Low-Fi und Ferrochrom-Cassette, Kult und Alte Schule, Reunion und Kommerz? Keine Ahnung, jedenfalls sind die vier Songs der Schweden (die weiterhin nicht aktiv wirklich aktiv sind) noch nie veröffentlicht, lediglich der Titelsong „I Am“ sei schon mal live gespielt worden. Sei’s drum. Hier gibt’s mal ein echtes Zeitdokument einer längst vergangenen Ära – die aber immer wieder mal hochzuschwappen scheint. The Evil Never Dies, sozusagen. Und da Darkthrone, Satyricon und andere Genregrößen eben nicht mehr mit früher zu vergleichen sind, wittern Bands, Labels oder sonst wer ihre Chance. Roher, brutaler, stumpfer Black Metal mit kalter Gitarre und gekrächzten Vocals – und das alles bei für heutige Verhältnisse unterirdischem Sound. „Kenn ich, brauch ich nich“ wird der ein oder andere sagen und vielleicht auch recht haben, vor allem gemünzt auf die ersten beiden Stücke „Den Skrivna Eskatologin“ und „De Vanhelgade“. Flottes Pöppeln und ordentlich Uffta, simpel aus fuck und irgendwie noch nicht zwingend sind die ersten beiden Titel.Nicht, dass „I Am“ wirklich großartig ist, aber die Mischung aus Venom, Bathory und Shining (was mir jetzt so in den Sinn kommt) kreiert eine märchenhaft-böse Atmosphäre, die den Spirit der guten, alten zeit wiederzubeleben scheint. Und auch das variabel abschließende „Cold Eon“ haut in diese Kerbe. Keine Ahnung, wer das wirklich braucht, aber die anfängliche Skepsis ist gewichen. Irgendwie stört am Ende nicht mal mehr der „traditionelle“ Sound. UNd es gibt ein lecker Digi-Pack in mit schön schwarz-grauer Schrift.
DARKER IT GETS kommen aus Flandern und sind – wie selbst formuliert - aus der Asche mehrerer Hardcore-, Punk- und Metalbands auferstanden. Aus den Ruinen wurde quasi ein Mehrfamilienhaus mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. Die Belgier stehen also für multikulti, im metallisch übertragenen Sinne. Und das sieht gut aus. Die CD wirkt wie eine professionelle Labelveröffentlichung, hat einen Mördersound und viele gute Ideen. Allerdings wirkt manches noch ein wenig unausgegoren. Am besten klingen die Jungs aus Kotrijk, wenn sie sich zum Metal hinbewegen – weniger gut – und das mag dem persönlichen Geschmack geschuldet sein, wenn sie sich den Metalcore-Platitüden (Wechselgesang, Breakdowns etc) hingeben. Vielleicht wäre weniger hier mehr, um einen wirklich eigenen, unverwechselbaren Stil zu finden. Andererseits mag in der Vielseitigkeit auch eine Chance liegen. Auf jeden Fall sind DARKER IT GETS eine ernstzunehmende, professionelle Band – und auf einem guten Weg. Hoffentlich ist das die Gesellschaft auch.
Die junge Band gibt es seit 2006 – und sie hat sich rechtzeitig besonnen, vom Viking-Metal des Vorgängers Hagalaz auf Death Metal umzuschwenken – durchaus melodisch und mit Black-Metal-Einflüssen freilich. Für eine Erstlings-EP ist das Ergebnis überaus erfreulich geraten. Und sehr schwedisch. Das meint erfolgreiche neue Bands ebenso wie das Feeling der 90er. Auf jeden Fall grooven die Schwaben von CRIMSON DEATH vor allem im mittleren Tempo fett und macht melodisch auch sehr viel Spaß, Double-Bass-Gebubbel und guter, tief-heiserer Gesang inklusive. Super-erfreulich: Nach eher durchwachsenem Beginn wird die EP immer stärker und findet über das Amon-Amarth-beeinflusste ,“Rotten Kingdom“, das variable „Awakening“ bis hin zum Titelstück einen hymnischen Höhepunkt. Cooles Ding mit gutem Sound aus dem Hause Audiospezialist in Fellbach.
Drei Dinge kann man beim neuen HALFORD-Streich „IV - Made Of Metal“ bereits nach dem ersten Hördurchlauf festhalten. Erstens: wer mit der etwas drögen und zurückgefahrenen Produktion des „Crucible“-Albums seine Probleme hatte, wird auch mit dem vierten Werk des „Metal God“ nicht glücklich werden. Zweitens ist das aggressiv gekreischte (coole!) „The Mower“, das im Vorfeld veröffentlicht worden war, keinesfalls repräsentativ für die gesamte Scheibe, und drittens: „IV - Made Of Metal“ ist eine ganze Ecke stärker als „Nostradamus“! Das hat in erster Linie mit dem überzeugenderen Songwriting zu tun, und Halfords Begleitmannschaft liefert einen erstklassigen Job ab. Speziell Producer Roy Z und Metal Mike Chlasciak liefern sich mitunter grandiose Gitarrenduelle, nicht nur im überragenden Opener „Undisputed“, einem der mit Abstand besten Songs, die Solo-Halford jemals verbrochen hat. Hat man sich erstmal damit abgefunden, dass die hohe Kopfstimme des nach wie vor überirdisch charismatischen Sängers nur noch vereinzelt bis gar nicht zum Einsatz kommt und das Material fast ausschließlich im Midtempo-Bereich liegt, wissen hymnische, auffallend melancholisch gehaltene Ohrwürmer wie „Fire And Ice“, der mit verzerrtem Gesang garnierte Titelsong (der in seiner Struktur etwas an „All Guns Blazing“ erinnert), „Till The Day I Die“, „We Own The Night“, Heartless, Hellrazor, das balladeske, sehr persönliche „Twenty-Five Years“ oder der geile Stampfer „Matador“ durchweg zu gefallen. Lediglich „Thunder And Lightning“, das ähnlich kitschig-platt geraten ist wie einst „Drive“ von „Resurrection“, kann als Ausschussware verbucht werden. Man kann festhalten, dass sich Halford nach seiner… ähm… skurrilen Weihnachtsplatte wieder gefangen hat und hier seine beste Solo-Arbeit seit „Resurrection“ (das jedoch nicht ganz erreicht wird) abliefert, die qualitativ irgendwo zwischen „Crucible“ und dem superben PRIEST-Comeback „Angel Of Retribution“ anzusiedeln ist. Top!
Ex-VADER-Gitarrist Mauser und sein Nachfolgeprojekt UNSUN haben mit „Clinic For Dolls“ ihr zweites Album am Start. Dabei bewegt man sich nach wie vor im Female Fronted Gothic Rock-Bereich, dass man sich dabei an Kollegen wie EVANESCENCE oder WITHIN TEMPTATION erinnert fühlt, bleibt dabei nicht aus. Im Gegensatz zu EVANESCENCE klingen UNSUN aber niemals wirklich dunkel oder depressiv, dem Gesamtklang haftet trotz mitunter ziemlich harter Gitarrenriffs fast durchweg etwas Verträumtes an. Der Gesang von Sängerin Aya variiert zwar in Punkto Klangfarbe eher wenig, bleibt aber angenehm unelfenhaft. Melodiös ist „Clinic For Dolls“ eigentlich durchweg, auch wenn richtige Hammerohrwürmer fehlen-die Lieder wollen mehrmals angehört werden, um im Ohr zu bleiben, heraus sticht hauptsächlich die Ballade „The Last Tear“. Davon abgesehen dürfte das Ganze ziemlich massenkompatibel sein, Schiffbruch erleiden werden UNSUN damit jedenfalls definitiv nicht. Fazit: kein spektakuläres, aber durchaus ein nettes Album.