Split-CDs sind doof - weil schlecht alphabetisch ins Regal einzuordnen. Allerdings bleibt dieser Nachteil beinahe der einzige - und das liegt an der Stärke der beiden beteiligten Bands. Die ersten vier Songs liefern die Hessen HANDS OF FATE. Eine Mischung aus Black- und Death-Metal mit einigen epischen Ausflügen. Vor allem der Opener "Fear, Hate, Pain, Pride" hat es in sich: Chora-ähnlicher Gesang und fieses Gekeife wechseln sich genauso ab wie Midtempo-Groove und High-Speeed-Geboller sowie melodische Parts und Aggro-Teilchen. Die rote Linie bleibt auch bei den restlichen Titeln ähnlich: "HOF" strotzen vor Variantenreichtum, in ihren Liedern gibt es viel zu entdecken und dank eines guten Sounds kommen die Ideen auch gut rüber.
Ähnlich interessant kommt auch die zweite Arbeitsgemeinschaft des HOF-Mannes Zigor daher. EPITAPH OPERA trinken allerdings "reineren" Schwarzwurzel-Tee, haben Schlüsselbrett und Frau und auch weiblichen Gesang am Start. Nach einem gar traurigen Klavier-Intro geht’s ans Eingemachte: Los gekreischt und uups: Flugs wieder gebremst. Nein hier wird nicht ultra-true geklotzt, hier wird breakig gekleckert. Nach nicht mal einer Minute kommt der erste geflüsterte Part, der mitsamt zunehmenden Gekreische auch wieder Fahrt aufnimmt. Also auch hier schreiben die Mucker Abwechslung groß, machen’s auch mit Melodie, verzichten aber auch allzu großen Pomp. Allerdings könnte der Sound gerade in den harten Passagen ein wenig mehr Wumms vertragen. Letztlich aber gibt’s auch hier nach dem Intro vier fünf hörenswerte Tracks. Umtrunk? Prost - trotz Split!
Mehr Info bei HANDS OF FATE oder bei den Initiatoren dieser Split von EPITAPH OPERA unter http://www.epitaph-opera.com/ .
Drei Alben haben MASSEMORD schon veröffentlicht, "12 Years Of Mass Murder” ist demnach logischerweise Nummer vier. Von den drei Scheiben davor hab kenne ich nix, aber nach dem Genuss von "12 Years Of Mass Murder" glaube ich nicht, dass mir da viel entgangen ist. Langweilig vor sich hinplätschernder Black Metal ("Den Sharte Skogen"), mit dünn produziertem Schlagzeug und nur sporadischen Vocals, das reisst mich einfach nicht vom Hocker. Dass das die Drums so dünn produziert wurden, ist bei dem einfallslosen Gekloppe des Schlagwerkers nicht weiter schlimm, dafür sind die Gitarren ordentlich sägend und können mit einigen guten Passagen aufwarten. Aber das reicht nicht, um die Scheibe aus der Langeweile zu ziehen. Kaum einmal hat man das Gefühl, dass so etwas wie Atmosphäre aufkommt oder man von musikalischen Ideen überrascht wird, die nicht schon tausend andere Black Metal-Bands vor MASSEMORD zu Tode geritten haben. Schade drum, aber "12 Years Of Mass Murder" ist so lahm und uninspiriert, wie schon das ach so provokante Cover verspricht. Gar nicht.
TYRANT gehören zu den bekanntesten Black Metal - Bands Japans und existieren schon seit über zehn Jahren, gründeten sich also nicht "nachträglich", sondern in der Tat zu Zeiten, als diese Musik ihre kreative Hochphase hatte. Und mit "Grimoires" legt die mittlerweile als Quartett agierende Band ihr drittes Album vor, das auch ohne Zweifel erkennen lässt, dass hier keine Anfänger am Werk sind, die mal eben die Schwarzwurzel für sich entdeckt haben. Etwas störend wirken dabei nur die teilweise penetrant und nervig dudelnden und unpassend schmalzigen Keyboards, mit denen gut übertrieben wird und auch die matte Produktion, die zuweilen - gewollt oder ungewollt - unpassende Nebengeräusche erkennen lässt (etwa das merkwürdige Klopfen in "Devil´s Pact"), ist lange nicht auf dem Niveau, das man von stilistisch ähnlich gesinnten Bands wie DIMMU BORGIR kennt und schätzt. Hat man sich an diese Umstände aber gewöhnt, was ohne große Probleme möglich ist, offenbaren sich einige sehr hörenswerte Songs wie die schnellen "Bell, Book And Candle", "Thy Night Queen Hecate" oder das mit einem Spoken Word - Part ausgestattete "Babylon The Great", wobei Frontmann und Gründer Keisuke für alle gesprochenen und gesungenen Töne zuständig ist. Auch die zahlreichen und gut nachvollziehbaren Breaks sind gelungen und nicht zuletzt diese Progressivität zeichnet "Grimoires" als weit überdurchschnittliches, "symphonisches" (hier wäre weniger echt mehr gewesen!) Black Metal Album aus, das man sich gut am Stück anhören kann. Wer Black Metal allerdings ausschließlich als brachiales, unmelodisches Knüppelwerk schätzt, ist hier absolut fehl am Platz!
Sie haben einen Haufen Angebote größerer Labels, bleiben aber, Gewehr bei Fuß, Twilight treu. Wie übrigens sich selbst: Die Schleswig-Holsteiner Black-Metal-Armee beweist auf der neuen Übung wieder ihren fachgerechten Umgang mit dem ihrem bedrohlichen Waffenarsenal. Klirrende Gitarren, zerstörerisches Drumming, kotzige Vocals, Absolute Stiltreue gepaart mit Kompromisslosigkeit: Die insgesamt fünfte Veröffentlichung der Band ist aber mitnichten stumpf und langweilig, aber dennoch extrem. Abwechslungsreich in Tempo und Wahl der Waffen. Hier paart sich krachende Ballerei mit qualvoller Langsamkeit - ENDSTILLE strotzen geradezu vor Varianz. Wer die Kieler Schwarzwurzel-Einheit bis dato eher nicht so mochte, der sollte hier reinhören. Alle anderen haben sich sowieso bereits lebenslänglich verpflichtet. Besser als besoffen inner Hafenkneipe für die Fremdenlegion anzuheuern. Glaubt ihr nicht nicht? Dann hört "Navigator", Monotonus II" oder "Bastard". Das ist ein Befehl!
Einen seligen Ausflug in die alten Tage des Black Metal bietet uns "Death Redemption”, das Debüt der Schweden EXCESSUM. Unleserliches Cover, ein sehr schönes dunkles schlichtes Artwork und als Losung "Darkness! Death! Damnation!" lassen ahnen, wohin der Elch laufen wird. Einen Drummer haben die beiden Köpfe leider nicht, da musste wohl Kollege Computer einspringen, was man aber nicht hört, die Drums klingen sehr real und druckvoll, soweit das bei der typisch old schooligen Produktion möglich ist. Halt mit wenig Bass, viel Geklirre und einer keifenden Stimme, deren Besitzer ordentlich Säure beim Gurgeln nimmt. EXCESSUM besinnen sich darauf, dass nicht nur rasend schnelles Geklopppe Black Metal ist, sondern auch Instrumentalparts im Mid Tempo durchaus Atmosphäre verbreiten können (Song 5). Leider fehlt den Schweden das Händchen für durchgehend gute Songs, besonders die ersten beiden sind BM-Durchschnitt, während es zum Ende hin immer besser wird, möglich, dass das die neueren Sachen sind. EXCESSUM werden unter Nostalgikern sicher ihre Fans finden, die dürfen sich dann einer authentischen Verbeugung vor dem alten Weg des Schwarzmetall erfreuen, die insbesondere bei der Gitarrenarbeit Akzente setzen kann.
Das Debüt der schwedischen Panzerfahrer kommt merkwürdiger Weise via Black Lodge nochmals auf den Markt. Vor 13 Jahren feierten Morgan Steinchen-Meyer sein Debüt, spielte Gitarre und auch ein wenig Bass und hatte mit Joakim Grave (Drums), Axel Axelsson (Vocals) und Gitarrist Devo Andersson klangvolle Namen dabei. Gemixt hat das Album seinerzeit übrigens Dan Swanö, allerdings klingt es nach heutigem Ermessen zumindest außerordentlich undergroundig. Die Songs haben mit aktuellen, pfeilschnellen, gerne mal etwas langweiligen MARDUK-Stil wenig zu tun, erinnern schon mit dem Intro sehr an Possessed mit mehr Black-Metal-Schlagseite und extrem wechselnden Tempi. Vielleicht war auf dieser Scheibe der beste Sänger zu hören, den MARDUK je hatte, den überbewerteten Legion hin, den unterschätzten Mortuus her. Nun noch zur Frage: Warum wird diese Scheibe neu veröffentlicht? Den einzigen zustätzlichen Kaufanreiz bildet das pechschwarze Digi-Pack mit Relief-Aufdruck und das Booklet mit Original-Cover und einigen künstlerischen Bildchen. Die Re-Masterung klingt nur höchst bedingt durch und Bonus-Songs sucht der potentielle Käufer vollends vergebens.
HEOL TELWEN heißt dunkle Sonne - und die steigt auf in der Bretagne, jenem britisch geprägtem Gebiet im Nordwesten Frankreichs. Die Bretonen leben auf hartem Gestein und wollen die Unabhängigkeit von Frankreich - und sie pflegen ihre Sprache. Das tun auch HEOL TELWEN, was der Musik einen durchaus kauzigen Charme gibt. Auch musikalisch geht es traditionell zu: Man vermischt harschen Pagan-Black-Metal mit den einheimischen Klängen - was sich durch Dudelsack und "dünne Flöte" äußert. Das oder ähnliches gab es zwar auch schon öfter, HEOL TELWENs Ansatz ist nicht unbedingt neu. Aber die Bretonen gehen einfach sehr, sehr frisch zu Werke, erinnern mich an die Zeit, als CRUACHAN noch originell und hart waren, bevor sie allzu sehr in die Folk-Ebene abrutschten. Die Fahrensleute aus Breizh aber bleiben trotz aller akustischen Parts jederzeit metallisch, verbreiten ein Mischung aus Aggression, Lebensfreude und Melancholie. Und trotz des folkloristischen bretonischen Gesangs und einiger prostiger Choräle driftet "An Deiz Ruz" nie in die - inzwischen vielleicht zu lustige - Finntroll-Richtung ab. Ein gelungenes Album. Frisch as fuck sozusagen - möge diese dunkle Sonne so schnell nicht untergehen.
Ihr habt es nie verkraftet, dass Samoth und Kollegen so mir nichts dir nichts Emperor auflösen und jetzt bei Scum rocken oder anderswo extrem einfach Mucke machen? Dann seid ihr bei HIDDEN IN THE FOG richtig. Denn die Sachsen-Anhaltiner würzen urwüchsigen Black Metal mit allerlei progressiven Elementen. Eindringliche aber selten schmalzige Keys, akustische Klänge, abgefahrene Gitarren-Elemente, vertracktes Drumming, klagender Klargesang, extreme Tempowechsel - eigentlich machen die Magdeburger vor nichts Halt. Und sind somit wesentlich unkommerzieller als die gesamte true old-school-Fraktion zusammen. Allerdings braucht es viel, viel Zeit und noch mehr Verständnis für diese Art von Musik, denn die Mucker laufen scheinbar über vor guten Ideen und stopfen sie alle in diese Scheibe. Das führt dazu, dass des Normalos Ohr zur eigenen Begeisterung jede Menge interessante Parts entdeckt: Heftige, eindringliche, melancholische, mächtige, gefühlvolle und brutale. Das führt aber auch dazu, dass die Musik Ohr und Hirn des Rezipienten häufig überrumpeln, dass die harschen Wechsel an die Nerven gehen. Das Damoklesschwert ist also versteckt im Nebel dieser Künstler, einer tollen Scheibe droht die Enthauptung durch Überfoderung. Aber: Irgendwann (und das ist nicht nach zwei, drei Durchläufen) neigt sich das Pendel immer weiter in Richtung Begeisterung. Und Menschen, die Emperor vergöttern, werden auch an HIDDEN IN THE FOG und Epen wie dem elfminütigen Schluss-Titel "For The Sightless To Behold" Gefallen finden. Jede Wette!
Black Metal oder Dark Metal? Mal schnell, mal hart, mal Cradle, mal Eisregen, mal langweilig, mal okay. Der Sound ist allerdings größtenteils ziemlich mäßig, die Keyboard-Klimperei fast immer nervig und die Stimme dünn und ebenso nicht gerade für die bestimmt, die etwas empfindlichere Öhrchen haben. Nun ist ein nicht eben bombastischer Sound einer BM-Band nicht wirklich abträglich, zumindest in Sachen Street-Hell-Credibility. Aber nun will diese mortive Legion song-technisch nicht gerade Norwegens truesten nacheifern, sondern eher den Kollegen mit Bombast in der Hose und Kommerz auf der Flagge. Mir persönlich gefällt die Band eher, wenn sie mal auf Härte macht, die gotischeren Parts kommen doch arg klinisch, die Intros sind zu lang, die Klischees allgegenwärtig, es gibt ein Lied mit deutschem Text ("Frau aus dem Nebel" - deren Atem übrigens den Tod bringt) und überhaupt. Die Abwechslung wirkt zu aufgesetzt, der rote Faden wird wohl noch gesucht. Nicht wirklich schlecht, aber eben noch sehr unausgegoren. Fazit zu LEGIO MORTIS: Und wenn die Frau sie nicht angepustet hat, leben sie noch heute.
Mensch, was habe ich mir schwer getan mit "Island". Schwer getan damit, die Musik quasi in Worte zu fassen und sie hier Leuten näherzubringen, die ISLAND bisher noch nicht gehört haben. Und ich werde es nicht schaffen, das ist mir jetzt klar. Am Besten lädt man sich "The White Ghoul" von der Bandseite runter und entscheidet selbst, ob ISLAND den eigenen Geschmack trifft. Schon mit "Orakel" haben die Jungs um KLABAUTAMANN-Kopf Flo Konventionen gesprengt und ein atmosphärisches Meisterwerk hingezaubert, dass man noch am ehesten mit IN THE WOODS oder ULVER vergleichen kann. "Island" ist eine wunderschöne EP geworden, auf der sich ISLAND in entspannten Klängen verlieren und den Hörer mit auf eine Traumreise nehmen. Zwar gibt es auch mal aggressiven Gesang oder dezente Knüppelparts, aber die sind sehr selten und passen perfekt ins Bild. Ein Weckruf, quasi. ISLAND haben eine EP aufgenommen, die unbeschreiblich ist und das Potential der Band deutlich zeigt. Teils Soundtrack, teils Metalscheibe, ist "Island" eine außergewöhnliche EP einer außergewöhnlichen Band geworden. Grandios und zauberhaft.