DANTE’S DREAM haben seit ihrer Gründung in 2007 recht schnell den Weg nach oben gefunden – vom MDR im selben Jahr zur „Band des Monats“ gekürt haben die Jungs um Sänger und Gitarrist Lucas Hull bereits vor dem Debüt einige Touren hinter sich. Der Erstling „Episodes“ versteht sich dabei als musikalisch-lyrische Vertonung der Intentionen des großen Dante. Und obwohl dieser Vergleich ein Scheitern impliziert ist dem nicht so. DANTE’S DREAM umschiffen selbst in melancholisch ruhigsten Phasen gekonnt jeglichen Kitsch, wie bei der unter die Haut gehenden Ballade „Give In“ oder dem in deutsch gesungenen Pianoteil „Das edle Herz“. Aber die Leipziger belassen es glücklicherweise nicht bei bedächtiger Lyrik – man baut immer wieder moderat Heftiges ein wie bei „Insane, They Say“ oder dem Titeltrack „Episodes“, welcher so eine Achterbahnfahrt zwischen chillender Entspannung und angedeutetem Lärm darstellt - oder wagt sich gar an Pseudo-Progressives heran („Elegy“). Und auch der Opener, eine als „Dante’s Theme“ vertonte „Ode an die Freude“ (Europahymne) und das mit Hitpotential ausgestatte folgende „Supernova“ wissen zu überzeugen. Den einzigsten Vorwurf welche man dem Quartett wohl zurecht machen kann ist, dass sie manche Songs fast schon etwas überladen haben, so daß ein Tick des Ohrwurmpotential verloren geht – was man aber durchaus als gewollt ansehen kann. Dafür gelingt es der Band fortwährend die emotionale Botschaft ihre Songs instrumental und auch gesanglich glaubhaft rüber zu bringen. Ach ja, und manche werden DANTE’S DREAM mit dem Totschlagargument des Pop kommen - wenn so die Zukunft des deutschen Pop aussieht, dann habe nicht mal ich was dagegen.
Auf der MySpace-Seite des Metal Splash Open Airs (17.07. in Rotenburg/ Wümme), bei dem u.a. OBSCURA und JACK SLATER mit dabei sind, findet sich ab sofort ein Audio-Trailer zur Einstimmung.
HATEBREED haben ihre drei Nacholtermine der ausgefallenen Shows während der MACHINE HEAD-Tour aufgrund der Aschewolke und dem damit verbundenen Flugchaos abgesagt. Betroffen sind Hamburg, Stuttgart und Wiesbaden sowie der Gig beim Groezrock Festival.
Die polnischen Fun-Thrasher ACID DRINKERS dürften dem ein oder anderen schon mal untergekommen sein. Deren Sänger und Bassist Tomasz „Titus“ Pukacki versucht es jetzt im Alleingang, wobei er sein Solo-Debüt auch noch gleich selbst produziert hat. Offensichtlich eifert er seinem Vorbild Lemmy nach, denn seine Songs haben eine ordentliche Portion MOTÖRHEAD intus. Sprich: Es geht hier weitaus rock’n’rolliger zu als bei seiner Hauptband. Aber auch MAIDEN-mäßige Passagen sind immer wieder herauszuhören. An die Vorbilder kommen Titus und seine beiden Mitstreiter – wen wundert’s – allerdings nicht heran. Dazu klingt die Musik einfach etwas zu bemüht böse, wirken die Songs über die gesamte Albumlänge zu gleichförmig und gibt es zu viel uninspiriert gedudelte Gitarrensoli. Und immer wieder ist auch offensichtlich hörbar, dass Titus einfach kein guter Sänger ist. Spaß macht die Scheibe irgendwie trotzdem. Sie ist nicht weltbewegend, aufregend oder haut einen sonstwie vom Hocker, sondern rumpelt dreckig und laut vor sich hin. Auch wenn die Form noch verbesserungsbedürftig ist – der Mann hat Rock ´n´ Roll im Blut, und das bringt er hier definitiv rüber.
Mit "Fears" sind LORD OF THE LOST losgezogen, den Gothic-Bereich aufzumischen, und zwar mit einem munteren Potpourri aus Gothic Metal und Gothic Rock mit mal mehr, mal weniger prominenten Industrial-Einsprengseln. Das Ganze kommt ziemlich erfrischend daher, denn LORD OF THE LOST ergehen sich zwar natürlich in Dunkelheit, bringen aber auch noch ein anderes Element mit ein: die Rede ist von der heißblütigen Schwester der Depression, der Aggression. Nicht, dass die Band permanent musikalisch drauflos prügeln würde, im Gegenteil, aber an der einen oder anderen Stelle (zum Beispiel bei "Prologue" und "Never Forgive") werden die Messer gewetzt, das Sweeney Todd seine wahre Freude daran hätte. Dem gegenüber steht melodiöseres, ruhigeres Material wie das eingängige "Dry The Rain" oder das groovige "Till Death Do Us Part". Sänger Chris Harms ist durchweg immer für eine Überraschung gut- mal schmeichelt er sich ins Ohr, um dann im nächsten Moment richtig fies loszubrüllen. Den Albumabschluss macht mit "Sooner Or Later" dann doch tatsächlich eine Piano-Ballade: äußerst stimmungsvoll und mit sehr schönem Klavier versehen (ach ja: nicht gleich ausmachen, wenn das Lied zu Ende scheint, da kommt noch was...).Da darf man zu Recht gespannt sein, was das Quintett in Zukunft noch so aus dem Hut zaubern wird.
CELESTE haben „Misanthrope(s)“ gefühlt gerade erste veröffentlicht, da steht mit „Morte(s) Nes(s)“ schon der Nachfolger parat, der beim ersten Hören mit seiner schwarzmetallischeren Schlagseite überrascht. Der Black Metal hat die Oberhand gewonnen, ohne dass die Doom- und Postcore-Einflüsse zu weit ins Hintertreffen geraten sind. Aber dank der Produktion haben die Gitarren den typischen Black Metal-Klang bekommen und sind lauter als noch auf „Misanthrope(s)“, wodurch das neue Album heftiger aus den Boxen kommt. Gleichzeitig sind die Franzosen auf den Trichter gekommen, noch öfter das Tempo aus den Songs zu nehmen, um so die ganze Bösartigkeit und Wucht ihrer Musik zur vollen Entfaltung zu bringen, was ihnen durchweg gelungen ist. Der Gesang ist anno 2010 die Konstante im CELESTE-Sound geblieben, wie gehabt wird ausschließlich in der Muttersprache gebrüllt – und das so fies und bösartig, dass norwegischen Shoutern Angst und Bange werden kann. Höhepunkt er Scheibe ist ganz klar das abschließende minütigen „De sorte que plus jamais un instant ne soit magique“, in dem CELESTE noch einmal alles auffahren, was sie an Ideen, Können und Atmosphäre haben, angereichert um einige Gastauftritte (Geige, Klavier), die dem Stück den letzten Kick geben und es zu einem würdigen Abschluss für eine großartig böse Platte machen. Das Beste zum Schluss, wobei zu sagen ist, dass die sechs anderen Stücke ebenfalls auf sehr hohem Niveau angesiedelt sind. Mit ihrem dritten Album (das wieder als kostenloser Download zu haben ist, wie auch als wunderschönes Vinyl und auf CD) könnte es CELESTE gelingen, noch mehr Fans zu für sich zu gewinnen und gerade in der Schwarzwurzel-Szene zu wildern. Verdient wäre es mit diesen bärenstarken Album, dass ihnen der Durchbruch (soweit das mit solch extremer Musik möglich ist) gelingt!