Review: Sacrilege Of Humanity
Doublebass-Orgien, verdammt schnelle Gitarrenriffs und tiefe Growls weisen CALM HATCHERYs
„Sacrilege Of Humanity“ schnell als das aus was es sein soll und will: Deftig-heftiger Death
Metal! Das kombiniert die aus Polen stammende Band mit diversen sehr komplexen Riffs um
dem ganzen den gewissen Kick und Abwechslung zu geben die das Genre braucht um nicht
eine weitere Band mit Einheitsbrei am Bein hängen zu haben.
Und das klappt auf weiter Strecke auch erstaunlich gut: Trotz der Tatsache das ein Song wie
„We Are The Universe“ zwar vorprescht wie eine Dampfwalze werden hier Gitarrenläufe, Solo
und Variationen eingestreut die sicherlich mehr als ein paar Tage Bier trinken im Proberaum in
Anspruch genommen haben. Das beste und eindrucksvollste Beispiel ist hier „Lost In The
Sands“: Eine so scharfe Kombination aus verflucht gutem Riffing und wiederum ganz
ordinärem, dafür aber fettem Death findet man normalerweise viel zu selten bei anderen
Bands.
Und trotzdem kann man sich hier die Nackenmuskeln ausrenken - vorausgesetzt sie haben
etwas Training um wenigstens einen Halftime-Takt zu finden! Viele der Songs fangen abrupt
an, ignorieren Stilmittel wie Tempo- und Intensitätserhöhungen sondern legen direkt mit voller
Dröhnung los. Da fällt schon mal der technische Part (sicherlich gewollt) mehr oder weniger
unter den Tisch (wie im Song „Them“).
Das Ganze lebt von den Instrumenten und dessen Abwechslung, die Vocals verschwinden
leider viel zu oft im oft so brachialen Sound.
Alles zusammen gibt diese ziemlich coole Mischung aus technisch-anspruchsvoller
Gitarrenfolter, Schlagzeug-Penetration im hohen Tempo und wiederum einfachen, klassischen
Death Metal Parts.
Wer auf solch interessanten Ansätze im Death steht, hier ist eure CD! Wem die Stimmung eher
nach ausschließlich Oldschool-Death mit prägnantem Sänger und schneller, aber nur für die
Begleitung benutzte Gitarren steht, der ist anderswo aber besser beraten. Ansonsten:
Headbangen erwünscht!
Sacrilege Of Humanity
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
40:1 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Hasentotenkopfpiraten
Hey ich war schon beinahe echt gespannt auf die neue Scheibe von RANDALE, und nein, das ist natürlich keine neue Punkband. Und spätestens der coole Titel „Hasentotenkopfpiraten“ gibt schon ein wenig mehr Aufschluss darüber, was diese Herren aus der ostwestfälischen Diaspora in Punkto Fußball - ich sag’ nur Bielefeld steigt wohl jetzt sogar aus der 2. Liga ab – zu bieten haben: Kinderlieder in rockig-luftige Gewänder mit schönen Texten zu packen und so für alle genervten und Rolf Zukowski geschädigten Eltern eine echte Alternative zu bieten.
Bereits das Vorgängeralbum „Der Hardrockhase Harald“ war eine echt klasse CD und sprühte nur so vor Ideen, Frische, viel Unbekümmertheit und abwechslungsreichen Riffs.
Die 14 Songs als solche sind auf den ersten Hub mal abgesehen von dem mit schönen Drums eingeleiteten Titellied vielleicht nicht ganz so eingängig wie beim Vorgänger aber spätestens nach dem dritten Durchlauf zünden dann auch die neuen Sachen mit echt witzigen Texten und Reimen. Endlich gibt es wieder zum beliebten Thema "Purzeltag" etwas anderes als die bekannten sowie teilweise etwas ausgeleierten Kracher und so ist das leicht angepunkte „Geburtstagslied“ echt gut geworden. Auch andere musikalische Stilarten werden gekonnt verwurstelt wie etwa „Hühner-Skai“ oder auch das noch bessere „Kino“ mit schönen Ska-Bläsersounds in mittlerer Geschwindigkeit. Meinem Jüngsten hat es dabei besonders „Tatü Tata – das Feuerwehrlied“ angetan, eine Art BAP-Deutschrock meets Hardrockvibes, der Text hat auch sehr viel lehrreiches zu bieten. Genauso so stark vom Ansatz her „Neun Planeten“, das im lässigen Reggae-Groove daherkommt, genauso wie „Entpannt“, eine noch etwas lässigere Nummer. Mehr Tempo gibt’s dann auf "Rockband", ganz viel Rockabilly meets Rock’n’Roll - geht echt gut ab, mit schönem Gitarren, das kriegen „echte“ Genrevertreter auch nicht viel überzeugender hin. Bei „Flummi“ werden dann echte 80er Jahre Hardrockriffs ausgepackt, hat von „Living after Midnight“ (JUDAS PRIEST) nur etwas langsamer gespielt. „Mach dich Locker“ kann ebenfalls sehr positiv, „Kleine Indianer“ gefällt mir als einziger Song nicht ganz so dolle.
Denke mal wer Kiddies ganz grob im Altersbereich von ca. 3 bis 10 Jahren hat, dem seien RANDALE absolut an Herz gelegt. Die Scheibe ist auch für Erwachsene durchaus unterhaltsam ausgefallen, ausgestattet mit vielen eingängigen Refrains und läßt so durch den rockigen Grundtenor einfach keine Langeweile aufkommen. Sicher gibt es hier natürlich keinen kindgerechten Heavy Metal (wäre eventuell auch mal eine Idee!) aber dient trotzdem als ein taugliches Angebot Kinder langsam eher an etwas „härtere“ Gefilde heranzuführen.
Insgesamt zeigt die Bielefelder Formation mit „Hasentotenkopfpiraten“, die fünfte Produktion seit 2004, einmal dass man das Metier echt beherrscht und noch mehr Aufmerksamkeit im Bereich Familienrock verdient hätte.
Da wir ja gerade wieder die Zeit haben, empfehle ich außerdem aktuell die Weihnachts-CD „Randale unterm Weihnachtsbaum“ - coole Kindermucke ohne Pathos und allzu rühriges Schnulzengehabe.
Hasentotenkopfpiraten
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
43:26 ()
Label:
Vertrieb:
Ist zwat ein etwas seltsamer Bandname THE BOILER aber die Mucke, ganz grob mit Modern Alternative umrissen, kommt auf dieser selbstproduzierten zweiten EP "Order From Noise" durchaus auf gut bis sehr gutem Niveau daher. Und schon wieder überzeugt dabei eine Münsteraner Formation, hier mit einer ausdrucksstarken Frontfrau am Mikro, durch einen besonderen Stil. Neben fetten Riffs bietet dieses Quartet durchaus ungewöhnliches mit vielen Breaks, ständig wechselnde Rhythmen und etwas verquerte Melodiebögen so ne Art GUANO APES auf Prog, könnte man schon sagen. Aber die Sängerin Alina schreit nicht soviel, eigentlich (zum Glück) gar nicht sondern überzeugt mit einem vielfältigen Timbre und auch einer gewissen Einfühlsamkeit. Mich erinnern diese fünf recht vielfältigen Tracks aber viel eher an eine andere junge Münchner Band Namens ALEV, deren auch bei uns rezensierten Anfangsalben bis zu deren Sängerinnenwechsel waren ähnlich hochwertig - rockig, komplex angehaucht mit viel Energie und Leidenschaft. Falls es mal zu "streuig" wird sorgt die Gitarrenfraktion mit recht heavy sowie tief runter gestimmten Saiten für Ordnung und holte den Zuhörer immer wieder auf die erdige Basis zurück.
Dies verkörpern Songs wie das kraftvolle „One Missing“ mit schweren energetische Gitarrenbreitwände, kraftvolles Schlagzeugspiel unf ein etwas klagender Gesang mit einem zwar nicht zu catchy aber durchaus hängenbleibenden Refrain. Da ist sicher noch etwas Steigerungspotential möglich, denn die großen Hooklineschreiber sind BOILER nicht, aber vom sehr variablen Songwriting und den eher komplexeren Songstrukturen auf einem guten Weg, ihren eigenen Stil zu finden. Auch bei "Complicate" ist dies so, es fängt eher zurückhaltend an ehe es dann etwas heftiger wird, dann wieder etwas Tempo raus und mensch dieser Drummer hat es echt drauf, sehr variabel haut Nils van der Gathen seine Sticks auf die Felle, mit viel Details, Hirn und Feeling. Die Songs versprühen eine gewisse Melancholie, auch im Grundtenor recht düster gehalten bestes Beispiel ist die wunderbar in akustischem Gewande gehaltene Ballade "Phoenix", sehr aufwühlend und gefühlvoll.
„Push It“ ist dann eher wieder die etwas verschrobenere Songvariante, fast schon postrockartig mit mächtigen Gitarrensounds im Wechsle mit ruhigen Parts, da fehlt eventuell noch einen tick roter Faden zu einem ganz perfekten Song. Zum Abschluss folgt dann noch „Higher Ground“ das klanglich etwas vom Rest abweicht, beinahe schon fröhlich geprägt mit seinem relativ griffigen Refrain und schönem Tempo. Dieser Song reißt richtig mit, was man zukünftig als kleine Anregung eventuell noch verstärkter ausbauen sollte.
Daher sind THE BOILER mit „Order From Noise“ absolut richtig und konsequent unterwegs, die Band besitzt viel Kreativität, zeigt sich spieltechnisch auf einem guten Niveau sowie variabel im Ausdruck. Erfreulich ist weiter ebenfalls, dass man nicht mit auf zu Eingängig getrimmten Zeug an Tiefe verliert oder gar auf die Charts schielt.
Diese EP und anderes Material können auf der HP in MP3 Qualität kostenlos runtergeladen werden. Einzig das wirklich nicht ansprechende, gesichtslose Cover ist ziemlich daneben und spiegelt in keinster Weise diese detailreiche Musik wieder.
Bitte genau so weiter machen!
Order From Noise
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
5
Länge:
20:22 ()
Label:
Vertrieb:
CREED sind ja seit letztem Jahr als Band wieder aktiv geworden (das kann man nun gut oder schlecht finden), sehr positiv ist allerdings jetzt, dass die dreiviertel der Besetzung von ALTER BRIDGE (eben damals aus Creed entstanden) trotzdem weitermachen und jetzt Album Nummero drei vorlegen. Sehr originell waren die Herrschaften mit der Titelwahl zwar nicht, „AB III“ klingt nicht sehr dolle aber die Musik entschädigt bei weitem für die lieblose Bezeichnung und ein eher schlichtes Coverartwork.
Der entscheidende Unterschied ist nicht nur der erneut grandiose Sänger Myles Kennedy (er war unlängst bei SLASH als Tourvocalist auf dessen erfolgreicher Worldtour dabei) der mit seinem deutlich wandlungsfähigerem Organ Chef-Jammerer Scott Stapp deutlich in den Schatten stellt, sondern die gänzlich andere Ausrichtung gegenüber dem zuletzt gerade noch mittelmäßigen Creed Comebackwerk "Full Circle".
Mastermind Mark Tremonti ist bei seiner neuen, alten Stammband aber bei Alter Bridge musikalisch zwar stilistisch nicht völlig gegenläufige unterwegs aber der Sound macht's halt aus. Bei AB geht es deutlich heavier, riffiger, mitunter düsterer und durchgehend härter zu mehr fast schon mehr Hardrock als alternative. Und den oftmals zu schwülstigen Pathos sucht man hier ebenfalls zum glück vergebens. Die Jungs leben ihr zweites Ich durchaus kernig aus bieten aber trotzdem auch mal atmosphärische Parts oder Passagen wie beim Opener "Slip To The Void". Nach einem zunächst fast flüsternden Start, krachen pulsierende Gitarren in bester Grungemanier laut durch die Boxen und liefern einen schönen Refrain in bester ALICE IN CHAINS Manier nur fetter.
Auch die erste Single "Isolation" föhnt voll gut rein mit ungemein Drive nach vorne, dann gibt es auch so etwas hymnenhaft aufgemachten Sachen wie „Ghost Of Days Gone By" passen, klar ist voll radiotauglich aber klingt nicht so abgedroschen wie NICKELBACK und Konsorten.
Echte Balladen gibt es natürlich auch einige "Wonderful Life" geht gerade noch so, das hätten Creed auch nicht triefiger machen können, da ist das akustisch startende "Life Must Go On" ein ganz anderes Kaliber, hier wummern mächtige Gitarrenwände und wuchtiger Refrain lassen den Hörer in wunderbare Atmosphären abtauchen.
Typisch auch solche melancholisch geprägten Nummern wie "Show Me A Sign", zwar etwas weniger plakatives Tempo aber ungemein mitreißende Hooks.
Einer meiner Favoriten ist ganz klar "Fallout" eine packende Alternativehymne mit einem klasse Gitarrensolo. Die Mischung paßt ganz gut denn immer wieder werden heftige Rocker eingebaut wie etwa „Coeur d’Alene“ oder auch „Still Remains“ die für den nötigen Kontrast sorgen. Und dann immer wieder diese mächtige Stimme, die egal ob akzentuiert, heavy oder auch „nur“ brachial, einfach nur klasse daherkommt, die Songs veredelt und oftmals mit dem gewissen Etwas versieht. Myles ist für mich aktuell einer der besten Rocksänger der Szene, er schafft es seine biografischen Texte über Ängste, Glaubensverluste und neuer Hoffnung glaubhaft mit der Musik zu transportieren. Nicht umsonst war er als potenzieller LED-ZEPPELIN-Sänger im Gespräch.
Zu den beiden überragenden Vorgängerwerken fällt „AB III“ vielleicht einen Tick weniger genial aus, braucht einige Anläufe mehr zur Zündung - ALTER BRIDGE haben sich dabei nicht einfach nochmal kopiert sondern mit viel eigenem Charme ganz sicher eines der besten Genrealben des Jahres abgeliefert.
AB III
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
14
Länge:
66:35 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten