Interview "Invocation" erscheint dieser Tage - hast du immer noch Lampenfieber vor dem Release eines neuen Albums? M.: Obwohl es für mich das erste Mal ist, dass ein DEW-SCENTED Album mit meiner Beteiligung veröffentlicht wird, kann ich eigentlich nicht sagen, dass ich Lampenfieber hatte. Ich habe natürlich gehofft, dass das Album gut ankommt, gerade weil 3/5 der Band aus neuen Musikern besteht und man vorher überhaupt nicht einschätzen konnte, wie ein DEW-SCENTED Album mit neuen Gitarristen und einem neuen Drummer aufgenommen wird. Immerhin waren die Hauptsongwriter der vorangegangenen Alben nicht mehr dabei. Im Großen und Ganzen war ich aber (wie wir alle) überzeugt davon, dass wir starke Songs geschrieben haben, die den Vergleich mit den alten DEW-SCENTED Songs nicht zu scheuen brauchen. Von daher habe ich dem Release-Date relativ gelassen entgegen geschaut.
L.: Ich war gespannt, ja. Wir haben schließlich sehr hart an „Invocation“ gearbeitet und sind selber auch sehr von dem Material begeistert, also war es natürlicherweise spannend zu beobachten, wie andere Leute das Album empfangen! Das ist von Album zu Album immer wieder spannend und eher kein Thema für Routine, haha!
Wie sind die bisherigen Reaktionen, wie sind die Reviews ausgefallen? M.: Die Reaktionen und Reviews sind bislang sehr gut ausgefallen. Die Leute scheinen „Invocation“ wirklich zu mögen. Viele finden sogar, dass sich die Band mit den neuen Musiker in eine positive Richtung weiterentwickelt hat, was mich als neuem Mitglied natürlich sehr freut. Als langjährigem regelmäßigem ROCKHARD-Leser (ich glaube seit mittlerweile fast 19 Jahren) freut mich besonders der dortige vierte Platz im Soundcheck.
Nach "Incinerate" gab es einige Wechsel im Line-Up: warum haben die beiden Gitarristen aufgehört, warum ist Uwe (dr.) ausgestiegen? M.: DEW-SCENTED ist eine Band, die viel Zeit in Anspruch nimmt und damit verbunden den einzelnen Bandmitgliedern auch viel Aufopferung abverlangt. Gerade das ist der Punkt, weshalb Uwe nicht mehr in der Band ist. Soweit ich weiß, hatte er einfach keine Lust mehr und auch beruflich nicht mehr die Möglichkeit, so viel Zeit in die Band zu investieren. Das ist auch einer der Gründe, warum Florian und Hendrik nicht mehr in der Band sind. Zudem wollten sie auch mal etwas anderes machen, bzw. etwas Neues ausprobieren, was sie jetzt mit NEMESIS LOVE CULT machen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Band mal reinzuziehen. Wirklich sehr empfehlenswert!
L.: Ja, wir kamen nach jahrelangen Bemühungen einfach an den Punkt, wo es so nicht mehr für alle weiterging, denn es war auch zwischenmenschlich und vom Fokus her etwas die Luft raus. Die Band hätte einfach (noch mehr) drunter gelitten und so war es an der Zeit, ein paar grundlegende Veränderungen zu machen. Glücklicherweise haben Alex und ich relativ schnell ein tolles neues Team gefunden und konnten recht reibungslos mit Shows weitermachen, aber auch recht direkt bereits neue Songs schreiben. Das war eine ziemlich heftige Phase am Anfang des Jahres 2008, aber auf der anderen Seite war es auch sehr motivierend und erfrischend für uns alle…
Hattest du schnell neue Leute an der Hand oder sogar mit dem Gedanken gespielt, die Band ad acta zu legen? M.: Ich denke schon, dass Leif und Alex zwischenzeitlich schon mal kurz darüber nachgedacht haben, die Flinte ins Korn zu schmeißen. Im Endeffekt ging die Neubesetzung der Band aber recht schnell über die Bühne. Soweit ich mich recht entsinne, standen zweite Monate nach dem Split mit Florian und Hendrik schon Michael (Gitarre) und ich zum ersten Mal mit Alex im Proberaum, um Songs für die kommenden Live-Auftritte zu lernen. Martin (Gitarre) war dann einen Monat später zum ersten Mal am Start. Da wir eigentlich von Anfang an sehr gut miteinander ausgekommen sind und viel Spaß zusammen haben, waren die Auflösungsgedanken sicherlich recht schnell aus Leifs und Alex Köpfen gewischt. Spätestens seitdem wir die ersten Songs zusammen geschrieben hatten, war klar, dass DEW-SCENTED noch einiges zu sagen haben und eine Auflösung nicht zur Debatte steht.
L.: Ja, es war sicherlich eine der Optionen, die wir uns eine Weile lang vor Augen halten mussten. Auf der anderen Seite empfand ich es aber auch wieder als „zu einfach“. Aufgeben in schweren Zeiten ist leicht im Vergleich zum erneuten Aufstehen und „von Vorne“ anzufangen. Aber wie Marc schon sagte…es ging zum Glück recht schnell kreativ und mit neuen Zielen vor Augen weiter, so dass wir auch keine Zeit mehr für solche Überlegungen mehr hatten, hahaha. Ich denke „Invocation“ beweist auch sehr klar, dass es die Mühe wert war…
Wie sehr konnten sich die Neuen in das Songwriting zu "Invocation" einbringen? M.: Die Songs von „Invocation“ sind komplett als Band entstanden. Der Großteil der Riffs stammt von Michael und Martin, die wir dann im Proberaum mit alle Mann zu Songs zusammengesetzt haben. Von daher würde ich sagen, dass sich jeder wirklich zu mehr oder weniger 20% am Songwriting beteiligt hat. Wir haben auch eigentlich gar nicht darüber nachgedacht, wie wir es hinbekommen, dass die Songs nach DEW-SCENTED klingen. Die einzige Maßgabe war, dass am Ende Thrash-Metal rauskommt. Und das ist es geworden, denke ich. ;-)
Welcher Song der Scheibe ist der Trademark-Song des Albums geworden und warum? M.: Schwer zu sagen, dass sieht wahrscheinlich jeder in der Band anders. „The Invocation“ ist in der Hinsicht ein Trademark-Song geworden, weil er am ehesten nach den alten DEW-SCENTED Sachen klingt, wie ich finde. Auf der anderen Seite ist gerade „Arise From Decay“ für mich ein essentieller Song, da er einer der ersten war, die wir fertig gestellt haben und uns in dem Sinne Selbstvertrauen gegeben hat, da er uns aufgezeigt hat, zu was wir in dieser Bandbesetzung in der Lage sind.
L.: Ja, ich denke „Arise From Decay“ bringt es in der Kombination der band-typischen Elementen ganz gut auf den Punkt und bezieht auch textlich Stellung. Außerdem haben wir bewusst gerade diesen Song als Album-Opener (nach dem „Downfall“-Intro), als ersten Promo Song und auch als ersten neuen Track ins Live-Set integriert…ich denke das spricht ja eine eindeutige Sprache!?
An welchem Song habt ihr am Längsten gefeilt? M.: An „Slaves Of Consent“ haben wir sehr lange rumgewerkelt. Wir haben im letzten Sommer eine Vorproduktion / Demo-CD aufgenommen und eigentlich wollten wir den Song dort mit drauf haben. Im Endeffekt ist der Song aber erst sehr viel später fertig geworden, da wir immer wieder einiges geändert haben, bis wir alle zu 100% zufrieden waren. Dafür ist er im Endeffekt einer meiner Lieblingssongs geworden.
Ihr wart wieder im Soundlodge Studio - wie lange und wie war das erste Mal Studioarbeit in dem Line-Up? M.: Wir waren im Endeffekt ein wenig mehr als einen Monat im Studio. Wir waren eigentlich nie alle zeitgleich vor Ort. Als ich die Drums eingespielt habe, waren nur Michael und Martin zugegen. Ich hatte auf jeden Fall eine sehr gute und kreative Zeit mit den beiden. Ich denke das gilt für alle. Natürlich kommen auch mal Diskussionen auf, wenn man intensiv und fokussiert an einem Gegenstand arbeitet, vor allem wenn die Zeit limitiert ist. Im Großen und Ganzen hat der Studioaufenthalt aber allen sehr gut gefallen.
L.: Naja, streng genommen war es ja nicht das erste Mal, dass wir zusammen im Studio waren, denn wir hatten ja bereits auch im Soundlodge eine Vorproduktion von 5 Tracks des Albums im Sommer 2009 gemacht. Dies war ja extra so geplant, um das Line-Up, die neuen Songs, aber auch das Studio und unsere Chemie dort anzutesten. Das Demo hat super funktioniert, also haben wir damals als Folge den Studiotermin für das Album quasi festgemacht.
Wieviel Einfluss hat Jörg auf die Songs (wenn überhaupt)? M.: Auf die Songs an sich hatte Jörg keinen Einfluss bezüglich des Songwritings. Er hat aber durchaus seine Ideen bezüglich Takten, Sounds, etc. kundgetan, die oft sehr hilfreich waren und in vielen Fällen auch angenommen wurden.
L.: Ich denke Jörg hat einen motivierenden Einfluss auf jeden einzelnen von uns, denn er kennt uns bereits länger und witzigerweise auch aus verschiedenen Perspektiven. Mir ist später erst aufgefallen, dass er quasi das „Bindeglied“ des neuen Line-Up’s darstellt, denn jeder einzelne von uns hatte schon mal vorher (in einer anderen Konstellation) bereits mal mit Jörg gearbeitet, bzw. aufgenommen. Jörg kennt DEW-SCENTED außerdem bereits seit einigen Jahren sehr gut und konnte somit am besten versuchen, 110% aus uns rauszuholen. Wir sind extrem glücklich mit dem Resultat des Albums und ich denke Jörg hat einen Hammer-Sound für „Invocation“ hinbekommen!
Wovon handeln die Texte des Albums? Fällt es dir nach den ganzen Jahren und Songs mittlerweile leichter, Texte zu einem Song zu schreiben? L.: Naja, immer wieder schwer eine solche Frage pauschal zu beantworten! Die Texte sind immer noch bissig und aggressiv, weil das ja am besten zur Musik passt und es weiterhin wie ein Ventil für mich ist, für DEW-SCENTED zu texten. Die Inspirationen kommen durch Erlebnisse oder Frust aus dem Alltag, oder manchmal auch durch Bücher und Filme, die man sich noch mal durch den Kopf gehen lässt. Da ist aber jeder Song anders und steht auch für sich alleine, so dass es einfacher wäre, nach bestimmten Tracks oder Passagen eines Textes zu fragen. Aber grob gesagt: Es geht stets um die dunkle Seite, haha! Fällt es mir leichter mit dem Texten nach so vielen Releases? Nee, nicht wirklich…es ist zwar durchaus gut schon Erfahrungen zu haben, aber irgendwie fängt man doch immer wieder bei Null an. Außerdem muss man höllisch aufpassen, dass man sich in der Themenwahl nicht wiederholt (nach fast 100 Songs inzwischen ist das ja nicht gerade leicht…) und darüber hinaus hilft es mir persönlich als Inspiration immer, wenn ich nicht besonders gut drauf bin…Dann schreibt es sich um einiges leichter! Also muss man die richtigen Augenblicke abpassen, hahaha!
Bei dem Titel hätte ich ein etwas anderes Cover erwartet... warum habt ihr euch für das vorliegende entschieden? Wieweit ist es mit den Texten verbunden? M.: Unser langjähriger Freund Björn Gosses (Killustrations) hat das Cover angefertigt. Er hat auch schon die Artworks zu „Impact“, „Issue VI“ und „Incinerate“ gemacht. Von daher weiß er genau, was wir visuell cool finden und was zu uns passt. Ich denke, das Cover kann man in verschiedene Richtungen interpretieren. Für mich zeigt es die Konsequenzen der Gier von Geschäftsleuten und Managern, denen es scheißegal ist, ob sie die Umwelt oder die Leben von Menschen zerstören, solange sie Profit machen, womit sie ihr kurzsichtiges und dekadentes Leben fortführen können. Ich denke, das Cover zeigt in überspitztem Maßstab den letzten Schritt des heutigen Neo-Liberalismus / Haifisch-Kapitalismus, in dem die Menschen als sogenanntes Humankapital betrachtet werden und dem Markt zu dienen haben und nicht der Markt im Sinne der sozialen Marktwirtschaft jedem Teil der Bevölkerung (nicht nur der Oberschicht) zugute kommt. So sieht man im Hintergrund die zerstörte Welt, im Vordergrund fahren Manager fort, den letzten Cent aus der Wirtschaft zu pressen, auch wenn alles in Trümmern liegt und das Geld eigentlich seine Bedeutung verloren hat. Von daher ist der Albumtitel im Sinne von einer Beschwörung des Weltuntergangs zu interpretieren, der durch die Geldgeilheit der Menschheit hervorgerufen wird. Da sich apokalyptische Themenbereiche wie ein roter Faden durch Leifs Texte ziehen, kann man das Cover schon mit den Texten in Verbindung setzten, denke ich.
Werdet ihr zur Scheibe auch touren? Sind euch längere Touren generell möglich? M.: Wir werden mit Sicherheit zur neuen Scheibe touren. Bis jetzt gibt es noch keine konkreten Pläne. Da wir alle berufstätig sind, bzw. studieren, können wir natürlich nicht einen halbes Jahr pausenlos unterwegs sein. Wenn man vernünftig plant, ist es uns aber durchaus möglich ein oder zwei Touren pro Jahr zu spielen.
Wir haben im letzten Monat sechs Shows mit BOLT THROWER gespielt und eigentlich war für diese Woche eine Minitour mit ATHEIST geplant, die leider ausgefallen ist. Für Neuigkeiten schaut bitte auf www.dew-scented.de und www.myspace.com/dewscented vorbei.
Wie hat sich deine Sichtweise auf das Metal-Business in den Jahren verändert? Tummeln sich heute andere Leute in der Szene und bei den Labels als vor zehn, fünfzehn Jahren? L.: Ja, kann schon sein. Es gibt immer Veränderungen innerhalb der Szene, aber auch sehr viele Konstanten. Dadurch, dass wir ja schon einige Jahre sehr aktiv gewesen sind mit Veröffentlichungen und Tourneen, wissen wir zum Glück, mit welchen Leuten man am besten arbeiten kann und haben uns auch einige sehr gute Freundschaften unter Musikern und im „Bizz“ aufgebaut. Einer der Gründe, weshalb wir auch nun in Europa bei Metal Blade neu unterschrieben haben war es zum Beispiel, dass wir die Mitarbeiter dort seit langen Jahren gut kennen und das Gefühl haben, dass sie die Band musikalisch verstehen und auch eindeutig hinter uns stehen! Ansonsten lassen wir uns aber musikalisch nicht wirklich vom „Metal-Business“ beeindrucken oder beeinflussen. Wir ziehen ja recht konsequent ‚unser Ding’ durch, egal ob es nun sonderlich angesagt ist, oder nicht…und auch ohne Rücksicht darauf, was andere Leute ‚besser machen würden’. Ich denke diese kompromisslose und sture Haltung macht die längjährige Beständigkeit der Band zum Teil irgendwie auch aus!?
Wird "Invocation" auch als Vinyl erscheinen? M.: Ich hoffe es, da ich selbst Vinyl-Sammler bin. Bis jetzt gibt es aber kein konkretes Label, welches ich Dir nennen könnte. Wir arbeiten aber daran.
Letzte Worte? M.: Vielen Dank für das Interview bei Metal-Inside. An alle Thrasher da draußen: Checkt „Invocation“ an! Ihr werdet nicht enttäuscht sein!
L.: Ja, vielen Dank für eure Zeit und Unterstützung. Man sieht sich auf Tour…
Konzert:
Slayer, The Haunted, Daath - Wiesbaden, Schlachthof
Konzert vom Die Europatournee von SLAYER wurde heiß erwartet. Nicht nur wegen den schon unmenschlichen Hitzerekorden Anfang Juli, sondern insbesondere weil die Konzerttermine der Tournee schon zweimal verschoben wurden.
Das Konzert in Wiesbaden im Schlachthof (dem idealen Ort für ein SLAYER- Konzert) sollte ursprünglich im Ende November 2009 und dann im März 2010 stattfinden, bevor es nun auf den 05. Juli 2010 verschoben wurde. Hintergrund für diese ungewöhnlichen Verschiebungen war (und ist) der Gesundheitszustand von Frontmann, Sänger und Basser Tom Araya. Arayas Halswirbelsäule wurde durch fast 30 Jahre Heavy Metal und Tausenden von Konzerten so in Mitleidenschaft gezogen, dass er sich im November 2009 eine Stahlplatte in den Nacken einsetzen lassen musste. Dass ein solch operativer Eingriff das Ende allen „Headbangings“ sein wird, muss jedem klar sein. Trotzdem freute ich mich auf das Konzert in Wiesbaden, da SLAYER live stets eine überzeugende Performance ablieferten. Auch die nun verlaufende Tournee sollte jedoch unter Arayas Gesundheitszustand leiden, denn so musste beispielsweise der Gig in Bochum wegen Stimmproblemen Arayas ersatzlos gestrichen werden.
In Wiesbaden schien Arayas Gesundheitszustand den Auftritt jedoch zu ermöglichen, so dass in einer restlos ausverkauften Halle alle um Punkt 20 Uhr die Opener DAATH begrüßen konnten. DAATH spielen Death Metal und legten direkt kräftig auf der Bühne los. Zu meiner Verwunderung war die Halle für die Uhrzeit schon recht gut gefüllt und das Publikum ging trotz der Hitze ordentlich mit. Obwohl sich jedes Bandmitglied auf der Bühne mächtig ins Zeug legte und headbangte, so gut es mit den Instrumenten ging, boten mir die Songs von DAATH zu wenig Neues, als dass ich daran gefallen finden könnte.
Nach ca. 30 Minuten endete der Auftritt und THE HAUNTED erklommen nach 20 Minuten Umbauphase die Bühne. Mit einer größeren Lichtshow und einer noch schweißtreibenderen Performance überraschte mich die Band in ihrer 40minütigen Spielzeit, die schwedisch angehauchten Death Metal spielte. Live sind hier auch einige Perlen dabei gewesen, die die Halle richtig zum Mitmoshen brachte. THE HAUNTED zeichnen sich für mich mit ihren Songs gerade deswegen live besonders aus, weil sie immer wieder melodische Passagen mit klarerem Gesang in ihren Songs haben, so dass alles nicht von vorne bis hinten in einem Gebolze untergeht.
Gegen 22.20 Uhr betraten dann die Götter des Thrash die Bühne. Im Hintergrund hatte man 18 Marshalllautsprecher zur Dekoration aufgestapelt. In den 80ern hätte man es wohl nicht anders gemacht. Hatte ich bei der vorletzten Tour noch Angst, von der Lichtshow einen epileptischen Anfall bekommen zu können, so war die in Wiesbaden gebotene Lichtshow während des ganzen Auftritts sehr spartanisch. Im Gepäck hatten SLAYER ihr letztes Studioalboum „World Painted Blood“, so dass etwas überraschend die beiden Songs „South of Heaven“ und „Silent Scream“ den Auftritt einleiteten. SLAYER legten eine Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs vor, die, wenn ich mich recht erinnere, in folgender Reihenfolge gespielt wurde:
South of Heaven
Silent Scream
Cult
Disciple
Hell Awaits
Beauty Through Order
Raining Blood
Aggressive Perfector
War Ensemble
Dead Skin Mask
Hate Worldwide
Seasons in the Abyss
Payback
Chemical Warfare
Zugabe:
World Painted Blood
Mandatory Suicide
Angel of Death
Tom Araya wirkte während des ganzen Auftritts äußerst steif und beschränkte sich auf kleine Positionswechsel auf der Bühne. Auf Moshattacken oder hektische Bewegungen, die man allerdings von SLAYER sowieso nicht erwartet, waren nicht zu sehen. Kerry King erschien mit der langen Eisenkette am Gürtel, und Jeff Hannemann hatte wie immer sein Eishockeytrikot inkl. Knieschoner angezogen. Bei soviel Trash hätte ich mir gewünscht, dass King zumindest für die Zugaben das Nagelarmband nochmals anzieht, das ihn früher so auszeichnete. Nun gut, spielerisch gab es nicht viel zu meckern. Songs wie „Hell Awaits“, „South of Heaven“, „Dead Skin Mask“, „Raining Blood“ oder „Angel of Death“ zeigen, dass SLAYER die Luftfeuchtigkeit in einer völlig verschwitzten Halle, in der es sowieso schon über 50 Grad gewesen sein muss, schnell zum Siedepunkt bringen kann. Neueres Material, wie z.B. „Disciple“ oder „Cult“ reihte sich hier passend ein, wobei ich jedoch das für mich live schwächere „Beauty Through Order“ aus der Setliste nehmen würde. Da gibt es für mich spannendere Songs. Vergleicht man die Setlists der Band an den verschiedenen Auftrittsorten, so ist zu erkennen, dass hier sowohl minimal die Auswahl der Songs aber besonders die Reihenfolge dieser bei jedem Auftritt verändert werden.
Stimmlich war Araya mit Blick auf die Absage des Konzerts in Bochum tatsächlich noch nicht auf seinem Höhepunkt angelangt. So ließ er beispielsweise den Schrei zu Beginn von „Angel of Death“ aus oder sang verschiedene Passagen, die stimmlich besonders anstrengend waren, nicht immer voll durch. Trotzdem zeigte das Quartett an dem Abend eine beeindruckende Show. SLAYER sind auch mit Metallplatte im Nacken noch eine Band, die man live immer wieder ansehen kann. Dass SLAYER gerade auf der Tour kleinere Hallen besuchen wollte, ist positiv, da die Musik so an Intensität gewinnt. Trotzdem würde ich auf die gigantische Lichtshow, die ich von der Band gewöhnt bin, zukünftig ungern verzichten wollen. Es bleibt zu hoffen, dass Araya, soweit dies mit einer Platte im Nacken möglich ist, wieder vollständig gesundet, so dass wir noch viele Alben und Konzerte der Band besuchen können.
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