Irgendwie ist es mir schon lange nicht mehr so schwer gefallen auf eine Scheibe ein zu gehen wie bei dieser hier. Das Debütalbum der TRACEELORDS war schon ein recht eingängiges Stück rotzigem Rock ´n´ Roll mit überschaubarer Bandbreite. Und jetzt legen die Herren um Sänger und Gitarrist Andy Brings mit "Refuse To Kiss Ass" einen nach, jedoch nicht einfach nur ein Nachfolge Album im selben Stil sondern ein richtiges Bastard Album mit Songs, worauf die Jungs grad Bock hatten. Keine Angst, die schnellen Rocker finden wir auch weiterhin, das zeigt schon der Opener "Get Out Alive". Hört man Andy´s Stimme gerade bei diesem Song das aller erste mal, könnte man fast meinen Herr Axel Rose sei wieder da. Ska Punk n´Roll mit tierisch anspruchsvollen Breaks, Soli und untypischen Trompeten gibt’s bei "Mastercard" - ein Song der einen in eine ganz andere Dimension der Rock Musik eintauchen lässt ohne dabei auf die nötige Härte zu verzichten. "I Do" ist Traditionspunk pur, eingängig mit Ohrwurmgefahr. Der eine oder andere Song auf "Refuse To Kiss Ass" braucht allerdings seine zwei bis drei Durchläufe bis sie endgültig zünden. Dazu gehörten bei mir z.B. das kernige "Change My Name" von dem ich mittlerweile gar nicht mehr ablassen kann. Ein tierisch erfrischender Refrain, tolle Gitarrenläufe und voll auf die Glocke. "Urinlove" erinnert mich durch die Akustikgitarren und den eher sanften Gesang an manche Stücke von SOUL ASYLUM meets irgendwelchen Kuschelsongs der 70iger, allemal hörenswert. Definitiv schaffen die ´Lords es mal wieder ein Album abzuliefern bei dem ruhig sitzen bleiben mal GAR NICHT GEHT! Stehenbleiben !! Reinhören, und kaufen - hier gibt es ALLES was ein Rock ´n´ Roll Herz begehrt. Mehr geht nicht!
Die Spanier SACRED spielen in erster Linie episch angehauchten Progressive Metal der US - Schiene. Die Wurzeln der Band scheinen also bei göttlichen Vorreitern wie QUEENSRYCHE, CRIMSON GLORY, HEIR APPARENT oder auch WARLORD zu liegen und lassen "Beyond The End Of The World" sehr viel versprechend klingen. Auf pompigen Keyboard - Bombast wird ganz verzichtet, dafür beglücken uns die vier Herren mit tollen Gitarrengewittern und überzeugenden Soli, zu denen sich Uri Canalias’ melodischer und kraftvoller Gesang gesellt, der zwar hier und dort noch etwas farblos daherkommt, aber sicher noch eine Steigerung bereithält. Die (teilweise überlangen) Songs wirken im Ganzen etwas orientierungslos und kommen nicht immer auf den Punkt, auch wenn sie mit zunehmender Durchlaufzahl enorm an Punkten gewinnen. Beste Beispiele hierfür sind die Hymne "Nocturnal Dike", das geile, vertrackte und mit einem astreinen "Metal Heart" (ACCEPT) - Riff versehene "Boat Of The Deluded" und der unter Anderem mit verzerrten Vocals angereicherte Stampfer "Where The Wind Blows". Wer sich über die etwas dumpfe und trockene Produktion wundert: dafür war niemand Geringerer als VICTORY - Oberguru und Producer - Legende Tommy Newton zuständig. Er legt, ähnlich wie sein Kollege Kevin Shirley, viel Wert auf die technischen Details in der Musik und wenig auf den "Knalleffekt". Das Resultat ist, dass das Album für Musikfreaks absolut geeignet ist, für Leute, die es lieber laut und heftig mögen, eher weniger. Insgesamt haben SACRED hier ein sehr gutes Werk abgeliefert, das einige echte Perlen bereithält, mit den großen Meistern aber nicht mithalten kann. Wären alle Songs so stark wie die drei oben Genannten, dann hätte ich den "Tipp" vergeben, so reicht es jedoch nur für eine Empfehlung an die Fans der vom alten US Metal inspirierten, nicht übermäßig harten, dafür aber sehr gefühlvollen Musik.
Beim FTC hab ich die aktuelle Scheibe der vier kranken Holländer bekommen. War mir ja schon vorher klar, was mich erwartet, aber selbst Unbedarften Naturen dürfte angesichts des Covers und des Bandnamens klar sein, dass hier nur derbstes Gehacke zu hören sein wird. Und so isses. CLITEATER haben schon mal einen gut für den Plattentitel (die neue Scheibe soll "Eat Clit Or Die" heißen - auch schön) hehe. Ähnlich wie Mortician haben CLITEATER einen recht dumpfen und baßlastigen Sound, der ordentlich Wucht entfaltet. Die Songs sind knackig-kurz (und werden zum Glück nicht jedesmal von einem Sample eingeleitet), der Gesang unmenschlich tief gurgelnd und die Mucke groovend wie Sau. Über Texte braucht man kein Wort verlieren denke ich, das ist halt Grindcore. Da passen auch die beiden GUT-Coversongs, die von CLITEATER vernünftig umgesetzt wurden. Für Genrefans sicher eine Hörprobe wert, für den Rest der Welt zu heftig. Grindcore halt.
Unsane, Insane and Mentally Deranged - diese Worte beschreiben den Zustand viel zu vieler Leute leider viel zu treffend. Keine Ahnung, welcher der vier Herren Schweden sich den Titel der Scheibe einfallen ließ und ob er damit auf den Geisteszustand der heutigen Jugend aufmerksam machen wollte, ein cooler Titel ist es alle Mal hehe. MURDER SQUADs Erstling hat bei mir lange gebraucht, bis er zündete und sich als großartige AUTOPSY-Hommage entpuppte. Beim neuen Werk, das nach drei Jahren endlich fertig ist (Dismember und Entombed nehmen doch mehr Zeit in Anspruch als man denkt…) gab sich dann auch Chris Reifert himself die Ehre "on vocals, drums and guitars". MURDER SQUAD sind auch mit "Ravenous, Murderous" keinen Millimeter von ihrer Linie abgewichen und haben die Scheibe konsequent bei AUTOPSY abgekupfert. Angefangen beim Artwork über die Titel bis zur Mucke ist alles 100% old school. AUTOPSY old school, damit hier keine Missverständnisse aufkommen. Verpackt in eine rohe Produktion kann man zwar Matti locker erkennen, aber der passt mit seiner Stimme zu einem solchen Projekt wie Arsch auf Eimer. Hin und wieder tauchen Entombed- oder Dismember-Riffs auf ("Rising From The Ashes" ist da die Ausnahme, das ist komplett von der "Massive Killing Capacity" geklaut), man merkt immer den Spaß der Jungs bei den Aufnahmen und kann das Grinsen beim Klauen der eigenen Riffs quasi sehen. Tempomäßig halten sich MURDER SQUAD zurück, man merkt eben, dass hier alte Männer am Werk sind. Nur selten gibt es Ausbrüche aus dem groovenden Mid Tempo, "Spunkslut" oder "Masterpiece In Morbidity" stehen gegen den Rest der Songs ziemlich allein da. Hoffentlich brauchen Matti, Uffe und der Rest der Bande nicht wieder drei Jahre bis zur Fortsetzung, "Ravenous, Murderous" macht einfach Laune und ist die beste Kopie einer Band, eines Idols, die mir in der letzten Zeit untergekommen ist.
JACOPO GALLI - wenn man so blumig heißt, kann man eigentlich nur aus Bella Italia stammen, stimmt zwar aber dieser gute Junge ist weder Pizzabäcker noch Eiskäufer sondern mach progressive Musik im absoluten künstlerischen Alleingang. Der im normalen Leben auch als Toningenieur tätige Musiker hat auf seinem Erstling "Timedrops" (das Cover ist übrigends spitzenmäßig geworden) nicht nur sämtliche Instrumente selbst eingespielt sondern auch die Produktion gleich mit übernommen. Von seiner eigentlichen Ausbildung her als Keyboarder (spielt u.a. bei den Italienern von BAD ATTITUDE) geprägt, hat er den Songs bei den ruhigeren Passagen fast schon so eine Art Soundtrack Feeling verpaßt. Stilistisch bietet "Timedrops" einen stellenweise etwas zu technisch anmutenden Progressive (Metal) Rock (besonders bei dem Überlangen aus vier Parts bestehenden Titeltrack, wo niemals so recht eine Gesamtstruktur zu erkennen ist, es wirkt schlicht zusammengeschustert!), der mir außerdem oftmals eine Spur zu kühl reserviert und konstruiert rüberkommt. Auch der bescheidene Gesang des Komponisten selbst ist doch etwas arg dünne ausgefallen und trägt ganz sicher nicht zu einem störungsfreien Hörvergnügen bei. Da hätte sich der gute "Jacob" lieber einen etwas voluminöseren Sänger suchen sollen, vielleicht hätte dies dann doch einige, der durchaus gelungen Kompositionen gerettet. Klar, hier ist wie schon erwähnt ein wahres Multitalent (die Musik wurde ebenfalls fast komplett von ihm geschrieben) am Werk und die Songs mit ihren teilweise recht ausgefeilten Arrangements sind jetzt auch nicht so schlecht im eigentlichen Sinne - nur, es kommt zu selten eine packende Atmosphäre auf, es fehlt einfach die Seele zumindestens in den meisten Songs. Es gibt zwar auch die bekannten Strickmuster des Genres mit dem Mix aus ruhigeren und härteren Passagen, wobei so mancher Lauf etwas zu oft wiederholt wird - positiver Weise übertreibt es Gallo aber wiederum nicht mit egozentrischen Frickelleien oder Breaks, besonders der gelungene Opener "Answer Me" kann hier überzeugen. Etwas mehr von dieser Ausprägung hätte dem Album ganz gut getan. Weiterhin zu loben sind natürlich die Keyboards mit einem sehr schön voluminösen Klang, sie bieten abwechslungsreiche Sounds. Die Gitarrenarbeit ist eher als Durchschnittlich zu betrachten, vor allem das ein oder andere schräge Solo na ja. Der Gesamtsound ist auch einigermaßen in Ordnung, wäre ja auch eine Schande für einen Vollprofi, alle Instrumente dürfen ziemlich gleichberechtigt ihre Passagen abspulen. Man hört stellenweise schon etwas heraus, daß hier ein SYMPHONY X Fan am Werke ist, besonders die schnelleren etwas heavmäßigen Parts hören sich auch leicht nach MALMSTEEN an, stört aber das Gesamtbild nicht. Mit "Keys To Imagination" gibt’s dann auch noch eine Coverversion eines YANNI-Songs (wer immer dass auch sein mag - bin für weitere Info’s übrigends dankbar?!) und schon sind knappe 60 Minuten Musik vorbei. Nicht schlecht gemacht Herr Galli, wenn auch nicht zwingend hörverpflichtend.