Kernigen Alternative Rock bieten uns NUMP auf ihrem dritten Album "Eruption", der Titel paßt hier recht treffend - metallische Riffs und stellenweise auch screamige Vocals sorgen mitunter für viel Modern Metal-Ambiente, manch einer würde wohl gar Nu Metal sagen, aber das ist es insgesamt stilistisch absolut nicht so. Genauso wenig wie etwa Progmetal (wie so manche Kollegen meinten) hier zutreffend ist, trotz allerlei Breaks und Rhythmuswechsel liegt die Betonung doch trotz auch aller technischer Reife der Musiker auf tiefen Emotionen, die stets im melodischen Gesamtkontext den Hörer mitunter durch mehrere Ebenen in den Tracks führt, mal etwas komplexer, dann recht aggressiv aber vor allem auch eingängig und mit viel Tiefe.
Die Produktion von "Eruption" ist ebenfalls fett, sehr satt gehalten mit einem ausgefeilten Soundgerüst, das hat internationale Klasse (im Gegensatz zu dem etwas billig wirkenden Coverartwork), die Musik wirkt bisweilen zwar sehr amerikanisch, aber keinesfalls mainstreamig orientiert. Diese klasse Band muß dann wohl aus überm Teich stammen. Doch nein, weit gefehlt, denn tatsächlich kommen die Musiker aus dem heimischen Würzburg. Vor allem dieser Hammersänger Christian Seynstahl klingt keinesfalls wie ein „Franke“ nicht der geringste Akzent ist auszumachen, sein Timbre setzt er facettenreich und sehr vielseitig ein. Dabei dominiert rauer Klargesang, der mit sanfteren Passagen, Shouts, mal flüstern dann wieder krächzend sowie auch mal markanten Growls packend kombiniert wird.
Die Scheibe startet mit einem etwas in die Irre führenden flächigen Tasten-Intro aber dann geht es voll ab den metallische Stakkatoriffs und runtergestimme Gitarren lassen „Reborn“ aus den Boxen klingen, ei schön melancholischer Refrain rundet den Song perfekt ab. Mir fallen da gleich solche Spitzenkapellen des Genres wie etwa SYSTEM OF A DOWN, INCUBUS, AUDIOSLAVE ein und ohne Witz NUMP können mit diesen Bands insgesamt locker mithalten. Nun zumindest ein Label scheint diese Qualitäten jetzt auch erkannt zu haben, denn „Eruption“ ist jetzt die erste nicht selbstproduzierte Scheibe der vier Franken geworden. Aktuell ist man als Quartett unterwegs, da der zweite Gitarrist Sebastian jetzt nicht mehr dabei ist.
Die Band macht also keinen zu geraden Alternative, es gibt schon die berühmten Ecken und Kanten und songs jenseits der Drei-Minuten-Fuffzich. Auch „Yin Vs.Yang“ mit eher screamig-geprägten Vocals spielt mit Laut-Leise Dynamiken perfekt. „Your Lips“ ist ebenfalls einer der stärksten Songs, schöne Hook und hinten raus verdichtet sich der Track nochmal völlig anders. Der Titeltrack startet dampfwalzenartig dann etwas sphärisch ist aber mit fast sieben Minuten nur einen Tick zu lang geraten, obwohl die weitgezogenen Vocals wie auch die mehrstimmigen Backings sehr gelungen sind, könnte man ruhig öfter so machen. Nach ca. 5 Minuten gibt es einen cool-jazzigen Part mit chilligen Gitarrenpart, klasse gemacht mit einervöllig anderen Facette der Band.
Die Gitarrenwände und der abwechslungsreiche Gesang sorgen als Grundmuster in fast allen Titeln für viel Energie in Verbindung mit gezielten Tempiwechsel, das ein oder andere Gitarrensolo entsteht nie den Eindruck eines zu Schablonehaften Songwritings sondern es geht Abwechslungsreich zu. Mitunter übertreibt man es mit den Growls. Mein Favorit ist das mit U2-artigen Gitarrenlicks startende „A Cover Up For Your Soul“. Der Schluss mit „Infiltrate Me” der einzige etwas balladesk angelegte Song, der es am Anfang etwa ruhiger mit betonten Keyboardparts angehen läßt und sich dann furios hochschaukelt mit wahnsinns Gitarrensolo von Thorsten Geschwandtner um dann ganz auszuklingen, zeigt NUMP in absoluter Höchstform. Nur weil es unter den 10 Tracks auch ein zwei Durchschnittsnummern (u.a. „Your Way Out“) gibt, reicht es nicht ganz zum Tipp aber diese „Eruption“ ist insgesamt trotzdem ein echt starkes Stück Musik auf internationalem Niveau geworden.
Eruption
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
50:55 ()
Label:
Vertrieb:
Bereits das dritte Album legen uns hier SOMEONE’S MISSING mit ihrer aktuellen EP „22 Minutes“ vor. Gleich zu Beginn dieses Reviews sei angemerkt, dass diese Scheibe mit riffbetontem Alternative sowie einer tollen, stimmgewaltigen Sängerin leider viel, viel zu kurz geraten ist.
Der Ruhrpott-Fünfer hatte zuvor bereits zwei Platten „Let Down“ und „Toys“ aufgenommen, die aber stilistisch, ließt man so manche Reviews, wohl etwas anders geraten (vor allem wohl die erste Scheibe) waren als dieser Silberling. Kollege Jan fand den Vorgänger auch so übel nicht - egal bedingt durch Line-up-Wechsel insbesondere am Mikro sind jetzt diese sechs Songs so aufgenommen wie sie sind, und das Ergebnis überzeug mich jedenfalls absolut von vorne bis hinten.
Klar, inhaltlich gibt’s keine so große Innovationen was die Art und Interpretation der Musik betrifft aber wer auf kernigen Female-Fronted Bands mit der Genreausrichtung Alternative/Grunge und ein wenig Crossover wie etwa DIE HAPPY oder GUANO APES zu deren besten Zeiten abfährt, liegt hier goldrichtig. SOMEONE’S MISSING müssen sich qualitätsmäßig keinesfalls vor diesen etablierten Kapellen verstecken. Weniger popig als die HAPPY’s und inhaltlich konstanter als die APES kommen die Tracks sehr eingängig daher, meist recht heftig rockend mal mit fetten heavy Riffs dann „nur“ in Normaloauslage aber immer nach vorne und losrockend.
Sängerin Melanie Vallender weiß voll zu überzeugen, ne amtliche Ballade oder einen etwas länger im Midtempo gehaltenen Song gibt es zwar nicht - macht aber auch rein garnix, denke auch dafür dürfte dieses Organ bestens passen. Bei „Just A Liar“ geht sie aber zumindest stellenweise etwas gefühlvoller und weniger straight zu Werke und auch dass kann sie. Der Gesang und das Songwriting sind jedenfalls töfte, dürften auch live sehr gut funktionieren und für Partystimmung sorgen.
Die Songs auf der EP sind stilistisch klar ausgerichtet, gehen in Richtung immer sehr energetisch, relativ geradeaus ohne die großen Breaks oder gar Zwischenstück sondern meist mit viel Wucht und Power. Trotzdem gib es leichte inhaltliche Verfeinerungen, die jeden Song etwas unterscheiden. Der Start mit dem treibenden "Here With You" gelingt perfekt, es geht voll ab, mit fetten Riffs sowie schönen melodiös-hymnischen Gesang. Bei "You Never Told Me" gibt es die typischen Laut-Leise-Dynamiken, die Vocals gehen auch mal tiefer runter, ein gelungener Mittelteil als kleiner Übergang, mit einem stimmig-flüssigen Gitarrensolo wird der Song abgerundet. „Out Of The Blue“ kann wohl mit dem besten Refrain aller Tracks aufwarten, „Beyound Redemption“ ist ein mitreißender Tempokracher. "Blind" (nein leider kein deutscher Song) geht dann etwas in eine leicht dramatischere Richtung ohne aber zu dick oder pathetisch aufzutragen, die Gitarrenfraktion darf ebenfalls nochmal zeigen was man so drauf hat.
SOMEONES’S MISSING sind zweifelsfrei eine sehr interessante Kapelle, die sich anzutesten auf jeden Fall lohnt. Nur beim nächsten Mal würde ich gerne mal eine komplette Platte über 50 Minuten hören, wie sich die Band dann anstellt den Spannungsbogen länger hoch zuhalten ohne sich zu wiederholen, wird sich dann erst zeigen. Schau mer mal, wo sich diese talentierten Musiker hin bzw. weiterentwickeln. Bin schon gespannt darauf.
Und direkt an die Band: das nächste mal schaut bitte nicht so grimmig und düster auf eurem Bandfoto, das paßt so garnicht zur Musik.
22 Minutes
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
6
Länge:
21:51 ()
Label:
Vertrieb:
Anfang 2012 veröffentlichten die SIMPLE MINDS eine Box ihrer ersten fünf Alben, also jene Alben vor ihrem richtig großen Erfolge. Obwohl Album Nummer fünf „New Gold Dream (81-82-83-84)“ mit „Promised You A Miracle“, „Someone Somewhere In Summertime“ und „Glittering Prize“ bereits erste Überflieger präsentierte. Zu dieser 5-CD-Box gab es eine Tour, auf welcher die Herren Kerr, Burchill & Co. von jedem dieser Alben jeweils 5 Songs zum Besten gaben – „5x5 Live” halt.
Im Nachgang dazu gibt es eine entsprechend benamte Live-Doppel-CD der SIMPLE MINDS auf der ausschließlich Songs der Alben „Life In A Day“, „Real To Real Cacophony“, „Empires And Dance“, „Sons And Fascination / Sister Feelings Call“ und eben „New Gold Dream (81, 82, 83, 84)“ aus den Jahren 1979-1982 zu hören sind – die Präsentation der musikalische Entwicklung der Band vom Punk und Elektro-Rock der Anfangstage zu New Wave, Pop und Rock und ersten Hits. Und obwohl die SIMPLE MINDS in letzter Zeit Live nicht an die alten Tagen anknüpfen konnten, straft dieser Doppeldecker der Meinung von „Alten Herren“ Lüge – man präsentiert sich überzeugend und in toller Spiellaune. Für Fans sind die „alten“ Songs eh‘ das Non plus Ultra, für wirklich Neues ist die Zeit der SIMPLE MINDS sicherlich auch vorbei – der alte Stoff Live zeigt aber auf, das die band damals durchaus ihrer Zeit voraus war - „Love Song“, „The American“, „Sweat In Bullet“ - nur um einige zu nennen. Da man in verschiedenen Städten zum Teil unterschiedliche Sets spielte, gibt es auf „5x5 Live” 31 Live-Tracks, inklusive Intro (siehe unten). Die wertige Verpackung in einer Box, ein tolles 24-seitiges Booklet mit Pics und Comments und ein Poster machen das Teil zu einer lohnenden Anschaffung für Fans.
CD1:
01. Intro
02. I Travel
03. Thirty Frames A Second
04. Today I Died Again
05. Celebrate
06. Life In A Day
07. Calling Your Name
08. Scar
09. King Is White And In The Crowd
10. Hunter And The Hunted
11. Wasteland
12. Love Song
13. This Fear Of Gods
14. Pleasantly Disturbed
15. Room
CD2:
01. The American
02. 70 Cities As Love Brings The Fall
03. In Trance As Mission
04. Sons And Fascination
05. Sweat In Bullet
06. Changeling
07. Factory
08. Big Sleep
09. Premonition
10. Promised You A Miracle
11. Someone Somewhere In Summertime
12. Theme For Great Cities
13. Glittering Prize
14. Someone
15. Chelsea Girl
16. New Gold Dream (81-82-83-84)
5x5 Live
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
31
Länge:
139:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten