Die Schweden kommen aus Uppsala und vereinen laut eigener Auskunft auf ihrem Erstling Erfahrungen aus alten Bands und anderen Genres wie Thrash, Progressive, Doom, Glam und eben Hard Rock. Aber keine Angst vor krudem Genre-Mix: Hier gibt es ollen Hard Rock, allenfalls bewegen sich Jeanshosen und Cowboystiefel noch todesmutig Richtung Melodic Metal. Wobei Bewegung ein wenig übertrieben ist, denn der zweite Song zum Beispiel, das DEEP PURPLE-like, keyboardig eingeleitete "LML" stakst ungeheuer hölzern durch die Prärie der schwedischen Wälder. Und wenn einer so leierig "I love my life" singt, nimmt man ihm das nicht ab. Puuh. Zum Glück sind nicht alle Songs so öde, der Mann am Mikro kann es doch. Und so hört man hier mal ein rockiges Riff mit ein paar lässigen Licks und heimeligen Hooks. Die Lieder verweilen aber (zu) häufig im mittleren Tempo, haben zwar Groove im Gepäck, aber zu wenig Energie. Natürlich gibt es mit "Peanut" auch eine gute, wenn auch typische Ballade. Und prominente Gäste hat es auch: Nalle Påhlsson (TREAT, THERION) malträtiert den Bass, Pontus Norgren (HAMMERFALL) spielt ein Gitarrensolo im "Kiss Of Death". Was das Album aber eben nicht über einen höchstens gefälligen Status hebt. Es ist alles ganz okay, aber eben nicht so richtig, richtig, richtig geil. Und so müssen Melodic Metal-Alben heutzutage nun mal sein. Sonst liegt die Dauerwelle flach, und der geneigte Hörer wendet sich lieber den Altvorderen zu. Das trifft zwar auf jedes Genre zu, aber gerade Hard Rocker leben ja auch ein bisschen im Gestern. Das ist zwar gut so, das Album aber nicht. Immerhin: Es befriedigt kurz.
Im Jahre 2018 rockten TORCH das Sweden Rock, und dieses Heimspiel wurde dieser Tage als amtliches Live-Album veröffentlicht. Ich falle gleich mit der Tür und meinem Hauptkritikpunkt ins Haus: Ich verstehe, warum man sein Live-Album bei einem großen Festival mitschneidet (größeres Publikum, bestehende technische Infrastruktur, etc.). Wenn man aber nicht gerade METALLICA oder IRON MAIDEN ist, dann hat man in der Regel nicht die Möglichkeit, ein zweistündiges Set zu bieten, und so kredenzen uns auch TORCH für ein Live-Album recht magere 42 Minuten. Die wiederum haben es allerdings in sich. Der Sound ist fett, aber natürlich, das Publikum ist gut wahrnehmbar vorhanden, und Dan Dark ist vortrefflich bei Stimme und pusht seine Jungs zu einer starken Energieleistung voran. Und genau das macht den Reiz von „Live Fire“ aus. Die Songs kommen mit einer Wucht aus den Boxen, die die Studioalben deutlich übertrifft.
Der etwas ACCEPT-lastige Midtempo-Heavy Metal verfehlt seine Wirkung nicht, und die starken, eingängigen - aber nicht platten - Refrains animieren zum Mitgrölen. Da das Comeback-Werk „Reignited“ zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht veröffentlich war, befindet sich mit „Feed The Flame“ nur ein neuer Song auf „Live Fire“. Dieser passt aber nicht nur ins Gesamtbild, sondern stellt für mich sogar ein kleines Highlight dar. Der Rest ist schwedische Stahlhistorie par excellence. „Mercenary“, „Electrikiss“ oder „Warlock“ sollte man als Freund klassischer Metal-Klänge durchaus kennen. Und TORCH hatten schon 1984 einen Song namens „Thunderstruck“. „Live Fire“ eignet sich sowohl als sinnvolle Ergänzung der Sammlung eines jeden TORCH-Fans als auch als Pseudo-Best-Of für Neueinsteiger. Starkes Ding.
In Finnland, da scheppern die Becken, und kreischt es mächtig hektisch aus den Wangen - flotter Tanztee-Death Metal ist es nicht. Aber es geht schnell zur Sache und eben auch in Blut und Bauch. GALVANIZER tun wie dirty, rotten Bäbä-Deather, sorgen aber für erfrischende Songs in zumeist recht fixem Tempo. Was für ein Hit ist denn bitte das schnelle "Chthonic Profanation"? Junge, Junge. Oder "Dia De Muertos". Das fetzt, das bringt Spaß, das macht Laune, und die nächste Fahrt geht nicht rückwärts. Wir sind ja auch nicht auff´em Rummel, sondern bei ernsten Finnen, die richtig geilen Scheiß verzapfen. Der besteht aus ein bisschen Uffta-Uffta, CARCASS, ENTOMBED und richtig viel Drive mit geilen Gitarrenmelodien (immer wieder in vielen Songs), und manchmal übertreten GALVANIZER die Grenze zum Grind. Und das ist verdammt gut so. Das Trio besorgt es einem mächtig. Und dann liegst Du da in der Ecke, kannst Dich nicht mehr bewegen, Du bist total kaputt, aber Du weißt genau: Davon will ich noch mehr. Also noch mal von vorn: Es scheppern die Becken …
Der Opener „La Mort Bientôt Jouit“ („Der Tod Freut Sich Bald“) zeigt auf eindrückliche Weise, wie breit die Spannweite einer Black Metal-Scheibe sein kann. Von Sekunde zu Sekunde passiert hier Neues, kein Wunder, dass auch die neun Songs komplett verschieden scheinen. Nach dem galoppierend-hektischen ersten Stück folgt mit „Les Infectes Salives“ ein schleppender, grooviger Song, der den fauligen Speichel irgendwie schmackhaft erscheinen lässt. Könnte sowas wie der Hit des Duos aus Lyon sein. Das sich aber ansonsten in recht kalter Wut präsentiert und eher trübe Stimmung verbreitet, also Musik macht, die genau in diese Zeit passt. Die Franzosen sind vielschichtig, aber nagen auch zuweilen zu sehr am Nervenkostüm - zum Beispiel, wenn sich am Ende des flotten „Carbone“ die Instrumente in nahezu wahnsinniger Atmosphäre gegenseitig überholen und alles, aber auch alles aus dem Fokus verlieren. Hier geht es nur noch um pure Raserei, wenn nicht ums Malträtieren der Menschheit. Wie erholsam klingt das mitteltemperierte Schluss-Stück „Hantise“, das ohne Gesang auskommt und dafür nachvollziehbare Tempowechsel bietet und mit minimalistisch wiederholten Riffs die Nerven schont und so fast Spaß macht. Ich sagte „fast“! Spannendes Album für Leute, die Schmerz ertragen.
Nach der verhältnismäßig langen Schaffenspause von fünf Jahren seit dem letzten Studioalbum „Totenritual“, melden sich BELPHEGOR mit ihrem zwölften Studioalbum „The Devils“ zurück.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe bei den Österreichern immer das Gefühl, dass sie zu dick auftragen und ihr Auftreten, ihre Musik, ihre Texte und Cover-Designs etwas flach, eintönig und trivial rüberkommen. Brauchen wir Songtitel wie „Sexdictator Lucifer“ oder „Bondage Goat Zombie“, und besteht nicht die Gefahr, dass blasphemischer Death Metal zur Karikatur von sich selbst verkommt? Sicherlich kriegt der Hörer einiges an Qualität geboten, aber manchmal sollte Mastermind Helmuth Lehner „die Kirche im Dorf lassen“ (Zwinker-Smiley).
Vergleiche ich den neuen Silberling mit „Totenritual“, erscheint „The Devils“ im Durchschnitt langsamer, bietet mehr Abwechslung und kann mich mehr unterhalten als der Vorgänger. „The Devils“ heißt auch der eisige Eröffnungstrack, bevor mit „Totentanz - Dance Macabre“ eine Nummer folgt, welche Elemente nordischen Black Metals intus hat. Bei „Glorifizierung Des Teufels“ wird es schleppend, und die Lyrics variieren zwischen Englisch, Deutsch und Latein. Zu „Damnation - Höllensturz“ wechselt schön das Tempo, allerdings zündet die Atmosphäre nicht so recht, und die Chöre wirken altbacken. Besagte Chor-Parts werden immer wieder aufgegriffen, wie z. B. beim zähflüssig und zeremoniell anmutenden „Virtus Asinaria - Prayer“. Zu betonten ist insgesamt das hochwertige und erderschütternde Schlagzeugspiel auf der Platte. Zum Abschluss gibt es als Bonus „Blackest Sabbath 1997“ auf die Ohren: ein Medley aus „Blackest Ecstasy“ und „Blutsabbath“.
BELPHEGOR zog es wegen der Produktion zu Jens Bogren nach Örebro in die Fascination Street Studios (KREATOR, ROTTING CHRIST, AT THE GATES). Die Produktion ist druckvoll und etwas klinisch.
Fans sollten zugreifen, BELPHEGOR liefern zuverlässig ab, mehr aber auch nicht.
"Der Text von "Nightdrive" basiert auf der Idee einer Verfolgungsjagd und den verschiedenen Emotionen, die der Verfolgte während dieser Verfolgung erlebt: von Angst und Panik über einen Adrenalinstoß und einen Hoffnungsschimmer bis hin zu einem abrupten Ende. Der Drive dieses Songs vermittelt das Gefühl, gejagt zu werden und sich gestresst, panisch und hilflos zu fühlen."
"Shadow People" wird am 14.10.2022 bei Massacre Records erscheinen und als Jewel Case-CD sowie in digitalen Formaten erhältlich sein. Hier kann man das Album bereits vorbestellen.
English version:
The modern hard rock outfit MY OWN GHOST has released "Nightdrive", the first single from their upcoming album "Shadow People", today.
The song is accompanied by an official video that's available here:
"The lyrics to "Nightdrive" are based on the idea of a car chase, and the different emotions the haunted person experiences during this pursuit: from fear and panic, an adrenaline rush and a glimmer of hope, and the chase finding an abrupt end. This song's drive conveys this feeling of being hunted and feeling stressed, panicked and helpless."
"Shadow People" is scheduled to be released on October 14, 2022 via Massacre Records, and will be available as Jewel Case CD as well as in digital formats - you can already pre-order it here.
Tracklist:
01. 10-97 Downtown
02. DecadenCity
03. Jet Black Heartbreak
04. Between Now And The End
05. Regrets From The Past
06. Number 2110
07. Remember
08. Shadow In Your Room
09. Black Rose Motel
10. Home
11. Dark River
12. Somebody Else's Sky
13. Nightdrive