Rein vom Namen her betrachtet, hätte sich die New Yorker Zweimannkapelle EARLY MAN eigentlich "Later" Man benennen müssen, denn ihr Sound ist eindeutig retro, manche würden vielleicht sogar sagen antiquiert, will sagen stark aus Zeiten Anfang der 70er Jahre geprägt. Dass uns das kleine Matador Label die Musik dieser Band als "True Metal" verkaufen möchte - geschenkt und ist ja so falsch nun auch wieder nicht. Handelt sich hierbei halt mal zur Abwechslung auf "Closing In" nicht um die meist recht kitschbeladene Schwerter & Drachen Fraktion sondern um authentischen rumpelnden (Schweiß) Rock ohne viel großen technischen Schnickschnack. Eine trockene aber trotzdem griffige Produktion haben diese beiden Jungs Mike Conte (Gitarre & Gesang) und Adam Bennati (Schlagzeug) aus Ohio da zusammengeklaubt lassen durch ihre Musik mit jedem Atemzug Klassiker wie JUDAS PRIEST, etwas mehr MAIDEN und noch gaanz viel mehr BLACK SABBATH sprechen. Angereichert mit einem stellenweise recht eigenartigen Gesangsstil, daß klar-helle Organ erinnert stark an Ozzy überschlägt sich mitunter etwas zu stark, vielen wilden Gitarrensoli, scheppernden Drums und meist relativ kurzen 3 Minuten Spieldauer. Schneller, schnörkelloser Rock mit teilweise sehr altmodischen Instrumenten eingespielt ohne komplizierte Arrangements oder vertrackte Parts aber mit viel messerscharfen Riffs hauen uns EARLY MAN dabei rund 42 Minuten lang mehr oder weniger kurzweilig um die Ohren. Am stärksten sind Early Man u.a. bei der offensichtlichen Jungfrauenverbeugung dem superben Opener "Four Walls", der mitreißende Stampfer "Thrill Of The Kill" oder auch das schleppende und zugleich erste Single "Death Is The Answer" können Pluspunkte sammeln. Auch wenn es Zwischendurch mal an der ein oder anderen Ecke etwas dünne bzw. chaotisch wird mit der lieben Kreativität bzw. auch die Refrains nicht immer gerade killermäßig einschlagen und der Sänger etwas schwächelt - für alle "Old School" Anhänger die auch auf WOLF und Konsorten abfahren könnte hier schon viel Passendes dabei sein.
Die CD unter ihrem eigenen Namen abzulegen, wäre ein schwacher Kalauer und täte dem ambitionierten Werk unrecht. Allerdings: Wer mit dem Vorgänger schon so seine Schwierigkeiten hatte, der wird jetzt erst recht keinen Zugang zu DESPAIRATION finden. Irgendwo zwischen Prog-Rock, Pop, Wave, Gothic, Folklore und vielen anderen Sparten bewegt sich, irgendwo zwischen Pink Floyd, Alan Parsons Project, Bowie und Depeche Mode vielleicht, aber bestimmt nicht im metal-kompatiblen Umfeld. Das kann interessant sein, denn die süddeutsche Band versteht es tatsächlich, melancholisch-verträumte Atmosphäre zu schaffen. Allerdings gelingt das nicht immer, weil erstens die Songs sich nicht selten verlieren und weil die Stimme eben nicht mehr so traurig klingt wie weiland - dafür irgendwie manchmal seltsam neben der Spur. Wie gesagt: Die Scheibe ist ambitioniert, professionell, erfordert viele Durchläufe, um alles kennen-und schätzen zu lernen - aber ist hier eben am falschen Ort - und für Nachts ist sie auch nichts.
Auch Album Numemr zwei der britischen Lärmer MISTRESS wird dieser Tage von Earache wiederveröffentlicht und bietet, wie schon beim Re-Release des Debüts, als Bonus zwei Coversongs, ansonsten aber nix. Wie nicht anders zu erwarten, schalten MISTRESS auch auf "Mistress II" keinen Gang zurück, sondern sind roh und ortzig wie eh’ und je. Erbarmungsloser Crust-Punk prasselt auf den Hörer nieder. WOLFPACK oder MOMENT MANIACS können das kaum besser. Auch wenn’s bei Songs wie dem fast schon doomigen "38" oder "Gotaby" mal etwas langsamer zugeht, hauen MISTRESS in den meisten Songs ohne Gnade auf die Gewschindigkeit und Crust-Knaller wie "Wanker Colony" sind dann die logische Folge. MISTRESS streuen zur Auflockerung immer eine ordentliche Prise Groove über ihren Crust-Salat und lassen so keine Langeweile aufkommen, wie es bei Crust sonst schnell mal der Fall ist. Die beiden Cover sind diesmal von DARKTHRONE ("In The Shadow Of The Horns" - sehr nah am Original, mit fast authentischem Sound) und CROBWAR ("Like Broken Glass" - brutaler und einen Tick schneller als das Original), die mir beide sehr gefallen haben. Im direkten Verlgeich mit dem Debüt ist die Weiterentwicklung der Band deutlich zu erkennen, ganz besonders im Songwriting, kommt dies doch variantenreicher daher. Die beiden Coversongs sind ebenfalls ganz cool. Wer die Scheibe bisher noch nicht im Schrank stehen hat und "In Disgust We Trust" was abgewinnen konnte, sollte sich "Mistress II" ruhig mal gönnen.
Name und Schriftzug ließ eher auf eine brasilianische Urwald-Band schließen, RAVAGE aber kommen aus Düsseldorf. Was wiederum auch keinen Rückschluß auf die musikalische Ausrichtung der jungen Band zulässt. Die ist nämlich Thrash, flotten und harten Thrash (wenn man mal von der "angedeathten" Stimme und gelgentlich Melo-Death-Parts absieht). Die insgesamt dritte Produktion der Jungs verfügt über extrem kraftvollen, professionellen Sound und orientiert sich musikalisch nicht gerade selten an Exodus meets Destruction in einer etwas dreckigeren Ausführung. Neben Dreck haben es RAVAGE mit nichts am Stecken, vor allen Dingen nicht mit Kompromissen. Außer einigen ganz wenigen kleinen Breaks zum Atemholen machen die Rheinländer Ramba-Zamba ohne Unterlass, thrashen nach vorn, dass jedes Luftholen heißen könnte, den Anschluss zu verpassen. RAVAGE kriegen dich "fucking slaughtered", soviel ist mal klar. Kurz und dick, Frauenglück? Nix, da genau das Gegenteil ist der Fall: Hart und schnell. Die CD in professioneller Verpackung gibt’s für einen schmalen Zehner unter www.totalravage.de - und das Päckchen kommt dann nicht aus Brasilien.
Nach der coolen neuen Scheibe "In Disgust We Trust" lassen Earache sich nicht lumepn und machen die ersten beiden MISTRESS-Scheiben den geneigten Krachfanatikern wieder zugänglich. "Mistress" war vor drei Jahren das Debüt der englischen Krachcombo, die schon damls kompromisslos geholzt hat und somit nichts für feinfühlige Musikfans war. Die Produktion ist einen Tick zu leise geraten und auch etwas matschiger als die neue Scheibe. Irgendwie passt der Sound aber wie Arsch auf Eimer zum rohen Geballer des England-Haufens. Die acht eigenen Stücke sind ganz ok, kommen aber an die Perlen von "In Disgust We Trust" nicht ganz ran und klingen auf Dauer austauschbarer. Richtig cool ist der METALLICA-Coversong "Whiplash" geworden, den MISTRESS charmant roh runterrotzen. Das TOM WAITS-Cover "Earth Died Screaming" ist im Gegensazt dazu sehr obskur geraten und passt so gar nicht in das übliche Beuteschma der Briten. Bleibt im Endeffekt eine anständige Crustplatte, die man aber ncht unbedingt in der Neuauflage haben muss. Ein paar Liner Notes oder wenigstens Fotos im Booklet wären auch ganz nett gewesen, so wirkt’s etwas lieblos, trotz der zwei Bonustracks.
Pünktlich am vergangenen Mittwoch morgen hat Sänger Björn Decker die letzten Spuren eingebrüllt, inzwischen ist das Master von "Nightmare Inc." auf dem Weg - und A TRAITOR LIKE JUDAS wieder draußen aus dem Kohlekeller bei Kristian "Kohle" Kohlmannslehner in Darmstadt. Das Release wird am 18.11. im heimischen Braunschweig mit einer fetten Release-Party im JUZ B58 gefeiert - erwartet Ehrengäste auf der Bühne und ein pickepackevolles Venue, also sichert euch frühzeitig Karten. Der Vorverkauf startet am 20.10.