Kein vernünftiger Mensch stellt besonders hohe Anforderungen an Bootlegs – sie haben in erster Linie authentisch zu sein. Aber was URIAH HEEP geritten hat dieses Pferd hier zu besteigen weis ich auch nicht. Der Sound der Doppel-CD „Offical Bootleg Vol. 2 – Live In Budapest Hungary 2010” ist für eine offizielle Bootleg-Veröffentlichung schlicht eine Frechheit. Die livehaftig gefüllte Performance vor Ort mag richtig toll gewesen sein. Was mir da aus den Speakern entgegenkommt erinnert mich an meine jugendlichen, 80er-Tapetausch Zeiten, sorry. Der Veröffentlichung geht jede Power ab. Dagegen wahr der auch nicht unumstrittene Schwedenrockvorgänger eine Soundoffenbarung. Die Setlist (siehe unten) passt schon. Natürlich gibt es überwiegend die geforderten Standardsongs, welche der Fan Live natürlich auch erwartet. Aber wenn man schone eine Reihe auflegt, dann sollten zumindest einige selten gespielte Leckerbissen mit dabei sein. Das grausige Cover rundet die Sache ab – das es dass Teil dann für nur 10,- EURO geben soll macht es auch nicht besser. Außer „ich habe alles von“ und Bootleg-Masochichsten fällt mir zu URIAH HEEP „Offical Bootleg Vol. 2 – Live In Budapest Hungary 2010“ keine Zielgruppe ein.
CD 1
01. Wake The Sleeper
02. Return To Fantasy
03. Only Human
04. Book Of Lies
05. Bird Of Prey
06. Corridors Of Madness
07. Love In Silence
08. Rain
09. The Wizard
10. Free Me
CD 2
01. Sunrise
02. Free 'N' Easy
03. Gypsy 07. Lady In Black
04. Angels Walk With You
05. July Morning
06. Easy Living
07. Lady In Black
Offical Bootleg Vol. 2 – Live In Budapest Hungary 2010
2001 ursprünglich als Soloprojekt von dem Finnen M. Lehto gegründet, hat sich OCTOBER FALLS im Laufe der Jahre zu einer echten Band gemausert, in der unter Anderem auch der amtierende MOONSORROW-Drummer Marko Tarvonen seinen Platz gefunden hat. Das Quartett zelebriert auf dem inzwischen dritten Album „A Collapse Of Faith“ eine echte Breitseite an finnischer Düsternis, die irgendwo zwischen OPETH, frühen KATATONIA und SWALLOW THE SUN bedrohlich vor sich hin wabert. Gotenkitsch mit Trällerelsen findet man hier genauso wenig wie Keyboard-Schwuchteleien oder Oden an billigen Rotwein: der in drei Teile aufgespaltene Titelsong bietet in seinen 42 Minuten eine ganze Reihe an Gänsehautmomenten durch akustische Einlagen, aber auch treibende, fast schon doom-deathige Passagen und sogar flotte Einschübe. Und über allem thront die mächtige Stimme von Herrn Lehto, der einen ähnlich guten Job abliefert wie etwa seine Kollegen Akerfeldt oder Kotamäki. Natürlich fordert „A Collapse Of Faith“ Einiges an Geduld um mit diesem riesigen Monolithen von Song fertig zu werden, aber alle Gothic/Doom/Death Metaller, die anspruchsvolle, ausladende Epen voller Finsternis lieben, werden hier einen echten Geheimtipp vorfinden, der zum Besten gehört, was Finnland in der letzten Zeit hervorgebracht hat. Klasse!
Die Norweger SVARTAHRID konnten mich mit ihrem 2007er Werk „Sadness And Wrath“ nicht gerade aus den Latschen hauen, aber auf ihrem neuen Streich „Ex Inferi“ weiß die inzwischen zum Trio (Gitarrist Simen stieß 2009 zu Forn und Istar) ausgebaute Band deutlich mehr zu überzeugen. Schon gleich der Opener „Cursed Seeds Of The Nazarene“ weiß mit ohrwurmartiger Hymnenhaftigkeit zu überzeugen, die im Laufe des Albums immer wieder durchscheint. Auch „Scale Of Worth“, der nach vorne peitschende Titelsong, der brachiale Stampfer „Fire Hate Kill!!!“, das epische „Blessed By Darkness“ oder das räudige „Lake Of Despair“ erinnern in ihren besten Momenten an eine Mischung aus typischem Black Metal-Geschreddere der großen norwegischen Genre-Helden und den ausladenden Melodien von Bands wie DISSECTION, NAGLFAR oder auch späteren BATHORY. Auf „Ex Inferi“ hat sich die Band der passenden Mischung aus opulenter, kraftvoller Produktion und Abgefucktheit ein ganzes Stück angenähert, was in der Vergangenheit nicht immer geglückt war. Kein Meisterwerk, aber ein rundum gelungenes Schwarzmetallalbum!
Einige Jahre nach dem vermeintlichen Bandende sind SUBWAY wieder da, wenn auch diesmal in fast komplett neuer Besetzung. Vom ursprünglichen Line-Up ist nur Sänger Francis Soto übrig geblieben, der 2009 eine Reihe neuer Mitstreiter um sich scharrte, um SUBWAY wieder aufleben zu lassen. Das Ergebnis der Mühen steht nun mit „Lola´s Themes“ in den Läden. Der Opener „My Life“ zeigt gleich mal wo der Hammer hängt- die langjährige Pause konnte dem vorwärts treibenden Hard Rock der neuformierten Kombo nichts anhaben. Der Refrain von „Lola´s Dream“ nistet sich recht schnell im Ohr ein, mit „Sunglasses At Night“ findet sich zudem ein Corey Hart- Cover auf der Platte, das den Synthie-Pop-Song in eine echte Rocknummer verwandelt. Balladen dürfen natürlich auch nicht fehlen und sind in Form des Duetts „Don´t Cry“ und der Pianoballade „Old Photographs“ am Start. Als Abschluss schließlich bediente man sich bei älterem eigenen Material und platzierte als Bonustrack „Talk“ auf der Platte, das bereits auf dem Vorgänger „Don´t Look Back“ enthalten war. SUBWAY haben das Rocken also nicht verlernt.
Leise Töne waren noch nie die Sache der Holländer PETER PAN SPEEDROCK. Ihr Ding ist vielmehr schnörkelloser, dreckiger und punkiger Rock ´n´ Roll, immer nach vorne gespielt und immer voll auf die Nuss. Drei Jahre mussten die Fans auf ein neues Album warten, aber „We Want Blood“ zeigt eindrücklich, dass sich erstens das Warten gelohnt hat und dem Trio zweitens die Studiopause kein bisschen geschadet hat. Ganz im Gegenteil: Schon der Opener und Titelsong geht mit einer derartigen Wucht direkt in die Vollen, dass man einfach nur weggeblasen wird. Überhaupt ist der Albumtitel mehr als passend: PETER PAN SPEEDROCK klingen gefährlicher denn je. So hauen sie einem die 13 Songs des Albums nur so um die Ohren, meist in Hochgeschwindigkeit, die immer nur kurz gedrosselt wird, immer kompromisslos, mit jeder Menge Druck und geradezu wahnwitziger Energie. Damit einher geht die raue Produktion: Gitarre und Bass kommen oberdreckig rüber, der Gesang ist oft leicht angezerrt und die Drums ballern roh, wobei die scheppernden Becken im Hintergrund herrlich nach Garage klingen. Wahrscheinlich muss man nicht alle Alben von PETER PAN SPEEDROCK haben, dazu ähneln sich einige doch zu sehr. An „We Want Blood“ aber kommt niemand vorbei, der auf authentischen Kick-Ass-Punkrock steht. Diese Scheibe lässt die Eltern sich zum wiederholten Male fragen, was sie falsch gemacht haben, lehrt die Techno-Kids nebenan das Fürchten und lässt den Elvis-Verschnitt mit der Tolle im ersten Stock darüber verzweifeln, was aus seinem guten alten Rock ´n´ Roll geworden ist. Dabei spielen PETER PAN SPEEDROCK nichts anderes als puren Rock ´n´ Roll, und zwar so, wie er ursprünglich war: wild, dreckig und unangepasst.
KAMELOT standen und stehen für tolle Alben, außergewöhnliche Songs, für überragende Melodien und herausragenden Gesang. Da macht auch das neue Werk „Poetry For The Poisoned” keine Ausnahme. Nein! Es setzt noch einen drauf. KAMELOT 2010 bewegen sich atmosphärisch am Rand des Machbaren im symphonischen Metal – sogar an düsteren Gothic fühlt man sich bei den neuen Kompositionen erinnert. Dazu komplexe Strukturen, wie man sie ansonsten nur bei Bands mit progressiven Attributen findet, sowie experimentelle, meist elektronische Spielereien welche die zum Teil herrschende melancholische Bedrückung verstärkt. Khan und Youngblood auf kreativem Höhenflug, Songwriting der Extraklasse. Das dabei die metallenen Wurzeln der Anfänge schon etwas unter die Räder kommen muss man ebenso erwähnen wie die nicht mehr ganz so offensichtliche Eingängigkeit - kein Stoff mehr für die reine Power Metal Fraktion. Dafür sind auch die orchestralen Arrangements zu deutlich im Vordergrund. Trotzdem bilden Songs wie das riffbetont stampfende, durchaus gewöhnungsbedürftige „The Great Pandemonium“ (mit harten Gastvocals von SOILWORK Shouter Björn Strid), das leicht orientalisch anmutende, geschwindigkeitsmäßig pendelnde „If Tomorrow Came“, sowie das fette und ungewöhnliche „The Zodiac“ (mit Master Jon Oliva als gesanglicher Bösewicht) ein heftig gutes Anfangstrio. Aber auch das bandtypische „Hunter’s Season“, der mit tollem Refrain versehene, schwarze Mid-Tempotrack „Necropolis“ und der vierteilige, atmosphärisch dichte, episch anmutende Titeltrack „Poetry For The Poisoned” (mit EPICA’s Simone Simons als weibliche Gesangsstimme) ziehen einen in den Bann. Ob KAMELOT mit „Poetry For The Poisoned” das Überwerk „The Black Halo” toppen muss man aber trotz allen Lobes verneinen – was aber keinen Abbruch tut. Denn „Poetry For The Poisoned” ist die gelungene, da qualitative weiterentwickelte Fortsetzung von „Ghost Opera“, wächst mit jedem Durchlauf und entfaltet eine geradezu hypnotische Langzeitwirkung. KAMELOT gehen ihren Weg – ob jeder Fan der Band ihn mitgeht bleibt zu hoffen - für all jene ist „Poetry For The Poisoned” eine klares must have.
Uhoh. Der Anfang des neuen RAUNCHY-Albums „A Discord Electric“ lässt Böses ahnen: „Dim The Lights And Run“ ist klebrig-süßer Mid Tempo-Rock, der sehr auf poppige Massenkompabilität gepolt ist, ganz schlimm und vom gewollt-aber-nicht-gekonnt gefühlvollen Gesang nicht besser gemacht. Manman, was soll das werden? Das nachfolgende „Rumors Of Worship“ versöhnt das nach Stromgitarren und Schweiß sehnende Herz mit knackigeren Gitarren, böserem Gesang und einem kompakterem Songaufbau. Gut so. „Night Party“ geht in die gleiche Richtung und lässt Hoffnung aufkommen. Klar, richtig Metal sind RAUNCHY nicht mehr; das ist schon seit vier, fünf Jahren klar, aber in die gleiche Ecke wie neuere IN FLAMES dürfen sie ruhig gehen. So bemüht-peinlich poppig wie im Opener wird es dann auch nicht mehr, auch wenn „Big Truth“ schwer schlucken lässt ob seiner im Vordergrund stehenden 80er-Jahre-Keyboardtöne und des soften Gesangs. Immerhin braten die Gitarren und schlagen die Brücke zum Metal. Aber auch hier wieder der Wunsch nach ehrlicherem Gesang. Oder einfallsreicherem Songwriting, denn was die Dänen hier auf mehr als 60 Minuten aufgeblasen haben, wiederholt sich zu oft und beschert dem Album einige Filler. Fokussierteres Arbeiten und mehr Ehrlichkeit beim Bewerten der eigenen Leistung wäre wünschenswert gewesen, auch wenn „A Discord Electric“ dann nur neun oder zehn Songs gehabt hätte. RAUNCHY vermasseln sich so einen versöhnlichen Abschluss, zumindest in Sachen Abwechslungsreichtum. Den Spagat zwischen modernem Metal und Pop haben sie nicht ganz geschafft, denn zu oft scheinen sie selbst nicht zu wissen, auf welche Zielgruppe sie nun endgültig abzielen wollen. Vielen Metalheads dürften „A Discord Electric“ zu soft und zu berechenbar sein, zu vielen Rockfans dagegen (immer noch) zu hart. IN FLAMES, SOILWORK und Konsorten haben vorgemacht, was für ein harter Weg die Hinwendung zum großen Publikum bei gleichzeitiger Beibehaltung so vieler alter Fans wie möglich ist. Ob RAUNCHY das mit diesem Album schaffen, ist fraglich. Erst der Nachfolger wird zeigen, wohin die Reise wirklich geht, denn entschieden haben sich die Dänen noch nicht, anders als nach „Wasteland Discotheque“ zu erwarten gewesen wäre.