Jeder hat seine dunkle Seiten, jeder eine Leiche im Keller. Und bei manch einem heißt die Band-Leiche Bay City Rollers. Und an genau die erinnern die Schweden DIAMOND DOGS, ohne rot zu werden. Und an Slade (Sulos Stimme!), Sweet, Mud, T.Rex und Status Quo - also an die guten alten 60er- bis 70er Jahre. Dabei wirken die Jungs gänzlich unlächerlich, machen das, was sie tun hörbar mit jeder Menge Enthusiasmus und nehmen so viel von der Ernsthaftigkeit der heutigen Musikszene. Alles Gute kommt eben doch irgendwann zurück, warum auch nicht der durchaus poppige Sex-Appeal des Glam-Rock aus dem guten alten Britannien? Hier geht es nicht um das böseste Gesicht, die längsten Nieten oder die längsten Haare. Hier ist es nur so wie es ist: Eben "just the way". Und der Weg ist Rock’n’Roll. Der Sound stammt übrigens von Tomas Skogsberg - vielleicht ist hier der Zeitsprung zurück nicht ganz gelungen, irgendwie klingt die Scheibe zu modern für die eigentliche Idee. Macht aber dennoch Spaß - mit einem gewissen Augenzwinkern. Live sind die bestimmt unglaublich cool.
Death Metal mit einer derartigen Hit-Dichte gibt es bislang wohl nur in Schweden. Unter anderem von den bierseligen Wikingern, doch sind Amon Amarth inzwischen wohl eher die Schlagerstars des Mädchen-Metals. Die Holländer um Henri Sattler hingegen machen Mucke für Männer. Allein "On Wings Of Pestilence" vereint in einem Song die komplexe Genialität der gesamten Scheibe. Basierend auf irre groovigem Midtempo schweifen die Kiff-Köppe in alle Richtungen, sie knüppeln schnell, stoppen brachial und schwelgen in Melancholie. Dazu hat Herr Sattler endlich das stabile Line-Up mit tollen Musikern gefunden: Der schöne Isaac schüttelt feiste Soli aus dem Ärmel, der tierische Arien trommelt auch nicht viel schlechter als Lombardo und der sympathische Henke treibt mit seinem viehischen Bass alle Mann an. Nicht zu vergessen bleibt der charismatische, aber keineswegs wimpige Gesang vom "gude alde Henri". Und über allem stehen majestätisch erhabene Melodien und Songs mit einem sehr natürlichen Sound aus der Soundlodge von Meister Uken. Manch einer hätte gedacht, nach "The Grand Grimoire" oder "Into The Lungs Of Hell" könne es keine Steigerung mehr geben - alle haben sich geirrt. Hoffentlich schaffen GOD DETHRONED mit diesem abwechslungsreichen Album den Durchbruch, hoffentlich fahren sie den verdienten Lohn für unzählige tolle Touren und schweinegeile Alben ein. Zu gönnen wäre es ihnen sowieso. Bierchen?
Ach, nicht zu vergessen, das Album gibt mit einer Live-Bonus-DVD mit folgenden Songs,
Das norwegische Quarett GALAR hat letztes Jahr ein Demo veröffentlicht und damit einen Deal bei Heavy Horses landen können. Die werden sich ob ihres guten Riechers beglückwünschen, ist "Skogskvad" eine der besten Viking Metal-Platten des Jahres. Mit starker Black Metal-Tendenz ("Kronet Til Konge") bauen die vier Nordmannen eine dichte Atmosphäre auf und haben acht epische, kraftvolle und wuchtige Songs eingespielt. Der Genre-typische klare Gesang wird gekonnt ins Mikro geschmettert und läßt den Hörer in die Welt der Drachenboote, Hörnerhelme und ähnlicher Klischees versinken. Die andere Seite von GALAR ist das fiese Black Metal-Geknüppel, wie am Anfang vom treibenden "Hugin Og Munin", wobei auch hier der Bogen zum Viking Metal geschlagen wird. GALAR verstehen es, atmosphärisch dichte Songs zu schreiben und haben sich mit dieser gut produzierten Scheibe in die Spitzengruppe des Genres gesetzt. Respekt dafür!
GWAR sind Künstler, Trendsetter und eben nicht von dieser Welt. Doch bei dieser DVD hört der Spaß auf, zumindest erschließt sich der künstlerisch-humoreske Anspruch dieses Datenträgers sicherlich nicht jedem. Also: Auf der DVD führen "Blood Bath And Beyond"-Frontviech Oderus Ungerus und Alien-Manager Sleazy P. Martini durch eine Art Award-Show. Und garnieren dies mit der History der Fremdwesen-Horde und selten gesehener Konzert-Ausschnitte und andere seltener Schnipsel. Vielleicht deswegen so selten, weil unterirdisch schlecht? Der Sound ist Lärm, die Bilder so mies wie die Urlaubsaufnahmen meines Vaters mit seiner ersten Videokamera. Trash as Trash can - (ja, ohne "h"). Extrem-GWARianer werden’s dennoch lieben, weil hier mal wieder gesplattert wird, was Tuschkasten und Farbbeutel hergeben. Kopp ab, Schwanz ab, Arm ab, einfach alles ab. Und alles rein, in Frauen, ob sie wollen oder nicht, in Monster-Kinder. Mord- und Dotschlag, Kot, Kack, Sperm nicht zu vergessen. Die ganze Orgie in Bäba wird dazu auch noch zelebriert in hektischen Schnitten, die auf Dauer echt nerven. Wie gesagt: GWAR-Fetischisten müssen zugreifen, Sympathisanten können’s, wer aber nur neugierig ist, der schaue sich lieber eine Live-Show an. Vielleicht blasen die Extra-Territorialen ja mit der neuen Scheibe zum Vernichtungszug auf deine Siedlung. Rein künstlerisch, versteht sich.
Da sind sie wieder, die britischsten Amis. Die Nordamerikaner sicherten sich auch 2006 wieder die Unterstützung Joe Gittlemans (Ex-Bassist der Mighty Mighty Bosstones) –und der sorgte für viel gute Laune im Songwriting. Hosen-Campino hätte seine helle Freude daran, diese Band zu covern - hier rotzt der Punk auf die Straße, hier lacht der ranzige Typ bierselig. Die BRIGGS bekommen ihre räudige Mischung hin, und zwar in feinem Zwirn und mit einer Entspanntheit, die an das Beste aus Dropkick Murphys, Clash, Sham 69 und Social Distortion erinnert - gleichzeitig, wie sich von selbst versteht: Dreckig und doch nett, harmonisch und doch agressiv , gut gelaunt und doch nachdenklich. Schätze, wie diese Band klingt, so haben sich die Arbeiter-Punks der Gründerzeit gefühlt, als sie sich gegen das Establishment auflehnten. Und solange eine Band Songs wie den genialen "Song of Babylon" schreibt (Wenn schon Johny Thunders nicht mehr lebt), dann ist es auch völlig egal, dass tätowierte Straßen-Punks inzwischen längst selber zur etablierten Elite gehören. Als Begleitmusik für ein gutes Bier (oder einen Haufen mehr als acht) und einen Whiskey in einer schummrigen Pinte gibt es vielleicht keine bessere.
Mit vier Live-Tracks und einen Videoclip (zu "Doomsday Comfort") haben Dynamic Arts die Neuauflage des DEATHBOUND-Debüts "To Cure The Sane With Insanity" aufgepeppt und der Scheibe darüberhinaus noch ein neues Artwork verpasst, was eines der blutigsten Digipacks ergibt, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Die vier Live-Tracks sind qualitativ in Ordnung, drei der Songs finden sich aber auch beim Nachfolger-Album. Die originalen neun Tracks des Finnen-Debüts bieten ultra-heftigen Grindcore, der besonders ROTTTEN SOUND-Drummer Q alles abverlang. So oft, wie sich die Songs in Blast-Attacken ergehen, muss der Mann ein echtes Konditionswunder sein, um nicht nach einem Song nach Luft japsend vom Hocker zu kippen. Das ist gleichzeitig das größte Manko der Finnen: die Songs ähneln sich zu sehr. Auf dem Nachfolger haben sie mit groovigen Mid-Tempo-Parts versucht, vom puren Geballer wegzukommen, bei ihrem Debütalbum sahen sie dazu noch keine Notwendigkeit, kompromißlos reiht sich Blast-Part an Blast-Part. Bei der Gitarrenarbeit haben sich hin und wieder punkige Riffs eingeschlichen ("´Silent City Deathcount"), die immerhin für etwas Abwechslung sorgen. Das reicht aber nicht, um die Scheibe abseits der Die Hard-Grindcore-Fraktion Freunde finden zu lassen. Solide gemacht, aber wirklich nur was für beinharte Freaks.
ABORTED haben sich von Basser Olivia Scemama (ex-NO RETURN, BALROG) und Drummer Gilles Delecroix getrennt. Während ersterer durch Peter Goemaere ersetzt wird, ist für Gilles Dave Haley von PSYCROPTIC eingesprungen, um die neue CD einzuspielen. Die nächsten Shows und Touren wird Etienne Galo von NEGATIVA die Stöcke schwingen.
Zu den Gründen der Trennung gibt es ein Statement auf der Homepage der Belgier: "Being in a band like ABORTED at this point takes a lot of investment and commitment. Right now we are not making money to support members of the band. Every tour is a financial hazard for the band which forces us to keep the small amounts of money we do make on shows to keep as backup if anything goes wrong on tour or any other situation, so that we don´t have to pay the bills from our own pockets anymore. The result of this is quite simple: we can´t afford to pay band members to play in this band. These conditions are simple facts and didn´t work for Gilles and Olivia, which made it quite obvious they couldn´t be in the band anymore."