AT THE SOUNDAWN hatten mit ihrem Debüt einen gelungenen Einstand gehabt und Italien auf die Postcore-Landkarte gebracht. „Shifting“ behebt dann auch den größten Kritikpunkt des Debüts und gibt den Songs mehr Raum zur Entfaltung, ergo mehr Spielzeit für die Platte. Gleichzeitig haben sie sich stilistisch weiter geöffnet und bringen zum Postcore-Fundament Alternative, Rock und Jazz-Elemente (die gibt’s gleich beim Opener zu hören). Der Gesang hat dabei an Wichtigkeit verloren, dafür sind ruhige, sich langsam entfaltende Passagen wichtiger geworden. „Shifting“ ist eine vielschichtige Platte, die sich an Genre-Definitionen nicht stört und genau dadurch überzeugen kann. Was THRICE im Laufe ihrer Karriere gelungen ist, könnte AT THE SOUNDAWN ebenso glücken, wenn sie den mit diesem Album eingeschlagenen Kurs stetig halten.
Guter Garage-Rock muss nicht immer aus Skandinavien kommen. Das beweisen die drei Holländer von den STILETTOS mit ihrem vierten Album „Fuck It Rock It“. In feinstem Retro-Sound rocken sie sich dreckig und straight in 27 Minuten durch 13 Songs. Einiges Material erinnert stark an die HELLACOPTERS, immer wieder ist aber auch ein deutlicher Punk-Einfluss zu hören. Das einzige Manko der Scheibe ist das Songwriting: Das könnte nämlich doch noch etwas ausgefeilter sein, und ein paar Ohrwurm-Hooks mehr hätten es auch sein können. Unterm Strich ist das aber nicht allzu tragisch, denn die Jungs gehen mit so viel Energie und Herzblut zu Werke, dass es eine wahre Freude ist. Wer auf authentischen, rauen Garagen-Rock ´n´ Roll steht, ist bei den STILETTOS genau richtig. Gerne mehr davon!
DARK TRANQUILLITY überraschen beim ersten Durchlauf von “We Are The Void”, so heftig wie das neue Werk ausgefallen ist. Andererseits haben die Göteborger diesen Wechseln von sanft zu hart immer wieder mit ihren Alben vollzogen. Auffällig ist, das in den elf neuen Songs ein breiteres Spektrum abgedeckt wird, bei „Her Silent Language” geht es beispielsweise in sehr PARADISE LOST-artige Gefilde, ohne dass es aufgesetzt wird. Zudem passt Mr. Stannes klarer Gesang da bestens zu – und macht deutlich, wie sehr er sich in einigen anderen Songs limitiert, indem er nur aggressiv growlt. Das ist der große Knackpunkt des Albums, denn seine fantastische Stimme wird nur selten wirklich gefordert und kann mit der immer gleichen Intonierung in den aggressiven Parts dezent nerven. Niklas Sundin und Martin Henriksson geben natürlich den Rahmen vor, ob aggressiv oder soft, aber erst durch Stannes Gesangsleistung wird ein DARK TRANQUILLITY-Song zu dem außergewöhnlichen Metal-Song, der die Band auszeichnet. Du da hakt es auf „We Are The Void“ stellenweise, wirken Gesang und Song nicht wirklich zueinander passend. Etwas mehr Abwechslung und „We Are The Void“ wäre ein Knaller, so bleibt es eine verdammt gute Scheibe, die ihr Potential nichit voll ausschöpft. Das soll nicht heißen, dass die elf Songs schlecht sind, im Gegenteil: das Songwriting stimmt und zaubert einige der besten Göteborger Stücke der letzen Jahre hervor wie das krachige „Arkhangelesk“ oder das nicht minder heftige „In My Absence“, die allesamt schnell im Ohr hängen bleiben. Aber etwa mehr Mut beim Gesang hätte dem Album eben auch gut getan.
„Alive and kicking“ sucht BRUNOROCK jetzt den „Breakthrough“. Ein wirklich Kriegsverrückter ist er dabei allerdings nicht, eher der Weichspüler für Hausfrauen-Hard-Rock. Mit einer Mischung aus Bon Jovi und cheesy Pretty Maids versucht sich der bei Dark Sky so überzeugende Sänger. Geschwängert von Purple-Orgeln ist ein Album ohne ecken und Kante, ohne herausragende Ideen oder echte Hits herausgekommen. So schlecht wie der Name bekloppt, ist „War Maniacs“ sicher nicht. Aber absolute Stangenware im Kaufhaus des Melodic Metal. In dem als absoluter Ladenhüter dann auch noch die mäßige Coverversion des sicherlich erst achtunddrölfzig Mal nachgespielte AC/DC-Klassiker „Touch To Much“ liegt. Aber wer weiß, viele Shopping-Center mit langweiliger Angebotsplatte findet ja auch ihre Kunden…