Vor ein paar Monaten wurden die beiden MANEGARM-Demos wiederveröffentlicht, quasi als Überbrückung zum neuen Album "Vredens Tid". Jetzt bin ich kein sonderlich großer Fan vom ganzen Viking-Kram (von ENSLAVED einmal abgesehen), aber "Vredens Tid" hat mich echt beeindruckt. Nach einem kurzem und sehr leisem Intro legt das schwedische Quartett bei "Sigrblot" mächtig-heftig los und haut dem Hörer eine wuchtige Viking-Metal-Wand um die Ohren. Grandios! MANEGARM lassen über die gesamte Dauer der Scheibe keine Langeweile aufkommen und mischen Frauengesang, Geigen und ruhige Parts so passend in ihren Viking-Sound, dass nie ein Bruch entsteht, im Gegenteil einfach alles ineinanderpasst ("Vredens Tid"). Auf Keyboards haben die Schweden Gottseidank verzichtet. Klassische Viking-Zutaten wie klarer Gesang (durchgehend in Schwedisch), treibende Gitarren und eine generell erhabene Atmosphäre dürfen natürlich nicht fehlen und bilden das Grundgerüst von "Vredens Tid". Auf ihrem mittlerweile viertem Album haben MANEGARM ihren stil wohl endgültig perfektioniert - wenn sie selbst Viking Metal-Verächter wie mich überzeugen können, will das schon was heißen.
Roadrunner Records haben anläßlich ihres 25jährigen Bestehens die Spendierhosen an und schicken einen glücklichen Gewinner in Begleitung nach New York zum "All Star Concert" am 15. Dezember, auf dem auch einige der Beteiligten am All-Stars-Samper RR 25 auftreten werden. Außerdem gibt es noch 49 weitere Goodies von der 25-CD-Samlung bis zum exklusiven Vorab-Promo von der RR 25-CD. Allerdings steht vor der großen Bescherung die Bewährung, unter Roadrunner-allstars.de gibt es das Quiz dazu.
Wer nicht gewinnt, muss nicht weinen: In Deutschland gibt es bei zahlreichen Release-Parties weiterhin einige Goodies abzugreifen.
Aus dem schönen Helsinki stammen nicht nur HIM und IMPALED NAZARENE (und tausend andere Combos), auch SEAR nennen Finnlands Hauptstadt ihr Zuhause. Irgendwo in der Stadt haben sie ihren Proberaum und im Dauntless Studio "Begin The Celebrations Of Sin" aufgenommen. Praktisch, wenn sich alles auf einen Ort konzentriert. Ob SEAR bei den Aufnahmen ordentlich der Sünde gefrönt haben, weiß ich nicht, aber sekbst wenn, haben sie sich nicht davon abhalten lassen, eine ordentliche Death/ Black-Scheibe einzuzimmern. Die ist zwar nicht sonderlich originell, kann aber weitgehend überzeugen. Der Gesang ist zwischen Growls und Black Metal-Gekeife gleich aufgeteilt (und kann in beiden Varianten überzeugen), die Gitarren braten und der Drummer hat einiges auf der Pfanne ("Vade Retro Deus") und scheut auch vor einem anständigen Blast nicht zurück. Wenn das pure Geballer mal langweilig wird, streuen SEAR flugs ein paar Thrash-Parts ein und fertig ist der Lack. Handwerklich ist die Scheibe solide und da das Songwriting auch in Ordnung geht, kann ich den jungen Finnen zum gelungenen Einstand in der Metalszene gratulieren. Das haben wir schon deutlich schlechter serviert bekommen. Aber von Finnen ist man Qualität geowhnt und SEAR machen da keine Ausnahme.
Die Hamburger Metaller MAD DOGGIN haben sich das Leben selber nicht ganz leicht gemacht. Mit einer meist großen Klappe - auch im übertragenen Sinn - spalteten sie die Lager der rockenden Nordlichter gerne in zwei Lager: Die Fans und den Rest, der mit den knietief hängenden Gitarren und zu lässigem Posen wenig anfangen konnte. Was sich bei den vergangenen Liveauftritten der Jungs in Form qualitativ hochwertigeren Performance deutlich besserte, wird nun auch mit harten Fakten untermauert: "Isle Of View" macht Hoffnung. Und zwar nicht nur in der Hinsicht das MAD DOGGIN sich damit definitiv lösen werden von ihrem Ruf, der stets präsenter war als die Musik. MAD DOGGIN können mit diesem Album definitiv auch mit dem mithalten was national im Bereich des modernen Metals aufgefahren wird. Die Kompositionen legen mehr wert auf krachige Sounds bei denen vom New Metal vergangener tage wenig zu hören ist. Mit der Rockballade "Loss" haben sie durchaus auch ruhigere Momente in petto. Fällt bei dieser der cleane Gesang nicht negativ auf, so ist es doch dieser, der als größter Kritikpunkt in einigen anderen Songs bleibt. Gegen die massiv nach vorne gemischten und dadurch sehr druckvoll wirkenden Gitarren kann dieser nicht recht an, die deutlich emotionaler gesungenen aggressiven Parts nehmen ihm zusätzlich die Luft. Voll auf geht die Mischung aber beim absolut moshbaren "The Other Trail", etwas in die alte Schiene verfallen sie bei "Eazie". Weibliche Vocals im rotzigen Chorus von "I Need To Feel Myself" und coole Akustikgitarren unterstreichen ihren Drang abwechslungsreicher zu agieren als sie es bisher taten. "Lord Of Darknss" kommt nict nur textlichn wie "echter" Metal alter Schule rüber. Für meinen Geschmack etwas zu weit gehen sie dann aber mit "Still", dessen deutscher Text mich nicht recht überzeugen kann. Zu oft werden Wörter zugunsten besserer Reimbarkeit abgekürzt, zu wenig bleibt von der Schnoddrigkeit mit der sie lässig in den anderen Tracks agieren. Als Cover kommt "Sunglass At Night" des großartigen One Hit Wonders TIGA&ZYNTHERIUS unters Messer und beschließt ein schönes Album, das MAD DOGGIN sicherlich zu mehr Profil verhelfen wird. Sie haben es sich eben nicht einfach gemacht und werden Alben wie dieses brauchen um sich oben zu etablieren.
Nee, QUIDAM haben absolut nichts mit Harry Potter am Hut, auch wenn es etwas danach klingt, nein vielmehr handelt es sich hierbei um eine polnische Progressive-Rock Formation die schon seit 1996 regelmäßig Alben herausbringt. Neben den noch etwas bekannteren SATELLITE sind Quidam tatsächlich ein Art Progaushängeschild Polens und auch bei vielen internationalen Festivals hat man sich einen (Insider) Namen erspielt, er stammt von einem Romantitel und bedeutet als Übersetzung aus dem Latein in etwa soviel wie "Ein(e) Gewisse(r)". Wenn die Qualität der Vorgängerwerke ein ähnliche hohes Niveau aufweisen könnten wie die hier vorliegende aktuelle Scheibe mit dem kleinen Wortspiel "Surrevival", dann hat man wirklich etwas verpasst. Die älteren Sachen waren anscheinend deutlich neoproglastiger, dies kann kommt heute allenfalls eher noch unterschwellig durchhören - jetzt bewegen sich die sich die sechs Musiker eher aber dies absolut gekonnt in Progressive Art Rock Gefilden. Es fängt schon rein äußerlich mit einem wunderbar detailreichen, hochwertig sowie lyrisch zugleich gehaltenen Booklet mit klasse Bildern, den interessanten Texten sowie der erdbeeressenden alten Lady auf dem Cover vorne drauf gut an - ähnlich facettenreich präsentieren sich auch die Songs. Der Grundton in allen Arrangements ist zwar zunächst meist relativ ruhig und getragen aber keineswegs kitschig melancholisch, wenn auch dass ein oder andere prägende Mollmotiv auftaucht. Wenn es dann doch etwas zu spröde oder gar fast schon in sphärische Klangwelten abzuriften droht, schafft es die Bands mit überraschenden Wendungen immer wieder auf melodische sowie packende Pfade zurückzuführen. Allzu hölzerner oder gar staubtrockener Prog ist nicht der Polen Sache und das ist gut so, selbst die oftmals eingestreuten Jazzsprenkel passen wunderbar zu aufheulenden Elektrogitarren, einer stampfenden Rhythmussektion oder den in sämtlichen Songs verwobenen Folkappeal. Diese mehr oder weniger dezent eingesetzten warm-hellen Flöteklänge verleihen dem Album eine wunderbar luftige bzw. lockere Atmosphäre und dies trotz aller klanglicher Tiefen und opulenter Songlängen. Nach einem kurzen Naturklangintro legen Quidam gleich mit dem härtesten Track des Albums "Hands Off" los, einer Art Melange aus neoklassischen Metal/Hardrock Prog der Schnittmenge aus (älteren) PORCUPINE TREE, SPOCK’S BEARD und (neuen) MARILLION. Trotz des Verlustes ihrer prägenden Sängerin hat die Band in Bartosz Kossowicz einen tollen Vokalisten gefunden, der mit klarem sowie ausdrucksstarkem Organ zu überzeugen weiß und den vielschichtigen Songs gleichzeitig trotzdem noch sehr viel Ausdruckskraft verleiht. Insbesondere bei dem grandiosen "Not So Close" kommen mir doch recht starke gesangliche ENCHANT-Anklänge in den Sinn, der Song an sich besticht neben einer ungeheuren Dichte außerdem durch viele erfrischende Breaks, fließenden Chorarrangements, ungemein pulsierenden Keys, tollen Gitarren sowie diesem typisch unterschwelligen Folktouch. Sämtliche Kompositionen werden getragen vom hohen technische Niveau einer vor Spielwitz nur so strotzenden Band. In der weiteren Besetzung Zbyszek Florek (key), Maciek Meller (g, back-voc), Mariusz Ziolkowski (b), Maciek Wróblewski (dr, perc) sowie Jacek Zasada (fl) sowie den Gästen Robert "Myca" Kowalski (back-voc), Grzegorz Nadolny (double-b), DJ Paulo Pawel haben Quidam wirklich ein bemerkenswert abwechslungsreiches Album abgeliefert. Stellvertretend für den eigenständigen und teilweise sicher auch etwas extravaganten Stil mag "Queen Of Moulin Rouge" ein über achtminütigen Klangepos stehen, dass mit seinen ständigen kompositorischen Wendungen, laut-leise Wechselspielen, akzentuierten Stimmungsbildern sowie diesen gelungenen mal akustisch dann wieder vollmundigen Gitarrenbreitwänden das musikalische Selbstverständnis der Band am besten verkörpert: Progressive Art Rock vom Allerfeinsten! QUIDAM mit "surREvival" können sich Genrefans auf jeden Fall (ungehört) auf den Einkaufszettel schreiben.