Review: One Mile High … Live
GARBAGE waren in den 90er im Alternative Rock ein recht große Hausnummer und hatten mit ersten beiden Alben („Garbage“, 1995 und „Version 2.0“, 1998) reichlich Erfolg und Singlehits („Stupid Girl“, „Only Happy When It Rains“, „Queer“ und „Milk“ sowie „Push It“, „I Think I'm Paranoid“ und „The Trick Is To Keep Breathing“). Mit den nächsten beiden Alben konnte man an den Erfolg nicht anknüpfen, wurde auch etwas gitarrenlastiger und tendierte gen Mainstrean; so verlor man auch etwas die Basis in Form der Indie-Gemeinde. Mit ihrem neuen Album „Not Your Kind Of People“ änderte sich das zwar nicht Grundlegend, aber es gab GARBAGE nun wieder Live zu sehen. Vorliegende DVD/BluRay enthält eine komplette Show der Band, aufgezeichnet am 06. Oktober 2012 im Ogden Theatre in Denver/Colorado (in Clubatmosphäre). „One Mile High … Live“ enthält die Hits der ersten Alben und gute Songs der letzten Veröffentlichung die vom deutlich aus den 90er stammenden Publikum dankbar aufgenommen werden. Der etwas über 90-minütige Auftritt wird aber vor allem von Frontfrau Shirley Manson geprägt, Aushängeschild der Band und in den 90er eine Ikone mit Vamp-Status; Charisma und Ausstrahlungskraft sind trotz hochgestecktem Rotschopf weiter da – anmutig sanft, katzenhaft bis rockend scheint Fr. Manson noch oben auf, auch wenn die Stimme mit Jahrgang 1966 nicht mehr alles mit macht. Die Schottin und ihre US-amerikanischen Kollegen legen einen sichtbar routinierten Set hin, der nur leider etwas Einfallslos eingefangen wurde. Obwohl ich es zu schätzen weis, dass man mal länger auf einem Musiker verweilt, sind die Kameraeinstellungen doch sehr starr und kriegen so die Dynamik der Show nicht zu fassen. Musikalisch ist das was die Gitarristen Steve Marker und Duke Erikson, Schlagzeuger Butch Vig und Bassist Eric Avery bringen für eine Liveshow schon fast zu perfekt, zu clean. Der Sound (Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1, DTS 5.1) kommt gut rüber, das Bild ist (wie die Show wohl auch war) trotz vielen Hintergrundprojektionen eher dunkel gehalten.
Als Bonus gibt es ca. 30 Minuten Warm machen für die Show und Infos zu den fünf gespielten Songs aus dem neuen Album sowie die Musikvideos zu „Big Bright World” und „Blood For Poppies”. Fans der Band sollten das mitnehmen.
1. Automatic systematic habit
2. I think I'm paranoid
3. Shut your mouth
4. Why do you love me
5. Queer
6. Stupid girl
7. Hammering in my head
8. Control
9. #1 Crush
10. Cherry lips (Go baby go!)
11. Big bright world
12. Blood for poppies
13. Special
14. Milk
15. Battle in me
16. Push it
17. Only happy when it rains
18. Supervixen
19. The trick is to keep breathing
20. Vow
21. Time will destroy everything (Credits)
Bonus
22. Pre-show warm up
23. Automatic systematic habit
24. Battle in me
25. Big bright world
26. Blood for poppies
27. Control
28. Big bright world (Music Video)
29. Blood for poppies (Music Video)
One Mile High … Live
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
21
Länge:
116:0 ()
Label:
Vertrieb:
Ich muss zu meiner Schande wirklich gestehen, dass die Münsteraner Postrocker LONG DISTANCE CALLING bisher ziemlich an mir vorbeigegangen sind, einzelne Songs kannte ich zwar schon, aber halt nicht ein komplettes Werk.
Das ändert sich nun endlich mit der vierten Langrille in der Karriere der Herren seit dem Debüt aus 2006 - dem neuen Werk "The Flood Inside". Änderungen gab es auch bei der Band selbst, denn Tasten- und Elektrospezialist Reimut van Bonn war vor gut einem Jahr ausgestiegen. Der neue Man heißt Martin Fischer, ist jetzt also für die Keyboards zuständig, aber auch als (Haupt)Sänger am Mikro aktiv.
Und da sind wir bei einer weiteren Neuerung: es gibt deutlich mehr Gesang als zuvor. Zwar war das meiste schon instrumental auf den ersten drei Alben aber immer ein Track war mit Gastgesang ausgestattet. Die aktuelle CD bietet indes gleich vier Stücke mit Vocals, wobei aber trotz des Neuen noch die Tradition beibehalten wird, sich einen Gast für die Vocals einzuladen: Vincent Cavanagh (ANATHEMA) darf mit seinen eher etwas sanfteren, fast schon zerbrechlich hellen Timbre das etwas melancholische (dazwischen instrumental sehr aufwühlend daherkommenden) "Welcome Change" veredeln.
Insgesamt hätte ich etwas mehr elektronisch geprägtere Sounds, erwartet aber dem ist eigentlich eher nicht so. "Waves" beginnt mir einigen Voicesamples und Streicherschwaden zu Beginn, dann folgen eher sanfte Gitarrenparts mit Geigen als Hintergrund und auch die intensiven Drums mit Tomsbetonung sorgen für eine ganz besondere Stimmung. Auch auf „Ductus“ wird mit diesen etwas flirrend-ambientartigen Tasten zunächst eine chillig-lässige Stimmung erzeugt, ehe dann der ganz Song immer schneller wird und eine eher bedrohlich heftige Wendung, auch dank der klasse Schlagzeugarbeit, nimmt. Bei "Nucleus" einer eher etwas düster, verschrobenen Nummer mit typisch sphärischem Postrock-Aufbau folgt einem auch eher langsamen Einstieg mit echt coolem an SANTANA erinnernden Solo - ein klasse Schluss mit viel Tempo und fetten Riffs.
Grundsätzlich ist „The Flood Inside" absolut Gitarrenlastig ausgefallen, es gibt viele Soloparts und auch stets mit schönen Breaks eingesetzt viele Riffkannonaden, die aber auch mal grooven oder elegisch über die Songstrukturen gelegt werden. Die Band setzt auf viele atmosphärische Parts und Wechsel oder auch sich hinaufsteigernde Songs.
Mein Hauptempfinden bei fast allen ist, trotz der vielen heftigeren Ausbrüche (die mitunter auch mal dominieren), durch die stets im ausgeklügelten Wechsel von heftig auf ruhig arrangierten Songs, eine gewisse Entspanntheit (ohne zu seicht zu klingen) - gepaart mit einer ungeheurer Intensität, die einen packt und in einen ganz eigenen Klangkosmos entführt. Bestes Beispiel hierfür ist das teilweise hymnische "Breaker", das mit langsameren Zwischenpart, fulminante Gitarrenwände auffährt bis hin zum monumental-opulenten Schluss und mit dezent ausklingenden Saitenklängen endet. Bei den anderen Songs mit dem neuen Sänger kommen dann ein eher alternativelastiges Ambiente mit leichtem Stonerrock-Appeal auf. Insbesondere bei "Inside The Flood" mit seinem leicht schrägen-intensiven Mittelpart oder auch meinem Favoriten, dem etwas grungigen "Tell The End" mit grandioser Gesangsleistung und furiosem Finale.
Alle neun Songs übertreffen die Sechs-Minuten-Marke, sind aber zu keiner Sekunde langatmig eher im Gegenteil: mit vielen guten Ideen und vor allem Stimmungen schaffen es die Münsteraner souverän den Zuhörer zu packen und mit jedem Durchlauf mehr zu fesseln. Es gelingt zwar kein überragendes, aber ein gutes, wunderbar atmosphärisches Album. Der Sänger hat sicher noch etwas Luft nach oben, aber die Balance zu den Instrumentalparts stimmt. Ob die Alben davor besser waren oder nicht kann ich wie anfangs erwähnt, leider nicht beurteilen. Aber davon mal abgesehen machen LONG DISTANCE CALLING spannende und vielseitige Musik und sollten nicht nur, wie vielfach zu lesen war, Kritiker-Lieblinge sein oder bleiben, sondern auch weitere Fans hinzugewinnen können.
The Flood Inside
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
55:26 ()
Label:
Vertrieb:
Tatsächlich gibt es in Österreich (ganz im Gegensatz zum Fußball, sorry Jungs der mußte sein) international konkurrenzfähigen Alternative Rock. Dies beweißen hier diese Herren mit dem zugegeben etwas gewöhnungsbedürftigen Namen EXCUSE ME MOSES.
Die Asusis belegten zuvor u.a. beim Newcomer-Musikcasting Ö3 Soundcheck einen dritten Platz und durften auch schon livehaftig bei Größen BON JOVI und NICKELBACK den Anheizer geben. Jetzt also ihr drittes Full-Length Album schlicht mit „III“ betitelt und mit Unterstützung von Producer Oliver Pinelli (u.a. UNHEILIG, IN EXTREMO) eingetütet soll jetzt der nächste große Wurf gelingen.
Excuse Me Moses sind durch und durch eine Rockband daher mußte auch der ursprüngliche Bandname FUNKALICIOUS geändert werden den von Funk ist absolut nicht mehr zu hören, es wird Mainstream geprägter Alternative geboten, wenn es etwas popiger zu geht dann stehen Kapellen wie SUNRISE AVENUE, 3 DOORS DOWN oder STANFOR als Paten parat geht es etwas heftiger, weniger auf Glattheit mit etwas mehr Ecken und Kanten getrimmt zu, dann sind durchaus auch die etwas härteren Vertreter der Zunft wie CREED oder PUDDLE OF MUDD eine Vergleichshausnummer.
Aber man will ja nicht ständig den Stempel eine mehr oder weniger soliden Nachahmers lesen und daher haben die Wiener-Alternative Rocker fast drei am Nachfolger gearbeitet um jetzt auch den lukrativeren deutschen Markt angreifen. Die 13 Tracks des Albums werden geprägt durch das raue, manchmal sogar etwas kratzige Timbre von Fronter Michael Paukner, der spürbar meistens versucht, den meistens Song ein erdiges Rockambiente zu verleihen und nicht zu poliert zu klingen. Dies gelingt nicht immer (was auch an den Songs liegt), manchmal geht es mir etwas zu popig zu wie bei „My Friend“ zu viele AhoOhs, ein relativ fröhlich getrimmter Radiosong ist „All Inside Yourself“ geworden. Die Instrumentalfraktion steuert eine solide Basisarbeit bei, die Riffs sind meist recht tight, die Refrains (fast) immer eingängig - es geht vielfach relativ schnörkellos zu, alles in ein kompaktes Soundgewand gepackt wird vielfach energetisch losgerockt. Es gibt aber auch behutsam eingestreute etwas melancholisch-balladeske Seitenhiebe wie etwa die gelungene „Wrong“ mit schönem Amipathos (auf den ansonsten aber dankenswerte Weise verzichtet wird) oder gegen Ende das mit CHRIS ISAAK-Gedächtnisgitarre startende „What If It’s Happening“. Der Opener „Lost In You“ kommt druckvoll kompakt aus den Boxen, die Riffs geben mit ordentlich Schmiss Gas der Gesang ist auch erdig wird stellenweise mit einem Megaphon verfremdet (ist zwar nicht innovativ aber ein Crossover-Dejavu-Feeling a la H-BLOCKX kommt auf) ein schöner Refrain macht den Track zusammen mit dem simplen aber guten Kracher „Till the End“ zu den heimlichen Hits der Scheibe. Auch „Don’t Try Just Do It“ geht ganz gut ab, wenn auch nicht ganz so fett. Ich hätte mir noch ein paar Songs der Marke „Break Me Down“ gewünscht, schnell, knackig eher etwas düster mit fast runtergestimmten Gitarren – ja das hat Schmackes. Mit „Last Breath“ gibt es einen zum Rest eher etwas ungewöhnlichen Song, der etwas aus dem gängigen Songschema abweicht, gefällt mir auf der CD mit am Besten, gegen Ende wird es stimmungsmäßig noch heftiger und sogar stimmlich etwas gekeifert. Zukünftig bitte mehr davon. Um es sich mit den Normalhörern nicht zu verscherzen gibt es auch ein paar für mich eher durchschnittliche Midtemponummern wie etwa „Hello Again“, „Don’t Give Up“ (hier ist die Hook net so der Bringer) oder Your Time Is Over“.
„III“ ist ansonsten trotzt ein paar Füllern ein solides, rockendes Album geworden, dass man sich gut anhören kann. Zukünftig bitte noch etwas mehr Gas geben und die angepaßteren Sachen weg lassen. EXCUSE ME MOSES haben sich trotzdem überzeugend vorgestellt und könnten mit ein paar stilistischen Korrekturen die Alternative-Rockwelt zukünftig durchaus bereichern.
III
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
50:42 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten