Mit so einem schon provokanten Cover fällt man natürlich erst mal rein optisch (nach meinem Geschmack positiv, ohne dass ich jetzt grundsätzlich auf die Fesselnummer abfahre) auf. Rein musikalisch bietet dieses Duo MY NAME IS MUSIC grundsätzlich ebenfalls einen interessanten Ansatz. Es wird hier ein recht eigenwilliger Mix aus Rock, Funk, Pop und auch Soul geboten, der aber nicht in jeder Stimmungslage konsumierbar ist. Es wird bei der Umsetzung viel auf Reduzierung gesetzt d.h. die Tracks wirken sehr akustisch, da die Instrumentierung auf „Revolution" meist nur aus dem eindringlichen Gesang von Phoebe Hall sowie dem manchmal etwas zu knarzig-unsauber vibrierenden Bass von Niki Altmann besteht.
Ansonsten gibt es zwar auch mal eine Gitarre, Snaredrum, Cymbals, Melodica und Harmonika zu hören sowie ein vollwertiges Schlagzeug (zweimal) aber alles nur sehr sparsam im Miteinander, es geht stellenweise recht ruhig zu. Klar, hier ist dann viel Raum für (leisere) Zwischentöne und eigenwillige Arrangements, die Lady singt auch recht stark mitunter könnte die Tonlage etwas variabler sein, das kann sie nämlich locker. Das Timbre ist schon recht soulig, kommt meist cool rüber hat was von DUFFY (aber ohne deren Nachhall) oder aktuell aus den Charts die NOISETTES. Von den Songs her ist man aber nicht so tief in den 60’s verwurzelt, wie das gerade viele so innmäßig machen. Der gelungene Opener „Heehaw“ ist so ne Art Funk-Country Rocker und da ist die Melodie net schlecht, hier groovt der Bass mal schön angenehm. „Grab the Microphone“ paßt ebenfalls. „That’s What I Am“ ist wieder etwas schneller, sehr lässig groovend, erinnert mich etwas an JAMIROQUAI. „Smooth Revolution“ wird vom übersteuerten Bass ziemlich verhunzt, was bei "Birthday Cake" mit ähnlichem Aufbau schon wieder besser paßt. "Keep On Running" ist dann klar das Highlight im Mittelteil endlich mal mit prägnanten Gitarrenparts in bester CLIMAX BLUES BAND Manier und einem der besten Refrains des Albums.
Hinten raus auf der CD nach dem mittelmäßigen „Popstar“ wird es etwas schwieriger richtig gute Songs im Sinne von hängen bleiben herauszustellen, mir fehlt da bei allem Anspruch etwas der Kick, die packenden Refrains und außerdem gibt es zu viele Wiederholungen, egal ob einzelne Zeilen oder folgen, dies ist miunter sogar leicht nervig. "7 Hours" ist so ne Art melancholischer Chanson mit Melodica sehr variabler Stimme, ja net schlecht aber nicht so mein Ding, noch weniger das weinerliche "My Sweetheart". Ich hätte mir mehr solche Sachen wie am Schluss mit dem klasse rockig-alternativen „Rain“ (da geht die Stimme mal richtig aus sich heraus!) gewünscht, da kommt endlich mal Tempo in die Bude. Zuvor strapaziert dieses österreichische Duo schon etwas den Geduldsfaden, ruhig und atmosphärisch-gefühlvoll is ja gut, bloß zuviel davon geht auch in die Hose und dies ist hier mehrmals der Fall. Sache wie "Oh Shit, My Boyfriend Is Darth Vader" mögen ja ganz lustig vom Titel her sein aber der Bonuspunkt als Krieg der Sterne Fan wird gleich mehrfach durch manche zähflüssige Interpretation gleich wieder abgezogen.
MY NAME IS MUSIC bieten auf ihrer „Revolution“ insgesamt zwar schon viel Abwechslung und viel extravagant Ungewöhnliches aber mir fehlen noch ein paar stärkere Hits, denn vom Songwriting (und darum geht es bei aller Liebe zum Drumherum nun mal hauptsächlich) überzeugt mich diese Pladde, trotz der stets offen zur Schau getragenen Coolness, in einigen Teilen (noch) nicht ganz. Und auch der grummelige zu Bassbetonte Sound ist auf Dauer zu eintönig, die Stimme überzeugt hingegen absolut und gleicht vieles aus. Insgesamt mangelt es "Revolution" am Pep, da zuviel Poptendenzen. Dabei könnte deutlich mehr in Richtung Rock gehen, die Formel weniger ist mehr geht hier bei allem Bemühen nicht ganz auf sondern sorgt zwischendurch immer mal wieder gepflegte Langweile und Langatmigkeit.
Revolution
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
46:7 ()
Label:
Vertrieb:
Konzert:
Brückentanz Festival 2010 - Bonn, Brückenforum
Konzert vom Gewänder angelegt und ab in´s Mittalter: das Brückentanz-Festival in Bonn lud zum Stelldichein. Nachdem vom ursprünglich als Zweiabend-Festival geplanten Brückentanz der zweite, unter Gothic-Thematik stehende Abend aus produktionstechnischen Gründen auf bislang unbekannt verschoben werden musste, versammelte sich dessen ungeachtet eine vornehmlich schwarz gewandete Menge vor und in dem Beueler Brückenforum fast direkt am Rhein. Der Einlass in den Bühnenraum verschleppte sich etwas, doch für Ablenkungsmöglichkeiten war gesorgt, befanden sich doch im Vorraum nicht nur ein Stand mit Band-Merchandising, sondern auch noch eine Gesandtschaft des Düsseldorfer Szeneladens Unlicht sowie mehrer andere, die diverses von Dekoartikeln über CDs bis Schmuck feilboten.
Kurz nach Einlass in die geheiligten Hallen begann das Programm um kurz nach 20 Uhr mit GALAHAD, die, unter anderem auch mit einer Querflöte bewehrt, das Publikum mit Klängen, die mal mehr Richtung Mittelalter, mal mehr Richtung Folk tendierten, ein wenig in der Zeit zurücktransportierten. Der Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Gesangsparts sorgte für ein abwechslungsreiches Set, das, wie die Band bedauernd mitteilte, aus organisatorischen Gründen für das Festival leider um etwa die Hälfte der sonst üblichen Zeit habe gekürzt werden müssen. Mit einer Adaption eines irischen Weihnachtsliedes in epischer Länge verabschiedeten sich GALAHAD schließlich.
Nach kurzer Umbaupause wurde die Bühne von den Bonner Lokalmatadoren (oder sollte man im Anbetracht der größtenteils weiblichen Besetzung vielleicht besser sagen: „Lokalmatadorinnen“?) DIE IRRLICHTER geentert. Die boten ruhigeres Material, bestehend aus Adaptionen mittelalterlicher Weisen und eigenen Songs, und bezirzten dabei insbesondere das männliche Publikum so sehr, dass es mehr oder minder mit sich machen ließ, was immer ihm die Damen auf der Bühne auch zu tun auftrugen: inklusive kollektiven, durch Handzeichen dirigierten, rhythmischen Mähens wie eine Herde von Schafen. Alle Achtung, da hat jemand sein Publikum wirklich in der Hand, und spaßig für die weiblichen Umstehenden war´s obendrein. Da fürchtete auch niemand mehr die vage Drohung der angekündeten Tarantelle, die ihren Namen mutmaßlich daher bezog, dass es hieß, man müsse ihr entweder so lange zuhören, bis entweder das aus einem entsprechenden Biss resultierende Tarantelgift aus dem Körper verschwunden oder man tot sei.
Nachdem nach einer Spielzeit von etwa 60 Minuten die Bühne erneut umgebaut worden war, begann Nebel um die Instrumente zu wabern und ein verheißungsvolles Intro erscholl, wenig später gefolgt von den Herrschaften von SALTATIO MORTIS, ihres Zeichens Headliner des Abends. Und die machten keine Gefangenen: während eines Sets von satten 135 Minuten: entfesselte die mittlerweile auch beim breiteren Publikum ziemlich erfolgreiche Mittelalter-Rock-Kombo ein akustisches Fegefeuer, bei dem kaum einer der Anwesenden noch stillstehen konnte- die im Bereich direkt vor der Bühne schon gar nicht. Das Set beinhaltete älteres wie neues Material und wurde begleitet von einer Vielzahl amüsanter Anekdoten, dargeboten teils von Alea, teils von Lasterbalg, die zur Überleitung zwischen den einzelnen Songs dienten und deutlich auf die langjährige Spielmannserfahrung auf Mittelaltermärkten überall im Land verwies. Der seiner eigenen Aussage nach explizit nicht selbsternannte, sondern eher widerwillige Märchenerzähler Lasterbalg machte seine Sache ausnehmend gut und verteilte liebevolle Spitzen gegen seine Bandkollegen: „Und wie das ein guter Märchenerzähler nun mal so macht, beschloss auch ich, mich dazu am Besten mit meinen Lieben aus meinen unmittelbaren Umfeld zu befassen. Es war einmal ein armer, hässlicher Gitarrist mit einem Klumpfuß, von dem kein Weib etwas wissen wollte...“. Der arme Mann ward nun glücklicherweise geheilt, und weiter ging´s im Programm. „Sieben Raben“, „Dunkler Engel“, „Koma“ , „Falsche Freunde“, „Tritt Ein“, oder „Freiheit“- egal, was die Band spielte, das Publikum tobte, verlangte zwei Zugaben, und bekam sie auch noch. Es war kurz vor 1 Uhr nachts als die Spielmänner schließlich unter großem Applaus die Bühne verließen und ein ebenso euphorisches wie verausgabtes Publikum zurückließen. Der Ausflug ins Mittelalter hat sich also definitiv gelohnt.
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