InterviewIhr geht bald mit HELLOWEEN auf Tour. Habt ihr Vorfreude oder Lampen? Oder ist es
nach den ganzen Jahren des Musikmachens normal?M: Schwer zu sagen, schwer zu sagen. Gut, dieses mal wir haben irgendetwas um 16 Minuten an
Zeit. Es ist kein Gig als Headliner oder eine Headliner-Tour, wir haben bereits mit den
Bandmitgliedern gesprochen. Wir werden 16 Minuten haben, 16 Minuten volle Power! Keine
langsamen Songs oder irgendetwas in die Richtung.
Ihr wärmt sozusagen die Menge vor. M: Ja, aufwärmen. [lacht]
Und ihr habt kein Lampenfieber? M: Nun, dieses mal ist es natürlich Promotion. Wir haben da die Single die am selben Tag des
Tourstarts heraus kommt. Die wird diesen Freitag released! Und wir machen natürlich Werbung für
unser neues Album. Also... ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.
Wenn ihr im Studio oder auf Tour seid, habt ihr da Zeit für euer Privatleben über? M: Ich? Nein, ich habe kein Privatleben. [lacht] Es ist alles so verdammt hektisch, das ganze
Touring und die Aufnahme vom Album, direkt nach dem letzten Gig. Eigentlich haben wir das
Aufnehmen im Juni gestartet und waren gerade mitten in den Sommer-Festivals und dem ganzen
Zeug, also hatten wir nicht viele Tage um sie im Studio zu verbringen. Im Sommer haben wir die
ganzen Drum-Tracks und so ein Zeug gemacht. Und nachdem wir die letzten Aufnahmen fertig
hatten, hatten wir diesen Auftritt im... ehm, Herbst glaube ich. Aber wie auch immer, in Finnland
sind wir direkt ins Studio. Und eigentlich war ich auch danach nicht zu Hause. Also
zusammenfassend waren wir drei Monate dauerhaft im Studio für dieses Album. Kein Privatleben!
Ich schätze es braucht eine Menge Zeit die Instrumente zu üben. Ist das immer noch so? M: Gut, wir sprechen hier über eine sehr große Produktion. Wir haben fast 16 Songs gemacht. Es
hat eine Menge Zeit gekostet und ich habe für fast drei Monate keine Gitarre gespielt. Also war es sehr
sehr hart das ganze Zeug zusammen zu üben und auf die Bühne zu gehen. Manchmal nervt es mich
natürlich. Ich habe keine Zeit Gitarre zu spielen! Aber das ist das Leben und so geht es nun und ich
muss das akzeptieren. Aber es wäre sehr nett wenn ich, sagen wir 2 Monate nachdem wir das
Album fertig haben drei Monate nur zum Üben hätte. Zuhause sein, Bier trinken oder was auch immer.
Aber aktuell geht das nicht.
Einige der Lieder sind sehr komplex, fast wahnsinnig. Ist das „einfach“ für dich oder musst
Du dich noch auf das Spielen der Riffs konzentrieren? - In diesem Moment betritt Sänger Timo Kotipelto den Raum, ein Käsebrötchen im Mund -
M: Du brauchst schon noch viel zeit um die Riffs zu üben und sie dir zu überlegen. „Okay, hier
passt diese Note und vielleicht lasse ich diese 16tel weg und so etwas. Es braucht eine Menge Zeit,
ich glaube ich habe meine ganzen Gitarrenparts in 3 ½, vielleicht 2 ½ Wochen eingespielt. Aber du
musst dran denken, wir mussten an die 16 Songs machen. Das waren fast 100 Minuten Musik.
T: 16 Songs? Aber wie viele Spuren?
M: Meistens nehme ich 4 auf. 2 für die linke, 2 für die rechte Seite. Wenn wir hier über die
Rythmus-Gitarre sprechen. Also habe ich eigentlich alle Lieder viermal eingespielt.
Habt ihr noch Ziele beim Musikmachen? Gibt es Bands oder Leute mit denen ihr noch spielen wollt? Oder „nehmt ihr was gerade kommt“? M: Nun, das was gerade kommt. DU kannst es dir eigentlich nicht aussuchen mit wem du spielst.
T: Du wurdest ausgesucht!
M: Ja, ich wurde ausgesucht. [lacht]
Wie wichtig ist euch das Equipment auf dem ihr spielt? Die Verstärker und das ganze Studio-
Zeug. Ist es wichtig für euch um euren Sound zu kriegen oder könntet ihr auch Musik auf
niedrigpreisigem Equipment machen als dem auf dem ihr spielt? Ich habe gesehen das du auf
ENGL-Verstärkern und der anderen High-Price Ausrüstung spielst. M: Gut, ich bin Studiobesitzer. Ich habe mein eigenes Studio in Helsinki, natürlich sind diese
Sachen sehr wichtig für mich. Du weißt schon, den Sound möglichst rein lassen und solches Zeug.
Warum ich ENGL-Verstärker live und im Studio bevorzuge? Keine Ahnung, es klingt okay für
mich. Es tut eigentlich nichts zur Sache welches Topteil oder welche Box du benutzt. Das einzige
was zur Sache tut, es muss anständig klingen. Natürlich, was da mit Mikrophonen, Vorverstärkern,
Kompressoren und so weiter daherkommt... du musst immer eine Balance halten. Manchmal ist es
okay wenn du wirklich schlechtes Zeug benutzt wenn es für den Sound in Ordnung ist.
Aber den Großteil der Zeit, wenn wir über das Studio und die Aufnahmen der Drums reden, das
sind wirklich harte Aufgaben für mich. Da nutze ich wirklich das Beste was ich habe.
Was war euer bestes Konzert das ihr gegeben habt? Okay, das ist keine Frage für dich
[Matias], aber vielleicht kannst du antworten [Timo]. T: Bestes Konzert? Mit ihm?
Nein, mit der Band generell. T: Da gab es so viele. Schwer zu sagen! Es ist immer beeindrucken in ein anderes Land zu gehen
wo du nicht weißt was du erwarten sollst. Wir haben einmal in Venezuela gespielt und jeder sagte
das es sehr chaotisch ist und nichts funktioniert... es war zwar etwas verspätet, aber wir sind dort
hin geflogen. Aber wir dachten nicht das wir ein Album in Venezuela verkaufen. Also habe ich
vielleicht 1600 Leute erwartet. Ich glaube es waren dann etwas um 7000 da. Und alle kannten die
Songs und wir dachten uns nur: Fuck, was ist das? Und das ist etwas das ich nie vergessen werde.
Und wir haben auch auf dem WACKEN Festival gespielt und das war brillant. Und von unseren
eigenen Gigs war Tokio klasse. Das war sehr gut.
Und ebenfalls, was noch... Los Angeles war auch in Ordnung. Natürlich waren da so viele Shows in
der Vergangenheit, das war nur von der letzten Tour. Oh, und ich freue mich auf die
HELLOWEEN-Tour. Das wird ein klasse Paket für die Fans, sie sehen eine Menge Bands. Du weißt
schon, ein Ticket und dann 3 Bands. Und die dritte Band wechselt immer wieder, da wird es
verschiedene Bands geben. Aber es wird interessant. Hoffentlich können wir einige Leute
gewinnen, die erste Show ist in Wien am Freitag. Glücklicherweise waren da viele gute Auftritte in
meiner Karriere. Und natürlich auch ein paar nicht so gute.
Aber aktuell weißt du sicherlich was mit Jörg passiert ist. Also ist die Situation etwas... es könnte
besser sein. Für ihn und für uns. Aber er beharrte drauf: Ihr sagt nicht ab, ihr geht auf die Tour und
dann versuche ich später dazu zu kommen. Aber wir haben einen guten Schlagzeuger, er ist ein sehr
guter Drummer und ein klasse Kerl, aber es geht natürlich eher in Richtung „Wird schon klappen“.
Wir haben nun vier Tage lang geprobt und das ist nicht genug. Aber er kennt die Songs und ich denke
das es gut wird. Aber es ist anders.
Aber ihr seid zuversichtlich? T: Ich denke es wird klappen. Und ich denke das viele leute verstehen werden das es nicht die
normale Band ist. Und natürlich werden da vermutlich einige Fehler auftreten. Ich meine, wir
machen Fehler... nein, er macht Fehler!
M: Wir sind perfekt!
T: Okay, andere Bands machen Fehler, wir natürlich nicht.
M: Würden wir nie! Worüber redest du? Fehler! [lacht]
Eine Frage hab' ich noch: Wo kriegt ihr eure Inspirationen her? Die Leute sagen immer nur
ihr kriegt Inspiration aus klassischer Musik... M: Schwer zu sagen, schwer zu sagen. Meistens kommt es wenn ich einfach alleine Gitarre spiele.
Es geht in Richtung: „Okay, das klingt gut“ und du komponierst einen Song mit diesem Riff oder
sonst etwas. Aber natürlich, wenn du irgendwelche wirklich alte klassische Musik und solches Zeug
hörst kannst du immer sagen: „Okay, nehmen wir diesen Teil und packen ihn hier hin und diesen da
drunter“, das werden wir immer machen. Aber in 99% der Fälle ist es eher so, dass ich selber
Gitarre spiele. Ich weiß nicht wie das bei Timo ist.
T: 99% der Fälle spiele ich keine Gitarre. Aber was sich natürlich meine Kompositionen inspiriert
oder drauf einwirkt ist natürlich die Vergangenheit in der Band. Weil ich in der Band schon 14, 15
Jahre, irgendwie so etwas bin. Und ich kann und will davon nicht völlig los kommen. Was mich
inspiriert ist die Natur, was ich um mich herum sehe... Touring und alles mögliche. Ich weiß nicht
wo meine Melodien herkommen. Auf dem einen Lied das von mir geschrieben wurde kam er an
und half mir das zu arrangieren. Auch wenn er ein Idiot ist ist er letztendlich ein netter Kerl. [lacht]
Er hat alles produziert. Und er kann wirklich nerven, aber das ist gut für mich. Ich will keinen
Produzenten haben der sagt „Okay, das war gut – mach's nochmal!“. Manchmal ist er etwas extrem
aber ich denke das Ergebnis ist gut.
M: Ich mag extremen Metal! [grinst]
T: Ich glaube mit ihm zu Arbeiten war recht einfach, wir haben 5 Wochen zusammen verbracht,
haben die Vocals aufgenommen...
M: Zwei Wochen.
T: Ja, gut zwei Wochen in der Hütte und zwei weitere. Ich habe auch diese EP abgemischt. Das mit dem
EP-Ding war so, dass das Label eine EP haben wollte und ich eigentlich noch die Stimme
aufgenommen habe. Und ich glaube ein paar Gitarren und Keyboards fehlten.
M: Alle Keyboards fehlten!
T: Dann musste ich auf einmal das ganze Album abmischen. Und uns rannte die Zeit davon, aber so
läuft es nun mal. Aber das war eine Situation die wir noch nie hatten, das Album kommt zwei Monate
nachdem die Tour gestartet ist raus. Also... fuck!
M: Wir haben es letzte Woche fertig gekriegt. Letzten Dienstag waren wir noch im Studio.
T: Montag! Montag habe ich die letzten Tracks fertig gemacht.
M: Aber du warst am Dienstag im Studio.
T: Ja, ich hatte noch was anderes zu tun.
M: Wie auch immer, nun sind wir hier und proben, da blieb nicht viel Zeit zum Ausruhen.
Alles klar, vielen Dank! Beide: Gern geschehen!
ZERO DEGREE präsentieren uns ihre erste CD „Surreal World“ und wollen mit „Hard and
particularly Melodic Metal!“ die Köpfe der Fans zum rotieren bringen.
Aber erst einmal fängt es ruhig an: Sehr melodische Gitarrenläufe im Intro lassen anfangs
nicht erahnen in welche Richtung es geht. Aber das ändert sich rasch: Death-Metal Vocals wie
sie im Buche stehen schallen durch die Lautsprecher! Und die passen sehr gut zum Rest – was
meine erhöhte Bereitschaft zum Headbangen bereits beim Opener „Tomorrow Dies Today“
beweist.
Und diese reißt glücklicherweise nicht großartig ab. „Where Angels Die“, „The Fog“ oder „Virus“
reißt garantiert nicht nur live die Bude ein. So stelle ich mir Musik mit Power vor!
Und fast alle der Titel kommen stark daher und bieten Abwechslung, was nicht zuletzt auch an
der Tatsache liegt das die Band ganze drei Gitarristen hat. Und diese spielen alle
bemerkenswert homogen zusammen und zeigen was sie können. Beispielsweise gehen die
Gitarren bei „Grapes Of Wrath“ direkt in starkes Riffing über während gerade noch der letzte
Ton des Solos verklingt und lassen dem Hörer keine ruhige Minute. Von den mehrstimmigen
Melodieläufen die alle Songs durchziehen mal ganz zu schweigen, auch die lassen sich wirklich
vorzeigen. Und auch das Schlagzeug passt wirklich immer, egal ob begleitend oder führend.
Aber trotzdem gibt erst Sänger Thomas Bertuch der ganzen Formation erst den richtigen
Schub, das was mein Gesamtbild formt. Denn hier haut eine starke und wirklich gute Stimme
die Lyrics durchs Mikrofon!
Leider habe ich das Gefühl das teilweise Inspiration seitens der Metalcore-Fraktion in den ein
oder anderen Song floss: Wechsel von Maschinengewehr-Schlagzeug und Growling zu fast
cleaner Stimme und sich wiederholender Gitarre („Frozen Alive“) muss bei einer Scheibe auf
der Melodic Death drauf sein soll nun wirklich nicht sein. Das kommt nicht zu oft vor, fällt mir
aber trotz alledem negativ ins Auge.
Aber keine Angst: Der wirklich überwiegende Großteil der Songs klingt so wie sich das gehört:
Druckvoll und harmonisch zugleich ohne dabei langweilig zu werden. Es gibt Höhen und Tiefen
(und eine Höhe ist unter anderem die Nummer „Virus“), erstere überwiegen aber trotz einiger
Ausbrechern.
Insgesamt hat man das Gefühl, dass die Jungs sich musikalisch wirklich Gedanken gemacht
haben. Die ganze Zusammenstellung wirkt sehr professionell, passt einfach gut zusammen und
ist meiner Meinung nach auf hohem musikalischen Niveau. Oder anders: ZERO DEGREE haben
den Dreh raus! Von meiner Seite eine klare Kaufempfehlung für eine wirklich gute Band.
Surreal World
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
50:32 ()
Label:
Vertrieb: