Konzert:
The Hope Conspiracy, Rise And Fall, At Daggers Drawn, Lighthouse - Berlin, Cassiopeia
Konzert vom Mehr als fünf Jahre ist es her, dass THE HOPE CONSPIRACY in Deutschland und Europa unterwegs waren – da ware da doch mit ausverkauften Clubs allerorten zu rechnen, zumal die Tour nicht gerade umfangreich war. Aber in Berlin ist scheinbar alles anders und das Cassiopeia zwar gut gefüllt, aber eben nicht bis zum letzten Platz.
Der Abend begann mit LIGHTHOUSE, die eine engagierte Show hinlegten und mit ihrem modernen Hardcore zwar nicht aus der Masse ähnlich gelagerter Bands herausstechen, aber sich zumindest unfallfrei und spielfreudig über eine Bühne bewegen können. Dementsprechend gab es die ersten Bewegungen auch vor derselben und viel Applaus für den guten Job, den LIGHTHOUSE als Opener gemacht hatten.
AT DAGGERS DRAWN haben zwischen einer Spanien/ Portugal-Tour mit TACKLEBERRY und einer am 08.01. startenden Russlandtour nur einen kurzen Zwischenstop in Berlin einlegten. Entsprechend gut aufeinander eingespielt präsentierten sie sich und hatten im Vergleich mit LIGHTHOUSE die flotteren Songs in der Setlist, so dass noch ein paar Nasen mehr in Bewegung kamen. Zudem wusste der Sänger mit der Zeit zwischen zwei Songs was anzufangen und ließ einige gute Ansagen vom Stapel, die das fast schon in Vergessenheit gerufene Motto „hardcore is more than music“ in Erinnerung riefen. Gut so!
RISE AND FALL haben nicht so viel zu sagen, außer Dankesworten an die Fans, Deathwish Inc. und alle Bands, mit denen sie so getourt sind, was ja einige waren – wer den Tourkalender der Belgier anschaut, wird mit den Ohren schlackern. Gibt nur wenige europäische Bands, die sich ein so hartes Touring auferlegen, so dass RISE AND FALL dafür noch mehr Respekt gebührt. Musikalisch gab es eine anständige Ladung Punkmetal auf die Ohren, bei dem besonders die Songs des neuen Albums „Our Circle Is Vicious“ mächtig knallten und zu Recht den ganzen Laden zum Kopfnicken animierten.
Langsam machten sich dann THE HOPE CONSPIRACY an den Soundcheck und überraschten mit einem fast schon seriös wirkendem Gitarrristen (abgesehen vom Sleeve rechts) und dem Understatement-Bassisten des Abends. Als dann Shouter Kevin Baker auf die Bühne kam und die ersten Töne von „In The Shadow Of God“ angestimmt wurden, gab es in den ersten Reihen kein Halten mehr, das Cassiopeia erwachte aus seiner quasi-Lethargie. Die ersten Crowdsurfer flogen durch die Luft, Hände wurde der Band entgegengestreckt und Textzeilen mitgesungen, genau wie das sein muss. Überraschenderweise war Mr. Baker nicht das Tier, mit dem zu rechnen war, sondern erschien schmaler und war bester Laune. In den Pausen parlierte er mit den Leuten, scherzte und machte deutlich, wie viel Spaß die alten Herren mit der Tour haben. Wie so oft in letzter Zeit schien ein Teil des Publikums des Englischen aber spontan nicht mehr mächtig zu sein und ließ das Gesagte stoisch über sich ergehen, um dann beim nächsten Song mitzusingen. Komische Sitten… THE HOPE CONSPIRACY störte das nur am Rande, hauptsächlich waren sie damit beschäftigt, die feine Setlist zu zocken und mit einem sehr guten Sound ordentlich Duck zu machen. Das Publikum taute mehr und mehr auf, die Stagediver und Crowdsurfer wurden zahlreicher und der Bewegungsdrang nahm über die ersten Reihen hinaus zu, so dass THE HOPE CONSPIRACY auf ein aktives Publikum blicken konnten und Berlin nicht unter „langweilig“ abspeichern werden. So waren am Ende alle zufrieden, ist doch auch schön.
Review: Baustoff (Popmusik Für Rohrleger)
Vorbei sind die Zeiten visionärer Bauarbeiterromantik, jetzt wird in die (nicht sehr schmutzigen) Hände gespuckt: Der
plakativ eindeutig zweideutige Titel ist Programm. Keine filigranen Bauarbeiterjobs werden mit Musik bedacht, es gibt
handfeste Musik, recht poppig dazu. Das Konzept des Albums in wenigen Worten: "Richtige" Songs, fast durchweg mit
Gastsängern bestückt, wechseln sich mit von mehr oder weniger originellen Sounds untermalten vorgelesenen Unfallmeldungen aus dem
Baustellenumfeld ab. Die PATENBRIGADE WOLFF ist weniger clubbig und weniger tüftlerisch, die "richtigen" Songs kommen ohne
Sprachsamples aus, thematisch sind sie ebenfalls nicht mehr alle in das wohl zu eng werdende Korsett aus DDR und Baustelle
gepackt. Ungezwungen aufgespielt klingt das beispielweise bei "Das Kraftfeld" und "My Mountain" gut, rammt sich aber bei
"Dreh Mir Die Zeit Zurück" gnadenlos und ungespitzt in vorhersehbaren Kitsch. Souverän ist dagegen der Titeltrack - Mit 80er
Minimal-Sounds spielend gelingt scheinbar mühelos das, woran sich viele der "Alten" heute die Zähne ausbeißen: Den
KRAFTWERK-Geist in dieses Jahrtausend zu holen. "Baustoff (Popmusik Für Rohrleger)" hört man seinen Übergangscharakter an,
mich würde nicht wundern wenn das nächste Album der beiden Bauarbeiter sich endgültig im eher entspannten und
massentauglichen Electro-Pop ansiedelt. Zu gönnen wäre ihnen der Erfolg allemal, keine Band bereichert die Electro-Szene
derzeit wie die PATENBRIGADE WOLFF, auch wenn dieses Album von einigen Highlights abgesehen etwas zu unausgegoren klingt. Aber wenn mir eine Sache richtig die Zehen hochrollt, dann das: Das Wort "einzigste" existiert
nicht, das gilt auch für PAINBASTARD Sänger Pitzinger. Man.
Baustoff (Popmusik Für Rohrleger)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
19
Länge:
57:38 ()
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Seiten