Review:

Lizard King

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Post Rock muss nicht immer düster sein, wie schon ALCEST (und vor kurzem erst LÂNTLOS mit „Melting Sun“) zu beweisen wussten. Und tatsächlich scheint ein neuer Trend (oder auch einfach nur ein sanfter Hauch von Frühlingsgefühlen) erwacht zu sein, das immer mehr Bands in diese Richtung schlagen. So auch die einstigen Metalcoreler von THE AUGUST: Nicht nur Bandname und Label sind hier sonnig. Musikalisch reiten die Jungs auf den weichen Wellen elektronischer Klänge, ohne jedoch teils stürmische und treibende Schlagzeug- und Gitarrenparts untergehen zu lassen. Flächenweise ist die Musik instrumental, lässt Landschaften und Bilder entstehen: Die Bilder von einem perfekten Sommer, ein Sommer voll mit Sonne und Leidenschaft. Ein Hauch von Indie und Metalcore („Ebbing Well“) verleiht dem ganzen an Würze. So sehr wie „Lizard King“ wohl ein Gesamtkunstwerk ist, schafft es das atemberaubende Artwork von Max Löffler wohl am treffendsten, die in Vinyl gepresste Musik zu beschreiben: Ein farbenfroher Regen, aus gleißendem Licht, der gleichermaßen Verwirrung und Erleuchtung bringt. Ewigkeit und Schwebezustand, wirre Träume, ein Strudel der Gefühle und eine wunderbare Zeit. THE AUGUST haben mit „Lizard King“ ein starkes Debüt-Werk geschaffen, das sich auf keinen Fall hinter anderen Scheiben dieses Genres verstecken braucht.

Lizard King


Cover - Lizard King Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 51:3086 ()
Label:
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Eselsmesse

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Neun Monate nach ihrer letzten Scheibe „Höllenfahrt“ melden sich TANZWUT nun mit einem neuen Label im Rücken (AFM Records) und einem neuem Akustikalbum im Musikregal zurück. Bereits heute sind Sie ein fester Bestandteil des deutschen Mittelalter Rocks und wollen auch nicht von ihrem Platz weichen.

Die neue Platte, die den Namen „Eselsmesse“ trägt, ist ein interessantes Werk, das bereits im Intro den Hörer mit Marktschreiermanier zur Eselsmesse, einem mittelalterlichen Narrenfest, einlädt. Dann wird auch bereits in „Asinum Chorum“  gezeigt wodurch sich TANZWUT auszeichnen, nämlich das diesmal fast ausschließliche Dudelsack gedröhn, dass freudig zum Tanzen einlädt. Sicherlich mag das für den ein oder anderen jetzt langweilig und eintönig klingen, doch das ist es keineswegs! Der Teufel und seine Crew beweisen immer wieder, dass sich Dudelsack-Titel nicht gleichen müssen, so ist es in der Tat, dass keiner der 13 Titel sich auch nur im Entferntesten ähnelt. Allerhöchstens in der Wahl der Instrumente.

Wer viel Gesang erwartet wird allerdings enttäuscht, auch wenn hin und wieder lateinische Gesänge auffallen, so gehen sie in der Dominanz der Bagpipes unter. Lediglich die Titel „Der Eselskönig“, „Unsere Nacht“, „Gregis Pastor Tityrus“ und „Zieh Mit Mir“ zeigen sich mit deutlich vernehmbaren Vocal-Parts.

„Der Eselskönig“ ist eine Erzählgeschichte, die über besagtes Narrenfest berichtet und einen trinkerfreundlichen Refrain mitbringt, der sogar noch nach einem dutzend Methörnern oder Krügen Bier noch getroffen wird.  Dagegen wird mit „Unsere Nacht“ ein schönes Duett, zwischen Mann und Frau geliefert, das voller Leidenschaft steckt und erst zum langsamen, dann aber immer schnelleren Tanzen fordert. Zwischenzeitlich wird im Titel „Gregis Pastor Tityrus“ starker Bezug zum Feste durch mehrfache IA IA-Gesänge aufgebaut, dass auf Eselsmessen üblich war. Wenig später erklingt etwas trauriger der schon letzte Titel der Scheibe, nämlich „Zieh Mit Mir“. Dieser verkörpert gleichsam etwas melancholisches, aber aus Textlicher Hinsicht auch eine gemeinsame Flucht, so dass der nun verschrittene Tag auf ewig anhält.

Mit "Eselsmesse" bringt uns TANZWUT ein wirklich schönes Akustikalbum, das auf Mittelaltermärkten, Ritterturnieren und ähnlichen Veranstaltungen sehr gut ankommen wird und sehr viel Freude und Tanz liefert. Gespannt bin ich auch schon auf schon auf ihre Tour im Oktober, wo sie DIE APOKALYPTISCHEN REITER Supporten werden!

Eselsmesse


Cover - Eselsmesse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 45:52 ()
Label:
Vertrieb:
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Distant Satellites

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Mit »Distant Satellites« können Anathema die Qualität der hervorragenden Vorgänger »We‘re Here Because We‘re Here« und »Weathers Systems« leider nicht ganz halten. Das Album gliedert sich in zwei Teile: Die ersten sechs Stücke sind gewohnte Kost ohne Überraschungen, die locker auch auf den letzten beiden CDs hätten stehen können. Das heißt, leicht progressiver melancholischer Rock mit sehr gefühlvollen Melodien. Vor allem Co-Sängerin Lee Douglas setzt mit ihrer elfenhaften Stimme schöne Akzente.
Bei den letzten vier Stücken steht das Experimentelle im Vordergrund. Die Briten versuchen sich in elektronischen Spielereien. Diese können jedoch nicht vollkommen überzeugen. Es fehlt irgendwie an der emotionalen Tiefe, die doch ein wichtiger Teil der Musik Anathemas ist. Vor allem das Stück »You‘re Not Alone« reißt den Hörer aus dem entspannten Musikfluss heraus.
Fazit: »Distant Satellites« ist kein wirklich schlechtes Album. Aber es fehlt das gewisse Etwas, um mit den genannten Vorgängern auf einer Stufe zu stehen.

Distant Satellites


Cover - Distant Satellites Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 54:40 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Distant Satellites - Ein ANATHEMA Interview mit Danny Cavanagh

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Interview

Hey Danny, vielen Dank, dass Du dir für uns Zeit genommen hast. Damit wir keine Zeit verlieren, können wir gleich mit den Fragen anfangen.
Ich hatte vor unserem Interview nicht die Gelegenheit, mich mit dem neuen Material ausführlich auseinanderzusetzen. Könntest Du uns erzählen worin sich „Distant Satellites“ vom Vorgänger „Weather Systems“ unterscheidet?

Zwischen beiden Alben gibt es gravierende Unterschiede. Du musst dir aber das Album selbst komplett anhören, um diese Unterschiede zu hören. „Distant Satellites“ nimmt dich auf eine Reise. Wenn ich es mir anhöre, dann auch nur von vorne bis hinten. Ich möchte niemanden vorschreiben, wie er dieses Album zu hören hat. Das muss jeder selbst entscheiden. Aber es wurde als Gesamtkunstwerk geschaffen. Nur wenn man es in einem Rutsch durchhört, sind die Unterschiede zu erkennen. Es gibt auf jeden Fall einige Überraschungen zu entdecken.

Als ich mir „Distant Saltellites“ das erste Mal anhörte, war ich sehr überrascht über die Songs, die am Ende der Platte stehen. Diese sind doch sehr elektronisch ausgefallen. Kannst Du uns sagen, wie es zu dieser Ausrichtung gekommen ist?

Die Idee, elektronische Elemente zu benutzen hatten wir schon lange. Es war immer unser Schicksal, diese Richtung einzuschlagen. Wir haben aber immer auf den richtigen Moment gewartet. Es hat vorher nie wirklich gepasst. Erst jetzt hat es sich richtig angefühlt.

Ich habe gehört, dass diese elektronischen Songs aber schon ziemlich alt sind.

Exakt! Das ist die Ironie daran. Denn hierbei handelt es sich um die ältesten Songs des neuen Albums. Die ersten sechs Lieder hören sich an wie typisches ANATHEMA Material wie von zum Beispiel „Waether Systems“ oder „We're Here Becouse We Are Here“. Die sind alle höchstens zwei Jahre alt. Die letzten vier Titel haben sechs bis  zehn Jahre auf dem Buckel, wenn nicht sogar mehr. Und diese sind diejenigen, die sich am unterschiedlichsten anhören. 

Und als diese Songs damals geschrieben wurden, hörten sie sich schon so elektronisch an? Oder habt ihr sie für „Distant Satellites“ extra bearbeitet?

Nee, sie waren schon immer in dieser Form.

Hörst Du denn viel Elekro? Sowas wie Trip Hop, Dubstep oder Ambient?

Ja, das machen alle aus der Band. Vielleicht sind es Vincent (Cavanagh, Gesang/Gitarre) und John (Douglas, Schlagzeug), die diese Musik am meisten lieben. Aber ich höre es auch. Letztes Jahr gab's für mich so was wie einen magischen Augenblick in dieser Musikrichtung. Ich war bei einem ATOMS FOR PEACE Konzert. Das ist eine sehr energetische Band, die elektronische Elemente mit einer Liveband kombiniert. Sie sind in der Lage, tolle Songs mit großartigen Melodien zu schreiben und es zu einem großen Ganzen zusammenzumischen. Sie scheinen ein Bindeglied zwischen elektronischer und organischer Musik zu sein. Die Entdeckung ihrer Musik hat für mich vieles verändert. Und für uns als Band ist es der nächste Schritt, ebenfalls die beiden musikalischen Welten zu verbinden. 

Könntest Dir vorstellen, dass ANATHEMA ein komplett elektronisches Album auf den Markt bringt?

Nein! Auf keinen Fall. Aber Elektronik ist nun ein wichtiges Element von uns. Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann die gleiche Gewichtung haben wird wie die Gitarren und das Klavier. Aber ein Album ohne Gitarren ist für mich nicht vorstellbar. Beziehungsweise ist ein ANATHEMA Album, wo wir uns auf ein Instrument oder Stilart konzentrieren nicht vorstellbar. Höchstens als ein „Experimental Album“ wie „Falling Deeper“ oder „Hindsight“. Ein richtiges Studioalbum ist immer eine vollwertige Mischung aus verschiedenen Elementen, keine Fokussierung auf etwas Bestimmtes.

Um wieder auf euer neues Album zurückzukommen. Warum habt ihr es „Distant Satellites“ (Entfernte Satelliten) genannt? Welche Bedeutung steckt dahinter?

Der Titel stammt von unserem Schlagzeuger John Douglas und hat etwas mit einer persönlichen Geschichte zu tun. Dabei geht es nicht um den Weltraum, sondern viel mehr um Menschen und ihren Beziehungen zueinander. Wie sie manchmal zueinander stehen und ihre Leben in verschiedenen Bahnen verlaufen. Manchmal verliert man sich aus den Augen und driftet ab, und manchmal kommt man wieder aufeinander zu. John hat mir seine Geschichte erzählt und was hinter dem Albumtitel steht, und es hat mich zu Tränen gerührt, denn ich kann es sehr gut nachempfinden.
Es zeigte mir, wie aufopferungsvoll John ist und was für eine schöne Seele er besitzt. In einer gewissen Weise lässt sich der Titel auch auf uns als Band, als Team beziehen. Es geht um uns, um Menschen, um Familie, um Liebe und unsere Geliebten und unsere Lebenswege. Manchmal sind wir uns näher, manchmal driften wir ab. Ich denke es ist ein schöner und tiefgreifender Titel, der schöne Bilder hervorruft. Aber die Metapher dafür sind im Großen und Ganzen Menschen, deren Leben manchmal zusammen und getrennt voneinander verlaufen.

Ihr habt auf dem neuen Album einen Song „The Lost Song“, der in drei Parts geteilt ist und auf dem Album verteilt zu finden ist. Warum habt ihr ihn so genannt? Ist er ein Überbleibsel alter Studiosessions?

Der Grund, warum das Lied so heißt, ist folgender: Ich habe wirklich mal ein Lied verloren.      
Ich habe es mal auf meinem Rechner aufgenommen und irgendwie wurde es aus Versehen gelöscht. Ich konnte mich danach auch in keinster Weise mehr daran erinnern, wie es ging. Es war ein klassischer ANATHEMA Song. Ich habe alle aus der Band gefragt, ob noch irgendjemand davon eine Kopie hat. Aber auch da Fehlanzeige. In dem Prozess, bei dem ich versucht habe mich an ihn zu erinnern und wie er geht, entstand „The Lost Song“.   

Und worum geht es textlich in dem Song?

Ich spreche bei unserem neuen Album nicht über meine Texte. Es ist ein schwieriges Album für mich, und ich überlass es lieber unseren Hörern sich ein eignes Bild davon zu machen. Sie sollen es für sich interpretieren können. 

Zwei Songs wurden auf „Distant Satellites“ von Steve Willson (Porcupine Tree) gemixt. Wie ist es eigentlich mit dem neuen „Godfather of Prog“ zusammenzuarbeiten?

Es ist großartig! Er ist so gut darin, in dem was er tut. Er ist in so vielem involviert. Doch das, was er am besten kann, ist das mixen und abmischen von Alben. Er war uns 2010 eine große Ehre mit ihm bei „We're Here Because We Are Here“ zusammenzuarbeiten. Es hat uns und unserer Karriere sehr geholfen. Für das neue Album haben wir wieder mit Christer-André Cederberg zusammengearbeitet. Er wurde aber während der Aufnahmen sehr krank und musste ins Krankenhaus. Dadurch ging eine ganze Arbeitswoche verloren. Die Ärzte rieten ihm zu einer Ruhepause, doch er hat sich dem widersetzt, weil er das Album fristgerecht beenden wollte. Er arbeitete bis zur Schmerzgrenze, bis es nicht mehr weiterging. Er hat einen fantastischen Job abgeliefert. Dennoch musste die eine Woche aufgeholt werden, in der der letzte Teil des Albums gemischt wurde. Wir brauchten daraufhin jemanden in letzter Minute, der Christer für die letzten beiden Titel ersetzten konnte. Da haben wir uns an Steven gewandt. Er war der einzige, dem ich zugetraut habe, dass er diese Aufgabe zu unserer Zufriedenheit erfüllt.   

Wollt ihr in Zukunft mit Steve Willson noch ein Album aufnehmen?

Nein, eher nicht. Außerdem nimmt Steve keine Alben auf, sondern mischt diese nur ab. Wenn überhaupt nimmt er nur seine eignen Alben auf. Er ist auch viel beschäftigt. In Christer-André Cederberg haben wir unseren Mann gefunden, der uns vom Beginn bis zum Ende des Albums zur Seite steht. Er produziert alles und mischt es im Nachhinein auch mit uns zusammen. Er hilft uns in jedem einzelnen Prozess der Entstehung, vom Demo bis zum finalen Mix. Auch wenn Steve uns bei „Distant Satellites“ geholfen hat, ist es zu 98 Prozent Christers Album. Man sollte das Augenmerk auf ihn legen und nicht auf Steve. Auch wenn Willson immer gute Arbeit abliefert und ein Freund von uns ist, wäre es Christer nicht gerecht, ihn nicht zu erwähnen. Versteh mich da bitte nicht falsch. Es ist Christers Album! Steve musste uns nur drei Tage helfen. Christer ist mittlerweile fast ein Bandmitglied, da er soviel hinter der Bühne für uns macht. Er hat zum Beispiel unsere letztes Livealbum „Universal“ gemischt. Er ist für uns so was Nigel Godrich für RADIOHEAD.

Lass uns nochmal über was anderes sprechen: Auch wenn ihr euch musikalisch sehr weit geöffnet habt, und auch keinen Metal mehr spielt, findet ihr in dieser Szene immer noch sehr viel Beachtung. Kein Metalmagazin, in dem man nicht über euch lesen kann. Fühlt ihr euch dieser Szene noch irgendwie verbunden?

Hmmm, ja vielleicht? Es wird immer ein Teil unsere Geschichte sein und wir werden das niemals bestreiten. Unsere Musik kann jeder hören, der möchte. Wir werden keinen Metal-, Progressive oder Alternativefan bei unseren Konzerten vor die Tür setzen. Es steht jedem frei uns zu mögen, so wie es uns frei ist, die Musik zu machen, die wir machen wollen. Ich glaube an unsere Musik und wenn Leuten unsere Musik gefällt und sie uns unterstützen wollen, dann freut mich das für sie und für uns. Ich möchte da auch nicht generalisieren. Bei uns ist jeder willkommen. That's it!

Hörst Du denn noch manchmal Metal?

Manchmal komm ich auf die alten Sachen zurück wie das Schwarze Album von Metallica, AC/DC oder Iron Maiden. Aber es gibt nur noch wenige Bands, die ich von früher höre und die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Das meiste Innovative, das mir wirklich gefällt ist außerhalb des Metals.  

Was mir bei ANTHEMA sehr gut gefällt, ist der Stil deiner Gitarrensoli. Du versucht gar nicht erst der schnellste Gitarrist der Welt zu sein. Du spielst meist wenige Noten, diese aber sehr gefühlvoll und voller Leidenschaft. Wer zählt denn zu deinen Gitarrenhelden, wenn Du denn welche hast?

Ah Danke! Da gebe ich Dir recht. Also als Nummer Eins wäre Mark Knopfler (DIRE STRAITS) zu nennen, David Gilmour (PINK FLOYD) und Derek Trucks, den ich über Youtube entdeckt habe. Und andere Gitarrenhelden? Hmm ich weiß nicht. James Hetfield (METALLICA) vielleicht? Tony Iommie, Jimmy Page, Paul McCartney und George Harrison hatten einen großen Einfluss auf mich. Eigentlich kann man sagen, viele Gitarristen, die auch gute Songschreiber sind. Mark Knopfler ist zum Beispiel einer, genauso wie die Beatles. Kurt Cobain war ein guter Songschreiber. Die Liste ist unendlich. Für mich bedeutet es Gitarre zu spielen, dem Song zu dienen. Das ist das ganze Geheimnis dahinter. Der einzige, der bei dieser Aufzählung aus dem Rahmen fällt ist Derek Trucks. Ich weiß nicht, wie er als Schreiber ist, aber er spielt die ausdrucksstärksten und gefühlvollsten Soli, die ich kenne.     

Danny, vielen Dank für das Gespräch!



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Sacrifice & Isolation

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Mit etwas Verzögerung liefern COLLAPSE UNDER THE EMPIRE mit "Sacrifice & Isolation" den zweiten Teil ihres Doppelalbumkonzepts, das mit "Shoulders & Giants" begann. Jetzt hätten die Hamburger in der Zwischenzeit ihren Sound ändern oder die Anlehung an "Shoulders & Giants" weniger betonen können - haben sie aber nicht. Die zehn neuen Songs fügen sich nahtlos in den COLLAPSE UNDER THE EMPIRE-Sound ein, bieten mithin schönen instrumentalen Postrock im typischen, leicht melancholischen Stil. Es werden Soundwände aufgebaut, die den Hörer gleichermaßen faszinieren wie ängstigen können, während die Gitarren schon einen Schritt weiter sind und sich anschicken, die Atmosphäre mit Kraft umzureißen. Dabei ist das Album als Gesamtkonzept zu hören, die Song verschmelzen miteinander, genau wie "Sacrifice & Isolation" mit "Shoulders & Giants" verschmilzt. Das Konzept ging voll auf und lässt Postrockfans ein weiteres erstklassiges Album entdecken, mit dem sich COLLAPSE UNDER THE EMPIRE auf gewohnten Pfaden bewegen und deren Sicherheit nutzen, um atmosphärisch dichte, schöne Songs zu schreiben.  

 

Sacrifice & Isolation


Cover - Sacrifice & Isolation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 58:40 ()
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Vertrieb:
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Navigator

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HER NAME IS CALLA haben sich für den "The Quiet Lamb"-Nachfolger einige Jahre Zeit gelassen - Jahre, in denen sich auch im Line-Up Wechsel und Veränderungen ergeben haben. Wenig überraschend also, dass "Navigator" keine straighte Fortsetzung des 2010er Albums ist, sondern neue Facetten in den Sound bringt und ihn so erweitert. "Ragman Roll" und insbesondere "Meridian Arc" sind pompöser, fast kitschiger, als alles, was HER NAME IS CALLA bisher gemacht haben und stehen so im Kontrast zu den erwarteten ruhigen Tönen eines "I Was On The Back Of A Nightingale". Richtig überraschend ist das dronige "Dreamland", mit dem die Briten völlig neue Wege beschreiten. Gewohnt gut sind sie dabei immer, die Songs fesseln und fordern gerade durch ihre Vielfalt Konzentration vom Hörer. Die folkig angehauchten, fast schon akustischen Sachen sind dabei das Bindeglied zur eigenen Vergangenheit und zeigen HER NAME IS CALLA gewohnt sicher und gewohnt gut. Im Zusammenspiel mit den neuen Songs wird "Navigator" zu einer interessanten und letztendlich fesselnden Platte, mit der HER NAME IS CALLA einmal mehr ihr Können als Musiker und Songschreiber unter Beweis stellen.  

 

Das Album gibt es komplett auf der Bandcamp-Seite der Band zu hören. 

 

Navigator


Cover - Navigator Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 60:12 ()
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W.A.R

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Liverpool auf der guten alten verregneten Insel war schon immer ein Pflaster für gute, oftmals etwas untypische Rockbands. Mit THE ARKANES schickt sich jetzt eine weitere Band an, die Bandhistorie der BEATLES-City zu erweitern. Musikalisch orientiert man sich durchaus am sogenannten Brit-Sound, dem aber Stoner und Garagenrockeinflüsse hinzugefügt werden. THE ARKANES haben irgendwas von PLACEBO, aber eben auch Vorbilder wie QUEENS OF THE STONE AGE und THE WHITE STRIPES scheinen durch. Aber was mir am besten kommt – das sind die RUSH-Vibes welche ich in den Songs entdecke - wohl auch (aber nicht nur) wegen des Gesanges welcher an Geddy Lee erinnert. Der stark rockende Opener „Onus“, die zum Teil Gitarren-schramellte Single „Sharpshooter“ (an sich schon aus 2009) und vor allem der Titeltrack „W.A.R“ zeigen das THE ARKANES rocken – und das ohne plakativ in den Vordergrund gemixte Gitarrenwände. Es sind die Songs und die erzeugte Atmosphäre die hier überzeugen. Ruhigeres, wie „Vampyre“ oder auch „Skeletons“ haben Pop-Potential, ohne sich auch nur ansatzweise anzubiedern – und gegen Ende hauen THE ARKANES mit der völlig kitschfreien, semiakustischen Ballade „Paper Plane“ nochmal einen Song mit Hitpotential raus. Was das Line-Up um Sänger Chris Pate (Lee Dummett - Bass, Andy Long – Drums und Dylan Cassin – Guitar) hier abliefern, läßt die Label-Werbe-Aussage „Kleinere Erfolge stellten sich ein, sie begannen mit dem Track „Crash and Burn“, der Nummer 1 in den Los Angeles Download-Charts für fast neun Monate wurde.“ in einem ganz anderen Licht erscheinen. Dies sollte, darf keine Eintagsfliege sein. „W.A.R“ blockiert bei mir jetzt schon geraume Zeit den CD-Player meines fahrbaren Untersatzes, und wächst mit jedem Durchlauf. Für mich keine Frage - THE ARKANES haben ein richtig starkes Album am Start, welches  Freunde britischer Indie- und Alternative-Töne unbedingt antesten müssen - und das Quartett darf dann gerne zeitnah den Nachschlag liefern.

W.A.R


Cover - W.A.R Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 46:52 ()
Label:
Vertrieb:
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Tanerthos

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Mit „Tanerthos“ legen die mittlerweile zum Trio angewachsenen TANERTILL aus München ihr zweites Album vor. Dem gleichermaßen anspruchsvollen wie faszinierenden Debüt steht der Zweitling in nichts nach. Trotzdem wiederholen sich TANERTILL hier nicht. Der Anteil an elektronischen Elementen und Gesangs-Parts ist höher als zuvor, es gibt mehr gerade Beats und eingängige Refrains zu hören, und die Songstrukturen sind schneller nachvollziehbar. Leichter machen es einem TANERTILL aber trotzdem nicht. Auch auf „Tanerthos“ braucht man teils mehrere Durchgänge, bis sich die melodischen Passagen herausschälen, die sich dann aber auch schnell im Gehörgang festsetzen. Das liegt sicherlich auch an der stilistischen Vielfalt. Könnte der Opener „Cool“ mit seinem Industrial-Anstrich noch in die Irre führen, übernehmen vor allem in der zweiten Hälfte des Albums immer wieder die Gitarren das Ruder. Genau in der Mitte befindet sich mit dem atmosphärischen „Soulblind“ der wohl ungewöhnlichste Song des Albums: Über einem gleichbleibenden, rhythmischen Beat sind nur vereinzelt Gesang, Gitarren und kurze Keyboard-Melodien zu hören, bis sich erst ganz am Schluss alles vereint. Wem das zu experimentell ist, den dürften anschließend Songs wie „Getting Nowhere“ und „Prey“ versöhnen, die schwer groovend rocken. Auch das zweite TANERTILL-Album setzt also einiges an Aufgeschlossenheit voraus. Wer eher auf klassischen Rock und Prog steht, hat vermutlich Mühe mit dem speziellen Sound, dafür könnte mit diesem Album aber auch der ein oder andere Industrial-Fan zu der Band finden. Unbestreitbar haben TANERTILL hier aber erneut ein wirklich spannendes, sehr eigenes und darüber hinaus toll eingespieltes Werk abgeliefert, das ihnen hoffentlich mehr Aufmerksamkeit einbringt.

Tanerthos


Cover - Tanerthos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 43:27 ()
Label:
Vertrieb:
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On The Steps Of The Temple

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Hinter TEMPEL stecken gerade einmal zwei Musiker, die gemeinsam mehrere Jahre an "On The Steps Of The Temple" gearbeitet haben. Das ist zwar nicht automatisch ein Indiz für Qualität, in diesem Fall aber schon, denn den sechs Songs ist Detailorientierte Arbeit anzumerken. Durch die wird jeder Song zu einer komplexen Postrock/ Shoegaze/ Black Metal-Mixtur, der sich der Hörer nur schwerlich entziehen kann. Vom heftigen, Black Metal-lastigen Opener "Moutain" bis zum sperrigen "On The Steps Of The Temple", der an eine Mischung aus OPETH und New School-Schwarzmetall erinnert, bleibt die Musik interessant und vielschichtig. In den ersten Durchgängen kann gar nciht jedes Detail erfasst werden; was die beiden kreativen Köpfe hier alles reingepackt haben, ist beeindruckend. Dank der rohen Produktion kommt das Ganze authentisch und angemessen aus den Boxen, eine Hochglanzproduktion hätte den Songs Unrecht getan. Stellenweise verlieren sich TEMPEL noch in ihren Ideen ("On The Steps Of The Temple"), aber insgesamt ist ihr Debütwerk ein faszinierendes Stück Musik, mit dem aufgeschlossene Black Metaller ebenso warm werden dürften wie Proggies und Postrock-Fans.

On The Steps Of The Temple


Cover - On The Steps Of The Temple Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 54:9 ()
Label:
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Reverie Lagoon: Music For Escapism Only

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Die Punk- und Hardcore-Wurzeln der Band-Mitglieder hört man dem zweiten Album der Kalifornier SEAHAVEN nicht mehr an. Der Opener „Fifty-Four“ könnte noch ein Antäuschen sein: ohne Beat, nur instrumentiert mit einer cleanen Gitarre und akustischen Instrumenten im Hintergrund, kommt der Song schon fast unverschämt ruhig, entspannt, schwermütig und verträumt daher und fängt damit die Atmosphäre des Album-Covers perfekt ein. Wer danach erwartet, dass es jetzt endlich richtig ballert, wird enttäuscht: „Andreas“ hat zwar einen Beat, der ist aber so sanft rockend, dass man den Rest der Beschreibung von „Fifty-Four“ stehen lassen kann. Und so geht es auch weiter, immer flieβend, ohne groβe Brüche, mit verhallten Sounds und immer wieder auch dezenten Streichern im Hintergrund und kleinen elektronischen Elementen. „Dream Rock“ könnte man das nennen, angelehnt an das durch Bands wie BEACH HOUSE entstandene Dream Pop-Genre. Wobei von Rock kaum noch die Rede sein kann. So wird der Verzerrer nur in Ausnahmefällen angeworfen, wie im verhältnismäβig treibenden „Flesh“ oder im ausbruchartigen Schlussteil von „Wild West Selfishness“. Ansonsten wird vor allem lieblich gezupft, wobei ein Song wie „Highway Blues“ auch von Jack Johnson sein könnte. Das soll jetzt aber alles gar nicht so negativ klingen, wie es das wahrscheinlich tut. Hat man sich nämlich ein bisschen in den zurückgenommenen, teils schon meditativen Sound von SEAHAVEN hineingehört, entwickelt er eine ganz eigene Faszination. So gelingt es der Band, mit ihrer Musik eine mal schwebende, mal melancholische Atmosphäre zu erschaffen, in die es sich wunderbar eintauchen lässt. Nur der Gesang von Kyle Soto stört dabei ein bisschen. Der klingt nämlich etwas nörgelig, quäkig und nasal und trägt einfach nicht. Ein Instrumental-Album wäre mir daher ehrlich gesagt lieber gewesen.

Reverie Lagoon: Music For Escapism Only


Cover - Reverie Lagoon: Music For Escapism Only Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 51:34 ()
Label:
Vertrieb:

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