Roh und kultig, so sind sie, die Veröffentlichungen von From Beyond. AMMIT reihen sich da problemlos ein - schnell gespielter, zimelich roher Black/ Thrash, wie ihn Ende der 80er viele Bands zockten. Aber die Zeit ist nunmal nicht stehen geblieben und so sind AMMIT heute reichlich anarchronistisch. Und irgendwie cool. Wenn die Chilenen einfach so vor sich hinrumpeln und der Sänger förmlich ins Mikro kotzt ("Fast As A Shark" - ist glaube ich sogar das Cover), entbehrt das nicht einem gewissen Charme. Schlechte Riffs haben sie zuhauf und wenn man den Bass mal richtig hört, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen ("Dogs Of Hell"). Das ist scheiße oder Kult, ganz nach persönlichem Geschmack, Tageszeit und Alkoholpegel. Ideal zum Metalcore-Kids vergaulen und bei der Wahl zum truesten true old school Metalhead Bottrops ganz gross dazustehen.
Normalerweise bin ich kein Fan von übermäßigem Gefrickel, besonders ausufernde Gitarrenpassagen gehen mir echt schnell auf die Nerven. Bei manchen Bands mache ich aber gerne eine Ausnahme, seien es DEATH (RIP) oder ILLOGICST, die konnten mich voll und ganz überzeugen. Unbedarft warf ich vor einiger Zeit die gleichnamige NON HUMAN LEVEL ein - und wurde einfach umgehauen! Die Mannen um DARKANE-Gitarrist Christofer ballern eine technisch hochkomplexe Death Metal-Scheibe derart schnell und aggressiv runter, dass Evil Chuck himself es kaum besser machen könnte! Wer das Anfangsinferno aus irre frickeligen Gitarren und rasenden Drums bei "Divine Creation Of Void" überstanden hat, wird mit einer Scheibe belohnt, die es wie kaum eine andere schafft, Härte, Aggressivität und Technik in Einklang zu bringen. Die Scheibe strotz vor aberwitzigen Breaks, abgefahrenen Solis ("Personal Hell") und einer verdammt guten Gesangsleistung und ist gleichzeitig konsequent im Hochgeschwindigkeitstempo unterwegs und bietet einen extrem hohen Härtegrad. Wenige Bands schaffen den Spagat zwischen Eingängigkeit und Gefrickel, zu oft wird das eine dem anderen (un)bewußt vorgezogen. Nicht so der Haufen um Christofer: gleichzeitig verstörend komplex und irre heftig, kann man sich die Platte nicht ohne ein verzücktes Lächeln anhlren. Selbst Bangen kann man zu den meisten Parts, ohne sich einen Knoten im Hals zu holen. Wenn man sich aber den Background der beteiligten Musiker anschaut, kann man das technische Können förmlich aus der CD-Hülle tropfen sehen. Da tummelt sich der (ex-)MESHUGGAH-Basser, der Drummer von DEVIN TOWNSEND und mit Sänger Peter Wildoer ein weiterer DARKANE-Bekannter (auch wenn er dort normalerweise die Felle verdrischt). Es spricht für den zusammengewürfelten Haufen, dass sie eine so unglaublich geile Scheibe einspielen und in jedem Song mit frischen Ideen daherkommen. NON HUMAN LEVEL sind in dieser Form einer der verdammt besten technischen Bands dieses Planetens! Argh!
Wohin der Hase bei den Australiern DOOMFOXX läuft, könnt Ihr im Review der Vorab - Single "My Beautiful Friends" nachlesen, nur soviel: die Jungs sind eine der coolsten Antworten auf ROSE TATTOO und (frühe) AC/DC seit Langem und machen Fans dieser Richtung ganz sicher viel Freude! Das komplette Album wartet mit noch ein paar mehr Höhepunkten auf, seien es der geile Uptempo - Opener "Pure Platinum", das ebenso sehr fixe "Look Ma No Hands", der fette Groover "Boyfriend", der Stampfer "Sweetheart Of The Troops", das etwas an "Let There Be Rock" erinnernde "Abandon All Hope" oder das schweinecoole "Girls Like You". Die ganz große Hitdichte ihrer Vorbilder erreichen DOOMFOXX zwar noch nicht ganz, aber ich glaube, dass sich die Jungs sehr schnell in die Herzen der Anhänger des Blues - gefärbten Rock´n´Roll spielen werden. Das limitierte Digipak erscheint darüber hinaus mit ein paar Live - Bonustracks und dass die Aussies on stage gut das Haus rocken, haben sie ja schon in Wacken bewiesen. Mehr davon!
Als die Kürbisköppe vor einigen Monaten ankündigten, mit ihrem neuesten Streich das alte "Keeper Of The Seven Keys" - Thema aufzugreifen, mussten sich die Fans fast zwangsläufig an die Rübe tippen. Sollte jetzt der Ausverkauf beginnen?! Schließlich waren die letzten Alben (und davon vor Allem das sehr durchwachsene "Rabbit Don´t Come Easy") nicht gerade das Gelbe vom Kürbis. Aber bereits mit der Vorab - Maxi "Mrs. God" ließ die Band (von der mittlerweile nur noch zwei Mitglieder zum legendären "Keeper…" - Line - Up zählen) viele Zweifler verstummen. Und genau wie erhofft, stellen "Mrs. God" und der geniale Longtrack "The King For A 1000 Years" nicht die alleinigen Höhepunkte dieses "Vermächtnisses" dar. Von Producer Charlie Bauerfeind exzellent in Szene gesetzt, weiß auch der Rest des Albums mühelos zu überzeugen und überrascht sogar mit einigen moderneren Parts. Keine Angst; Nu Metal spielen HELLOWEEN auch im Jahre 2005 nicht, nur wurden einige zeitgemäßere Elemente (besonders Riffs) integriert, die sich zwar etwas vom typischen "Old School" - Melodic Metal abheben, dabei jedoch perfekt in das abgesteckte Soundgewand passen. Aber speziell beim Songwriting wurde nachgelegt und Ausfälle der Marke "Do You Feel Good" gibt es keinen einzigen mehr. Mit "The Invisible Man" oder "Born On Judgement Day" findet man zwar immer noch sehr "fröhliche” Songs, die aber echt gelungen sind und typischen Qualitäts - Kürbis offenbaren. Richtig geil sind jedoch die tolle Hymne "Pleasure Drone", der speedige Stampfer "Silent Rain", die im Duett mit Candice Night (BLACKMORE´S NIGHT) gesungene Hammerballade "Light The Universe", der Ohrwurm "Do You Know What You´re Fighting For", das sich steigernde "The Shade In The Shadow" und der zweite Longtrack, das fast schon experimentelle, bombastische und erstklassige "Occasion Avenue". Lediglich die beiden "Come Alive" und "Get It Up" sind etwas sperrig (wenn auch gut) und zünden nicht so schnell wie das restliche Material. Mit "My Life For One More Day" hat man zudem einen Oberhammer ganz ans Ende gestellt, denn diese mitreißende Gänsehaut - Hymne gehört zu den besten HELLOWEEN - Songs der gesamten "Deris - Ära"! "Keeper Of The Seven Keys - The Legacy" ist unterm Strich das beste HELLOWEEN - Album seit "The Time Of The Oath" (1996) oder meinetwegen auch seit "Better Than Raw" (1998) und zeigt den Kürbis in absoluter Bestform, äußerst abwechselungsreich und fast schon progressiv. Nach GAMMA RAY (der direkten "Konkurrenz") und SAVAGE CIRCUS liefern die Hanseaten ein Melodic Metal - Highlight des Jahres ab! Klasse!!!
Norwegen, Black Metal. Puuh. Die Herrschaften aus Trondheim haben dieses Album schon 2004 fertig gehabt, hätte aber durchaus noch früher sein können. Denn neu ist hier wenig. Sie mischen den rohen Stoff a la DF oder alten DB mit symphonischeren/hymnischeren Klängen. Das ist weder außergewöhnlich, noch besonders gut gelungen. Dabei sind CELEBRATUM, die 1999 ihre erste Veröffentlichung raushauten nicht wirklich schlecht, immer wieder gibt es Parts, die aufhorchen lassen. Aber letztlich hat jeder Song auch Teile, die weder inspiriert noch sonstwas klingen und nerven - die ganze Scheibe wirkt somit zusammengeflickschustert. Schade, dabei sind Songs wie "Mirror Of Suffocation" nicht wirklich schlecht, nur eben fesselt auch dieser nicht über seine gesamte Spielzeit - die letzten zwei Minuten gehen einem sogar gewaltig auf den Puffer. Es scheint, als könne sich die Band nicht auf eine Marschrichtung einigen und setzt sich so zwischen viele Stühle. Und dafür sind ihre Ärsche eben noch nicht fett genug. Vielleicht ist es kein Wunder, dass CELEBRATUM bis in die Slowakei wandern mussten, um diese Scheibe zu Label-Ehren zu bringen?
Ihr wolltet schon immer mal nach Island, schön Geysire gucken? Dann lest weiter: Nachdem Cornelius bei Sturmgeist ein wenig seine humoristische Ader ausgelebt hat; kehrt er jetzt mit der neuen SOLEFALD zum Ernst des Lebens zurück. Mit Lazare als bewährtem Partner und einer Heerschar mehr oder weniger prominenter Kollegen (Aggir Frost Peterson: Vocals; Sareeta : Violine;; Live Julianne Kostøl : Cello; Kjetil Selvik: Saxophone; Sareeta : Violine, Jörmundur Ingi: Lesung, Asatru-Priester - Garm ist erst auf der nächsten Scheibe zu hören) geht der Norweger auf den ersten Teil seiner Odysee durch den kleinen skandinavischen Inselstaat. Anhand der Instrumente der Gäste erkennt der geneigte Hörer, dass es sich bei dieser Scheibe keinesfalls um konventionellen Metal handelt. Wie nicht anders zu erwarten, nehmen SOLEFALD ,mit auf eine Reise durch avantgardistische Sphären anspruchsvoller Tonkunst. Da bildet ein Saxophon die Grundlage für fast jazzige Parts, weibliche und männliche Stimmen wechseln sich ab, klassische, folkloristische und akustische Parts sind genauso zu hören wie (art-)rockige Parts - nicht zu vergessen echt harte Abschnitte in eher traditionellem (Black/Extrem-)Fahrwasser. Bei letzterem ist SOLEFALD gar nicht so weit vom Sturmgeist entfernt - nicht nur wegen der charismatischen Cornelius-Stimme. So transportiert SOLEFALD unendlich viele Facetten der musiklaischen Empfindsamkeit von Trauer über Melancholie und Lebensfreude bis hin zur Aggressivität und Frustration. Und symbolisiert so die Vielfalt des kleinen, unglaublichen interessanten Inselstaats Island (ihr wißt schon das Wikinger-Inselchen inmitten brausender See mit dampfenden Vulkanen und so).. Wem eine Reise zum dampfenden Eiland zu teuer ist, der höre einfach SOLEFALD. Kleiner Ausflugstipp: Die überlange Lesung am Ende kommt vielen Reisegruppen-Mitgliedern vielleicht ein wenig überlang vor - kein soo toller Abschluss: Die Freude auf den zweiten Teil dieses Ausflugs ist dennoch riesengroß. Und SOLEFALD mächtig gewaltig.
Die Wiener Einwortfetischisten haben sich in den letzten drei Jahren seit ihrer "Scar"-Scheibe rar gemacht, haben aber jetzt (für mich quasi aus dem nichts kommend) ihre neue Scheibe fertig. "Mind" heißt das gute Stück, ganz in MASTIC SCUM-Tradition mit kurz-knackigem Titel. Mittlerweile machen MASTIC SCUM laut Homepage Death Metal Core und haben tatsächlich die Ungezügeltheit früherer Tage etwas zurückgefahren. Mid Tempo-Tracks wie das schon sehr entspannte "Mindthrill" sind dafür das beste Beispiel, während Tracks wie "Crawl" beweisen, dass MASTIC SCUM auch anno 2005 noch wissen, wie man knüppelt. Mich hat der Sound an eine Mischung aus NAPALM DEATH und CLAWFINGER erinnert. Ok, erstere dürfte niemanden überraschen (in diesem Falle haben MASTIC SCUM einen ähnlichen Groove wie viele ND-Sachen), während CLAWFINGER doch eher unpassend erscheinen. Aber diese Lust am Experimentieren, der fett pumpende Bass und ganz besonders der Gesang haben mich an die Schweden erinnert. "Mind" ist ein überraschend anderes Album geworden, als ich es erwartet hätte. MASTIC SCUM haben sich seit ihrer letzten Scheibe hörbar verändert und wie ich finde nur zum Guten. "Mind" ist kraftvoll, frisch und mutig. Mehr davon!