Konzert:
Metal Bash 2007, Neu Wulmstorf - Freitag
Konzert vom Im Gegensatz zu den letzten Jahren war die diesjährige Konstellation des Festivals etwas unglücklich gewählt. Das hatte gleich mehrere Gründe: zum einen war die Aufteilung des Eintrittspreises etwas unausgewogen. 35 Euro für dieses Mal zwei Tage waren absolut in Ordnung, aber an der Abendkasse für den Freitag 18 Euro (für gerade mal vier Coverbands!) und für den Samstag, an dem viel mehr Programm geboten wurde, 20 Euro zu nehmen, war wirklich ungeschickt, zumal im Vorfeld sogar noch eine SLAYER-Coverband für den Freitag abgesagt hatte. Des Weiteren kam das Thema "Onkelz" bei vielen Metalfans erwartungsgemäß nicht gut an. Sogar Kollege Memme erzählte von ein paar Bekannten, die das Festival die letzten Jahre immer besucht hatten, aber zwei Auftritte der KNEIPENTERRORISTEN,sprich: Onkelz, für eindeutig zu viel hielten. Da war es auch ein schwacher Trost, dass die Band am zweiten Abend hauptsächlich eigenes Material ihres (übrigens saugeilen) neuen Albums spielte und zwei richtig coole Gigs hinlegte, aber dazu später mehr.
Am Freitag nach der Ankunft pünktlich zum Opener
NOGGE hatten sich geschätzte 30-50 Fans versammelt, als die Dithmarscher (meiner Meinung nach schon sichtlich angeheitert) mit ihrem teilweise witzigen Gute-Laune-Rock´n´Roll loslegten. Speziell der Sänger in seiner unglaublich garstigen Karohose schien ordentlich vorgeglüht zu haben, was der Stimmung (wenn man Zugucken und Bier trinken von 10 Leuten vor der Bühne Stimmung nennen will...) jedoch keinen Abbruch tat. Die Jungs spielten eine schön abgefuckte Versionen von "Goldener Reiter", coverten "Durstige Männer" von den DIMPLE MINDS und gaben mit "Highway Zur Shell" bekannt, wie schön es ist, vollgetankt zu sein - sei es das Auto oder man selbst. Ein ganz lustiger Auftritt, für den man aber eigentlich genug intus haben musste, was am frühen Abend noch nicht jeder hinbekommen hatte...
Somit wurde es Zeit für die erste echte Coverband des Abends:
POWERSLAVE kamen erwartungsgemäß sehr gut bei den immer noch sehr wenig Beteiligten an und zockten eineinhalb Stunden lang Klassiker von JUDAS PRIEST (kleiner Scherz!). Die Band, die aus Mitgliedern von PARAGON, METALIUM und TORMENT besteht, gehört in ihrem Fach zu den besten der Nation, was unter Anderem auf Neuzugang Buschi, seines Zeichens auch Sänger bei erwähnten PARAGON, zurückzuführen ist. Die Jungs nahmen das übersichtliche Publikum spürbar mit Humor, was einen der Axtschwinger in einer Pause dazu bewegte, seine wahlweise coole/peinliche/kultige Spandexhose zu präsentieren: "Mögt Ihr meine Hose? Gefällt Euch meine Hose?". So wurden dann Allzeit-Hymnen wie "Fear Of The Dark", "2 Minutes To Midnight", "Man On The Edge", "Run To The Hills" oder "The Wicker Man" mitgebölkt, was gerade in dieser eher familiären Atmosphäre viel Spaß bereitete.
Der anschließende Auftritt der AC/DC-Coverschergen
BON SCOTT geriet dann zum irgendwo zwischen peinlich und kultig angesiedelten Highlight des Tages. Die vorwiegend aus Mitgliedern von KICKHUNTER, METALIUM, KNEIPENTERRORISTEN und GRAVE DIGGER bestehende Band konzentrierte sich vornehmlich auf die älteren Sachen der Australier (bei dem Bandnamen auch nicht wirklich verwunderlich) und stieg ganz unorthodox mit dem "Dirty Deeds..."-Klassiker "Squealer" ein, bevor es dann im Laufe des Sets richtig lustig wurde. Als bei Basser Jens Becker das Instrument kurzzeitig ausfiel, musste Sänger Kai "Kreische" Karstens diese Panne überbrücken. "Kennt Ihr Jens Becker? Wer von Euch kennt Jens Becker? Der ist hier voll der Promi, kann sich aber kein vernünftiges Instrument leisten. Ich sag noch: "Jens, kauf Dir einmal was Ordentliches...!", aber nee, und jetzt haben wir den Salat. Na gut, dann eben so... ich hab die Haare schön, ich hab die Haare schön...!"... nach dieser Einlage lag das gesamte Publikum, also die 30 Leute vor der Bühne, wahlweise auf dem Boden vor Lachen oder wanderte kopfschüttelnd zur Bierbude oder beides. Aber vom Entertainment abgesehen, überzeugten BON SCOTT auch musikalisch und bescherten den Anwesenden schön rock´n´rollige 90 Minuten mit Hits wie "TNT" oder "Thunderstruck". Eine so coole Coverband hat man selten gesehen!
Danach war der Headliner in Form der
KNEIPENTERRORISTEN dran, der sich an diesem Abend, schließlich standen Coverbands auf dem Plan, ausschließlich auf Material der Onkelz konzentrierte. Und trotz der wenigen Fans war der Auftritt von Jörn, Goofy und Co. kein Reinfall, sondern eine gelungene Party der eben kleineren Art. Neben den typischen Standards wie "Kneipenterroristen", "10 Jahre", "Heilige Lieder", "Lieber Stehend Sterben", "Erinnerung" und "Mexico" (das komplette Repertoire findet sich auch auf der Homepage der Band), die normal und ohne Motivationsverlust herunter gezockt wurden, blieb auch viel Raum für einige spaßige Einlagen wie das Umtexten von "Bomberpilot" ("... kommt, lasst uns onanieren, onanieren!") oder die Frage: "Wollt Ihr die TOTEN HOSEN hören? Wollt Ihr wirklich nichts von den Hosen hören"?, die natürlich verneint wurde, was Goofy aber nicht davon abhielt, "Eisgekühlter Bommerlunder" kurz anzuspielen. Klar, die Onkelz sind ein Thema für sich, aber wem einfach nur am Spaßfaktor gelegen war, konnte hier wirklich auf seine Kosten kommen, zumal das Quartett über zwei Stunden lang rockte. Ich bin aber der Überzeugung, dass an diesem Tag noch ein größerer, externer Headliner fehlte, der mehr Massen auf das Gelände gelotst hätte.
Alle Bilder vom Freitag anzeigenAlle Bilder vom Samstag anzeigenAlle Bilder zu den Randnotizen anzeigen
Konzert:
Endstille, Listening-Session - Hamburg, Ballroom
Konzert vom Statt mit dem Panzerkreuzer kamen
ENDSTILLE mit Iblis als Chauffeur eines Fiestas in den Hamburger Ballrom, um ihre neue Scheibe ENDSTILLES REICH einer ausgewählten Journalisten-Meute vorzustellen. Vor dem obligatorischen Begrüßungsbier gibt es aber zunächst einmal lecker Sandwiches. Da Toastbrot bekanntlicherweise mächtig stopft, sind die Kräuterfreunde aus dem Hause Boonekamp verständlicherweise gern genommen. "Ey ich hab so viel Essen im Bauch - gib mal her hier son Kräuterdingens hier, Alda", sacht der Wachtfels und kippt einen weg. Dann Bier und endlich die offizielle Begrüßung aus dem Hause der Promo-Firma Sureshotworx. "ENDSTILLE stellen euch heute ihr neues Album vor. Es heißt Friede, Freude, Eierkuchen."
Doch davon war beim ersten Song "Among Our Glorius Existence" (Dauer 4:51) nicht viel zu spüren. Ein fieser Schrei (garantiert nicht der letzte!) leitet einen abwechslungsreichen Song ein, blitzschnell zu Anfang, schwer groovend und mit einem beinahe ?netten? Chor mit Seefahrer-Charakter versehen?Der 5:29 Minuten lange Titeltrack "Endstilles Reich" hat zwar keine so prägnante Zeile wie "Navigator", geht aber ohne Temponachlass direkt in die Rübe und reisst sie ab. Geil. Dann kommt "Der Ketzer" (4:10). Und zwar ein wenig gemäßigter (geschwindigkeitstechnisch) und vielleicht deswegen noch brutaler? Oder liegt es an der kranken Iblischen Kreischerei? "Vorwärts! (Sturmangriff II)" - "Jetzt kommt die Ballade" witzelt Wachtfels. Und Selbstdreher Iblis macht "Äh" und der 6:18 Minuten lange Song klingt wie Immortal in richtig brutal. "I Am God" (4:08) handelt von eigener Stärke, beginnt beinahe episch, ehe ein MG ins Sperrfeuer geht und anscheinend nie mehr aufhören will zu ballern. "Hammaaaa" wie der Osnabrücker so sagt. "No Heaven Over Germany" (4:21). Jetzt macht´s mal so richtig bumm-bumm-bumm. Überfluss ist redundant, hier wird auf´s Nötigste geachtet. Schnell wie ein Torpedo auf dem der irre Iblis sitzt und mit der Waffe um die Wette keift. AAAAARGGGHHH. "The One I Hate" ist das atheistische Vermächtnis des Sängers, mit 2:33 Minuten Spieldauer der kürzeste und der gefühlt schnellste Song. Mayhemic Destructor macht an den Kesseln seinem Namen alle Ehre, der ganze Song strotzt nur so vor, ja vor Hass. "Scars", genau sechs deibelsche Minuten lang: Der recht lange Song kommt ebenfalls ohne Langeweile aus, macht bei alle Aggression einen beinahe traurigen Eindruck. Düster, dunkel. Äh. "Erase" (5:05) formatiert die Festplatte des Hörers abermals neu, klingt kalt klirrend und groovt ohne Ende - ein Mitsingpart-ähnlicher Abschnitt lässt aufhorchen. Willkommen beim letzten Lied: "Endstille (Realität)"? Ein 5:50 Minuten langer Rausschmeisser, der beinahe quälend langsam beginnt, sphärisch und suizidal klingt und sich gegen Ende zu einem echten "Hit" mausert.
Die viele Arbeit der Band scheint sich gelohnt zu haben. Nach der elend langen Labelwechsel-Geschichte ("Ich will hier keine schmutzige Wäsche waschen", so Wachtfels) ist das bereits im März eingetütete Album jetzt bei Regain Records am Start. "Wir erhoffen uns dadurch eine weitere Öffnung des internationalen Marktes", meint Drummer Mayhemic Destructor. Der Band überbordenden Kommerzwahn zu unterstellen, ist angesichts der brachialen, kompromisslosen neuen Scheibe kompletter Unsinn. Mit "ENDSTILLES REICH" haben die Kieler an ihren Extremen weiter gefeilt, ihre Trademarks gestärkt und so ihre Ausnahmestellung untermauert. Ende September also gibt?s Nachschub! "Das war doch ma ne fedde Pladde oder was"? - große Worte gelassen ausgesprochen. Wachtfels? Du hast Recht!
Alle Bilder zeigen.
InterviewBerichte doch mal von der Entstehungsgeschichte der "Genocide"-Scheibe und die MANOSche Evolution. Und: Warum sind ältere Songs auf der neuen wiederverwertet?Das neue Album haben wir in Hamburg im Eikey-Studio aufgenommen. Wir wollten uns soundmäßig verbessern und da kamen wir durch einen Tipp eines sehr guten Freundes auf das Studio. Wir sind mit unserem Album sehr zufrieden und denken, dass wir alles optimal eingespielt haben. Unser erstes Album "Terrible Reality" war bis dahin vom Sound her unser bestes Album, die darauf folgenden beiden Alben "At Mania Of Death" und "Living Burial" waren dagegen vom Sound sehr schwach. Die älteren Songs haben wir wiederverwertet, damit man auch mal Titel aus den Anfangszeiten hören kann, die jedoch vom Stil her melodischer sind. Es waren auch die einzigen in diesem Stil, die anderen Titel waren so, wie heute. Wir sind unserem Stil immer treu geblieben.
Die Videos stimmen ein auf die Live-Aktivität MANOS? Was reitet euch eigentlich zu diesem ganzen "Quatsch"? Also warum Bauhandschuhe usw.? Und Kamerad Eule möge doch bitte mal die "Top3" seiner Instrumenten-Anbauten kundtun?Live war es von Anfang an so verrückt, es war einfach so da. Die Top 3 Eules Instrumenten-Anbauten sind "komplette Klospülung" incl. Bürste, "komplette Urlaubsausrüstung" (Sonnenschirm, Wäscheständer, Gummistiefel,ect.) und "Weihnachtsüberraschung" (der größte kranke Tannenbaum aus dem Wald mit Beleuchtung, Kugeln, dazu Vogelkäfig auf dem Rücken,in dem der Weihnachtsmann baumelt).
Neue Scheibe neues Glück? Beschreibt doch mal Musik und Lyrics anhand von ein paar kleinen Beispielen. Wirkt alles ein wenig ernster, oder? Und warum "Genocide"?Unsere Musik ist schwer einzuordnen, da unser Stil aus vielen Einflüssen entstanden ist. Wir bezeichnen unsere Musikrichtung als Thrashcore. "Genocide" ist ein ernstes Album, wie eigentlich die anderen Alben auch, bloß dass es diesmal, denke ich, aussagekräftiger und ausgereifter ist. Die Ereignisse der letzten Zeit haben uns zu diesem Titel gebracht, da es selbst heutzutage noch Völkermorde, Vernichtung von Minderheiten usw. gibt. Wir haben uns dann näher mit dem Thema beschäftigt und es war sehr erschreckend was es alles schon gab und was gegenwärtig passiert. Allerdings werden wir den Spaßfaktor bei den Auftritten jetzt nicht verändern, nur weil wir ein ernsteres Album veröffentlicht haben.
Wie sieht es weiterhin mit Auftritten aus. Und habt ihr keine Angst zur Spaß-Combo zu verkommen, die immer zuletzt auf Festivals vor lauter Betrunkenen spielen muss? Wie geht´s weiter?Wir sind ja dieses Jahr auf vier Festivals dabei und ab Herbst startet unsere Tour durch unsere Lande. Ich glaube und hoffe nicht, dass wir als Spaß-Combo auf Festivals verkommen werden. Anfang nächsten Jahres gehen wir wieder ins Studio, um unsere neue Fun-Scheibe einzuspielen, die dann 2008 veröffentlicht wird. Ja und dann, wie schon gesagt, touren wir vom Herbst diesen Jahres bis zum Frühjahr des nächsten Jahres durch unsere Lande
Wie sieht das Privatleben aus? Warum habt ihr alle so komische Spitznamen?Also Ratze ist 33 und hat von seinem Vater die Malerfirma übernommen, Eule wird dieses Jahr 40 und macht gerade ne ABM, ich bin 38 und Musikschullehrer.
Unsere Spitznamen haben wir noch aus unserer Kindheit übernommen, unsere richtigen Namen kennen wir selber nicht, die bleiben ein Rätsel?
Ihr seid jetzt gut 23 Jahre "im Geschäft", habt die Wende miterlebt und die Szene in Ost und West vor und nach dem Fall der Grenzen. Beschreibe das doch mal aus der Warte. Wie war´s, was war früher besser, was nicht und überhaupt. Zu Ostzeiten war es nicht einfach Konzerte zu organisieren, da man dazu eine Einstufung brauchte und man uns wegen unserer Musik keine geben wollte. Erst nach einer Eingabe beim "Zentralhaus der DDR Abtl. Kultur" hat man uns kurz vor der Wende die Einstufung gegeben, die ja dann nicht mehr nötig war. Wir schickten ein Demotape "Kranker Tannenbaum" an die damalige DDR-Metalsendung "Tendenz Hard bis Heavy" und man spielte prompt ein Stück davon und von da an ging es los, wir bekamen am Tag bis zu 70 Briefe und Bestellungen. Durch Freunde, die Konzerte mit großen Bands in Karsdorf organisierten, supporteten wir Bands wie "Disharmonic Orchestra", "Master" , "Incubus" ,"Morgoth" . Viele Leute sahen uns und wir wurden dadurch bekannter. Seit 1994 machen wir unsere eigenen Touren und kommen heute auf einen Zuschauer Tourdurchschnitt von 500.
Eine persönliche Frage: Habt ihr schon mal Prince Denmark geraucht und schmecken die besser als F6?Die haben Ratze und Eule noch nicht geraucht, müssen wir mal probieren, um den Unterschied raus zu finden. Ich rauche nicht.Aber ich bedanke mich sehr für das Interview und grüße an der Stelle all unsere Freunde und Fans, die uns immer unterstützt haben - bis dahin!
Seiten