Dass sich die schwarze Szene gerne mal den Themen "Zweiter Weltkrieg", Panzerfahren und totaler Zerstörung widmet, dürfte sich allgemein rumgesprochen haben. Die 2006 gegründete englische Black Metal-Band EASTERN FRONT hat sich - höchst originell - des Russlandfeldzugs angenommen, den sie auf "Blood On Snow" zugegebenermaßen sehr hörenswert vertont. Dabei sticht neben den deutlichen deathmetallischen Einflüssen auch heraus, dass das Quintett (Achtung, jetzt kommts!) Metzger, Destroyer, Destruction, Holocaust und Krieg seine derbe Schlachteplatte bisweilen gerne mal mit bombastischen Zwischenspielen ("Moskvy"), deutschen Spoken Word-Passagen ("Unleash The Panzer Division") und sogar akustischen, fast schon balladesken Parts (das abschließende, überlange "Where Warriors Once Fell") garniert. An Abwechselung, auch in Sachen Tempo und "Gesang" (Growlen und Kreischen werden gekonnt verzahnt), mangelt es daher nicht, und beim Songwriting gibt sich der Haufen auch keine Blöße, wobei hier aber die treffsichere Durchschlagskraft von Bands wie MARDUK, DARK FUNERAL oder ENDSTILLE, die man als grobe Ungefähr-Vergleiche gut anführen kann, noch nicht ganz erreicht wird. Eine politisch fragwürdige Haltung ist bei EASTERN FRONT ebenfalls nicht erkennbar, sonst gehörten die Jungs auch nicht an die Ostfront, sondern direkt in die Wüste geschickt. Ein gutes Debüt!
Die SQUARE HIPPIES aus Süddeutschland haben 2004 als Unplugged-Cover-Band angefangen. Doch schon bald stellte man fest, dass der Lärm fehlte, und dazu entwickelten alle Bandmitglieder eigene musikalische Ideen, so dass der Schritt zur vollverstärkten Band mit eigenen Songs nur die logische Konsequenz war. Entgegen des Bandnamens klingt die Musik des Vierers aber zum Glück nicht allzu hippiemäßig. Vielmehr haben sich die Jungs melodischem, tightem und cool groovendem 70s Rock verschrieben. Die Songs sind dabei sehr vielseitig, kommen mal straight rockend, dann auch wieder bluesig oder funky daher, und mit dem entspannten „Channels Of Love“ im ¾-Takt wird gleich auch noch ein toller Sommer-Soundtrack abgeliefert. Die musikalischen Vorbilder, seien es FOREIGNER, BON JOVI oder AC/DC sind dabei gut herauszuhören. Das macht aber gar nichts, denn augenzwinkernde Titel wie „For Those About To Hip“ zeigen, dass Parallelen durchaus gewollt sind und sich die Band keinesfalls immer zu 100 Prozent ernst nimmt. Ein Cover hat es dann doch noch mit aufs Album geschafft: Das originelle und gelungene JETHRO TULL-Cover „Locomotive Breath“ bietet einen schönen Abschluss. Die SQUARE HIPPIES erfinden den Rock ´n´ Roll zwar nicht neu, aber ihr Album strahlt viel Spielfreude aus, ist handwerklich hervorragend gemacht und macht deshalb einfach Spaß.
Als LP ist das neue KAMPFAR-Werk auch endlich bei mir angekommen, etwas unpassend zwar in der weißen Vinylversion, aber irgendwas ist ja immer. Wie gehabt gibt es bei KAMPFAR Black Metal zu hören, daran ändert auch der Ausstieg von Gitarrist und Gründungsmitglied Thomas nichts, wobei nicht ganz klar ist, ob er nicht sowieso noch an „Mare“ mitgearbeitet hat. Interessant ist dabei, dass sich die Rolle des Keyboards im KAMPFAR-Sound verändert hat und ihm eine wichtigere Rolle zugesprochen wurde, ohne dass Keyboard-Sounds nun alles andere übertünchen. Die Gitarren sind wie erwartet massiv zu hören, dabei kalt im Klang und Black Metal pur im Riffing. Gleiches gilt für den Gesang, hier haben und hatten KAMPFAR aber auch keinen Grund, etwas zu ändern, gehört ihr Shouter doch zu den Besten seines Fachs. Der Songaufbau ist vorwiegend epischer Mid-Tempo, wobei die Songs von einer im Vergleich zu „Heimgang“ durckvolleren Produktion profitieren. Was sich an Viking-Enflüssen und Folk im weitesten Sinne in den Songs findet, hat mit der unsäglichen Humpa-Geschichte nichts zu tun, sondern ist atmosphärisch dichter und melancholisch (alte SUMMONING-Sachen kommen da in den Sinn), was sehr gut mit dem kalten Black Metal-Grundgerüst verbunden wird. Angefangen beim Opener bis hin zum letzten Song bewegt sich „Mare“ auf einem sehr hohem Niveau und zeigt KAMPFAR den Spagat zwischen eigener Vergangenheit und Weiterentwicklung meisternd wie kaum eine andere Band. „Mare“ ist Black Metal as fuck, glechzeitig aber auch schön umgesetzter Viking Metal und mit einer Produktion ausgestattet, die trve Puristen nicht gefallen wird, den Songs aber die nötige Durchschlagskraft verleiht („Ildstemmer“). So muss Black Metal klingen!
OATHBREAKER sind mittlerweile auch bei Deathwish Inc. gelandet, der Hype um ihr „Mælstrøm“-Album blieb aber überschaubar, was den Belgiern etwas Unrecht tut angesichts der Qualität des Albums. Ihre Landsleute RISE AND FALL haben Einfluss genommen, das wird in der wütenden Grundhaltung der Songs deutlich. Aber wie schon bei der EP gibt es nicht nur stumpf auf die Fresse, sondern wird die Chose durch mal rockige, mal metallische Anleihen interessant gehalten und variiert, ohne das zu irgendeinem Zeitpunkt das Grundlevel in Sachen Aggressivität abnimmt – auch hier wieder Parallelen zu RISE AND FALL. Wer sich durch die ersten acht Songs kämpft, wird mit einer arschtretenden HC-Platte belohnt, die keine Sekunde enttäuscht und sich selbst treu bleibt. Überraschend ist allerdings der Ausklang im letzten Song, in dem ruhig und mit klarem Gesang ein markanter Bruch mit dem bisherigen Material gemacht wird, was nur bedingt klappt, denn die entfesselte Wut der Belgier aus den vorherigen Songs ist da noch zu präsent beim Hörer. Da wäre es sinniger gewesen, auf den Song zu verzichten und sich klar als wütende, angepisste Vertreter Belgiens zu präsentieren (und als Belgier gibt es so einiges, was in einem Wut aufsteigen lassen kann), anstatt noch einen snaften, fast schon versöhnlichen Schlusspunkt setzen zu wollen. Wer sich vom Rausschmeißer nicht beirren lässt, wird OATHBREAKER als gelungene Erweiterung des Deathwish-Rosters und kleine Brüder und Schwestern von RISE AND FALL abspeichern, womit über „Mælstrøm“ alles gesagt wird.
Es muss an einer Wissenslücke meinerseits liegen, dass ich den Namen Tim Skold, Namensgeber seines Soloprojektes SKOLD, nicht kenne. Und deswegen auch nicht wusste das der Musiker (übrigens sowohl Gitarrist als auch Bassist und Sänger) sowohl bei MARILYN MANSON als auch bei der Industrial-Rock Formation KMFDM gespielt hat. Und auch das „Anomie“ nicht die erste Solo-CD von SKOLD ist – ganze 15 Jahre ist es her seit seine letzte Veröffentlichung das Werk zum ersten Mal verlassen hat. In der Zwischenzeit hatte der motivierte Schwede jede Menge Gelegenheiten auf musikalische Exkurse zu gehen und sich nicht nur am Instrument, sondern auch am Produzieren zu üben und wirft das alles nun fröhlich pfeifend mit „Anomie“ in einen Topf. So ist es auch nicht verwunderlich das sich hier Songs aneinander reihen die wirklich eine ziemlich imposante Bandbreite von Industrial (Rock) über Metal bis hin zu einer Ballade abdecken; immerhin ist das wohl das was man bei den Einflüssen der oben genannten Bands aufnimmt. Wir haben hier mit „(This Is My) Elefant“ (der Songname hat übrigens für echt schräge Blicke gesorgt als man mir über die Schulter sah…) oder „Angel Of Noise“ ziemlich geile Metal-Dinger die zwar immerzu düster, ansonsten aber sehr geil rüber kommen und in totalem Kontrast zum Rest der Scheibe stehen, denn hier wird der Synthesizer gezückt. Und das nicht zu knapp: „Tonight“ macht da meiner Meinung die beste Figur und kommt in hohem Tempo daher, „Suck“ klingt wie ein Metal-Industrial-Mix aus ELECTRIC WIZARD und EISENFUNK und „Becoming“ schafft es sogar mit seinem Low-Tempo und seinem elektronischem Sound einen gewissen Ohrwurm-Charakter zu haben. Dazu kommt nun noch allen Ernstes eine Ballade („The Hunger“) und der schräge Mix ist komplett. Aber nichts desto trotz ergibt alles ein erstaunlich harmonisches Klangbild, trotz der zahlreichen Stilbrüche. Nicht zu verhehlen ist allerdings, dass nicht jeder der insgesamt zwölf Titel so das Gelbe vom Ei ist. Die ein oder andere Nummer übertreibt es für meinen Geschmack etwas arg mit dem Experimentieren („Black Out“) oder driftet in die Langeweile ab („What You See Is What You Get“).
Wer also nun die schwarze CD sieht und denkt „Höhö, Metal!“ wird sich zwar vermutlich gut mit mir verstehen, könnte von der Masse an Industrial Rock aber einen Schlag in die Magengrube erfahren. Wer dagegen entweder auf genau solche Musik steht, den Namen SKOLD, MANSON oder KMFDM kennt und mag wird an „Anomie“ seine wahre Freude finden!
In Schweden sind AMARANTHE in der kurzen Zeit, die es den Sechser aus Göteborg bisher gibt, zu einer Band geworden, die man mit heißem Herzen nur hassen oder lieben kann - kalt lassen die sechs in Schweden niemanden. Dabei haben sie das Konzept, eine schöne weibliche Stimme auf einen "schrecklichen" Deathmetal-Grunzer treffen zu lassen, natürlich nicht erfunden - die Idee ist so alt wie "Die Schöne und das Biest". Aber AMARANTHE spinnen die Idee weiter: Außer Sängerin Elize Ryd und Shouter Andy Solvestrom (der seine Erfahrung bei so unterschiedlichen Projekten wie Within Y, Evildoer, Cipher System und Icon In Me gemacht hat) tritt mit Jake E ein dritter Sänger ans Mikro. Der Frontmann der Melodic-Metaller DREAMLAND schafft mit seiner hohen Männerstimme einen Kontrapunkt zu den beiden anderen Stimmen. Jake E und DREAMLAND-Mitstreiter Olof Mörck hatten die Idee zu AMARANTHE, auf ihrem Mist sind die Songs dieses Debüts gewachsen. Gedüngt haben sie den Melodic Metal mit einer Menge an modernen Elementen wie Keyboard- und Gitarreneffekten, die Drums von Schlagzeuger Morten Lowe werden durch Drumcomputer-Einspieler aufgemotzt. Das ist auf jeden Fall hitverdächtig - wer auf NIGHTWISH mit Wumms, auf Melodic Metal mit moderner Kante oder auf seichten Death Metal steht, wird an AMARANTHE vielleicht sogar sein Album des Jahres finden. Hoppla, sagte ich "seichter Death Metal"? Klar, Vertreter der harten, reinen Lehre haben auch hierzulande ein leichtes Hassobjekt vor sich. Vor allem aber ist "Amaranthe" ein Album, das auf drei starke Stimmen komponiert wurde - meine Anspieltipps sind der Opener "Leave Everything Behind", "Automatic" und das als Video ausgekoppelte "Hunger". Hört selbst!
Als jemand, der nicht an die Mondlandung glaubt, ist BUZZ ALDRIN natürlich direkt ein Begriff. Der Name steht für den Spitznamen des angeblich zweiten Menschen auf dem Mond. Nun bin ich überrascht, dass sich eine Band aus Italien genau diesen Namen als Bandnamen ausgesucht hat. Googelt man nämlich nach BUZZ ALDRIN, wird die Band es selbst bei gesteigerter Popularität mehr als schwer haben, im Internet unter dem Namen eine Beachtung zu finden. Kommen wir aber direkt mal zu den musikalischen Ausflügen des Trios, das nach eigenen Angaben eine Mischung aus Post Punk / Psychedelic und Shoegaze spielt. Beachtlich ist, dass die Band aus zwei Bassisten (aha, daher kommt wohl BUZZ) und einem Schlagzeuger besteht, wobei man folglich auf eine Gitarre gänzlich verzichtete. Ich muss zugeben, mir ist das nicht direkt aufgefallen, da die Bässe oft derart verzerrt sind, dass ich eine Gitarre dahinter vermutete. Das nun erste Album der Band mit gleichem Namen beginnt dann auch recht obskur mit einem Syntheziserton, der an einen trashigen B-Movie Horrorfilm erinnert. Recht schnell entwickelt sich dann jedoch ein Song namens "Eclipse" mit kräftigen Bass und Drumrhythmen, der zu gefallen weiß. Song Nummer zwei "The Fall" ist lediglich 1:36 min lang und setzt den Gesang eher wie ein Instrument ein, da der Sänger permanent "Falling down" ins Mikro reinpresst, während das Schlagzeug und die Bässe einen ruppeligen Rhythmus als Klangbrett ausbreiten. Weiter geht es mit "Giant Rabbits Are Looking At The Sun", der mit einem groovigen Drumrhythmus beginnt, bevor die metallisch klingenden Bässe einsetzen und einen dreckigen Riff spielen. Gesanglich ist die Band meiner Einschätzung in der britischen Punk Ecke zu verorten. Der Song schleppt sich dahin, ohne aber uncool zu werden. Machine 2999,99 startet mit einem extrem coolen Bassriff, bevor quasi im Hintergrund ein total verzerrter Bass als Gegenstück mit dem Gesang den Song fortentwickelt. Später scheint man kräftig den Bass zu slappen und schafft so einen treibenden Rhythmus zu erzeugen, der einem beim entsprechenden Promillegrad zum Abzappeln bringen könnte. "Hola Gringo" ist dann eher eine Art Interlude bevor mit "White Church" ein massenkompatibler Song folgt, der laut Bandvorstellung zum wilden Abtanzen einladen soll. Die drei folgenden Tracks sind für mich dann eher Soundfragmente als richtige Songs. Es verbleibt den Eindruck, eine sehr innovative, im Songschreiben ausgefallene und eigenartige Band erlebt zu haben. Die von mir herausgegriffen Songs machen mächtig Laune und ich wäre gespannt zu sehen, wie die Band das Album live umsetzt. Trotzdem will ich zur Vorsicht mahnen. BUZZ ALDRIN treffen sicherlich nicht jeden Geschmack. Unbedingt sollte man sich z.B. auf der Myspace Website den Stil der Band anhören, um nicht doch enttäuscht zu werden.