Interview Wie ist das Feedback zu “The Quiet Lamb” ausgefallen? Wirklich sehr gut. Mit diesem Album haben wir viel mehr Aufmerksamkeit bekommen als mit jedem anderen. Es gab viele gute Reviews sowohl hier in UK als auch im Ausland. Wir hatten auch einige schlechte Reviews und um ehrlich zu sein, hatten wir mit mehr gerechnet.
Wie zufrieden bist du dem Album? Unglaublich zufrieden. Ich denke, dass wir alle das Gefühl von viel Freiheit hatten, nicht nur musikalisch, sondern auch bei der Präsentation und der Verpackung. Wir lieben alles davon und müssen Denovali Records für einen Großteil davon danken.
Wie lange habt ihr das Schreiben und Arrangieren der Songs von „The Quiet Lamb“ gebraucht Wer hat da am meisten zu beigesteuert? Der Prozess ist fortlaufend. „Condor And River” gibt es schon seit Ewigkeiten und wurde seit dem ersten Release als EP verändert. Andere Songs haben einen kürzeren Entstehungsprozess. Wir haben “A Blood Promise” und “Pour More Oil” in unseren individuellen Ecken des Landes aufgenommen bevor wir zusammenkamen und beide gespielt haben. Und von da an haben sie ein eigenes Leben bekommen. Ich denke, dass das mit vielen unserer Songs passiert. Die meisten fangen mit einem Drum-Beat und alles von ein paar Akkorden bis zu einem kompletten Song an, worauf wir dann aufbauen und dran arbeiten, solange bis es etwas Ganzes wird.
Wie lange habt ihr für die Aufnahmen im Studio gesessen? Wir nutzen keine Studios, wie ich gleich noch erzählen werde. Wir haben aber für die Aufnahmen, das Löschen und Neu-Aufnehmen ewig gebraucht. Hat uns das Spaß gemacht? Ja, ganz sicher. *lacht*
Ihr nutzt also kein Studio Nein, denn wir sind mehr als 100 Meilen auseinander. Wir haben Kinder und Jobs und viele andere Interessen, wodurch es schwierig sein kann, alle zusammen zu kriegen. Wie auch immer, wir alle wissen, wie wir Musik aufnehmen können und sobald wir den Groteil fertig haben – Drums, Bass, Gitarren – kann jeder seinen Teil aufnehmen und mit den anderen über dropbox.com teilen. Für „The Quiet Lamb“ hat Tom alle Teile genommen und zusammengesetzt. Das hat wirklich gut funktioniert und gab uns, in vielen Belangen, mehr Freiheiten als wenn wir uns alle für ein paar Tage in ein Studio gequetscht hätten.
Ich bin nicht sicher, was HER NAME IS CALLA ist: eine Band, eine Kollaboration von Musiker oder etwas völlig anderes… Nach einigen Jahren sind wir fünf feste Mitglieder (Sophie, Michael, Tom, Adam und ich), aber wir bringen immer wieder Freunde dazu, bei uns mitzumachen. Ola’s Flöte auf „A Blood Promise“, David’s Cello bei “Wren”… Und diese Leute dann bei Live-Shows dabei zu haben, ist immer gut. Generell sagen wir uns, dass mehr Leute auch mehr Spaß bedeuten.
Wie fing das Ganze denn an? Stand für dich der Stil von HER NAME IS CALLA von Beginn an fest?Die Leute fragen uns häufig nach unserer Intention. Wir hatten niemals ein musikalisches Verständnis in dem Sinne, dass wir einen Endpunkt vor dem geistigen Auge hatten. Wir haben einfach Musik geschrieben und dabei gesehen, wo das uns hinführt. Ich denke nicht, dass ich vor zwei Jahren hätte sagen können, wie „The Quiet Lamb“ klingen wird. Was den Beginn der Band anging, das war vor Jahren, als Tom und Michael zusammen in der Bar eines beschissenen Indie-Clubs gearbeitet haben.
Wie beschreibst du eure Musik?With difficulty and passion. *lacht*
Gibt es Künstler, die du als Haupteinfluss von dir ansiehst? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall ist das keine bewußte Sache. Wir hören alle unterschiedliche Musik, von der sicherlich etwas bei uns einsickert. Ich bin gerade dabei, mit meiner Software zu arbeiten und unsere Musik zu verändern, nachdem ich THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE beim Swingfest gesehen habe. Die Posaune war unglaublich und auch wenn sie mich nicht direct beeinflusst hat, gab sie mir einen Schubser, um etwas anderes auszuprobieren.
Wie war denn eure Show beim Swingfest? Wir werden uns auf jeden Fall an Toms Schwinger erinnern, mit dem er einen der Scheinwerfer kaputtgemacht hat. Oder an unsere Reise durch die Nacht, da Toms Vater ein Hotel in Essen gebucht hatte, dass wir nur für drei Stunden nutzen konnten. Oder an den unglaublichen Applaus, der uns noch beim Abbauen der Instrumente begleitet hat. Oder an den Kerl aus Bostons, USA, der mit uns darüber gesprochen hat, wie sehr ihm „Thief“ dabei geholfen hat, seine Scheidung durchzustehen. Oder der Deutsche, der uns erzählte, wie „Pour More Oil“ der Soundtrack für seinen (erfolgreichen) Heiratsantrag war. Oder daran, wie liebenswürdig jeder war. Oder daran, dass wir nicht zusammengebrochen sind.
Habt ihr noch andere Shows in dem Jahr gespielt, die ähnlich gut waren? Ich bin an einem Punkt, an dem es alles verschwimmt. Wir haben eine kleine UK-Tour Anfang 2010 gemacht, mit THE MONROE TRANSFER, die gut, auch wenn sie nicht gut besucht war. Unsere letzte Europa-Tour war auch sehr interessant. Eine Show haben wir in einem Metal-Club gespielt, wo ein Hund Teile unseres Riders gefressen hat. Wir mussten mit offenen Türen schlafen, damit wir nicht im Club eingeschlossen werden. Auf dem Parkplatz lagen Patronenhülsen. Wir hatten aber auch einen Day Off in Berlin und haben da eine Sightseeing-Tour von unserem Freund Mac bekommen. Auf und ab, also.
Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft?Wir werden Ende März für drei Wochen touren, vorher werden wir noch ein paar Shows in UK spielen, bevor wir über den Kanal kommen. Es ist die erste Tour seit dem Release von „The Quiet Lamb“, weswegen wir alle sehr aufgeregt sind. Im Sommer hoffen wir auf ein paar Festival-Shows und wollen im Herbst wieder touren. Spanien wäre nett.
Wir wollen auch mehr Musik veröffentlichen. Mit THE MONROE TRANSFER arbeiten wir an einer kleinen Sache und wollen dann noch einige andere Dinge ausprobieren. Wir haben auch eine kleine Single aufgenommen, die bald erhältlich sein sollte.
Letzte Worte? Thom: Come say hi at a show in April.
Review: De Gaïa, le Poison...
Ich habe ja an sich kein Problem mit Sprachen derer ich nicht mächtig bin – nur bei
Französisch weiß ich leider nie ob man mich gerade beleidigt oder heiraten will. Im Falle von
„De Gaïa, le Poision“ bin ich mir bis heute nicht sicher und werde es vermutlich auch nie sein.
Gut, worum geht es? Ein Album das offenbar sehr tiefgründig, durchdringend, melancholisch
und intellektuell sein soll, jedenfalls suggerieren mir das Titel wie „Nos Viscères En Offrande
Aux Racines“ (Gesundheit!).
Musikalisch ist diese CD auch auf Deutsch ziemlich schwierig einzuordnen. Prinzipiell ist es eine
Mischung aus Ambient-Mucke mit Soundtrack-Charakter, viel Klavierspiel und ab und zu etwas
Stimme auf Französisch. Diese wechselt von mehr oder weniger getragenen bis vorgelesen
Stimmlagen bis zu einer Art düsterem Growling und wird nur sehr punktuell überhaupt
eingesetzt - jedenfalls ist es für mich unmöglich eine klare Songstruktur auszumachen. Was
man allerdings definitiv merkt ist das die Musiker einiges auf dem Kasten haben, die
Kompositionen sind aus rein musikalischer Sicht durchaus vielschichtig und komplex zu
nennen.
Trotz der schweren Zugänglichkeit der CD bildet sie daher ein dichtes Netzwerk aus sehr
atmosphärischer und eingängiger Musik mit düsterer Art und einem verdammt eigenen Stil.
Die Länge der Titel variiert genau wie ihr Inhalt, von rund zwei bis über neun Minuten reihen
sich hier insgesamt fünfzehn unterschiedliche Tracks aneinander.
Und trotzdem: Mich beschleicht bei allem was irgendwie in Richtung Neofolk, -klassik oder
Ambient geht die Befürchtung, dass ich mein Gespür für besonders schwierige Kompositionen
mit zu viel Metal und Bier abgetötet habe. Und das ist hier nicht anders: Für mich hat das
Album weder Anfang noch Ende, gleitet so durch die Lautsprecher und ist irgendwie mehr im
Hintergrund als im Vordergrund meiner Wahrnehmung. Ob das an der erwähnten fehlenden
Struktur, den häufigen Wiederholungen innerhalb der Songs oder der Tatsache liegt das ich
kein Wort verstehe – ich weiß es nicht.
Was nun übrigens nicht heißt das die CD an sich schlecht wäre, hier haben zweifelsohne einige
sehr gute Musiker Musik gemacht, auch das Französische ist ein super Element und vom tollen
Klang der Sprache her auch echt passend und wirkt sehr harmonisch. Unpraktisch nur das das
meinen Horizont stellenweise zu übersteigen scheint... Definitiv Empfehlenswert für
eingefleischte Neoklassiker, für Besucher aus angrenzenden Musikstilen jedoch zu schwere
Kost.
De Gaïa, le Poison...
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
65:32 ()
Label:
Vertrieb:
THULIUM klingt eigentlich schon etwas nach Metal, ist aber auch ein chemisches Element mit der berühmten Ordnungszahl 69 – so hat sich also diese noch junge Band benannt und der Titel dieser Drei-Track EP mit schickem Artwork wäre somit auch erklärt. Diese Formation wirkt und lebt in London, wobei die Musiker auch noch aus Ungarn, Frankreich und Kanada stammen. Die Vorbereitungen für ein komplettes Album laufen bereits, jetzt will man sich mit diesen Demoaufnahmen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen und dann natürlich auch einen Plattendeal ergattern.
Der erste Song „Running“ kommt etwas garagig produziert daher, ja punkig könnte man es auch nennen, geht ganz gut ab. Der Hauptgesang kommt mit leicht rauem Timbre daher, wenn er dann beim Refrain Gas gibt ist es sogar durchaus energievoll, die Stimme hat dann ein ganz klein wenig was von einem BILLY IDOL. Die Chorpassagen klingen mir zu räudig, absolut amateurhaft, passen nicht so recht zur Hauptstimme, die ist dafür einfach zu gut.
Dann kommt „Craving“ mit einem völlig anderen Soundeindruck, viel fetter mit breiten Gitarrenwänden und noch etwas mehr Tempo. Ein ganz klein wenig düster gehalten, hat der Track einen gewissen 80er Jahre Touch und erinnert mich etwas an THE MISSION. Der Refrain ist nicht der ganz große Bringer aber net schlecht. Die Drums sind sehr weit hinten, kann jetzt auch an dem „tollen“ mp3-Format dieses Materials liegen. Gegenüber der etwas zu gewollten Punknummer hat „Craving“ aber deutlich die Nase vorne. „90 Days of Sorrow“ ist dann der dritte Songeindruck dieser EP und wieder liefern THULIUM ein völlig anderes Hörerlebnis. Eine Pioanoballade mit nervigem Billligprogramming a la Bontempi (hat was von FALCO’s „Jeanny“) im Hintergrund. Aber der Song an sich hat einen gewissen Charme, der kraftvoll-melodiöse Verlauf scheint auch dem Sänger besser zu liegen, das hört man deutlich. Ein melodramatischer sich langsam aufsteigernder Aufbau und ein schönes herrlich altmodisches Gitarrensolo, das tatsächlich eine coole eigene Melodie hat, runden diesen besten Track der EP noch gelungen ab.
Fragt mich bitte nicht, was diese Höreindrücke über die musikalische Grundausrichtung des kommenden Albums erahnen lassen, da lassen uns die Herren von THULIUM mit diesem Mix doch völlig im Dunkeln. Es gibt, neben einigen (noch) unausgegorenen Ideen durchaus auch gute Ansätze, wer möchte kann sich die Songs auf der Myspace-Seite der Band ja mal selber anhören.
Ansonsten warten wir dann lieber mal das komplette Album ab, die Vorfreude darauf ist jetzt zwar durch diese EP nicht ins unermessliche gesteigert worden aber völlig talentfrei sind die Musiker ganz sicher auch nicht. Nur die eigene Beschreibung einer der „most entertaining Alternative/Metal Bands“ in London zu sein, ist schlichtweg eine Beleidigung für allen anderen Formationen in diesem rührigen Metropolstädtchen in Sachen Musik.
69
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
3
Länge:
10:45 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten