Interview Die Aufnahmen zum neuen Album „Folklore And Superstition“ sind fertig
und die Advanced-CD klingt richtig gut. Seit ihr mit den Songs und dem
Resultat zufrieden?
Absolut! Ich denke „Folklore And Superstition“ zeigt das wir richtig
wachsen. Wir wollen wirklich uns selbst und unsere Musik auf den nächsten
Level heben. Ich glaube wirklich, dass haben wir erreicht.
War nach dem erfolgreichen BLACK STONE CHERRY Debüt der Erfolgsdruck ein
Problem?. Hat das gar das Songwriting beeinflusst?
Erfolg ist immer ein entscheidender Faktor. Wäre es nicht zu dem Erfolg
unseres ersten Albums gekommen, hätten wir nicht die Gelegenheiten und
Erfahrungen gehabt, die uns zum schreiben des zweiten (Albums) geführt
haben.
Gab es da unterschiedliche Erwartungen zwischen Band und dem
„geschäftlichen Umfeld“?.
Nicht wirklich. Wir und das Label stimmten darin überein, dass diese Album
ein großer Schritt für uns werden würde. Möglicherweise sogar ein Schritt in
eine neue Richtung des Rock’n’Roll.
Euer Label ist Roadrunner, nicht gerade berühmt für Southern Rock. Aber
es schient ihr fühlt euch dort gut aufgehoben?
Das Ding mit Roadrunner ist – es ist überhaupt ein Rock Label. Metal, Pop
oder Southern, es ist der Kern aus Rock’n’Roll was zählt. Das ist es was uns
zusammenhält. Roadrunner ist definitiv eine große Familie.
Das neue Album wird am 29. August veröffentlicht. Ist das gleichzeitig
mit den Staaten? Ihr habt in den letzten Monaten sicher viel
Promotionsarbeit geleistet. Magst du das – all diese Interviews, Mail,
Presse, usw.?
Leider, ihr seid 10 Tage hinter den Staaten. Der Grund dafür ist, das die
Presse zur richtigen Zeit zur Verfügung steht wenn das Album rauskommt.
Natürlich sind 10 Tage viel besser als das eine Jahr Differenz welche es
beim letzten Mal (beim Debüt) waren. Interviews geben ist keine großes
Geschäft für uns. Wir sind Musiker und Songwriter. Wir können immer über
unsere Musik reden, wir sind dankbar dafür.
Folklore und Aberglaube („Folklore And Superstition“). Zwei typische
Themen einer ländlichen Nachbarschaft. Eine Hommage an eure Wurzeln oder hat
das eine andere Bedeutung?
Hommage an unsere Wurzeln - sicher. Wir wissen immer wo wir herkommen und
diese beiden Worte repräsentieren großartig was wir sind, was wir tun und
sie transportieren einen Level des verlorenen mystischen in der heutigen
Gesellschaft.
Es scheint das BLACK STONE CHERRY eine Band mit großer Verbundenheit zu
ihrer Südstaatenheimat ist. Keine Sehnsucht nach großen Städten oder dem
Leben im Zentrum des Rock-Business wie New York oder L.A.?
Nein!! Wir kriegen davon jeden Tag genug. Als Musiker in die Musikindustrie
involviert zu sein ist genug. Verstehe mich nicht falsch. Wir lieben New
York City und L.A. aber ich liebe es genauso meine Eingangstüre zu öffnen
und nichts als weitläufige Felder und die Wälder zu sehen.
Ihr kennt euch ja alle schon ziemlich lange (“Land” halt). Wie seit ihr
zusammen gekommen?
John Fred (Drummer), und Chris (Sänger, Gitarre) sind seit dem Kindergarten
Freunde, seit sie 5 Jahre alt waren. Ich komme ursprünglich aus Florida und
zog mit 1998 im Alter von 15 nach Kentucky. Wir drei gingen zur gleichen
High School. Dann, am 3. Juni 2001 besuchte Ben den Übungsraum mit einem
anderen von unseren Freunden. Wir spielten in dieser Nacht zum ersten mal
zusammen. John Fred, Chris und Ich stimmten dann darin überein dass er am
nächsten tag wieder kommen sollte. Am 4. Juni war BLACK STONE CHERRY
geboren.
Zum neuen Album. Meine Favoriten sind das dynamische "The Bitter End"
und "Peace Is Free". Gibt es da bestimmte Songs welche eine spezielle
Bedeutung für die Band haben?
"Peace Is Free" ist definitiv einer davon. Es fördert die einfache Idee das
vielleicht eines Tages wir alle als ein Volk, eine Rasse zusammen stehen.
Unberührt von der Hautfarbe eines Menschen oder wie viel Geld er hat, oder
zu welchem Gott er betet. Nur einfach vereint als eine Menschheit welche
zusammen arbeitet um durch die Woche zu kommen und weniger unglücklich. Es
gibt nur eine menschliche Rasse.
Diesen Sommer habt ihr unter anderem Shows bei Rock im Park und Rock am
Ring gespielt. Da waren auch einige anderer großartige und gefeierte Bands.
Gab es da was besonderes?
Wir hatten einen Wahnsinnsspaß. Es war so viel Spaß beide Shows zu spielen.
Die beste Story konnte man sogar auf der MTV Germany Website sehen. Wir
spielten einen Song auf Kinderinstrumenten. Es war wirklich unglaublich.
Ihr hattet ja auch ein Interview mit Guido von der deutschen Band THE
DONOTS, richtig? Kennst du deren Musik überhaupt?
Da muss ich mich entschuldigen, nein, kenne ich nicht. Kannst du mir sagen,
wo wir die kriegen .....
Was für Musik hat BLACK STONE CHERRY denn am meisten beeinflusst? Mehr
die guten alten Tage des Rock oder auch aktuelle Künstler? Hört ihr heutige
Musik überhaupt?
Wie sind Musikliebhaber! Alle Arten von Musik. Allerdings muss ich sagen,
zusammen genommen, unsere Haupteinflüsse kommen vom klassischen Rock und
Blues. Neue Bands .... es wäre großartig mal was mit den FOO FIGHTERS zu
machen. Das wäre was.
Okay, und dann noch was zum Schluss?
Danke an alle für so viel Unterstützung. Wir werden sehr bald zurück kommen.
Zu allen Musikern da draußen. Glaubt weiter. Wir glauben an euch.
News:
QUEEN sind wieder zurück
"The Cosmos Rocks" nennt sich die neue QUEEN-Scheibe, die am 12. September 2008 veröffentlicht wird. Es ist das erste Album mit neu aufgenommenen Material von QUEEN und Paul Rodgers, seit man sich 2005 zusammengetan hatte und auftrat sowie das erste QUEEN-Studioalbum seit 1995 ("Made In Heaven").
Die CD wurde in Roger Taylors (Drums) The Priory-Studio zwischen November 2007 und August 2008 aufgenommen und gemischt. Als erste Singleauskopplung wird „C-lebrity“ ab 5. September auf Maxi-CD erscheinen.
Paul Rodgers hat dabei nicht nur gesungen sondern auch teilweise die Bassparts miteingespielt. Die Europatour dazu beginnt am 15.09. in Moskau und endet am 08.11. in London (Wembley Arena).
Tracklist:
01. Cosmos Rockin' (4:10)
02. Time To Shine (4:23)
03. Still Burnin' (4:04)
04. Small (4:39)
05. Warboys (3:18)
06. We Believe (6:08)
07. Call Me (2:59)
08. Voodoo (4:27)
09. Some Things That Glitter (4:03)
10. C-lebrity (3:38)
11. Through The Night (4:54)
12. Say It's Not True (4:00)
13. Surf's Up . . . School's Out ! (5:38)
14. Small reprise (2:05)
Tracklist Bonus DVD:
01. Reaching Out
02. Tie Your Mother Down
03. Fat Bottomed Girls
04. Another One Bites The Dust
05. Fire And Water
06. Crazy Little Thing Called Love
07. Teo Torriatte
08. These Are The Days Of Our Lives
09. Radio Ga Ga
10. Can't Get Enough
11. I Was Born To Love You
12. All Right Now
13. We Will Rock You
14. We Are The Champions
15. God Save The Queen
Deutsche Tour-Dates 2008:
21. September – Berlin Velodrom
29. September – Zürich Hallenstadion
01. Oktober - München Olympiahalle
02. Oktober - Mannheim SAP Arena
04.Oktober - Hannover TUI Arena
05. Oktober - Hamburg Color Line Arena
01. November – Wien Stadthalle
Konzert:
Ankkarock Festival 2008 - Sonntag
Konzert vom Als der zweite Tag des diesjährigen Ankkarock-Festivals dämmerte, wirkte der morgendliche Blick aus dem Fenster eher ernüchternd: graue Wolken soweit das Auge reichte und Nieselregen. Während der Zugfahrt nach Korso drängte sich manch einem die bange Vorahnung auf, die Haltestelle Korso könne sich punktgenau unter der dunkelsten aller vertretenen Wolken befinden, was denn auch prompt der Fall war, glücklicherweise allerdings keine weiterreichenden Konsequenzen hatte.
Unbeirrt im Nieselregen ausharrend standen auf dem Weg zwischen Bahnhof und Festival-Gelände an einer strategisch günstigen Stelle auch nach wie vor, wie bereits im vorangegangenen Jahr, die frommen und missionierungswilligen Christen mit Jesus-liebt-dich-Plakaten und Lautsprecher-Anlage Spalier, um vielleicht wenigstens das eine oder andere vorbeilaufende, verlorene Schäfchen wieder auf den rechten Weg zurückzuholen, doch das Festivalvolk pilgerte weitestgehend ebenso friedlich wie unbeeindruckt einfach vorbei. Auch die Drogenspürhunde vor dem Eingang waren einmal mehr vertreten und erfüllten die Herzen des einen oder anderen unbescholtenen Besuchers, getreu dem Faustschen Motto: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!" einerseits mit enthusiastisch aufflackernder Tierliebe, andererseits aber auch gleichzeitig mit der irrationalen Angst, der Vierbeiner könne doch einmal beschließen, die zu suchenden Drogen in den Wind zu schlagen und stattdessen denken: "Ein Salamibrot- klasse, genau da habe ich jetzt Lust drauf!", zielsicher auf den salamibrot-führenden Menschen zustürzen und diesem somit allerlei Unannehmlichkeiten bereiten.
Auf etwa zwei Metern Breite erinnerte der Boden vor dem Haupteingang bereits auf unangenehme Weise an einen Schlammpfuhl, der Rest des Geländes hielt sich aber noch erstaunlich tapfer und gab dem geneigten Beobachter die Gelegenheit alle möglichen Arten von Schuhwerk zu betrachten: die vertretene Palette reichte von Klassikern wie Doc Martens- und Chuck-Verschnitten über ebenfalls durchaus berechtigte Gummistiefel und wesentlich weniger nachvollziehbare Riemchensandalen bis hin zu- man höre und staune!- Stilettos. Ob und, falls ja, wie die Trägerin der letztgenannten den kompletten Tag überstand, ohne irgendwo stecken zu bleiben, ist leider nicht überliefert.
Bei Ankunft an der Puistolava (fin. "lava"= Bühne) zu POETS OF THE FALL hatte der Himmel vorrübergehend ein Einsehen und schenkte Trockenheit, die Band nutzte die Gelegenheit und erntete enthusiastischen Applaus von einem Publikum, das zur Abwechslung einmal nicht gezwungen war, sich zwischen trockenem Aufenthaltsort und besserer Bühnensicht zu entscheiden. Da passte der (im übrigen blendend gut abgemischte) Song "Locking Up The Sun" doch gleich doppelt so gut. Bereits im letzten Jahr bei Ankkarock vertreten und seitdem gewissermaßen sozial aufgestiegen und auf eine größere Bühne verlegt worden, legten die POETS mit sichtlicher Spielfreude eine Stunde lang ein ebenso melodiöses wie eingängiges Programm vor, mit dem wunderschönen, sehnsüchtigen "Carnival Of Rust" als eindeutigem Gänsehaut-Highlight und ausgiebiger Publikumseinbindung bei der Ballade "Last Goodbye".
Von dort aus ging es, nach wie vor im Trockenen, zu den amerikanischen KAMELOT, die sich vor einem freudig die Fäuste schüttelnden Publikum wiederfanden und mit einer Mischung aus Härte, Melodie und gelegentlichem weiblichen Backgroundgesang einen positiven Eindruck hinterließen- da durfte Sänger Khan auch ohne weiteres seine nahezu gänzliche Unkenntnis der finnischen Sprache bekennen: "I only know "perkele"- yeah, I know, everybody knows that one...".Der eine oder andere Song setzte sich im Ohr fest, und mit diesem im Kopf wandelte man dann schließlich munter weiter zu SONATA ARCTICA.
Auch diese wurden angekündigt vom üblichen Moderator, der sich von Band zu Band in ein schräges Outfit nach dem anderen warf, und sich in diesem speziellen Fall gar die Mühe machte, den Bungee-Jumping-Turm zu erklimmen, um sich nach seiner Ansage umgehend von selbigem in die Tiefe zu stützen- was man, wären die musikalischen Qualitäten SONATA ARCTICAs nichts bereits erwiesen, durchaus als böses Omen hätte sehen können. Die Band jedoch bot gewohnte Qualität, und das vor großem Publikum- zunächst noch recht übersichtlich, fanden sich im laufe der ersten Lieder noch zahllose Nachzügler ein und nach einer Weile hatte sich dir große Mehrzahl aller Festivalbesucher vor der Korsolava versammelt und erfreute sich an Perlen wie "Kingdom For A Heart" und "Replica". Regelrecht rührend war am Ende der Abgang der Band, mit Handküssen und mehrfachem Verbeugen der ganzen Truppe einschließlich Hochwerfens von Sänger Tony Kakko, der zu guter Letzt gar noch das ganze Publikum symbolisch umarmte- spätestens hier wäre der Beweis also erbracht: auch Rocker und Metaller haben ein Herz, und obendrein fühlt man sich bei SONATA ARCTICA als Publikum angenehm ernst genommen und wichtig.
Anschließend ging es entlang Ständen, die kurioserweise Plastiksonnenbrillen mit Lamellen statt Gläsern sowie eine für ein Rockfestival erstaunliche Anzahl an Bling-Bling-Geklimper anboten, ans andere Ende des Geländes, um dort den Auftritt von DISCO ENSEMBLE zu erwarten. Die aufstrebenden Lokalmatadoren waren bereits im vorangehenden Jahr bei Ankkarock vertreten, schienen aber seitdem ihren Gesamtsound etwas verändert zu haben, denn die in erster Linie rockigen Klänge vom letzten Mal wurden durch deutlich punkigeres und krachigeres Material ersetzt. Während sich einem die Frage aufdrängte, was man Sänger Miikka Koivisto eigentlich ins Essen gemischt hatte, um ihn wie ein Irrer auf Speed derart über die Bühne zischen zu lassen, und sich obendrein zu wundern, ob Gitarrist Jussi Ylikosko vielleicht auch von der fraglichen Substanz gekostet hatte, kam man leider nicht umhin, feststellen zu müssen, dass der vom Mischpult fabrizierte Klang deutlich verbesserungswürdig war: auch für Punk klang das Ganze ziemlich schrottig.
Wer sich jedoch dergestalt vergrault wieder zur Korsolava flüchtete, wurde mit einem unerwarteten Schmankerl belohnt: dort sorgten LAURI TÄHKÄ JA ELONKERJUU für Stimmung. In Finnland höchst populär, jenseits der Landesgrenzen jedoch weitestgehend unbekannt, war die Pop-Rock-Kombo vielleicht nicht unbedingt etwas für wirklich eingeschworene Harcore Metal-Freunde, verbreitete aber für alle anderen auf charmante Art und Weise gute Laune, der man sich nur schwer entziehen konnte. Die mal mehr pop-, mal mehr rocklastigen Songs, die zum Teil mit Violinenpassagen veredelt wurden, waren eingängig und machten, da man sich ja nun als Nicht-Finne eh in erzwungener Unkenntnis der Texte befand, schlicht und ergreifend Spaß. Und wer weiß, vielleicht erleichterte der Anblick der in Samtmantel und Lederkleid gehüllten Violinistin auch dem einen oder anderen den Exkurs in weniger metallische Gefilde, auf jeden Fall durfte die Band sich über ein enthusiastisches und nicht ganz kleines Publikum freuen.
Von LAURI TÄHKÄ JA ELONKERJUU wälzte sich die Karawane wieder zurück den Hang hinab (Ankkarock hält fit!) zur Puistolava, vor der der Zustand der Wiese (fin. "puisto"= Park) allmählich durch erneut begonnenen Regen nun doch etwas zu leiden begann. Mit Spannung erwartet wurde hier der Auftritt von APOCALYPTICA, denn Cellos sieht man schließlich nicht gar zu oft auf Rockfestivals. Nach scheinbar endlosen Minuten der vom Band kommenden Konservenmusik ertönte denn auch schließlich das stimmungsvolle Intro und die Herrschaften erschienen auf der Bühne- Perttu Kivilaakso an diesen Abend offenbar besonders heißblütig, denn trotz geschätzter 14 Grad Außentemperatur erschien der Finne lediglich im offenen Mantel über dem nackten Oberkörper, und auch den warf er nach einigen Stücken von sich. Man sollte meinen, dass selbst Bühnenscheinwerfer nicht so warm sein können, das auszugleichen, aber da der Anblick nun keineswegs unerfreulich war und es ja schließlich nicht die eigene Gesundheit war, die da auf dem Spiel stand, bestand letztendlich kein Grund zur Beanstandung.
Sehr wohl ärgerlich hingegen geriet der Auftritt an sich, was allerdings nicht der Band selbst vorzuwerfen war: hatte der Sound an der Puistolava schon zuvor bei DISCO ENSEMBLE zu wünschen übrig gelassen, so war er nun eine ausgewachsene Katastrophe. Zu hören war über weite Teile fast ausschließlich Schlagzeug, die wenigen Cello-Klänge, die sich in den oberen Tonlagen vereinzelt dagegen durchsetzen konnten und ans Ohr drangen, klangen mangels Zusammenhang eher nach unkoordiniertem Gefiedel. Alles in allem war der akustische Gesamteindruck der einer Truppe, die nicht wirklich wusste, was sie tat, was mehr als ärgerlich war, denn dass APOCALYPTICA ihre Instrumente beherrschen, steht außer Frage. Rätselhaft ist auch, wie es dem Verantwortlichen am Mischpult gelang, diese Misere vollständig zu ignorieren, oder schlicht und ergreifend jämmerlich daran zu scheitern, sie in den Griff zu bekommen. Lediglich bei drei Songs ließ sich erahnen, was man hier eigentlich hätte hören können: herausragender Lichtblick war "Bittersweet", das von vorne herein kein Schlagzeug beinhaltete, somit auch nicht unter dessen übergroßer Lautstärke leiden konnte und einem endlich Gelegenheit gab, Cello-Spiel und Melodieführung zu bewundern; und zu "I Don´t Care" und "I´m Not Jesus" holte man sich Tony Kakko von SONATA ARCTICA an den sonst vakanten Platz am Mikrofon. Dadurch wurde das Schlagzeug zwar nicht leiser, aber wenigstens besaß der Zuständige am Mischpult soviel Verstand, den Gesang ebenfalls entsprechend aufzudrehen, wodurch das Gesamtbild doch ein ganzes Stück harmonischer wurde.
Aufgrund dieses Klangdebakels etwas frustriert trabte man am mitten im Gelände gelegenen See, an dem sich bereits einige ermattet niedergelassen hatten, vorbei zur Korsolava für eine kurze Stippvisite bei OPETH, die vor der emsig Fäuste und Häupter schüttelnden Menge bereits ihr Werk begonnen hatten und Düsternis verbreiteten. Mehr als wenige Minuten blieben jedoch nicht, wollte man noch einen Blick auf die das Schlusslicht bildende Band PMMP werfen, und setzte sich die Wanderung einmal mehr in entgegengesetzte Richtung fort.
An der Puistolava angekommen, erwartete einen eine milde Form des Kulturschocks, denn nach all den Rock- und Metalbands in entsprechenden Outfits schienen einem die PMMP- Sängerinnen Mira Luoti und Paula Vesala, die sich in ihren pink-weißen Bonbonkleidern dezent esoterisch wirkend hin- und herwiegten, fast schon ein wenig außerirdisch. Und so klang der Abend mit zuckrig-süßen Pop-Klängen bei zunehmend stärker werdendem Regen aus. Besseres Wetter wäre wünschenswert gewesen und in den beiden oben erwähnten Einzelfällen auch definitiv besserer Sound, aber alles in allem war auch das diesjährige Ankkarock gelungen- ein Festival mit angenehmer Größe in hübscher Umgebung und klasse Bands, zu dem man gerne wiederkommt.
Konzert:
Ankkarock Festival 2008 - Samstag
Konzert vom Mit dem beginnenden August naht alljährlich auch wieder eines der großen finnischen Rockfestival: Ankkarock ist wieder da. In der Regel Endpunkt der finnischen Festival-Saison und im letzten Jahr mit einem Bilderbuchwetter gesegnet, wie man es sich schöner nicht vorstellen konnte, wurde das zweitägige, landschaftlich sehr hübsch eine halbe Stunde Zugfahrt von Helsinki entfernt in einem Park mitten in Korso gelegene Festival diesmal zu einem deutlich kühleren und nasseren Vergnügen. Durch den strahlenden Sonnenschein der vorangehenden Woche genährte hochfliegende Erwartungen bezüglich der äußeren Gegebenheiten wurden leider enttäuscht, denn pünktlich zum Wochenende kippte das Wetter, die Temperaturen gingen in den Keller und die Sonne verabschiedete sich und ward nicht mehr gesehen- wenngleich man sich damit angesichts der fürs zeitgleich stattfindende Wacken Open Air herausgegebenen Tornando-Warnung vermutlich noch glücklich schätzen konnte. Doch zunächst war der Wettergott dem Rock´n Roll noch vergleichsweise wohlgesonnen, der Samstag begann trocken und mild.
Zwar begann das Festival bereits pünktlich zur Mittagsstunde, doch fiel das Begutachten der ersten Bands noch leichten organisatorischen Schwierigkeiten zum Opfer (wer kann schon ahnen, dass man, um ans Accreditation Gate zu gelangen, erst einen kleinen Marathon durch halb Korso bewältigen und anschließend einen Hang aus Naturfelsen hinunterklettern muss, um aufs Festivalgelände zu gelangen?)- mit hängender Zunge schaffte man es dann aber doch noch pünktlich zum ersten großen Highlight des Tages, W.A.S.P., die sich auf der Puistolava, einer der beiden größeren Bühnen, die Ehre gaben. Vor dem Erscheinen der Enfants Terribles des Glam Metal, ließ sich deren bisherige und mittlerweile ja doch schon über stolze zwei Dekaden andauernde Karriere vorab schon mal im Spiegel des Publikums studieren: Anwesende jeglicher Altersgruppen boten mit zur Schau getragenen T-Shirts unzähliger verschiedener Zeitstellungen und Touren einen breiten Querschnitt durch W.A.S.P.s bisherigen Werdegang.
Als dann pünktlich um 14:15h Blackie Lawless und seine Mannen die Bühne betraten, war der Jubel entsprechend groß. Und die Herrschaften ließen sich nicht lumpen, sondern demonstrierten, dass man auch nach über 20 Jahren mitunter doch recht ausschweifenden Lebensstils noch lange kein bisschen leise sein muss. Klassiker wie "Be Somebody" und "Chainsaw Charlie" wechselten sich mit Tracks vom neuesten Album "Dominator" (dessen Existenz Blackie Lawless nicht müde wurde zu betonen), von denen einer, "Heaven´s Hung In Black", von Lawless, wie er selbst so schön sagte, auch gleich zu einer Geschichtsstunde genutzt wurde, wurde der Titel doch schließlich inspiriert von einem bekümmerten Ausspruch Abraham Lincolns angesichts der Überbringung der hohen Todeszahlen während des amerikanischen Bürgerkrieges: "Surely today heaven´s hung in black!". Um jedoch den Trübsinn trotz politischer Botschaft nicht überhand nehmen zu lassen, wurde das Publikum auch weiterhin noch mit Party-Hits wie "L.O.V.E.-Machine" bombardiert und schließlich als Finale bei "Blind In Texas" zu ausgedehnten Mitsing-Parts animiert, bevor die Band schließlich nach genau einer Stunde unter tosendem Applaus die Bühne verließ.
Das Programm war straff gehalten, und somit begann unmittelbar nach dem Abgang von W.A.S.P. die allgemeine Völkerwanderung Richtung Korsolava, auf der sich gerade mal eine Viertelstunde später mit HANOI ROCKS ein weiteres Glam-Urgestein daran machte, die Fans zu erfreuen. Ohne HANOI ROCKS hätte es Bands wie Guns´n´ Roses wahrscheinlich nie gegeben, und HANOI ROCKS sind keine Band, die ihr Licht in irgendeiner Weise unter den Scheffel stellt oder ihre auch optisch stilprägende Wirkung verdeckt- die Outfits glitzern und funkeln, was die Pailletten hergaben und um Michael Monroes mit Pailletten und Blumen bestickten knallroten Mantel hätte ihn insbesondere in Kombination mit dem dazupassenden roten Hut sicherlich so mancher Kölner Karnevalist beneidet. Und verstecken brauchen sich die Herren, die wie auch W.A.S.P. bereits seit den 80ern durch die Lande tingeln, nun fürwahr nicht: HANOI ROCKS sind im wahrsten Sinne des Wortes eine Festival-Band, gute Laune garantiert.
Mit "Street Poetry" vom gleichnamigen aktuellen Album wurde das Publikum gleich zu Beginn ordentlich in Stimmung gebracht und diese dann auch mit Gassenhauern wie "Fashion", "Bad News" und dem eher schon balladesken "Don´t You Ever Leave me" gehalten. Michael Monroe liebt es unverändert, seinen Kleiderschrank zur Schau zu tragen und verschwand insgesamt dreimal hinter der Bühne, um sich umzuziehen, räkelte sich in bester Playboy-Bunny-Tradition auf dem Bühnenboden und kletterte auch schon mal am Bühnenaufbau empor. Auch mit Zugaben, die im Festival-Rahmen für gewöhnlich ja eher der straffen Zeitplanung zum Opfer fallen, wurde erfreulich großzügig umgegangen: "You want more? Are you SURE? Are you ABSOLUTELY SURE?- Okay, we´ve got time!" (man bemerke: ja, einen Teil seiner Ansagen hielt Monroe angenehmerweise nicht in seiner Muttersprache Finnisch, sondern tatsächlich auf Englisch, was es einem als ausländischer Besucher zumindest zeitweise ersparte, sich wie ein völlig unverständiger Trottel zu fühlen). Nach insgesamt drei Zugabe-Songs verließ die Band schließlich unter großem Jubel die Bühne- man darf hoffen, dass der Zirkus bald mal wieder in die Stadt kommt, denn, Leute, er macht mordsmäßig Spaß.
Etwas überraschend für ausländische Besucher, insbesondere im Anbetracht der Tatsache, dass Altersbeschränkungen ab 18 auf normalen Einzelkonzerten in Finnland an der Tagesordnung sind, mag das extrem junge Alter so mancher Festivalbesucher sein: 5- bis 10-jährige Kinder, in der Regel mit Band-T-Shirts und professionellem Gehörschutz ausgestattet, sind keine Seltenheit. Als besonders herzerwärmend gilt es hier einen vielleicht 7-jährigen Jungen hervorzuheben, der, die längeren Haare zu einem leichten Irokesen geschnitten und mit schwarzgeschminkten Augen, auf den Schultern seiner Eltern thronend begeistert die Faust zu HANOI ROCKS schüttelte. Kein Wunder, dass es in Finnland derart viele Rock- und Metalbands gibt, wenn Kinder das offenbar schon mehr oder minder mit der Muttermilch aufsaugen...
Nach einer kurzen Stippvisite bei den amerikanischen TIGER ARMY, die ihrem Publikum von der Rocklava, der kleinsten Bühne aus, mit ebenso punkigen wie unüberhörbar lauten Klängen gut im Griff zu haben schienen und einem schon aus reiner Neugierde obligatorischen Kurzausflug zu KOTITEOLLISUUS auf der Puistolava- der Band, die schließlich für die diesjährige, traditionelle Comic-Ente des Festivals ("ankka" ist das finnische Wort für "Ente") als Vorbild diente und mit ordentlich harten Metal-Klängen die Bedeutung Finnlands in der Metal-Szene unterstrich- machten sich auf der Korsolava auch schon KENT, neben HIM als Headliner des diesjährigen Festivals gelistet, startklar. Der Zuspruch war groß, doch leider begann es zu den melodischen und, im Vergleich zu den diversen bereits genannten Vorgängern, ruhigeren Klängen prompt zu regnen, als hätte sich der Himmel selbst die zum Teil verbreitete, unterschwellige Wehmut zu sehr zu Herzen genommen und begonnen, zu weinen. Entsprechend standen bald nicht mehr nur viele Menschen vor der Bühne, sondern auch die Schlangen vor den Festival-Infoständen, an denen auch Regencapes zu erstehen waren, wurden länger und länger. Etwas handwerklich Begabte, die weder Regenkleidung noch Lust hatten, endlos in der Schlange zu stehen, um solche zu erwerben, behalfen sich mit Konstruktionen aus Mülltüten und Ähnlichem oder retteten sich unter die Dächer der umstehenden Festivalstände um von dort aus weiter auf die Bühne zu spähen oder eingehend die feilgebotenen Klamotten und Accessoires zu begutachten.
Nach KENT und während des Auftritts der VON HERTZEN BROTHERS, die auf der Rocklava die Herzen der Zuschauer mit melodisch-rockigen Klängen erwärmten, begann das Warten auf HIM. Nach dem Abgang von KENT leerte sich der Bereich unmittelbar vor der Korsolava erst gar nicht mehr völlig, da die Ersten bereits zuvor Aufstellung genommen hatten und nicht gewillt waren, ihre Plätze in der letzten Umbaupause noch einmal mutwillig zu riskieren, und auch weiter hinten schnellte die Anzahl der Wartenden rasch in die Höhe. Um kurz nach 21h schließlich hatte das Warten (nach wie vor bei Nieselregen) ein Ende, das bereits auf der Venus Doom-Tour auf stimmungsvolle Wirkung hin getestete Intro "Blood Theme" erklang verheißungsvoll und erste Nebelschwaden pufften auf die Bühne, gefolgt nach angemessener Spannungsaufbau-Pause dann auch von den Bandmitgliedern, die ohne große Worte zu verlieren zu großem Jubel sofort "Passion´s Killing Floor" vom aktuellen Album anstimmten.
Sänger Ville Valo, für gewöhnlich eher dafür bekannt, trotz subtropischer bis tropischer Temperaturen eisern in Mantel, Mütze und Schal auszuharren und damit nur haarscharf am Kreislaufkollaps vorbeizuschrammen, überraschte damit, entgegen herrschender Meinung im Publikum (kurz zuvor: "Naja, heute wird er sich ja wohl kaum ausziehen, bei dem Wetter...") bereits nach dem ersten Lied sein Samtjackett von sich zu werfen, einen oder zwei Songs später folgte auch das Hemd und der Frontman stand nur noch im T-Shirt bei etwa 16 Grad und Nieselregen auf der Bühne. Von den klimatischen Bedingungen derart unbeeindruckt und ganz eindeutig bester Laune, präsentierte Valo sich ausgesprochen redselig und als guter Geschichtenerzähler, dessen Anekdoten das Publikum sich vor Lachen krümmen ließen, Nicht-Finnisch-Muttersprachlern aber aus offensichtlichen Gründen trotz großen Bemühens der eigenen rudimentären Sprachkenntnisse leider unverständlich blieben (eine davon beinhaltete die Worte "Schweden", "ein finnischer Mann", "Kondom" und "glücklicherweise"- Theorien und Vorschläge über den Sinn dieser Worte werden gerne, fachkundige Übersetzungen ausgesprochen dankbar entgegen genommen, E-Mails bitte an in Impressum stehende E-Mail-Adresse).
Das Set arbeitete sich unter Auslassung des "Deep Shadows & Brilliant Highlights"-Albums durch sämtliche bisherige Schaffensphasen der Love Metal-Kombo, angefangen bei "Wicked Game" und "Your Sweet Six Six Six", Klassiker wie "Join Me In Death" und "Right Here In My Arms" waren ebenso vertreten wie die Up-Tempo-Einheizer "Razorblade Kiss" und "Buried Alive By Love", das epische 10-Minuten-Stück "Sleepwalking Past Hope" vom jüngsten Album und ruhigere Songs wie "Funeral Of Hearts" und die Piano-Ballade "Killing Loneliness". Das (vom einen oder anderen aufgrund entsprechender Vorkenntnisse im Zusammenhang mit der Linkin Park-Project Revolution-Tour schon erhoffte) Überraschungs-Highlight kam dann jedoch als Krönung zum Abschluss: nach "Funeral Of Hearts", das an und für sich ja für einen stimmungsvollen Abgang wie gemacht schien, wurde mit dem Billy Idol- Cover "Rebel Yell" noch einmal mehr als ordentlich Gas gegeben. Schon bei Billy Idol ein zeitloser Klassiker, von HIM einst vermutlich als Füllmaterial für Live-Gigs ins Programm aufgenommen und dabei liebgewonnen, nach 2000 aber aufgrund wachsenden eigenen Materials weitestgehend aus dem Programm gekickt und von den Fans daher bis vor kurzem mit Bedauern als live der Vergangenheit angehörig eingestuft, brachte der Song das Publikum zum Toben und so manch einer dürfte sich spätestens während dieser letzten Minuten heisergeschrieen haben. Nach einer Spielzeit von gut anderthalb Stunden verließ His Infernal Majesty Valo nach mehrfachem Bedanken und unter kein Ende nehmen wollenden Begeisterungsbekundungen von Seiten des Publikums schließlich die Bühne, während der Rest der Truppe noch das Riff von "Venus Doom" als Outro spielte, um das Ende des Vergnügens zu markieren, und sich dann unter lautstarkem Beifall ebenfalls in den verdienten Feierabend verabschiedete.
Nicht gar zu lange Zeit später wurden auch die letzten Feiernden von den Securities höflich gebeten, sich auf den Weg zum Ausgang zu machen, da das Festivalgelände nun dicht gemacht würde, und somit fand der erste Ankkarock-Tag auch schon sein Ende.
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