Über die stilistische Entwicklung dieser Band von einem der einflussreichsten Impulsgeber der Schwarzkittelszene in den 90ern zu einem facettenreichen Horror / Gothic Metal - Bastard könnte man sicher ein Buch schreiben! Allein die Fanbasis hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre stark gewandelt, denn viele Anhänger der ersten Stunde (und solch genialer Scheiben wie "Vempire", "Dusk And Her Embrace" oder "Cruelty And The Beast") sind frühestens mit "Midian", aber spätestens mit den letzten beiden, teilweise schon poppigen Alben abgeschreckt worden. Lange Rede, kurzer Sinn: auch mit "Thornography" kehren die Engländer um Dani Filth nicht zu ihren Wurzeln zurück, sondern perfektionieren ihren mittlerweile ureigenen Stil (der ebenfalls schon viele Kopisten gefunden hat - die meisten davon bähbäh!) weiter, was zumindest die Fans von "Damnation And A Day" und "Nymphetamine" begeistern wird. Black Metal ist das ganz sicher nicht mehr, nicht einmal mehr Extrem - Metal! Die Band spielt weiterhin mit orchestralen Parts, weiblichem Gastgesang und auch Spoken Words, aber die mitternächtliche Raserei, inklusive Dani´s völlig krankem Gekreische, gehört endgültig der Vergangenheit an. Der Meister krächzt mehr und mehr in mittleren Tonlangen, und auch die Instrumentalfraktion macht zwar immer noch Dampf, bricht aber beileibe keine Rekorde mehr. Bevor das alles zu negativ klingt, sei angemerkt, dass "Thornography" eine richtig starke Scheibe geworden ist, die einen satten Hörgenuss über die volle Spielzeit verspricht, aber eben auch auf gewisse Weise "glatt" klingt. Das ist nicht wirklich schlimm, nimmt der Sache aber Einiges an Authentizität, zumindest ist das meine Ansicht. Sogar einen Song mit Gastauftritt von Ville Valo (beim saugeilen "The Byronic Man") hat man sich gegönnt, wie auch eine HEAVEN 17 - Coverversion ("Temptation" - ebenfalls ein Highlight!). CRADLE OF FILTH sind mittlerweile in alle Richtungen offen, was viel Raum für stilistische Freiheiten lässt, vielen Leuten aber vor den Kopf stoßen wird. Mit "Cemetary And Sundown" und dem Überhit "The Foetus Of A New Day Dawning" (handelt von "Ground Zero") hat man zudem noch weitere Hammerhymnen am Start, die geradezu nach Club - Befeuerung schreien! "Thornography" ist auf seine Weise ein (recht kommerzielles) Klassealbum mit vielen Finessen, bei dem alles passt, vielleicht eben auch ein wenig zu viel…
Mit "Northwind" schlagen die einst aus den grandiosen MITHOTYN hervorgegangenen FALCONER um Mastermind Stefan Weinerhall bereits ihr fünftes Kapitel auf, das erneut sehr traditionellen (Power -) Metal mit starkem Hang zu melodischem Folk bietet. Geändert hat sich bei den Schweden nicht viel, lediglich Sänger Kristoffer Göbel warf das Handtuch zugunsten seines Vorgängers / Nachfolgers Mathias Blad, dessen sehr gefühlvoller Gesang nun auch "Northwind" veredelt. Stilistisch bleibt man der bekannten Linie treu, aber meiner Meinung nach hat die Band etwas Härte zugunsten einschmeichelnder Melodien zurückgenommen, was FALCONER stellenweise sogar ein wenig nach STORMWITCH (!!!) klingen lässt, die auf ein ähnliches Pferd setz(t)en. Eine echte Krachcombo waren die Schweden ja sowieso noch nie, und wer mit dieser (durchaus subtilen) Entwicklung kein Problem hat, darf sich wieder über einen ganzen Haufen toller Hymnen freuen, die zwar nicht überragend ausgefallen sind, aber dennoch sehr viel Hörgenuss bereiten. Mit "Waltz With The Dead", "Spirit Of The Hawk", "Catch The Shadows" oder den hinten versteckten "Himmel Sa Trind", "Delusion" und "Home Of The Knave" (von einer alten MITHOTYN - Melodie eingeleitet!) findet man einige echte kleine Perlen, die sich spätestens nach dem zweiten, dritten Hören als sehr gelungene Gehörgangfeger outen. Wer also FALCONER schon immer mochte oder einfach nur eine weitere, sehr gute Melodic / Folk Metal - Band kennenlernen möchte, ist hier, wie auch bei den Vorgängern, gut aufgehoben!
Die CD ist übrigens in der Erstauflage in einer Limited Edition erhältlich, die eine zweite Scheibe mit vier Bonustracks beinhaltet.
Der Vorverkauf für das nächste Taubertal-Festival 2007 hat bereits begonnen. Bis Weihnachten gibt es wieder einen Frühbucherpreis, der dem Ticketpreis des Vorjahres entspricht, d.h. 69€ inkl. VVK-Gebühr. Traditionell sind auch die ersten Bands bereits bekannt, alle weiteren Bands für das 3-tägige Festival folgen noch und werden baldmöglichst veröffentlicht. Wie auch die erste offizielle DVD zum Taubertal-Festival noch vor Weihnachen zu haben sein wird.
Nachdem zuerst Sänger Jorn Lande gekündigt hatte, ist jetzt auch Drummer Uli Kusch (ex-HELLOWEEN) bei seiner bisherigen Hauptband MASTERPLAN ausgestiegen. Mastermind Roland Grapow hat aber schnell gehandelt und sich neues Personal geholt. Die Vocals werden nun von Mike DiMeo (RIOT, THE LIZARDS) besetzt, während an den Drums "Überalltrommler" Mike Terrana (u.a. YNGWIE MALMSTEEN, AXEL RUDI PELL,RAGE) dabei sein wird.
Warum diese Schweizer unbedingt wie eine dieser zahlreichen durchgeknallten Bands von der Insel klingen wollen ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Mit einem recht diffusen Mix aus allerlei Genren auf der Basis von Indie Rock und schwachen Punkwurzeln klingen VOODOCAKE wie die ARCTIC MONKEYS auf Acid. Vielleicht liegt es auch daran, daß man sich vielleicht ein paar solcher Drogenkekse vorher reinziehen sollte, um diesen Sound zu verstehen oder noch besser einfach nur zu ertragen. So mancher Kritiker wird versucht sein, hier auf die intellektuelle Kacke zu hauen von wegen die sind doch experimentierfreudig, wollen bewusst provozieren oder gar stilistisch übergreifend ohne Scheuklappen .. aber für meinen ansonsten, recht toleranten Geschmack, trifft hier nichts von alledem zu. Michel (Gesang, Keyboards), Lionel (Gitarre, Orgel), Marc (Drums) und Léo (Bass) wollen zwar Einflüsse von SONIC YOUTH und GRANDADDY in ihrer "Musik" verarbeitet wissen aber genauso gut könnt man fuffzich andere Kapellen inklusive DJ Özie aufzählen. Dieser konfuse Mischmasch auf "Fetishist" ist nämlich alles andere als originell sondern größtenteils nur nervig, gleich der piepsige Opener erinnert mehr an Tinitus als an einen brauchbare Track. Aufgesetzt wirkende verzerrte Vocals, pseudo Rapp ("J. Q. X. Z."), grausige Synthies, Orgel, billigste Casioklänge sowie ein oftmals unausgegorenes minimalistisches Songwriting bei dem man oft orientierungslos durch größtenteils verschenkte 39 Minuten eine Rohstoffverschwendung höchsten Grades betreibt. Vieles klingt dabei nach hinterstem Garagensound mit üblen Schepperschlagzeug - was daran innovativ oder gar modern sein soll bleibt (mir) ein Rätsel. Manchmal packen sie dann wieder richtig fette Riffs aus, dann muffelt es nach Oldiealarm, leichte Rauchschwaden kriechen etwas aus den Boxen es folgt ein psychedelischer Hörüberfall "Hypnosis", da würde sich Jimi HENDRIX im Grabe umdrehen. "Breathalise Me" klingt zwar mit netter Orgel wie billige Filmmusik aus den 60ern und dann diese schlimme Falsettgesang, dagegen sind 3 Stunden THE DARKNESS Konsum eine wahre Erholung. Obwohl, die Jungs können für wenige Minuten manchmal doch etwas halbweg brauchbares anbieten wie u.a. bei "Smile" mit leichten Abstrichen sowie "Banana Boy" beide haben durchaus passable Melodien mit alternative Flair und zeigen, wenn der Sänger normal singt, kann er durchaus überzeugen. Ansonsten scheinen mir VOODOOCAKE nur um des schräg sein Willens auch so klingen zu wollen, sie probieren zwar (löblich) viel aus aber nichts bleibt dabei hängen, die gemeinsame Basis fehlt und so paßt auf "Fetishist" nicht viel zusammen. Wenn dann Akkorde auch noch relativ sinnlos aneinander gereiht und/oder langweilig instrumental rumpelnd daherkommen wie bei "Apres Ski" - dann hilft wirklich nur eines, die Stoptaste drücken.
Man soll den Kuchen ja bekanntlich essen, so lange er noch warm ist! Und in Sachen Metalcore (und verwandten Genres) ist er zumindest noch lauwarm - Grund genug für Bands wie ALL SHALL PERISH, sich noch ein Stückchen davon zu sichern. Eigentlich hat Kollegin Laetti in ihrem Review zum Vorgänger "Hate.Malice.Revenge" alles auf den Punkt gebracht; die Amis bedienen sich hemmungslos bei namhaften, (skandinavischen) deathmetallischen Größen, rühren eine nicht unerhebliche Prise Metalcore, melodische Gitarren und "Aggro - Potential" der Marke HATEBREED unter und vermischen alles zu einer handwerklich zwar sehr sauberen, hörenswerten, aber genauso unspektakulären, wie faden Mischung. Nach mehreren Durchläufen will sich bei mir nichts in den Gehörgängen festsetzen, die Doublebase und die übliche Growl - Kreisch - Mischung hat man schon x - fach prägnanter bei anderen Bands gehört, aber das Schlimmste ist, dass keiner der Songs echten Wiedererkennungswert besitzt. "The Price Of Existence" ist sicher kein schlechtes Werk, wird der angepeilten Zielgruppe auch gefallen, jedoch glaube ich nicht, dass sich ALL SHALL PERISH mit ihrer soliden Hausmannskost langfristig aus der (viel zu) breiten Masse abheben können.
Nach drei sehr geilen Scheiben fand ein kleiner Bruch beim schwedischen Quartett WOLF statt: erstens ist man zum Branchenriesen Century Media gewechselt (vermutlich ein Zeichen dafür, dass die Verkäufe bis dato gestimmt haben?!), und zweitens hat man für das vierte Werk nicht mehr auf Producer Peter Tägtgren zurückgegriffen, der die letzten Alben der Band soundtechnisch exquisit in Szene setzte. Fredrik Nordström heißt der neue Mann hinter den Reglern, der "The Black Flame" zu einem echten Bollerwerk gemacht hat. Man kann sich streiten, welcher der Herren die bessere Arbeit geleistet hat, aber es kracht hier an allen Ecken und Enden, wie es sein muss! Aber auch die beste Produktion nützt nix, wenn die Songs grottig sind, und so haben sich WOLF dazu entschlossen, den schon famosen Vorgängern noch einen draufzusetzen. Wer gedacht hat, dass der Wolf mittlerweile im Fahrwasser der "True Metal" - Welle ausgeheult hat, sieht sich derbe getäuscht, denn die Schweden besitzen die größte aller Gaben im Musikzirkus, nämlich das Schreiben genialer Songs. Gleich mit dem superben Opener "I Will Kill Again" (Killerrefrain) räubert man derart gekonnt los, dass man sich als Traditionsmetaller echt fragen muss, was all die anderen Maiden - beeinflussten Vertreter tagsüber so treiben. Auf "The Black Flame" reiht sich Hammer an Hammer, wobei WOLF eigentlich nix großartig Neues auffahren, sondern einfach nur mit Leib und Seele Hymnen wie "At The Graveyard" (Ohrwurm ahoi), "The Bite" (Klasse!), "Make Friends With Your Nightmares", "The Dead" oder die beiden überragenden "Steelwinged Savage Reaper" (hier können sich Teutonenrocker wie PARAGON oder STORMWARRIOR noch was abschauen) und "Children Of The Black Flame" intonieren, die nur die größten Highlights eines durchweg erstklassigen Albums darstellen, das sich zwar nicht mehr ganz so stark stilistisch, aber rein qualitativ auf Augenhöhe mit den Vorbildern bewegt. Super!