Was für die "Propaganda" Maxi galt, behält natürlich auch beim ersten regulären Album von DACIA AND THE WEAPONS OF MASS DESTRUCTION seine Gültigkeit: Der Song "Who’s To Say" macht gute Laune. Noch einen Happen zackiger und fetziger folgt "Rockabilly Bitch" auf dem Fuße. Ein schöner Einstieg mit rockigen Songs. Zu den flotten Sounds passt die freche Stimme Dacias wie die Faust aufs Auge. Nicht selten klingt sie, als sei sie lasziv um den Mikrophonständer gewickelt. Die Songs der "Communist"-Klasse überzeugen mich voll, genauso wie die beiden Balladen "Sorry" und "Loosing You". Bei "Loosing You" ist gar Meister Lemmy persönlich zu hören - ein schöner Kontrast der erstaunlich gut zu der nachdenklichen Melodie passt. Die modern rockige Musik klingt wirklich frisch, leider gibt es bei allen kleinen Abwechslungen auch Längen wie das sanft dahinplätschernde Elektronika-Pop Nümmerchen "Stop And Stare" oder den kaum Spuren hinterlassenden Softcrossover-Happen "Change The World" mit kraftlosen zweiten Vocals im Chorus. Das Debut der Schwabenband und der singenden Wahl-Schwäbin ist wahrscheinlich nicht griffig genug um hängen zu bleiben und sie könnte das TAPE Schicksal ereilen: Die Reduktion auf den einen oder anderen Song der es durch ein glückliches Schicksal zu etwas Airplay gelangt. Die "Limited Edition" kann mit zwei weiteren Songs ("First Time" und "The Universe") aufwarten.
THE DISTANCE sind eine der fleißigsten Bands, was Veröffentlichungen angeht, auf so viele EPs und Splits (u.a. mit WITH HONOR) wie THE DISTANCE in vier Jahren veröffentlicht haben, kommen andere Combos in zwanzig Jahren nicht. Nach sehr old schooliger Anfangsphase ist die Musik des Quartetts immer melodischer geworden und klingt COMEBACK KID und WITH HONOR sehr ähnlich, wobei THE DISTANCE etwas poppiger sind. Die Songs sind allesamt flott gespielt, mit leicht punkigem Touch, und bleiben dank der melodiösen Gitarren sehr schnell im Ohr hängen, auch wenn Gitarrist Chino gerne mal etwas heftiger zur Sache geht. Sänger Jason könnte manchen deutschen Fan an eine Hardcore-Variante von Farin Urlaub erinnern, jedenfalls in den cleanen Parts. Auf die verläßt er sich aber nicht allein, oft genug wird er aggressiver und rückt in die Nähe von COMENACK KID. Um ein ähnlicher Hit wie "Wake The Dead" zu werden, fehlen THE DISTANCE auf diesem Album die wirklichen Knaller-Songs. Das ist zwar alles ganz nett und streckenweise erstklassig, aber kein Song brennt sich wirklich in die Hirnwindungen ein und bleibt dort wochenlang, wie es etwas "False Iolds Fall" tat. Für einen Platz im oberen Drittel der melodischen HC-Liga reicht es für THE DISTANCE allemal, mit Tendenz nach oben.
Dass REDEEM aus der Schweiz sich an Audioslave und vor allem Creed orientieren ist auf ihrem Debüt "Eleven" allgegenwärtig. Musikalisch bewegen sich die Kompositionen eben genau in jenem Breitengraden, welche die nordamerikanischen Genregrößen zu wahren Hitfabriken gemacht haben. Melodie geht im Zweifelsfall vor Härte und Sänger/Gitarrist Stefano "Saint" Paolucci tut dann mit seinem irgendwo zwischen Chris Cornell und Scott Stapp erinnernden Gesang ein übriges und REDEEM durch und durch amerikanisch klingen zu lassen. Das dabei als mal Foo Fighters Energieschübe, ruhigere Passagen im Stile der 3 Doors Down oder rhythmische Parts der Marke Nickelback auftauchen benennt die Zielgruppe nun eindeutig. Dementsprechend schnell ins Ohr gehen die Songs auf "Eleven" - das groovende und mit tollen Riffs versehene "Look Around", (das tatsächlich von einem Audioslave Album stammen könnte), "Two Points Of View" (samt HIM-mäßige Piano-Einschübe), und natürlich die beiden Creed-Clones "Alive" (die als Single ausgekoppelte Ballade, hat echtes Hitpotential) und der herbstliche und sehr dezent instrumentalisierte Schmachtfetzen "Bullet" seien mal als Anspieltipp genannt. Und obwohl die Schweizer Band zu keiner Zeit neues bietet, ihre Melange amerikanischer Alternative-Größen mit einem leicht melancholische Touch macht Spaß, kommt gut produziert und damit richtig fett rüber und sollte so zumindest für einen Achtungserfolg reichen. In Bush-Country würden die Tracks wahrscheinlich bereits im Radio und auf MTV laufen. Das ist was zwar an sich nicht immer ein Qualitätsmerkmal, aber im Fall REDEEM spricht dies für radiotaugliche, äußert eingängige und gut gemachte Ware, welche Freunde von Creed & Co. ein vorweihnachtliches Geschenk beschert.