Die sechs Typen von FAREWELL sind nette Jungs. Zumindest sehen sie auf dem Foto so aus, das man sieht, wenn man die CD aus der Hülle nimmt - auch wenn einige von ihnen versuchen, ein bisschen böse zu gucken. Und sie spielen nette Musik. Man könnte sie als poppigen Gute-Laune-Alternative-Rock bezeichnen, oder auch als Mischung aus BILLY TALENT und FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE. Insgesamt klingt das gar nicht so schlecht, wie man aufgrund dieser Beschreibung vermuten könnte. Denn der Sound ballert ganz gut, die Jungs können spielen, gehen mit viel Energie zu Werke und haben außerdem ein Händchen für schöne Melodien und gute Arrangements. Dazu haben sie mit Marshall Davis einen Sänger mit einer tollen Stimme in ihren Reihen und sind die Keyboards von Tastenmann Chris Lee angenehmerweise fast unhörbar hinter die breiten Gitarren gemischt. Und dann habe ich sogar noch einen wirklich genialen Song auf dieser Scheibe entdeckt: Das leicht durchgeknallte „Sing, Baby“, das mit einer Polka-mäßigen Strophe aufwartet und einem Chorus, der gleichzeitig swingt und rockt und sich unmittelbar und unerbittlich im Gehörgang festschraubt. Mehr davon wäre schön gewesen. Leider muss man aber sagen, dass alle anderen Songs auf Dauer doch zu schön, zu fröhlich und zu glatt klingen. Wer auf Musik dieser Art steht, wird sicher Gefallen an der Band finden, mir selbst ist sie trotz allem Wohlwollen einfach zu langweilig.
Die Wurzeln der BUZZCOCKS liegen in den frühen Jahren des englischen Punkrock. Von Bands wie den SEX PISTOLS oder den CLASH unterschieden sich aber immer schon dadurch, dass ihre Songs musikalisch wie textlich einen deutlichen Pop-Appeal hatten, was sie genau genommen zur ersten Pop-Punk-Band machte. Als ich die wiederveröffentlichte Live-DVD in den Händen hielt, musste ich aber überrascht feststellen, dass es sich hierbei um einen Mitschnitt eines Konzerts relativ neuen Datums, nämlich aus dem Jahre 2003 handelt. Der Vorwurf einer peinlichen Reunion wäre aber doppelt ungerecht. Zum einen legen die Punk-Veteranen nämlich noch eine ziemlich gute Show hin, zum anderen haben die Gründungsmitglieder Pete Shelley und Steve Diggle bereits 1999 die Band reaktiviert und seitdem regelmäßig Alben veröffentlicht und Tourneen gespielt. Dementsprechend wurden auf dem gut 90-minütigen Konzert im Shepherds Bush Empire in London nicht einfach alte Hits neu belebt, sondern viel neues Material gespielt, natürlich garniert mit einer ganzen Reihe Klassikern, wie „Orgasm Addict“, „What Do I Get“, „You say you don't love me“, „I don't mind“, „Harmony in my head" und natürlich der Über-Hit “Ever Fallen In Love”. Insgesamt kommen die Jungs auf die stolze Zahl von 32 Songs. Die Show selbst ist wenig spektakulär, sondern wohl eher als solides Handwerk zu bezeichnen. Der Spirit der frühen Punkjahre ist natürlich verloren gegangen, und besonders die Stimme von Pete Shelley hat ihre typischen Höhen eingebüßt, und überhaupt hat er öfter mal mit der Intonation zu kämpfen, aber die Herren verstehen es immer noch, ihr Publikum zu rocken. Von diesem sieht man allerdings wenig, die Kamera ist fast durchgehend auf die Musiker gerichtet. Außerdem sind viele Schnitte und Kameraschwenks zu hektisch geraten, was auf etwas überambitionierte Kameraleute und Cutter schließen lässt. Beim Sound dagegen kann man nicht meckern, der ist schön transparent, aber trotzdem dreckig und druckvoll gemischt. Es sind auch noch einige Specials enthalten, die jedoch kaum brauchbar sind. So gibt es u. a. einen Soundcheck zu sehen (Gibt es etwas langweiligeres, als einem Soundcheck beizuwohnen...?) und ein On-the-road-Video, das offenbar mit einer Handycam mit schlechtem Mikro aufgenommen wurde, was zu einem übel verzerrten Sound führt. Lediglich das Interview mit Pete Shelley und Steve Diggle ist ganz interessant, allerdings wären für alle der englischen Sprache nicht zu 100% mächtigen Fans Untertitel noch ganz nett gewesen. Unterm Strich ist die DVD sicherlich eine solide Sache, aber wohl vor allem für Fans der Band interessant.
Wenn Skandinaviern langweilig ist, gründen sie anscheinend mal flugs ein neues Projekt. Oder trinken. Die hier beteiligten Herren (die u.a. bei I, ENSLAVED und AETERNUS lärm(t)en) können mit BOURBON FLAME beides verbinden, denn so richtig funktioniert Schweinerock nur mit Oktan im Blut. In den ersten Sekunden des Openers wird schön DIRE STRAITS gefrönt, dann die rotzige Röhre ausgepackt und cool gepost. BOURBON FLAME nehmen sich nicht zu ernst (Songtitel wie „Rooster In A Henhouse“ belegen das), der Spaß am huldigen ihrer Jugendhelden steht im Vordergrund. Da wird dann auch AEROSMITHs “Back In The Saddle“ gecovert. Wirklich überragend ist „Bourbon Flame“ nicht geworden, aber auch die Großen des Genres haben mal klein angefangen. Als Huldigung an die unschuldig-feierfreudigen 80er ist der Silberling aber allemal gut und solange die Musiker Spaß hatten, ist doch alles bestens.
Über Bandname sollte niemand zuviel nachdenken, Sinn machen die meisten nicht. 21 LUCIFERS ist da so ein Kandidat.. Der Schwedenfünfer hieß früher mal GRIDLOCK, hat sich dann teuflisch gut umbenannt und legt mit „In The Name Of…“ sein Debüt vor. Achtzehnmal gibt’s ordentlich einen vor die Nuss, wobei Death, Black und Thrash fröhlich gemischt werden. Ergibt eine gut produzierte saubrutale Platte, die Fans von ROTTEN SOUND, CENTINEX und MALEVOLENT CREATION gleichermaßen zufriedenstellen dürfte. Zuviel Abwechslung gibt es zwar in der halben Stunde nicht, dafür jede Menge High Speed-Songs, die trotz der hohen Geschwindigkeit viel Groove haben. Die Mucker sind technisch fit, einzig der Sänger könnte etwas mehr aus seiner Stimme machen, wenn er mal die Stimmlage variieren würde. Änder aber nicht viel am guten Gesamteindruck, den die Teufel mit ihrem Erstling beim geneigten Totmetaller hinterlassen werden.
BLACK THOUGHTS BLEEDING ist das gemeinsame Projekt einiger Kölner Musiker, die Querverweise zu u.a. KORODED und CIRCLE OF GRIN aufweisen können. Mit ihrem neuem Baby frönen sie dem Metalcore, ohne dabei den Anspruch zu haben etwas komplett Neues auf die Beine zu stellen. Stattdessen wird fröhlich drauflosgespielt und Metal mit Hardcore kombiniert. Herausgekommen ist eine gelungene EP, der man die Spielfreude und Erfahrung der Musiker anmerkt. Jeder Ton sitzt, die Songs kommen auf den Punkt und handwerklich gibt es nichts zu meckern. „Hearts Got Broken“ kann mit melodischem Gesang überzeugen, während „Stormachion“ an AS WE FIGHT erinnert und „Escape“ der fieseste Track der EP ist. Das Beste kommt zum Schluss: die EP gibt es gratis auf der Homepage der Combo zum runterladen – wer da nicht zugreift, ist selbst Schuld!