Review: The Godless, The Godforsaken And The God Damned
Schon der monströs-pathetische Titel "The Godless, The Godforsaken, And The God Damned" lässt einiges an textlichen Kernbotschaften erahnen, der „Band“-Name BABYLON MYSTERY ORCHESTRA tut ein übriges dazu und geht man dann auf die dazugehörige Homepage des Hauptverantwortlichen hinter dieser Musik, einem gewissen Sidney Allen Johnson, ein - oh je dann wird es schnell dunkel: Hier posiert der alleinige Kopf hinter diesem Projekt, das übrigens optisch in bester Qualität aufgemacht natürlich mit ausführlichem Booklet mit allen Texten wie ein Labelact daherkommt, tatsächlich in einer alten US-Nordstaatenuniform mit Gewehr in der einen und dann tatsächlich so als eine Art ideologische Basis auch der Heiligen Schrift bzw. Bibel in der anderen Hand.
Dieser engstirnige Mensch geht mit seiner Musik auf totalen Konfrontationskurs vor allem gegen die aktuelle Regierung um Heilsbringer-Präsidenten Obama, teilweise mit Bibelversen begründet und wenn es das dann nicht mehr hergibt mit eigenen Begründungen, die schon sehr deutlich in die rechte Richtung tendieren. Er selbst nennt es in seinem persönlichen Anschreiben auf rotem Kartonagepapier an den Redakteur dann auch bezüglich des Inhaltes „very politically incorrect“. Dabei bekommt auch das Musikbusiness sein Fett weg und vor allem der progressiver Liberalismus ist ihm ein Dorn im Auge. Abtreibung verurteilt er natürlich auf das schärfste (diese Haltung allein ist natürlich noch kein Zeichen der deutlichen Intoleranz gegenüber allem freiheitliche geprägten Gedankengut) aber auch vor Leuten in Che Guevara Shirts wird gewarnt, die Mondlandung war natürlich nur ein Fake, der Islam ist natürlich auch das ultraböse Feindbild, das es zu bekämpfen gilt (damit hat er sich auf seiner letzten CD anscheinend komplett und ausführlich beschäftigt) und musikalische Weltverbesserer wie John Lennon, Bono & Co. bekommen natürlich ihr Fett weg. Genug der Propaganda, dieser Junge hat seine recht eigene Meinung über die derzeit schlimmen Tendenzen in unsere Gesellschaft. Jeder darf denken und auch sagen was er will, nur stört mich dabei hauptsächlich, dass er seine offene Ablehnung von Andersdenkenden und seinen ganz eigenen Fundamentalismus hauptsächlich über die christliche Schiene verfolgt, die aber im engsten und in ihrem ursprünglichsten Sinne aber genau das Gegenteil propagiert – nämlich Nächstenliebe und Respekt gegenüber anderen und deren Religionen.
Genug philosophiert, Meister Johnson versteht sowieso vieles anders als alle anderen, so auch seine Musik. Sie soll eine Art Hybrid aus Gothic Hardrock und Heavy Metals sein, düster ist es schon was da an Sounds aus den Boxen dröhnt, etwas doomig sogar auch, die Musik ist ab und an auch mit vielen theatralischen Keyboards hinterlegt und es ist sehr eintönig was die Songverläufe angeht ausgefallen.
Immer die gleichen banalen Riffs, ein etwas grummelig-dumpfer Sound, der Drumcomputer dümpelt im Hintergrund vor sich hin und der Mastermind schmettert (zum Glück etwas weiter nach hinten gemischt) seine radikalen Botschaften in einer Art kehligem Sprechgesang mit gepresst-kehligen auf Böse gemachtem Gebrummel klingt wie in einem schlechten Fanatasyfilm, quasi als ne Art Christopher Lee (Erzählstimme) für Arme. Dagegen ist Lemmy (MOTÖRHEAD) tatsächlich ein begnadeter Sänger. Die choralartigen Chöre sollen wolle auch wieder den Bezug zur Religion herstellen. Auch das ewig gleiche stereotype Riffing, mal knarzig, dann wieder kerniger und immer wieder die gleichklingenden Gitarrensolis auf Anfängerniveau dazwischen erwecken trotzt unterschiedlicher Songtitel immer den gleichen Track zu hören.
Musikalisch bietet daher "The Godless, The Godforsaken And The God Damned" eigentlich nichts wirklich brauchbares, und vor allem echt nichts Hörenswertes ohne jeden dramaturgischen Höhepunkt, halt falsch es gibt ne echte Ballade. Mit akustischer Ausprägung endlich mal soundlich was anderes kommt „You're On Your own...This Time” daher. Aber gegen diesen pathetischen Schmachtfetzten war ja Pierre Brice und seine Winnetouvertonung tatsächlich ein wahres Kleinod dichterischer Vertonung , dass hier ist der grässliche Höhepunkt eines absolut kleinkarierten Machwerks auf niedrigstem Niveau, dass man nicht ernst nehmen kann. Das schlimme ist nur: der vermeintlich durchgeknallte Hauptprotagonist und die vertretenen wirren Ansichten sind genau so gemeint. Zum schlechten Schluss warnt er sogar davor, diese Musik könnte zu rationalem und reinen Denken verführen, oh je hier kommt wirklich jede Hilfe zu spät.
The Godless, The Godforsaken And The God Damned
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
59:59 ()
Label:
Vertrieb:
Konzert:
Poisonblack, Silence - Köln, Werkstatt
Konzert vom Einer der wenigen schönen Maiabende diesen Jahres diente als Kulisse für das Gastspiel POISONBLACKs in Köln- entsprechend verharrte auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Besucher noch bis kurz vor Konzertbeginn draußen vor der Werkstatt. Möglicherweise verspürten auch die musikalischen Hauptakteure des Abends eine gewisse Wehmut ob der meteorologischen Gegebenheiten: wer kommt schließlich bei der Tourplanung schon auf den Gedanken, dass es zum fraglichen Zeitpunkt im Mai im heimischen Finnland satte 10 bis 15 Grad wärmer sein könne als in Mitteleuropa? Wie dem auch sei, im Laufe der letzten Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn strömten dann natürlich doch alle nach drinnen vor die Bühne und es konnte losgehen.
Um 21h erwachte die Bühne zum Leben und SILENCE läuteten, um ihre eigenen Worte zu gebrauchen, den "finnischen Abend" ein. Die Herrschaften selbst kamen zwar nicht aus dem hohen Norden, sondern aus Franken, ihr Sound jedoch war deutlich im Land der tausend Seen verwurzelt und passte bestens ins Programm. Entsprechend wurden Songs wie "Christine Infernal" vom Publikum auch enthusiastisch aufgenommen, denn solch hübschen Dark Rock aus deutschen Landen bekommt man ja schließlich nicht gar zu oft kredenzt- und das, obwohl die Kombo sogar einen Ausfall in den eigenen Reihen kurzfristig durch einen Aushilfsgitarristen hatte kompensieren müssen.
Nach der Wegbereitung durch SILENCE übernahmen POISONBLACK und langten mit "Sun Shines Black" und "Casket Case", beide vom aktuellen Album, gleich mal ordentlich in die vollen. Ville Laihiala zeigte sich, der ihm gelegentlich nachgesagten akuten Wortkargheit zum Trotz, sowohl gut aufgelegt als auch gesprächig und konterte den ihm zum Spaß von einem männlichen Anwesenden vorgetragenen Wunsch nach einem Kind von ihm trocken mit den Worten: "You want my child? Alright. I guess it´s gonna be a dead heavy day then!"- sprach´s und ließ umgehend das entsprechende Lied folgen. Das Set umfasste Material von allen bisherigen Alben, vom dem der aktuellen Tour ihren Namen gebenden "Of Rust and Bones" bis hin zum Debüt "Escapextasy" - "Hollow Be My Name", "Leech", "Nothing Else Remains", "Love Infernal", "Lowlife", "Soul In Flames", "Rush"- das Gothic Metal- Herz durfte sich freuen und das Publikum vor der Bühne tobte denn auch entsprechend. Mit "Invisible" war sogar eine schwermütig-ruhige Nummer am Start, von Laihiala angekündigt als ein Song, der Mädchen und Frauen zum Weinen bringe. Geweint haben dürfte in der Werkstatt dann wohl doch keiner- dazu war die Stimmung einfach zu gut-, aber anrührend und stimmungsvoll war das Lied live eindeutig. Die Zugaberufe wurden schon laut, bevor die Band die Bühne auch nur ganz verlassen hatte, und sie war kaum unten, da war sie auch schon wieder zurück- zusammen mit dem ironisch-trockenen Kommentar Ville Laihialas, den Part, in dem sie erst abgehen würden, nur um gleich wieder zurückzukommen, finde er eigentlich immer ziemlich dämlich, da doch sowieso klar sei, dass sie noch weiter spielen würden. Es folgten "Bear The Cross", "Buried Alive" und "The Last Song", bevor die Band um 23:15 Uhr erneut abging, diesmal dann endgültig. Merke: der Auftakt der kleinen, aber feinen "Rust Over Germany"-Tour war also ein voller Erfolg.
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