt. Die Produktion könnte auch weitaus besser sein, da die Lead-Gitarren teilweise fast unhörbar abgemischt worden sind, und vom Cover-Artwork wollen wir hier mal lieber gar nicht sprechen. Hier stimmt also irgendwie das abgelieferte Gesamtpaket gar nicht und selbst die teilweise ordentlichen Riffs können nicht mehr viel retten. Für mich klingen BRUTAL KRAUT nach einer technisch versierten Schülerband, die den eigenen Weg in keinster Weise gefunden hat. Ich würde ja lieber positives Feedback geben, aber die Platte rauscht an mir im ICE-Tempo vorbei.
Heute habe ich mir mal die neueste Scheibe der Oranienburger Band BRUTAL KRAUT angehört, die auf den Namen "Progression In Madness" hört.
Das Trio besteht seit 2012 aus den Brüdern Rouven Constantin (Vocals & Gitarre) und Marlin Constantin (Drums) sowie Henry Ludwig (Bass), und musikalisch geht man grob in die Richtung Death Metal mit progressivem Einschlag.
Da das aber nicht die einzigen Einflüsse sind, ist dies auch wirklich nur die ungefähre Richtung.
Der Einstieg mit dem Song "Broken" kommt auch ohne großes Intro oder irgendwelche Spielereien aus, sondern man geht im Midtempo direkt ohne Umweg immer geradeaus.
Und diesen Song könnte ich exemplarisch für das komplette Album nennen, ob es nun Songs wie "All I See", "Hesitation" oder der titelgebende Track "Progression In Madness" sind.
Man schwankt zwischen Midtempo und Uptempo, die Gitarrenarbeit ist absolut solide, die Vocals decken eine verhältnismäßig breite Range ab, und auch Bass- und Drumarbeit sitzen auf den Punkt.
"Progression In Madness" fährt acht Songs auf, die insgesamt knapp 40 Minuten Laufzeit haben.
Unter http://www.brutalkraut.com findet Ihr nochmal alle wichtigen Infos sowie den bandeigenen Shop.
Mein Fazit: Jeder, der gern guten Death Metal hört, kann hier gerne reinhören, denn er wird sicher nicht enttäuscht werden. (Daniel Reese)
Tracklist:
1. Broken
2. Hesitation
3. New Ways
4. Like Gods
5. Perceive The Insanity
6. All I see
7. Twisted Tounge
8. Progression In Madness
"Beyond The Shores (On Death And Dying)” ist eine 38-minütige Suite. Die Italiener setzen mit diesem mutigen Schritt ihr ultimatives Doom-Manifest ab. Schon die Gäste sprechen Bände, denn dabei sind Superhelden aus dem Death-Doom-Kosmos: Mikko Kotamäki von SWALLOW THE SUN und Thomas A. G. Jensen von SATURNUS. Um nur zwei zu nennen. Und dann sorgen klassische Instrumente wie das Piano oder die Violine für Abwechslung – bei erstaunlichem Sound. Und textlich geht es um die fünf Phasen des Sterbens nach Elisabeth Kübler-Ross. Durchaus passend zum Stil der Römer. Der erstreckt sich im durchaus typischen Bereich von Death und Doom, ist meistens (natürlich) schleppend, oft kommt die Musik völlig zum Stillstand. Es gibt es aber auch Geschwindigkeits-Boosts, und alles bleibt IMMER mindestens melancholisch. Die Traurigkeit kennt also keine Grenzen, und es ist schwer, einen rollenden Fast-40-„Tonner“ mit 1000 Zeilen ausreichend zu beschreiben. Aber mit Geduld und viel Einfühlungsvermögen belohnt SHORES OF NULLs neuestes Werk seine Hörer mit ungeheurer Intensität. Wer sich auf „Beyond The Shores ...“ einlässt, den beschenkt die Band geradezu mit viel Abwechslung und noch mehr Emotionen. Ein wunderschönes Album mit viel Tristesse, aber ohne aufgesetzten Weltschmerz. Ein Album wie der durch Urbanisierung verschwundene Spielplatz von MY DYING BRIDE, OPHIS, DÉCEMBRE NOIR, SATURNUS, SWALLOW THE SUN und vielen anderen. Schnüff.
Da ist der Albumtitel mal wirklich Programm.
Nach 27 Jahren sind die legendären PIRANHA zurück und präsentieren ein neues Album. Old School Death Metal aus Griechenland.
Die Produktion ist herausragend und brilliert mit klaren und definierten Sounds. Death Metal geht auch mit Bass.
Die Vocals von John verleihen dem Ganzen einen hohen Wiedererkennungswert und prägen den Sound der Band.
Abwechslung kommt zudem noch durch die recht melodiösen Leadgitarren rein.
Insgesamt ein wirklich gelungenes und energiegeladenes Death Metal-Album.
Das etwas ruhigere "Rotten Mind" ist mein Lieblingsong auf der Platte, die aber durchaus auch für einen Komplettdurchlauf ohne Unterbrechung geeignet ist, denn Ausfälle gibt es auf dem Album nicht.
Also, ANHÖREN!
Malaka!