Ihr Debütalbum „Misanthropic Path Of Madness“ war eine schwarzmetallische Dampfwalze erster Kajüte, so dass meine Erwartungen an den Nachfolger „Towards The Ultimate“ relativ hoch gesteckt waren. Doch nach zig Durchläufen stellt man ernüchtert fest, dass es der Haufen aus Oslo nicht geschafft hat, seinen Erstling zu toppen, im Gegenteil. Vielleicht fehlt einfach nur das Überraschungsmoment, aber „Towards The Ultimate“ klingt einfach sehr glatt gebügelt; eine fette (wenn auch leicht matschige) Produktion, wieder ordentlich Dampf auf den Kesseln, weitgehend hymnische Ausrichtung des Songmaterials, aber auch eine gewisse Blutleere, Sterilität und Vorhersehbarkeit kennzeichnen das Album, von dem auch kein einziger Song länger im Ohr bleiben will. Oder anders: Stücke wie „Hellig Jord“, das zugegebenermaßen durchaus gelungene Massaker „Aroused Self-Extinction“ oder „Desolate Predictions“ wirken trotz ihrer kraftvollen Ausrichtung irgendwie weder böse, aggressiv noch majestätisch, sondern leider einfach nur banal und oberflächlich. Dachte ich beim Hören des Debüts noch, SVARTTJERN hätten möglicherweise das Zeug dazu, in Erstliga-Brachialregionen der Marke MARDUK oder DARK FUNERAL aufzusteigen, muss ich hier feststellen, dass sich die Band davon sogar noch weiter entfernt hat, was richtig schade ist. Eine kleine Enttäuschung.
Die nächste Ausgabe des Tanzt! Festivals steht jetzt fest: das Mittelalter- & Folk-Rock/-Metal Festival steigt am 17.11. in neuer Location, nämlich im Backstage in München.
Der Einlass dieser sechsten Ausgabe erfolgt wie gehabt ab 17 Uhr (Beginn: 17.30 Uhr), für 18 EUR im VVK + Gebühr sowie an der AK gegen einen erhöhten Preis ist man dabei.
Billing:
IGNIS FATUU
Mittelalter-Rock aus Nürnberg (Deutschland)
VROUDENSPIL
Freibeuter-Folk aus Rosenheim/München (Deutschland)
FOLKSTONE
Mittelalter-Folk-Metal aus Bergamo (Italien)
TROLL BENDS FIR
Folk-Metal/Humppa-Metal aus St. Petersburg (Russland)
Halten wir mal fest: es ist für eine Punkrockband schwer, sich immer treu zu bleiben, gerade wenn Big Money ruft. Denken wir nur mal an die zahnlos gewordenen RISE AGAINST. ANTI-FLAG waren mit ihren letzten beiden Alben kurz davor, einen ähnlichen Weg zu gehen und zu einer Karikatur ihrer selbst zu werden. So viel Wut, wie sich im Opener „The Neoliberal Anthem“ findet, war den seit zwei Dekaden aktiven Amis kaum noch zuzutrauen, ebenso wenig die knackige Mitsinghymne „Broken Bones“, in der ANTI-FLAG ganz wie in alten Tagen klingen. “Bullshit Opportunities” erinnert dann dermaßen an alte GOOD CLEAN FUN, das es seine Freude ist. Es wird deutlich, dass bei ANTI-FLAG der alte Spirit wieder da ist (ein Schelm, wer das in Verbindung mit ihrem Weggang von einem Major bringt) und die Herren mehr Bock auf kleine, ehrliche Shows als auf Mehrzweckhallen haben. Das ist in einer Zeit, in der immer weniger Bands sich treu bleiben, eine verdammt schöne Sache. „The General Strike“ ist das musikalische Ausrufezeichen, mit dem sich ANTI-FLAG zurück in die Herzen ihrer alten Fans bringen werden. Willkommen zurück und auf die nächsten 20 Jahre ehrlichen Punkrock!
SECRETS OF THE MOON hatten seit dem Releases ihres 2009er Albums scheinbar einige Wechsel im Line-Up zu verzeichnen, was sich aber überraschend wenig im Sound von „Seven Bells“ niederschlägt. Die Niedersachsen gehen auch hier weiterhin in Richtung SATYRICON und setzen den Schwerpunkt auf ausladenden, schleppenden Black Metal, was ihnen in der Umsetzung besser gelingt als beim Vorgänger. Kaum ein Song wirkt unnötig in die Länge gezogen, gleichzeitig ist es SECRETS OF THE MOON besser gelungen, die düstere Atmosphäre ihrer Songs besser zur Geltung zu bringen, was besonders in den letzten drei Songs des Albums deutlich wird. Im Grunde unterscheidet sich „Seven Bells“ nicht sonderlich vom Vorgängeralbum, aber die kleinen Verbesserungen und der stärkere Fokus auf die Atmosphäre machen den Unterschied aus – „Seven Bells“ ist ein atmosphärisch dichtes und handwerklich gut gemachtes Black Metal-Album, das im Gegensatz zum Vorgänger ohne Längen oder redundante Parts daherkommt.
Wer von einer Band wie FLYING COLORS ein verkopftes Prog-Meisterwerk erwartet hat, liegt falsch. Mit Mitgliedern wie Mike Portnoy (ex-DREAM THEATER-Schlagzeuger, zwischenzeitlich auch mal AVENGED SEVENFOLD), Neal Morse (Prog-Übervater, ex-SPOCKS BEARD Chef und hier für die Keyboards und zweite Stimme zuständig), Gitarrist Steve Morse (DIXIE DREGS, DEEP PURPLE), sein DIXIE DREGS Bandkollege und Bassist Dave La Rue und Sänger Casey McPherson (ALPHA REV) liegt der Verdacht nahe – aber das Debüt überrascht! Das Starensemble liefert ausnahmslos schöne Songs mit Tiefe und Melodie, und das alles auf instrumentalem Höchstniveau – aber gänzlich ohne Frickeleien oder schwer nachvollziehbaren Arrangements, dafür jedoch mit einem kommerziellen Touch und unheimlich viel Spielfreude – that’s all. Der einzige Song der den Vorurteilen gerecht wird, kommt mit dem 12-minütigen „Infinite Fire“ erst zum Schluss des Albums (da haben die Herren mal drauf los gejamt), ansonsten geht es abwechslungsreich, gut hörbar und mit einem hohem Spaßfaktor quer durch die Botanik von Rock und anspruchsvollen Pop.
Den Anfang macht „Blue Ocean“. Ein typischer Neal Morse Song, der auch auf einen der überragenden „Testimony“-Scheiben hätte stehen können. „Shoulda Coulda Woulda” kommt dann mit mehr Power und entpuppt sich als echter Ohrwurm. Das folgende „Kayla“ ist ein eingängiges, melodisches Pop-Rock Monster das MUSE durchscheinen lässt (und das nicht nur wegen dem Gesang), die Halbballade „The Storm“ erinnert im Stile ein wenig an JOHN WAITE (und bietet einen wunderbaren, leicht orchestralen Mittelpart), „Forever In A Daze“ kommt groovend funkig und mit tollem Bass-Solo daher – puh, und noch immer keinerlei Qualitätsverlust bemerkbar. Das BEATLES-mäßige „Love Is What I Waiting For“ erinnert gitarrentechnisch an Brian May und hat im Mittelpart ein SUPERTRAMP Gedächtnis-Keyboard sowie einen verdammt gut aufgelegten Portnoy im Schlepptau, bei „Everything Changes“ lässt Neal Morse ebenfalls QUEEN und SUPERTRAMP in seiner Weise durchscheinen. „Better Than Walking Away“ ist eine weitere, völlig kitschfreie Ballade. Das flotte „All Falls Down“ klingt wie MUSE auf Core – wiederum starkes Drumming, eine Wahnsinns Gesangslinie und ein etwas hektisches, nach hinten ausuferndes Gitarrensolo – der härteste Song des Albums (der einzige der überhaupt etwas Richtung Metal geht). Danach wird mit „Fool In My Heart“ erst mal wieder der Puls beruhigt – ein Song mit starkem Pop-Appeal und Portnoy Gesang – das wohl schwächste Stück des Albums. Das FLYING COLORS Debüt macht so richtig Lust auf mehr – wer mit den bereits oben genannten MUSE und auch mit COLDPLAY und den öfters mal musikalisch zitierten BEATLES was anfangen kann, liegt hier richtig. In einer gerechteren Welt wäre dies hochwertiges Radiofutter.
Ach ja, der Bandname FLYING COLORS stammt von Produzent Peter Collins, welcher bei den Aufnahmen zum Album den gestandenen Musiker mal zurief: „Gentlemen, you passed with flying colors“, was so viel heißt wie „Meine Herren, ihr habt mit Bravour bestanden“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Und weil's so schön war (siehe SUNSTORM), ein weiterer Gesanges-Söldner, diesmal aber aus der Neuzeit. JEFF SCOTT SOTO (AXEL RUDI PELL, JOURNEY, YNGWIE MALMSTEEN, etc) kommt fast zeitgleich wie JOE LYNN TURNERS neues Werk auf den Markt. Und ich sehe auch musikalisch einige Parallelen. So ist auch auf "Damage Control" melodiöser Hardrock enthalten - moderner und ohne das klebrige Keyboard, welches bei SUNSTORM zum Einsatz kommt (stört mich aber bei TURNER nicht). Druckvoll, stampfend beginnt "Damage Control" und erobert mit seinem starken Opener "Give A Little More" sofort mein Rockherz. Ungebremst geht es so weiter, ungemein stimmige, vor Kraft strotzende, nie auf zwingende Melodien verzichtende Tracks brennen ein Feuer ab, welches mir Herz und Seele erwärmt.
Die Nummern sind liebevoll arrangiert. So taucht bei "Look Inside Your Heart" ein atmosphärischer Mittelteil auf, welcher sich mit jaulender Gitarre abbaut. Jeder Song packt spielend die 4-Minuten-Grenze und bietet meist ein gutes Gitarren-Solo. "Tears That I Cry" wird mit Gitarren vor sich her getrieben, um in einen klasse Chorus zu münden, oder "How To Love Again" kommt leicht traurig angetrabt, um im Titelkern seine ganze Kraft und Melancholie zu offenbaren. "Damage Control" hat alle Bestandteile und Beilagen, die ein starkes Melodic Rock-Album braucht.
Hätte ich, wie in den 80ern, als die Gründerzeit des Melodic Rock Genres war, noch ein Tapedeck, so würde ich Seite A der guten alten 90 Kassette, mit JEFF SCOTT SOTO`s neuem Werk und Seite B mit SUNSTORM bespielen, egal wie rum das Tape liefe, es wäre eine gute Wahl.
Gesanges-Söldner Joe Lynn Turner (MALMSTEEN, RAINBOW, DEEP PURPLE etc.) und Produzent/Bassist Dennis Ward (PINK CREAM 69) veröffentlichen zum dritten Mal unter dem Namen SUNSTORM. Klar ist, was man hier erwarten darf. Und so ist es auch heuer - Joe Lynn Turner bleibt seinem Genre in Nibelungen-Treue verbunden. Geboten wird melodischer Hardrock mit krachender Gitarre, wimmernden Keyboards und melodiösem Titelkern. Diesmal noch eine Portion mehr 80er Jahre-Style, wer aber kann das glaubwürdiger vertreten als eine Gesangslegende eben aus dieser Epoche? Somit fühle ich mich beim Abhören der Scheibe ungemein wohl und "Zuhause".
Die Songs haben so gut wie immer eine starke Melodie, welche mal an alte BON JOVI, NELSON (aus den 80ern) oder SURVIVOR erinnern. Das liegt nicht zuletzt auch an den Urhebern, welche mit Desmond Child und Michael Bolton zu den bekanntesten und erfolgreichsten des Genres zählen.
Joe Lynns Stimme erweist sich zumindest auf Konserve immer noch als kraftvoll und mit dem nötigen Gefühl ausgestattet, um den Hörer mitzunehmen auf eine Reise durch traumhaft schöne, mit leichter Traurigkeit durchzogene, Rocklandschaften.
Ausfälle sind keine an Bord, auf "Emotional Fire" finden sich harte Rocker neben schmusigen Balladen und fiependes Keyboard neben jaulender Gitarre. Wer sich dem melodiösen Hardrock/AOR verbunden fühlt, kann hier nichts falsch machen. Joe Lynn Turner ist ein Original und die 11 Nummern haben alles, was sich ein Genre-Fan wünscht.
Würde man rückblickend noch die Unwörter des letzten Jahrzehnts ausgraben wollen, käme man an dem Begriff „Reunion“ kaum vorbei, zumindest nicht, wenn man ausschließlich unsere metallische Zunft im Blick hat. Neben allerlei Unnötigem kamen auch ein paar gute Bands ins Töpfchen; ganz vorne sind hier die Holländer ASPHYX mit dabei, die ja 2007 extra für das „Party.San“-Open Air einen Neuanfang wagten – inklusive nachgeschobener saustarker Comeback-Scheibe („Death… The Brutal Way“). Nun soll sich mit „Deathhammer“ zeigen, ob das Mindesthaltbarkeitsdatum dieser Legende nicht doch schon abgelaufen ist, und an dieser Stelle kann man mehr als beruhigt sagen: nein! Der Todeshammer toppt nicht nur seinen erstklassigen Vorgänger und die ebenso superbe Konkurrenz im eigenen Haus (HAIL OF BULLETS), sondern knüpft gar an die göttlichen Frühwerke „The Rack“ und „Last One On Earth“ an. Die Produktion von „Deathhammer“, die geschickt irgendwo zwischen rifflastiger Weltmacht und knarzender Räudigkeit pendelt, veredelt Songs wie den unbeirrt nach vorne ballernden Opener „Into The Timewastes“, das flotte Titelstück, den überlangen Doomer „Minefield“, den Antikriegs-Lavastrom „Der Landser“ (ich seh´ hier schon wieder erhobene rote Zeigefinger – und die kommen nicht von E. T. ...), das monoton-eingängige „Reign Of The Brute“ oder die überragende BATHORY-Hommage „As The Magma Mammoth Rises“ zu waschechten, ausfallfreien Abrissbirnen, die selbst eine Truppe wie ASPHYX nicht alle Tage schreibt. Mit Neuzugang Alvin Zuur am Bass, der den ausgeschiedenen Wannes Gubbels ersetzt, legt das Quartett ein Meisterwerk europäischer Death/Doom Metal-Hybridkunst aufs Parkett, das allen Pseudo-Frickel-Hosenscheißern zeigt, wo der Pfeffer wächst. Meine Hochachtung!