Es ist fast schon inflationär zu nennen was einem da an Bands mit Frauen am Mikro in den letzten Monaten ins Haus flattert. Aber auch hier wird sich in absehbarer Zeit die Spreu vom Weizen trennen. Okay, für den Spruch müssten eigentlich 5,- Euro ins Phrasenschwein - nichts desto trotz wird der Geldbeutel der Fans das schon richten. FACELIFT aus Österreich können sich dagegen Hoffnungen machen weiter im Geschäft zu bleiben. Das Quartett bietet auf ihrem dritten Album zehn Songs welche zwischen Punk-Attitüde und Mainstream-Pop wandeln und dabei auch etwas von dem warmen Feeling der vergangenen Siebzigern transportieren. Dabei wird auf "Impossible Somethings" bewusst auf einschmeichelnde Keyboardtöne und Zuckersüßmelodien verzichtet - die Zerbrechlichkeit mancher Augenblicke wird von Sängerin Andrea Orso’s Gesang und dezent eingesetzten Geigen erzeugt - tiefmelancholische Songs wie "It’s A New Life. A New Beginning" stehen FACELIFT dabei ausgezeichnet. Daneben kann man als Schmankerl mal in das flott rockende "My Playground Pet Hate" (samt deftigen Geigensolo), dem eingängig heftigen Hit "Taxi (Wake Up On A Shiny Day)" und den von Gitarrengeschrammel getragene Popsong "In My Dreams" nennen. Hinten raus lässt das Songwriting zwar etwas nach, aber nach den beiden Scheiben "She" von 1998 und dem 2003er Werk "Pictures" sollte "Impossible Somethings" (in Österreich schon ein Jahr auf dem Markt) den Weg der Band weiter ebnen. Manche mögen FACELIFT in die Schublade Gitarrenpop stecken - vielleicht schon ein wenig, aber mit Schmackes und erfrischenden Ideen gemacht.
Es scheint da so eine NWORDDMB ("New Wave Of Russian Doom Death Metal Bands") - Bewegung zu geben, denn neben den Landsmännern NON IMMEMOR MEI zelebrieren auch LETHARGIA eine äußerst schleppende Mischung aus epischem, bombastischem Doom Metal und kellertief gestimmtem Death Metal mit fiesen Growl / Kreisch - Vocals. Das Ganze ist, wie bei den Kollegen, sehr atmosphärisch und düster geraten, doch in diesem Fall nicht ganz so überzeugend. LETHARGIA schreiben deutlich kürzere Songs und können daher keine so großen Tiefen aufbauen, obwohl man auch "The Kingdom Of Unrealizable Hopes" als Gesamtwerk am Stück genießen sollte. Über die gesamte Spielzeit hinweg baut sich trotz des schönen, melancholischen Sound - Teppichs doch eine gewisse Langeweile auf, die hier leider nicht durch Gastgesänge oder Ähnliches kaschiert werden kann. Eingefleischten Doom - Deathern dürfte das Album sicherlich zusagen, aber wer schon beim bloßen Gedanken an solche Genres eher die Nase rümpft, sollte einen großen Bogen um diese "NWORDDMB" machen!
Die Schnellsten sind sie nicht, die Herren von STARKWEATHER. Jedenfalls nicht bei Veröffentlichungen. "Croatoan" ist das neueste Album der Amis, die als eine der ersten Bands gelten, die Hardcore und Metal mischten. Wer jetzt aber einen leicht verdaulichen Mix erwartet oder tough guy-Kram Marke HATEBREED, hat sich schwer geirrt. "Croatoan" ist bösartiger, langsamer, komplexer. Der Gastauftritt von DILLINGER ESCAPE PLAN-Mitglied Liam kommt nicht von ungefähr, so viel sei gesagt. STARKWEATHER fallen von einer Sekunde zur anderen in ein emotionales Loch, depressive Klänge folgen so unvermittelt auf fröhlich (und clean gesungenen) Abschnitten, dass man als Hörer schnell überfordert wird. Nur wenige Bands schaffen es, von SUICIDAL TENDENCIES zu fast schon Black Metal-artiger Bösartigkeit zu wechseln, um dann in einen Moshpart zu münden. STARKWEATHER sind nix für trendige Corler. Durchgeknallte Existenzen werden andererseits ihren Spass mit der Mucke haben.
Bereits das letztjährige Album "The Decline Portrait" (das aber als EP gehandelt wurde) des Duos SONIC REIGN wusste zu begeistern, hatten die beiden Macher Ben und Sebastian den Dreh raus, wie man mit modernen SATYRICON (ab "Rebel Extravaganza") als Haupteinfluss einen eigenen Stil kreieren konnte, ohne als totales Plagiat dazustehen. Zwar sind Satyr und Frost auch heute noch allgegenwärtig und die Parallelen unüberhörbar, doch bewegen sich SONIC REIGN nun nicht mehr im Windschatten ihrer Vorbilder, sondern völlig auf Augenhöhe. Vergleicht man nämlich die aktuellen Alben "Now, Diabolical" und "Raw Dark Pure" miteinander, dann ziehen SATYRICON hier, trotz aller Qualitäten ihres neuen Werkes, sogar eindeutig den Kürzeren! Das unter dem hauseigenen Label Sovereignty Productions erscheinende "Raw Dark Pure" (von dem es auf "The Decline Portrait" bereits einen Vorgeschmack gab) ist nämlich neben DARK FORTRESS´ aktuellem Meisterwerk "Seance" das bislang beste Black Metal - Album aus deutschen Landen in diesem Jahr und auch über die letzten Jahre gesehen ein Highlight. SONIC REIGN vereinen nahezu perfekt hohen Anspruch und instrumentales Können mit "True Fuckin´ Black Metal" der alten Schule. Kein unnötiges Gefrickel, kein überflüssiges Avantgarde - Gehabe, aber auch kein stumpfes Gerüpele oder gar eine schlechte Produktion der Marke "guter Black Metal muss scheiße klingen". Unter den acht Songs befinden sich nur (!!!) Killer, die kaum einen Fan, egal, aus welchem stilistischen Schwarzwurzellager er stammt, kalt lassen dürften. Black Metal - Fans dieser Erde, hört Euch nur einmal Hymnen wie "Deceit Doctrine", "Reminiscence Of Imperial Wrath" ("…the Emperor returns with death on his lips…"), "The Martyr Urge" oder den alles überragenden Titelsong an und überzeugt Euch selbst, dass da eine ganz große Band heranwächst! Grandios!
Zu beziehen ist "Raw Dark Pure" für 12 Euro plus Porto über die Homepage der Band.
Ihr sucht was zum Chillen? Dann seid ihr in Italien richtig, genauer gesagt in Rom, wo ja auch Klimt 1918 (von denen Herr Söllner übrigens bei "Isquosadmove") gastiert) oder Room With A View die sanften Gefühle des harten Rockers ansprechen. Also macht die Augen zu und lauscht den irgendwie traurigen Klängen, die oft akustisch betont sind und nicht selten an die ruhigen Augenblicke von Opeth erinnern - indes längst nicht so mathematisch daherkommen wie die monumentalen Aufgaben von Akerfeldt und Co. Und natürlich sind die amtierenden Weltmeister auch lange nicht so hart wie die Schweden. Vielleicht passen sanfte Anathema, Amorphis zu ihrer unmetallischen Phase oder auch Katatonia als Orientierungshilfe? Und die Stimme klingt sehr nach Alternative, vielleicht beruft das sich Info deswegen auch Alice In Chains? Auf jeden machen EN DECLIN ansprechende und anspruchsvolle, sehr smoothe und gefühlvolle Musik, könnte sein, dass hier der Begriff "Emo" wirklich seine passende Bedeutung gefunden hat, "emotionaler Rock" passt in jedem Fall besser als die aufgesetzte Stilbeschreibung "Ethereal Morphosis Music". Erstaunlich bleibt die große Qualität der Musik (inklusive Sound aus dem Hause Outer Sound), immerhin handelt es sich bei "Trama" um ein Debüt. Härtner können die Südeuropäer ignorieren, entspannte Charaktere aber könnten sich ruhig mal mit den Jungs befassen. Und schöööön chillen….