Sofort auffällig bei dieser Berliner Truppe ist das recht gelungene Artwork der aktuellen Scheibe "Cosmic Knockout", dass Booklet ist fast noch besser - da gab es zuletzt doch sehr viel Schrott für die Augen von anderen Kapellen, hier paßt es.
Seid zehn Jahren gibt es die Band SAMAVAYO (Sanskrit/ Altindisch für Eintracht, Einheit) nun schon auf der musikalischen Bildfläche, dieser aktuelle Output um Sänger Behrang Alavi ist zwar erst Album Nummero drei, kann aber durchaus positive Akzente setzen.
Vom Titel her könnte man es zwar vermuten aber die Herren machen keinen Space-Rock oder sonstiges „Weltraumgedudel“ (man kennt ja die üblichen Pappenheimer), sondern psychedelisch geprägten Alternative/ Indie Rock, mit teilweise recht poppigen Melodien und angereichert mit viel 70er Jahre Retro-Flair (bedingt durch die mitunter eingestreuten Stoner-Riffs). Der Sound kommt insgesamt recht angenehm aus den Boxen, ein solider Sänger agiert passabel vor einer Instrumentenfraktion, die nicht nach Schema-F ihre Arrangements darbietet sondern schon Wert auf unterschiedliche Stimmungen und Klangeinfärbungen legt. Der Drummer ist mit seinen abwechslungsreichen Spiel sehr variabel unterwegs, klingt mir aber mitunter etwas zu dumpf. Nur über 16 Tracks haben sich vor allem im Mittelteil einige Längen eingeschlichen (wie u.a. das abgehackt und etwas konfus wirkende „Count 23“ oder das brummelige „Universe“) und auch die diversen „Interludes“ hätten nicht wirklich sein müssen. Diese verbinden weder erkennbar inhaltlich irgendwie (es ist kein Konzeptalbum) noch wären sie musikalisch notwenig. Schwamm drüber - die Musik überzeugt größtenteils, manche Sachen brauchen zwar etwas länger aber dann hat die Platte schon ihre eigenen Reize und auch Berechtigung in Sachen Gitarrenrock.
Der urwüchsige Titelsong und das düstere „Payback“ sind als Einstand net schlecht, es gibt da schon angedeutet etwas längere Parts, die einen Spannungsverlauf hochfahren und dann kommt meist eine gefällige Hookline. Die ganz großen Kracher bietet „Cosmic Knockout“ zwar nicht aber das relativ einfache "Turnin' / Burnin'“ so ne Art 70er Jahre Hardrock mit Indie-Feeling ist der erste kleine Höhepunkt der Scheibe. „Give a fuck“ überzeugt mit groovigem Bass, sehr erdig und ohne Schnörkel hinten raus geht der Tack sogar richtig gut ab kommt aggressiv und noisy. Noch besser dann „Insanity“ mit treibenden Beats für die Tanzfläche dann wird rockiger cooler Refrain.
Dann wird es wie erwähnt inhaltlich eher etwas dünner ehe es mit dem recht experimentellen "A Song for no one" wieder besser wird, „In the Ende we fall“ bietet einen schönen melancholischen touch aber auch fette Riffs und dann noch das Highlight mit sehr flotten „Alive“. SAMAVAYO klingen hier sehr kompakt, griffig mit schönem hinführenden Mittelteil und klasse Refrain hat was von den legendären BEATSTEAKS.
Sicher kein schlechtes Album, mit vielen guten Ideen mal etwas breaklastiger, dann wieder geradeaus, rauh und glatt zugleich aber immer melodiös und mit schönen Stimmungsbildern.
Cosmic Knockout
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
16
Länge:
45:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review: In The City Of Wandering Lights
THE STATIC AGE kommen ursprünglich aus der Punk-Ecke. Ein Hinweis darauf ist schon der Bandname, immerhin haben sie sich nach dem ersten MISFITS-Album benannt. Auf ihrem neuesten Album „In The City Of Wandering Lights“ hört man davon allerdings nicht mehr viel. Vielmehr klingt es so, wie der Albumtitel vermuten lässt: atmosphärisch, ruhig, verträumt, sanft – und auch ein bisschen kitschig.
Alles passiert sehr dezent, die Gitarren sind zwar gut hörbar, aber gedämpft und in den Hintergrund gestellt worden, die Drums geben den Rhythmus vor, ohne allzu sehr zu ballern, und auch der stark im Vordergrund stehende Gesang ist oft hauchig, kommt aber auch an den lauteren, mit viel Pathos gesungenen Passagen nie zu direkt, sondern immer auch etwas zurückhaltend daher. Dazwischen liegen oft Keyboard-Flächen, und ab und zu hört man auch den Bass ein bisschen pluckern. Soundmäßig bedient man sich oft bei den 80ern, was vor allem bei den Gitarren und den Keyboards hörbar ist.
Alternative oder Indie-Rock könnte man das nennen, aber das „Rock“ scheint hier schon fast fehl am Platze, denn gerockt wird auf diesem Album eigentlich gar nicht. Vielleicht würde so etwas wie Ambient-Rock passen, aber das ist nun wirklich eine schlimme Wortkombination. Aber seien wir ehrlich: Allzu aufregend ist diese Scheibe nun mal wirklich nicht. Vielleicht nicht schlimm, aber doch sehr gleichförmig und auch – na ja – lahm. Zu ruhig, zu schön, zu wehmütig, zu sehr auf Atmosphäre bedacht und dafür den Song vernachlässigend. Passagenweise klingen alte U2 oder auch COLDPLAY durch. Beide Bands kann man mögen oder nicht, aber die können wenigstens Songs schreiben.
Die Musik von THE STATIC AGE seiert aber nur ohne irgendwelche Höhepunkte vor sich hin, ohne das irgendetwas hängenbleibt. Ihrem Bandnamen machen die Jungs mit diesem Album wahrlich keine Ehre, und man kann nur hoffen, dass sie vielleicht irgendwann doch noch mal die Kurve zurück zu ihren musikalischen Wurzeln kriegen.
In The City Of Wandering Lights
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
36:9 ()
Label:
Vertrieb:
InterviewDie Markthalle, in der ihr nachher spielen werdet, wird sich wahrscheinlich in eine Sauna verwandeln. Seid ihr bereit?
Wir sind so "ready to rock!!" Wir wollen auf dieser Tour in Europa wieder den Anschluß bekommen, und wir wollen keine Zeit verlieren. Wir spielen hier noch die letzten beiden Shows, fliegen nach Hause in die USA, touren dort für etwa acht Wochen und wollen schnellstmöglich nach Europa zurück kommen. Wir sind gerade in Gesprächen mit den Jungs von IN EXTREMO, vielleicht kommen wir mit denen im Dezember auf Tour, das Angebot von denen hört sich cool an!
Na, das wäre aber ein Programm der Gegensätze. Und wahrscheinlich auch ein sehr unterschiedliches Publikum...
Ja?! Ach, ich weiß es nicht. Ich versuche herauszubekommen, was für die Band das Beste wäre. Wir haben vor zwei Jahren auf Tour PAPA ROACH supportet. Gestern abend in Köln habe ich gefragt, wer vor zwei Jahren auf dem Gig mit Papa Roach war, aber nur zwei Leute haben die Hand gehoben. Ich weiß jetzt nicht, ob es unser Ding ist, den Opener zu geben. Aber wenn eine große Band wie IN EXTREMO fragt, "wollt ihr mit uns touren?", dann tut man das nicht so einfach ab. Aber es ist schon bizarr, ich habe den Eindruck, dass Headliner-Shows besser für uns sind.
Na klar, ihr könnt so lange spielen, wie ihr wollt, nicht nur 30 Minuten mit Einschränkungen bei Licht und Ton.
Ja, aber wir haben eh keine volle Produktion nötig. FILTER sind vom Selbstverständnis her eine Punkband mit einem Computer – also Punk so wie Nirvana und die Grunge-Jahre. Unser erstes Album war dieser bizarre Bastard. Es hatte keine perfekte Produktion wie Nine Inch Nails. Es war dieses wütende, unfeine, laute, verbitterte, angepißte, besoffene, grunge-zitierende Album, auf dem ein Computer Schlagzeug spielt.
Aber jetzt habt ihr da einen Live-Schlagzeuger!
(Richard Patrick setzt seinen Satz ungerührt fort): Aber ich liebe es! Ich liebe "Short Bus" immer noch! Danach ging es dann erst weiter, "ok, wir haben endlich einen Schlagzeuger gefunden, laß uns ab jetzt mit echten Drums spielen!" Dadurch wurden wir zu dieser Rockband. Es sind solche Situationen, die dir diktieren, was du tun sollst – und ich glaube, es ist wichtig, dass die Fans wissen, dass das FILTER ausmacht. Denn natürlich könnte ich mir eine Lederjacke anziehen und ein paar Songs schreiben, die sich wie der derzeit populäre Rock'n'Roll anhören. Klar könnte ich das alte Spiel mitspielen und dem Trend folgen. Oder ich halte mich an "Schuster, bleib bei deinen Leisten." Und darum geht es bei unserem Album "The Trouble With Angels". "The Trouble With Angels" ist ein Zusammenschnitt all der Alben, die wir bisher gemacht haben. Und ich finde, es ist wichtig, dass dieses Album die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Die einzige Möglichkeit, das sicherzustellen, ist, zu touren. Es hat zu lange gedauert, bis wir endlich hier her kommen konnten. Wir haben das Album jetzt schon vor einem Jahr veröffentlicht. Aber wir sollten es am besten noch einmal als Bonus-Edition mit einem Live-Album dazu veröffentlichen. Jedenfalls ist das bisher die beste Idee.
Wie erhälst du das "Wir-Gefühl" bei FILTER als Band bei den zahlreichen Mitglieder-Wechseln?
Dazu braucht man die richtigen Leute. Ich liebe zum Beispiel Mitch Marlow (Gitarrist 2008-2010) und er hat einen großen Teil der Musik für das Album geschrieben. Aber Mitch hasst es, zu touren. Er bekommt schnell Heimweh. Also spielt er einen Teil im Studio ein, aber er will nicht mit auf Tour kommen, auf die Bretter gehen und es ausschwitzen, Teil einer Band zu sein. Unser derzeitiger Gitarrist Rob Patterson dagegen lebt für das Leben auf Tour. Das ist genau sein Ding, er liebt das. Dasselbe gilt für unseren Bassisten Phil Buckman und – ein bißchen abgewandelt – für unseren Schlagzeuger Mika Fineo. Ich mag unser derzeitiges Live-Line-Up sehr.
Aber ich arbeite heute wieder mit jedem, der mal zu FILTER dazugehört hat. Kurz vor diesem Album hatte mich Geno Lannardo (Gitarrist von 1995-2002) angerufen und gesagt: "Hey, ich denke ich habe ein paar super Ideen für FILTER, hör dir das mal an!" Natürlich hab ich mir das angehört, und es war super. Brian Liesegang hat seit dem vorletzten Album wieder mitgearbeitet. Es ist eine Situationen wie bei Bruce Springsteen oder Tom Petty, bei denen ja auch eine große Gruppe an Leuten immer dabei ist, entweder im Studio oder auf der Bühne. Es ist nicht so, dass ich da drauf stehe, nun derjenige zu sein, der alle Aufmerksamkeit bekommt, aber es kümmert mich nicht so besonders.
Wie hast du Brian Liesegang dazu bekommen, wieder mit dir zusammenzuarbeiten?
Ich hab ihn angerufen: "Hey Brian, was machst du gerade? Ich brauche für einen Song Hilfe bei der Programmierung, könntest du mir helfen?" - "Ja klar, wie heißt der Song?" - "Das ist "Fades Like A Photograph"" - "Großartig, wow, das ist wunderschön!" Das war's schon. Er mochte es, kam in die Stadt und machte seine berühmten Liesegangischen Dinge. Nun ja, damals vor zehn Jahren standen uns Ego-Probleme im Weg. Heute dagegen ist das Motto einfach "Lasst uns zusammenarbeiten und Musik machen." Es ist eine reizvolle Kooperation. Ich mag es, wieder mit jedem zusammenzuarbeiten!
Du arbeitest viel für Filmsoundtracks. Kommen die Filmverantwortlichen zufällig auf dich zu, und nehmen bereits geschriebene Songs, oder schreibst du direkt für Filme?
Nein, wir haben schon immer mit Produzenten und Regisseuren zusammengearbeitet, die ganzen Jahre lang. Es begann damit, dass ich bei einer Show mit Ben Stiller zusammengestoßen bin, und er sagte "Ich liebe "Hey Man Nice Shot", ich würde es gern für einen Film verwenden." Ich habe ihm nur "Ok, cool", geantwortet. Und das nächste, was ich weiß, ist dass es im Film "Cable Guy – Die Nervensäge" lief. Ich habe es schon immer geliebt, mit Filmproduktionen zusammenzuarbeiten, das ist mir wichtig.
Heutzutage kann man sich richtig ausbreiten, kann Musik nicht nur für Filme einsetzen sondern auch für Videospiele, Klingeltöne oder Werbung. Das hat sich in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren sehr verändert, damals hat mich der Gitarrist von Soundgarden angemacht: "Hey, hast du die Musik für die fuckin' Reebok-Werbung beigetragen?" Ich antwortete entrüstet: "Nein, das hab ich abgelehnt." Und er hat weitergemacht: "Tja, dann hat dich einer abgezogen, die haben ihren Werbespot mit jemandem gemacht, der sich anhört wie du."
Verdammt! Was sollte ich da machen? Wie viel dumme Sprüche muss man sich sogar dafür anhören, dass man etwas nicht gemacht hat? Er hat richtig mit seinem Finger auf mich gezeigt. Ich habe Angebote von JC Penny (Kaufhauskette und Versandhandel) und vergleichbares abgelehnt, weil es einfach nicht cool wäre, wenn Leute deine Musik für Sachen benutzen, die du nicht mal selbst kaufen würdest. Aber als ich für die Werbung zum Hummer H3 gefragt wurde, hab ich mir gedacht: "Das ist ein Qualitätsprodukt, mit dem Auto werden meine Nichte und mein Neffe zur Schule gebracht." Die Welt verändert sich, und es ist gut, wenn man seinen Namen im Gespräch hält.
Macht es das nicht auch einfacher, Schauspieler wie Sonja Kinski, die Enkelin von Klaus Kinski, dazu zu bewegen, im Musikvideo mitzuspielen?
Sonja Kinski wurde von einem Freund unseres Regisseurs gefragt und hat wohl auch gleich zugesagt. Sie ist ein sehr schönes Mädchen.
Sie sieht aus wie ihre Mutter Natassja Kinski in dem Alter. Ist es nicht komisch, dass du jetzt mit Schauspielerinnen drehst, die zwanzig Jahre jünger sind als du? Wie war der Videodreh, du hast ja ein paar Szenen, in denen ihr schauspielert.
Die wurden mit einer kleinen Canon-Kamera gedreht. Das war phantastisch, wir haben auf HD gedreht und es sieht aus wie Film. Der Regisseur hat einen kleinen Ghettoblaster an den Drehort gestellt, er hat die kleine Kamera genommen und seine Ansagen gemacht: "Ok. Verliebt euch ineinander! Sing! Und los geht’s!" Also haben wir geschauspielert und das Video gemacht. Ich weiß nicht, ob das Alters-Element eine Rolle spielt. Ich bin 43 – aber wenn man älter wird, fühlt man sich nicht automatisch älter. Das einzige ist, dass der Körper nicht mehr alles mitmacht, und das ist seltsam. Ich werde seit einer oder zwei Wochen ein Problem mit meinem Knöchel nicht los. Ich hab mir meinen Knöchel verknackst und es geht irgendwie nicht weg. Wahrscheinlich auch, weil ich jeden Abend wieder auf der Bühne komplett ausflippe, du wirst es heute abend sehen. Tja, der Geist wächst ständig, entwickelt und verändert sich – nur der Körper fällt auseinander. Das ist das verrückte daran, dass man älter wird.
Viele Menschen bemerken, dass sie älter werden während ihre Kinder wachsen. Du hast Nichte und Neffen, wie du vorhin erwähnt hast?
Ich habe Nichten und Neffen, aber das ist eine andere Geschichte. Meine eigenen Kinder sind zwei und drei. Ich hab zwei kleine Babies zu Hause und bin jetzt mit meiner Frau Tina seit vier Jahre verheiratet.
Und du bist wieder auf Tour.
Ich muss arbeiten. Ich habe eine Platte gemacht, aber beim Release in Amerika ging schon einiges schief. Dann haben wir die falsche Single ausgekoppelt. Nuclear Blast haben gleich gesagt, dass sie uns hier brauchen, um den Release zu supporten, aber wir haben nicht genug Tourdaten zusammen bekommen. Aber ich denke, wir werden in Zukunft sehr viel mehr Zeit hier verbringen, ich will meine Fanbasis in Europa wieder aufbauen.
Du hast ein paar gefährliche Aktionen hinter dir, du hast für die US-Truppen im Irak und Afghanistan gespielt.
Nein, nicht in Afghanistan. Wir haben im Irak gespielt, wir sind dort zweimal hingeflogen. Insgesamt haben wir dreimal im Mittleren Osten gespielt, einmal davon in Bagdad. Außerdem haben wir die Joint Base Balad besucht, die wird "Mortar-Rita-Ville genannt, weil das Lager konstant und dem Beschuß von Mörsergranaten (englisch: Mortars) steht. Das Camp ist im Zentrum des "Sunnitischen Dreiecks". Während wir dort waren, wurde das Camp auch attackiert, auch in unsere Richtung wurde geschossen.
Wie ist es, wenn man dort hin kommt? Ich habt dort doch sicher Schußwesten getragen?
Man trägt sogar Ganzkörper-Schutz, die werden "Flak Jackets" genannt. Dann sagen sie, "zwängt euch in eure "Battle Rattle" (Slang-Ausdruck für die gesamte Sicherheitsausrüstung – Anm. d. Laetti), es geht aus dem Flugzeug. Dann trägst du den Helm und den ganzen anderen Kram. Zum Glück haben sie nicht auf uns geschossen, als wir ausgestiegen sind! Es ist wirklich wichtig, dass die Soldaten wissen, dass ihr Schicksal den Leuten nicht egal ist. Vom Krieg selbst habe ich keine Ahnung. Ich habe ein Antikriegs-Album veröffentlicht, "Anthems For The Damned". Aber in Wirklichkeit kümmert es niemanden in Amerika. Amerika ist im Krieg? Nun, die Marines sind im Krieg, die Armee ist im Krieg, aber der Durchschnittsamerikaner ist im Einkaufszentrum. Oder in der Warteschlange im Arbeitsamt. In Amerika passiert momentan eine große Scheiße. Und jeder wird ganz schmerzhaft davon betroffen sein.
Und dann kommen die Verletzten nach Hause. In Deutschland war es eine ganz neue Situation, als das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Soldaten aus dem Kampf nach Hause kamen. Eine Nachsorge für die Afghanistan-Rückkehrer musste und muss erst neu aufgebaut werden. Ist das in den USA auch ein Thema?
Ja, viele haben posttraumatische Belastungsstörungen. Wenn jemand mit einem Maschinengewehr vom Kaliber 50 erschossen wird, dann explodiert der Körper in eine Millionen Teile. Schon allein das zu sehen ist belastend. Und besonders traurig ist es wenn Zivilisten oder Tiere in die Schußbahn gelangen. Von dem, was die Soldaten mir dort erzählt haben, ist es nicht nur, dass sie einen feindlichen Kämpfer erschießen, dazu sind sie dort, aber gerade wenn Kinder zufällig getötet werden. Am schlimmsten ist es, wenn die Konvoi fahren und ein dreijähriges Kind auf die Straße läuft und dort nicht weggeht. Das ist schrecklich. Die können den Konvoi nicht stoppen, dann laufen sie Gefahr in eine Sprengfalle zu geraten. Die schlimmsten Traumata entstehen wenn die dann ein Kind überfahren. Oder wenn Frauen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde mißbraucht werden. Wenn dort jemand steht, der eine Panzerabwehrrakete in der Hand hat, und um den Frauen und Kinder herumstehen. Hey, du kannst nicht warten, bis der seine Rakete abschießt, du musst deinen Panzer beschützen. Das ist eine große Scheiße.
Die Welt ist scheiße. Der gesamte Nahe Osten ist scheiße. Die sind alle verrückt. Die haben eine verfickte Religion. Teilweise sind das Analphabeten und sie folgen keiner Logik. Und sie sitzen auf dem Öl. Das macht das zu einer verrückten Gegend. Vor 60 Jahren haben die noch in Zelten gelebt und Kamele geritten – das ist alles was sie tun wollen: Den Koran lesen, sich gegenseitig die Rübe vom Kopf hauen und Warlord spielen. Heute haben sie das Öl und die Atombombe. Und der Iran ist eine Theokratie. Ich bin ein Atheist. Mir macht nichts so sehr Angst wie Leute mit Macht, die an Aberglauben und Phantasie glauben. Meine Vorbilder sind die Wissenschaftler Carl Sagan und Neil deGrasse Tyson. Wenn ich Mahmud Ahmadinedschad sagen höre: "Homosexuelle müssen gehängt werden" - das ist als ob man sagt, man müsse alle mit braunen Augen hängen. Hey, das ist deren Sexualität, die sind so geboren. Und ich stimme hier sogar mit Lady Gaga überein. Das ist wie als Hitler alle Behinderten umgebracht hat, oder wie der Holocaust. Das ist dieselbe Scheiße. Bin Laden hat gepredigt, alles solle so sein wie er das vorlebt. Und als sie ihn getötet haben und sein Versteck durchsucht haben, haben sie rausgefunden, dass er auf Droge war. Er hatte Haschisch, Mohn und Opium. Und er war ein Egomane, der seine Auftritte im TV wieder und wieder angeguckt haben muss. Solche Leute bestimmen den Lauf der Welt?! Solche Leute haben den 11. September geplant?! Das ist echt das Problem mit der Welt!
Die Macht der Terroristen liegt darin, anderen Leuten Angst zu machen.
Die Welt ist total verrückt. Amerika ist verrückt, jeder ist verrückt. Selbst Obama darf nicht zugeben, dass er nicht gläubig ist, weil er sonst nicht wiedergewählt würde. In den USA leben vielleicht 40 Prozent Atheisten, aber 100 Prozent unserer Abgeordneten in Kongreß und Senat sind Christen? Natürlich nicht, aber die haben alle Angst um ihre Wiederwahl. Das ist eine verrückte Heuchelei! Die Menschheit ist vielleicht 2.000 bis 3.000 Jahre davon entfernt, dass sich das Leben dann vielleicht um Humanität dreht, dass es darum geht, einander zu helfen. Vielleicht ist die Menschheit noch 10.000 Jahre davon entfernt, großartig zu sein. Wir haben die Technologie, so viele tolle Sachen zu machen – aber stattdessen... Meine aktuelle Platte heißt "The Trouble With Angels" und ich behandle darin viele dieser Themen.
InterviewRichard, the venue you're gonna play later on might resemble something like a sauna tonight, are you prepared?
I am so ready to rock!! We are on a tour to get the ball rolling again in Europe and I don't wanna waste any time, I wanna deliver the goods, go back to the States, do about eight weeks there and then hopefully come back to Europe. We're talking to the guys from IN EXTREMO and maybe doing something with those guys in December, which might be cool.
That would be a really diverse evening, your music and their music. And quite some mixed audience.
Yeah, well, I don't know. I'm trying to figure out what works best for FILTER. We opened up for Papa Roach in Cologne two years ago and when I asked last night whether there was anyone at that show with Papa Roach only about two people raised their hands. So I don't really know if opening up is our thing but... You know if you have a huge band like In Extremo saying like "Let's tour!" you don't take it lightly. It's bizarre because I think that I actually get more work done headlining shows on my own.
Well, as a headliner you can put up a show like you want to, not only thirty minutes with limited lights.
Yeah, but we have limited lights, compared to a big full production. Our band is a punk band ethicly - like the way Nirvana-age grunge was - with a computer. So our first record was this bizarre bastard child. It didn't have a refined production like Nine Inch Nails. It was this angry, unrefined, loud, bitter, pissed-off, drunken, grunge-alike record with a computer playing drums.
(Me, cutting in on him) ...but you now have a live drummer!
(Richard, going on undisturbedly) ...but I love it! I love "Short Bus"! Well, and then it was like "ok, we finally found a drummer, so let's add some real drums". And then it became this rock band. It's this kind of situation that dictates what we are doing and I think it is important, that the fans know it's just FILTER. Of course I can throw on a leather jacket and start writing some songs that sound like Rock'n'Roll or whatever is hip at the moment. And I could play the game and try and follow that trend. Or I could just stick to my guns. And that is what "The Trouble With Angels" is all about. "The Trouble With Angels" is a hybrid of all the records that we've done before, packed on one record. And I think it's important that this record gets pushed the way it's supposed to. And I think the only way to do that is to tour. It took us so long to get out here. We released this record one year ago. But I think what we're going to do is to relaunch it again out here with a live record attached to it. So it would be "The Trouble With Angels" with a live record. That might be an idea that we might do.
So how do you keep the spirit high in the band with changing line-ups?
It takes the right kind of persons. For instance I love Mitch Marlow (former guitar player 2008-2010) and he wrote a lot of music on that record. But Mitch doesn't like to tour. He just gets home sick really fast. So he'll play a few things, but he doesn't want to go on tour and sweat it out and "be in a band". Rob Patterson (current guitar player) on the other hand lives for the road. He loves the road. Same with Phil Buckman (current bass player). Mika's similar (Mika Fineo, current drummer). I like this version a lot. But I tend to work with everybody nowadays. You know, if Geno (Lannardo, guitar player 1995-2002) called me up, and he said, "Hey, I think I've got something really great for FILTER and want you to have a listen", I'd have a listen. Brian Liesegang worked on the last record. Essentially it's kind of a Bruce-Springsteen-situation. Or Tom-Petty-Situation. But I don't like to have all of the attention, I don't really care about getting all the attention.
So how did you get Brian Liesegang in again?
I was calling him: "Hey Brian, what are you doing? Hey, I need some programming, would you like to do some stuff?" - "Yeah, great! Hey, what's the song?" - "It's called "Fades Like A Photograph" - "Great, wow, that's beautiful." That's just it. He tripped down on it and went to town and did his famous Liesegangian things. Well, there was a lot of ego involved ten years ago. And now it's all just like "Let's just work and make music" - it's way more of a collaborative kind of excitement. I like working with everybody again.
It looks like you're working a lot for motion picture soundtracks. Is it kind of by accident, so that you have already written them and somebody picks it?
No, we've always been working with producers and directors, all the way through the years. In the beginning I ran into Ben Stiller at a show, and he said "I love 'Hey Man Nice Shot' and I wanna put it in a fucking movie" and I was like "Ok, cool" and than the next thing I know is – hey , there it is, in the score for "The Cable Guy". I always loved collaborating with film and it's important to me. Especially now, you can spread yourself everywhere. It's not only film, but video games, ring tones and commercials. That changed from ten, fifteen years ago when I got blamed by the guitar player in Soundgarden, who asked me "Hey, did you do that fucking Reebok commercial?!" - I answered "No, I turned it down." He went on "Well, someone ripped you off and did it for the commercial. They got a sound-a-like." And I was like - "Damn!" How much flag could I get for not even doing it! And he was literally pointing his finger at me!
I turned down stuff like JC Penny and all these different things because it was just not cool to let people use your music for things that you wouldn't even buy yourself. But when the Hummer H3 commercial came out, I thought "Hummer H3, that's a fuckin quality product and they bring my niece and nephew to school." It's just a changing world and it's good to constantly make sure your name's out there at any capacity, and that's why.
Doesn't it make it easier to ask someone like Sonja Kinski (daughter of Natassja Kinski, granddaughter of Klaus Kinski) to be part of your video for "Fades Like A Photograph"?
Sonja Kinski was asked by a friend of our director and she was like: "Hey, I'll do it." She's a very beautiful girl.
She looks like her mother back then. Isn't it funny that those actors working with you are 20 years younger? What was it like to make the video, did you need some real acting skills to do it?
They used a little Canon camera. It's amazing, it's HD and it looks like film. The director put a little transistor radio with a cd player right on the scene, then he took his little camera and told us "Ok. Fall in love with each other! Sing! And act!" So we acted and did a video. I don't know if the age element is in there at all. I'm 43 but - when you're older you don't really feel like you're older. The only thing that is that your body starts fallin apart which is strange. For example I can't get rid of this ankle problem I've had for the past week or two. I've hurt my ankle and it just won't go away. Probably because I go crazy on stage, you'll see it tonight. Yeah: Your mind is constantly growing and developing and changing – but your body falls apart. That's the weird thing about getting old.
Many people realize they are getting old when their own kids grow up. So you mentioned a niece and a nephew?
I've got nieces and a nephews, but that's a different story. My kids are two and three. I've got two little babies snd I'm married to my wife Tina for like four years now.
And you are back on the road now.
Yeah, I have to work. I did a record, it was falsely launched. We didn't do the right single. Nuclear Blast needed us to come over here but we didn't get enough dates here. I think we gonna spend a lot more time out here, I really do need it to keep building our fanbase in Europe.
You've done some dangerous business, at least some people would call it like that, you've played for the troops in Iraq and Afghanistan...
Not in Afghanistan. We played in Iraq, we went there twice. We played the Mid East three times, we played Bagdad once, we went to the Joint Base Balad they call "Mortar-Rita-Ville" (LSA Anaconda) because of the mortars that constantly come in. They're under attack because it's right in an area they call the Sunni triangle. We were attacked, we were shot at a few times.
How is it like to come there? You of course wear vests?
Yeah, you wear body armour, it's called flak jackets, and they say: "Get on your battle rattle, we're going out. We're gonna go get off the plane." And then you wear your helmets and all the other stuff. Luckily they didn't shoot at us when were getting off the plane. It's really important that the troops know that people care about them. I don't know about the wars. I tried to fight against the war with my record "Anthems For the Damned". And no one in America cares. America is like: America is at war with Irak? The marines are at war, the Army is at war, and the Americans are at the mall. Or in the unemployment-line. America's got a lot of shit going on right now and everyone is fuckin hurt.
And then the hurt come back home. In Germany it's a new experience. We haven't been at war for about 45 years, and when the soldiers are coming back from Afghanistan traumatized or hurt, the care for those has to be newly established. Is this an issue in the US?
It's called Post-Traumatic stress disorder. You know, when you shoot someone, the bullets are that big on a 50-kaliber-machine gun, so the bodies just explode into a million different pieces. And seeing a human beeing... Especially the sad thing is that there's always civilians and animals involved. From what I've been told by the troops themselves that I've talked to, the trauma is not only about the enemy, which is what you're there to kill, but there's all these little kids that get into the way. They're like: When a 3 year old get's in front of a convoi and won't move – you can't stop the convoi. It's fucking terrible. That's the part that they hate. They don't mind killing the enemy. It's when they run over small children in their vehicles and stuff like that. It's the women they kill. It's the human shields: When a guy's got a rocket launcher and there's two or three people standing right next to him that are women or kids – hey, the guy's got a rocket launcher and you've got to protect your tank.
It's shit. The world's shit. You know, the Middle East is shit. It's total shit. They're fucking crazy. They've got a fucked up religion. They're uneducated. They don't follow any logic. And they've got all the oil. It's just this insane place. 60 years ago they've been living in tents, riding camels. That's all they want to do, that's all they ever wanted to do. Read the Quran, fuckin chop each others heads off and be warlords. Now they've got all the oil and now they're getting nuclear bombs. Iran, the Ajatollah – it's a theocracy.
I'm an atheist. So when I see people with power who believe in superstition and fantasy – that scares the shit out of me. Scientists like Carl Sagan and Neil deGrasse Tyson – those are my heroes. And when I see things like fucking Ahmadinejad saying "Gay people should be hung" that's like hanging people because they have brown eyes. It's their sexuallity, it's just something that you're born with. I agree with Lady Gaga here. It's like Hitler killing all the retarded people or clearing out the Jews. It's the same shit. Bin Laden thinks everything should be his way. And then when you go in and you fucking kill him – and you realize he's a dope fiend?! He's got a bunch of pot and he's got poppy and he's got fucking opium?! And he was an egomaniac watching himself on tv. These are the fucking people that fucking rule the world. These are the people that fucking kill people on 911. That's the problem with the world!
Their basic power of terrorists is to scare people.
The world is a fucking crazy place. America's crazy, everybody's crazy. Even Obama can't admit that he believes in nothing. About 40 percent of all people living in the US are Atheists, but 100 percent of our representatives in Washington are Christians? Of course not, but they all want to be re-elected. This is a crazy hypocrisy! I think we're about 2000 or 3000 years from evolving to a point of "maybe it should be about humanity helping each other and maybe that's what it should be about." Maybe we're just about 10.000 years away from being awesome. And we've got the technology to do so many amazing things but – I don't know. "The trouble with Angels" is my new record and I address a lot of these issues on that.
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