Hinter WOVEN HAND steckt der 16 HORSEPOWER-Kopf David Eugene Edwards, der mit „The Laughing Stalk” das bereits siebte Album seines Projekts am Start hat. Auf dem geht es melancholisch zu, in guten Momenten an Nick Cave und Johnny Cash erinnernd, wie überhaupt die Mischung aus Country, Folk und MOTORPSYCHO ihresgleichen sucht. Den Instrumenten wird viel Platz gelassen, gerade der prägnante Bass stützt den Gesamtsound und lässt „The Laughing Stalk“ immer wieder mit viel Groove überzeugen („In The Temple“), da hat Neuzugang Gregory Garcia am Tieftöner ganze Arbeit gemacht. Zusammen mit der sich immer wieder schöne Melodien aus dem Ärmel schüttelnden Gitarrenarbeit (die so manchen Song vor dem Abgleiten in die Belanglosigkeit rettet) und der über allem schwebenden düsteren Stimme Mr. Edwards ergibt sich so ein atmosphärisch sehr dichtes Album, das zwar nicht für jeden Krachmaten was ist – aber wer sich seine Offenheit für Musik bewahrt hat und mit melancholischer Gitarrenmusik was anfangen kann, für den ist „The Laughing Stalk“ eine interessante Platte.
EF, die sträflich unterbewertete schwedischen Postrocker, legen mit „Delusions Of Grandeur“ eine EP vor, die nur auf Vinyl (im 10“-Format) erscheint. In gut 25 Minuten zelebriert die Band drei Songs, von denen der Titelsong und das ebenso überlange „I Never Felt This Way Before“ vom Zwischenspiel „Fem“ zusammengehalten werden. Gemeinsam erschaffen die drei Songs eine Atmosphäre, die (Postrock-typisch) fröhlich-fragil ist. Wird im Titelsong mit Gesang geabeitet, um dieses zu erreichen, baut „I Never Felt This Way Before“ u.a. Streicher und ein Piano ein, um eine ähnliche Stimmung aufzubauen, was in beiden Songs mühelos gelingt. EF klingen schwerelos, das war schon auf „Mourning Golden Morning“ und ist auf „Delusions Of Grandeur“ nicht anders, was den Hörer schnell fesselt und ihn ich der Magie der Schweden hingeben lässt. Mit der EP legen EF einen Tonträger voller wunderschöner Musik vor, dessen einziges Manko die viel zu kurze Spielzeit ist. Wird Zeit, dass da mehr Nachschub kommt, auch wenn die Wartezeit mit „Delusion Of Grandeur“ sehr schön überbrückt werden kann. EF festigen ihren Ruf als außergewöhnliche und sehr talentierte Postrock-Band und werden hoffentlich mehr Hörer für sich einnehmen können - verdient hätten sie es.
Manchmal ist es einfach unglaublich, was man als glücklicher Rezensent aus dem Briefkasten fischen darf. Einen wahren Glücksmoment bescheren einem die Texaner ETHEREAL ARCHITECT. War schon das Vorgängerwerk „Dissension“ ein Hammeralbum, so setzen ETHEREAL ARCHITECT mit „Monolith“ noch einen drauf. Auch wenn ETHEREAL ARCHITECT unglaublich eigenständig sind, so kann man ihre Musik grob als Verbindung der Power von Bands wie ICED EARTH oder HELSTAR mit der Verspieltheit und Virtuosität diverser 90er US Prog Metal Acts wie MERCURY RISING, PSYCO DRAMA oder RADAKKA beschreiben. Allein die schwebenden Melodien des Openers „Kalinago“ in Verbindung mit knallharten Doublebassattacken jagen einem einen wohligen Schauer nach dem anderen den Rücken herunter. Die vier jungen Herren sind absolute Ausnahmekünstler, welche es aber immer schaffen ihre Musikalität dem jeweiligen Song unterzuordnen. Trotz einer hohen Melodiedichte wird es nie kitschig, und ETHEREAL ARCHITECT erweisen sich immer wieder als überaus geschmacksicher, wenn es darum geht träumerische Melodiebögen mit harten Riffs zu verbinden. Trotz vieler Rhythmuswechsel und hart / soft Dynamics wirken die Songs zu jeder Zeit schlüssig durcharrangiert und niemals zerfahren. Jedes Break sitzt da wo es hingehört. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Zerbrechliche Prog Rock Tracks, wie das den Geist von SPOCK'S BEARD atmende „Obscura“ stehen dabei gleichberechtigt neben fast schon thrashigen Nackenbrechern à la „Bardo Becoming“. ETHEREAL ARCHITECT haben mit „Monolith“ ein anspruchsvolles Progressive Metal Werk erschaffen, welches nahezu alle Facetten harter Musik abdeckt und mit Sicherheit den Test of Time bestehen wird. Mit ETHEREAL ARCHITECT steht eine der beeindruckendsten Formationen der letzen Jahre am Start. Was SHADOW GALLERY für den Underground der 90er Jahre waren, sind ETHEREAL ARCHITECT heute.
Die schweizerInnen GATES OF OBLIVION machen es einem nicht gerade einfach. Auf ihrem zweiten Werk „Mirrored Reflections“ gibt es sowohl Licht als auch Schatten. GATES OF OBLIVION verbinden progressive Songstrukturen und anspruchsvolle Instrumentalarbeit mit Einflüssen aus dem Gothic Bereich. Mitunter klingen sie wie eine komplexere Variante von EDENBRIDGE. Die Stücke sind sehr detailverliebt und bieten auch nach mehrmaligem Hören immer neue Feinheiten, welche die Sache interessant und spannend halten. Was zugunsten des Anspruchs an hoher Musizierkunst etwas auf der Strecke bleibt sind die ganz großen Hooks, welche einem auch nach Tagen nicht aus dem Ohr wollen. Hier ist noch Luft nach oben. Ideen wie die Hammondorgel in „Miracle Bird“ sind dagegen richtig cool. Das größte Problem sehe ich persönlich im Gesang von Frontfrau Aline Bühler, welche über eine sehr hohe und fragile Stimme verfügt. Während sie in den sehr ruhigen Moment äußerst wohl tönt, so kommt sie in den aggressiveren Parts schnell an ihre Grenzen und wenn sie versucht die Rockröhre auszupacken wird es schrill und man hört, dass das überhaupt nicht ihr Ding ist. Die Eigenpressung tönt recht professionell und man ist definitiv auf dem richtigen Weg, in Sachen Gesang sollte man aber noch einmal in Klausur gehen.
Sieben lange Jahre hat es gedauert bis PRAYER einen Nachfolger für das brilliante „Wrong Adress“ Album in die Regale wuchten. Sieben Jahre in denen die Zeit in Finnland offensichtlich und glücklicherweise still stand, denn „Danger In The Dark“ fängt genau da an, wo „Wrong Adress“ damals aufhörte. PRAYER spielen äußerst wohlklingenden AOR mit einem feinen Händchen für leicht melancholische Melodien. Der perfekte Soundtrack um nachts bei Regen über eine Autobahn zu düsen. PRAYER vermengen Einflüsse von THIN LIZZY mit den kanadischen Prog Göttern von SAGA und würzen das Ganze mit leicht DIRE STRAITS-artigen Vocals. Heraus kommt ein leckeres Gebräu, welches jedem AOR Gourmet munden sollte. Die stilsicheren 80er Jahre Keyboards setzen „Danger In The Dark“ dann noch das Sahnehäubchen auf. Wer mir nicht glaubt, der führe sich das Titelstück oder das treibende „KP“ zu Gemüte. Ich hoffe, dass wir nicht wieder 7 Jahre warten müssen.
Es gibt Formationen, die einfach nicht tot zu kriegen sind. SAVAGE gehören defintiv zu dieser Sorte Bands. 1979 gegründet, debütierten sie 1983 mit dem zu Recht als Klassiker geltenden „Loose 'n Lethal“. Selbiges Album bzw. die Demos davor hinterließen auf Hetfield, Ulrich und Co. einen ähnlich bleibenden Eindruck, wie die ersten Gehversuche von ANGEL WITCH, BLITZKRIEG und DIAMOND HEAD. Auch ich kann mich der Faszination für das rohe Frühwerk von SAVAGE nicht erwehren. Allerdings muss ich gestehen, dass ich SAVAGE nach eben „Loose 'N Lethal“ aus den Augen verloren habe. Anno 2012 stehen die alten Herren dann tatsächlich mit ihrem 6ten Werk auf der Matte. Mit „The Rage Within“ geht es dann auch ganz schmissig los und man hört sofort, dass es SAVAGE geschafft haben, sich ihren ureigenen Gitarrensound zu konservieren und ihn in die Gegenwart zu transferrieren. Zwar tönt alles bedeutend fetter, aber der typische Klang ist noch wahrnehmbar. Leider wird mit dem bluesigen „Black 'n Blue“ gleich im Anschluß etwas Schwung herausgenommen. Auch das Titelstück klingt etwas brav. Und so geht es munter weiter: Schmissige Hard Rock Songs an der Grenze zum Heavy Metal („The Hanging Tree“, Waking The Dead“, „Now“, Fallen Idol“) wechseln sich mit etwas kraftlosem, angestaubtem Material ab („Monkey On My Back“, „Junkyard Dogs“ oder „Masters Of War“). Das an THIN LIZZY erinnernde „Choose Revolution“ ist dann nochmal ein richtiges Highlight. SAVAGE haben 2012 keinen Meilenstein an den Start gebracht, aber ein gutes Hard Rock Album , welches besonders Verehrern der frühen NWoBHM gut 'reinlaufen müsste.
Die Ruhrpöttler SOLEMN STATEMENT prügeln einem auf ihrem ersten Lebenszeichen einen derben Bastard aus harschem Thrash Metal und melodischem Death Metal um die Lauscher. Die Vocals von Sven Sommler sind schön rau und aggressiv. Die meist recht flotten Songs werden immer wieder durch Tempowechsel aufgelockert. Bei „Empty Space“ gibt es sogar fast balladeske Klänge zu vernehmen. Aber keine Angst: kitschig wird es nie. Das Einzige, was ich SOLEMN STATEMENT ans Herz legen möchte: sucht euch nen lebenden Drummer. Ansonsten ist „God Whispers“ eine gelungene erste Duftmarke.
Herrlich! Wo AXEHAMMER draufsteht ist auch 2012 zu 100% AXEHAMMER drin. Schnörkelloser US Power Metal in der Tradition solch Hochkaräter wie OMEN, ARMED FORCES, HEXX oder auch JAG PANZER und CAGE hauen uns AXEHAMMER um die Ohren. Das gesundheitsbedingte Ausscheiden von Originalstimme Bill Ramp haben AXEHAMMER gut verdaut und präsentieren mit Kleber Mandrake (Was auch immer sich seine Eltern bei seinem Vornamen gedacht haben!?!?) einen tollen Ersatz, welcher sowohl kraftvoll screamt als auch voluminös singen kann. AXEHAMMER lockern ihre aggressiven Riffkaskaden immer wieder mit maidenesquen doppelläufigen Leads auf und sorgen so für melodiöse Kontrapunkte. Eine große Stärke von AXEHAMMER sind die monströsen Hooks. Nahezu jeder Refrain bleibt sofort im Ohr „kleben“ (sorry...das musste sein) ohne sich zu sehr anzubiedern. Man höre nur exemplarisch die Up-Tempo Hymne „The Dragons Fly“. AXEHAMMER verbinden schlüssiges Songwriting mit ausreichend Ecken und Kanten und sollten so sowohl für HAMMERFALL Fans auch für Kauzspezialisten, die jeden Abend einen Gottesdienst für eine CIRITH UNGOL Reunion abhalten, interessant sein. Mittlerweile hat sich auch NEW EDEN Mastermind Horacio Colmenares AXEHAMMER angeschlossen und vervollständigt mit Gründungsmitglied Jerry Watt und Drummer Joe Aghassi die aktuelle Inkarnation von AXEHAMMER. Einzig der Sound, welcher in Händen von Legende Bill Metoyer (hatte von SLAYER über OMEN bis FATES WARNING so ziemlich alles in der Mache)lag, klingt seltsam flach. Ich hoffe, dass dies an meinem Download liegt. Aber auch mit diesem nicht optimalen Soundgewand ist „Marching On“ eine Pflichtübung für jeden Traditionsmetaller. Nach „Lord Of The Realm“ und „Windrider“ ist dies der dritte Volltreffer von AXEHAMMER.