Fünf Jahre haben sich die TURBO A.C.’s für ihr neues Album Zeit gelassen. Von Ermüdungserscheinungen ist auf „Kill Everyone“ aber nichts festzustellen. Ganz im Gegenteil, das Quartett um Sänger/Gitarrist Kevin Cole geht hier einmal mehr mit unermüdlicher Energie zu Werke. Ist der Vorgänger „Live To Win“ aufgrund seines schwammigen und drucklosen Sounds etwas abgefallen, kicken die New Yorker auf „Kill Everyone“ wieder wie eh und je. Besonders schön ist auch zu hören, wie sich der dreckige Bass trotz der zwei Gitarren immer wieder in den Vordergrund spielt. Dabei geht es auf der Scheibe auch noch überraschend vielfältig zu. Mit Songs wie „Into The Vortex“, „Ancient Chinese Secret“ oder „Black Lipstick” sind wieder jede Menge gewohnte Surf-Punk-Rock ´n´ Roll-Granaten enthalten, aber zwischendurch wird auch immer mal wieder das Gas weggenommen. So sind z. B. der Titeltrack oder auch das an SOCIAL DISTORTION erinnernde „Take Me Home“ im Mid-Tempo gehalten, und „You’re So Stupid“ ist schon fast richtig langsam, wobei in der Strophe gar akustische Gitarren eingesetzt werden. Das alles funktioniert aber nicht nur bestens, sondern steht den Jungs auch noch sehr gut zu Gesicht und stellt daher eine gelungene Bereicherung ihres Sounds dar. Mit „Kill Everyone“ ist den TURBO A.C.’s wieder einmal ein tolles Album gelungen, das von vorne bis hinten Spaß macht und an dem die Fans ihre helle Freude haben werden.
Nun sind die Extrem-Death Metaller aus Kansas mit ihrem neuen Werk "Entity" beim Branchenriesen Nuclear Blast gelandet, nachdem sämtliche Vorgängeralben noch bei Relapse Records erschienen waren. Ich bezweifele allerdings stark, dass sich das Quartett trotz damit weit offen stehender Türen einer wesentlich größeren Gemeinde erschließen wird als zuvor, denn "Entity" ist ganz sicher nicht Jedermanns Ding. Ähnlich wie ihre Kollegen THE FACELESS, ION DISSONANCE oder auch GORGUTS, gehören ORIGIN zu den Bands, die die alte Schule technischen Death Metals der Marke MORBID ANGEL, DEATH, NECROPHAGIST oder MESHUGGAH in ihrem Sinne weiterführen und auf ein noch höheres Niveau hieven wollen, was insbesondere diversen Musikern (auch aus meinem Freundeskreis) viel Respekt abringt, für Normalhörer aber längst nicht alltagstauglich ist. Das Hauptproblem auch bei ORIGIN ist, dass sie bei aller technischen Versiertheit und ihren fast schon jazzigen, beim flüchtigen Hören sogar wirr erscheinenden Arrangements irgendwie vergessen, echte "Hits" zu schreiben, also die Frickelei mitreißenden Songstrukturen überordnen. Dazu passt zwar auch die sehr dröge Produktion, aber trotz aller Aggressionen und Power auf "Entity" kann man echte Heaviness kaum erkennen; die oftmals eingestreuten Gitarrenfiepereien zerren sogar arg an den Nerven. Wer es aber mit Hingabe schafft, sich durch akustische Hirnwindungs-Krachorgien wie "Purgatory", "Swarm" oder das durchaus eingängige "Consequence Of Solution" zu ackern, wird zumindest auf der "Limited Editon" noch mit dem saugeilen, fast schon schwarzmetallischen "You Fail!" belohnt, das wirklich richtig gelungen-krank daherkommt. Fans können blind zuschlagen, aber alle anderen sollten es lieber vorsichtig angehen...
BARING TEETH versuchen sich auf ihrem Debütalbum „Atrophy” (auf dem sich drei Songs des Demos wieder finden) an technischem Death Metal, in dem Elemente von CONVERGE und BURNT BY THE SUN eingebaut wurden. Ein durchaus ambitioniertes Vorhaben, das die Band aber nicht so gut wie gedacht umsetzen konnte. Ihre besten Momente hat „Atrophy“ in den ersten beiden Songs, die gerade heraus sind (wodurch sie eine leichte HC-Schlagseite haben), während die frickeligen Sachen zu konfus wirken und nicht beim Hörer hängen bleiben, was an der oftmals zu Freejazz-mäßigen Abgefahrenheit der Songs wirkt – genau die Sorte Musik, die Musiker überzeugt, aber für den normalen Konsumenten zu anstrengend oder wirr wirkt. Bei „Atrophy“ kommt die sehr trockene Produktion erschwerend hinzu, durch die die acht Songs seltsam leise wirken und wenig Durchschlagskraft aufbauen können. BARING TEETH sind eine interessante Band im Bereich des technischen Death Metals, können mit ihrem Debütalbum aber noch nicht überzeugen.
JUNGLE ROT sind mit ihrem siebten Album bei Victory Records gelandet, wo sie sich zwischen Bands wie THESE HEARTS und A DAY TO REMEMBER wieder finden. Daumen drücken, dass es da mal zu einer Label-Tour kommt….Nach mittlerweile 15 Jahren macht JUNGLE ROT in Sachen Death Metal keiner mehr was, besonders nicht, wenn es um Groove-orientierte Mid Tempo-Songs geht. Die können sie schreiben, so dass sich auf „Kill On Command“ ähnlich gelagerte Songs die Klinke in die Hand geben, auch wenn immer wieder eingebaute Up Tempo-Parts und sogar HC-lastige Breakdowns für ein wenig Auflockerung brauchen, was aber nicht verhindert, dass die Scheibe auf Dauer ein wenig monoton wirkt. Handwerklich sind JUNGLE ROT ganz weit vorne mit dabei, gerade Shouter Dave liefert wieder einmal den Beweis ab, dass er weiterhin zu den Top Ten der Death Metal-Shouter gehört und Szenegrößen wie Chris Barnes locker in die Tasche stecken kann. Die gute, druckvolle Produktion kommt den Musiker sehr entgegen, da alle Details ihres Spiels herauszuhören sind und die „Kill On Command“ gleichzeitig mächtig Druck macht. Auch wenn sich JUNGLE ROT beim Songwriting zu sehr auf Schema F verlassen haben, macht ihr neues Album Laune und ist ideal für einen Abend stumpfen Death Metals. Mehr wollen die Herren wohl auch nicht erreichen, also haben sie alles richtig gemacht.
Ein Album mit offenbarem Samurai-Thema – fuck yeah! HOLY MARTYR sind mit ihrer dritten Scheibe am Start und führen ihr Genre des selbst-betitelten „War Epic Metal“ weiter voran. Wer nun an SABATON denkt der sei entwarnt; musikalisch wird hier ein Heavy Metal aufgetischt der mit den Jungs aus Schweden eigentlich kein Stück gemein hat.
Aber auch die Eigenbezeichnung hat mit der Musik an sich wenig zu tun, sogar die neue TURSIAS hat mehr „epische“ Elemente. Viel mehr handelt es sich um sehr energiegeladene Musik mit einem vorpreschenden Gitarrensound der zwar durchaus seine Schemata hat, gleichzeitig aber nie langweilig wird. Dazu gibt es einige melodische Einlagen und auch einige mehr oder weniger atmosphärische Einspieler Marke „Schlachtenchor“ oder „asiatische Klänge“. Dazu gibt es, übrigens passend meist am Ende der Songs platziert, teilweise aber auch mal als eigene Nummer („Iwo Jima“ oder „The Soul Of My Katana“), auch diverse ruhige Passagen mit Akustik-Gitarre und einem Sänger der zeigt das er etwas kann. Im Großen und Ganzen musste ich die ganze Zeit überlegen ob der mir vorschwebende Vergleich mit ICED EARTH stand hält: Ja, tut er, allerdings mit etwas weniger High-Tempo Marke Schaffer – dafür auf die gleiche mitreißende Art. Ich glaube auch der Name GRAVE DIGGER wäre hier nicht fehl am Platze, dafür auf keinen Fall aber das Wort mit „Power“; dafür bietet der Sound zu viel Härte und darf sich stolz „Heavy“ nennen. Aus instrumentaler Sicht ist es aber nichts desto trotz ein doch eher klassisches Soundbild das durch Routine und eine sehr gute Umsetzung und nicht durch besonders viel Innovation punkten kann. Aber das ist völlig legitim und rockt!
Viel interessanter finde ich bei „Invincible“ nämlich die Vocals und Lyrics. Wie oben erwähnt hat die Scheibe ein klares Japan- und Samurai-Thema. So beginnt die Scheibe mit einem Intro zur Schlacht auf der gleichnamigen Insel im Zweiten Weltkrieg („Iwo Jima“; instrumental), man singt über das japanische Langschwert (bzw. das Langschwert aus einem Daishō, „The Soul Of My Katana“), über den Film-Epos „Sieben Samurai“ von Akira Kurosawa („Shichinin No Samurai“, übrigens der Originaltitel des Films und mein absoluter Liebling der CD!), über den Samurai-Daimyō Takeda Shingen („Takeda Shinchen“) oder einen weiteren Kurosawa-Film („Kagemusha“, das musste ich dann übrigens doch nachgucken). Alles in allem eine sehr scharfe Zusammenstellung an Themen die mal durchaus etwas angenehm anderes als Wikinger und Sozialkritik darstellt.
Kurzum: Alleine wegen des Themas, der sehr solide gezockten Musik und der offenbar stetigen Verbesserung zu den Vorgängern, dieses mal sogar mit einige Ohrwurm-Nummern, ist das Ding schon einen Tipp wert – über einige schwache Titel („Ghost Dog“ oder „The Soul Of My Katana“) kann ich da hinwegsehen!
Seit inzwischen 30 Jahren aktiv, gehören die Kandier zum alten Eisen der traditionellen Metal-Szene und können getrost als "zäh wie Hosenleder" bezeichnet werden, denn von den kommerziellen Erfolgen der Marke PRIEST oder MAIDEN war das Trio immer mindestens genauso weit entfernt wie vom Einschlagen experimenteller musikalischer Kurse. Selbst als der Metal in den 90ern als mausetot galt, machten Lips und Co. mit ihrem schnörkellosen Edelstahl weiter, saßen sämtliche Trends aus und brachten sich zuletzt mit ihrer saucoolen DVD-Biografie "ANVIL-The Story Of ANVIL" wieder ins Gespräch, was den Jungs anscheinend auch in kreativer Hinsicht wieder einen ordentlichen Schub bescherte. "Juggernaut Of Justice", das gefühlte 795. Album der Band, übertrifft viele der Vorgängerplatten aus den 90ern und ganz speziell den 2000ern problemlos (spätestens nach "Speed Of Sound" hatten sich deutliche Abnutzungserscheinungen im ANVIL-Sound bemerkbar gemacht) und klingt nicht nur überraschend frisch, sondern auch in Sachen Produktion angenehm modern-kraftvoll und nicht künstlich auf "Retro" getrimmt. In erster Linie überzeugen aber die Songs, wie zum Bleistift der eröffnende Titelsong, der Stampfer "New Orleans Voodoo", die Mitgröl-Nummer "On Fire" (live sicher ein Oberhammer), die geile Hymne "Fukeneh!" oder die flotten "Turn It Up" (Killer!) und "Running", die die allerbesten Argumente liefern, dass ANVIL doch noch nicht aufs Abstellgleis gehören. Hätten sich nicht auch ein paar leicht schwächere Stücke wie das banale "Not Afraid" oder das schleppende, langatmige "Paranormal" eingeschlichen, wäre "Juggernaut Of Justice" der "Tipp" sicher. Aber auch so haben wir es hier insgesamt mit einer sehr starken Scheibe zu tun, die sich Traditionalisten definitiv anhören sollten und die etwa auch die frischen Werke von EXCITER oder FLOTSAM AND JETSAM locker überholt. Echt cool!
Man schreit mich nicht an. Auch nicht als Opener einer Metal-Platte; damit SHRAPHEAD das wieder gut machen kann, muss das was nach dieser unfreundlichen Begrüßung auf der CD ist entsprechend gut sein. Aber „Blind & Seduced“, die aktuelle Pressung der Norweger, kann sich da glücklicherweise doch recht ordentlich aus dem Schneider spielen.
Den Stil der Jungs kann man als melodischen, teils aber auch recht forschen und immer frisch klingenden Metal bezeichnen, ohne dabei zu sehr in Richtung substanzloser Neo-Genres abzudriften. So gesellen sich auf „Blind & Seduced“ Tracks mit starkem Heavy Metal Riffing in ordentlichem High-Tempo („The Life, The Path To Choose“, „Merry Go Round“) neben sehr von den charismatischen, wenngleich an stimmlicher Variation mangelnden Vocals von Frontmann Jo Johnsruf dominierten Titeln, ab und an von kurzem Screaming und anderen Einlagen geschmückt. Allesamt haben die Nummern jedoch stets gemein, dass der Sound unglaubliche Power ausstrahlt und damit einfach einen sehr sympathischen Grundcharakter hat – rockt! Auch diesen gewissen Ohrwurm-Charme können einige Titel aufweisen, wenngleich wesentlich mehr im Riffing als in den Lyrics („Revelation“) – wer allerdings auf Mitsing-Passagen und T-Shirt-Sprüche steht geht eher leer aus, hier ist vielmehr Mähne schütteln angesagt. Was mir allerdings erheblich gegen den Strich geht ist die Tatsache, dass die CD einerseits hübsch lang, dafür aber voller kurzer Titel ist. Da leidet leider zwangsläufig die Auswahl, Abwechslung und Qualität der Songs drunter – und da ist dieses Release auch keine Ausnahme. Vieles klingt eben mal wieder recht gleich und daher wollen zu wenige Titel wirklich auffallen.
Daher muss ich sagen: Genau dies wird einigen Leuten derart gegen den Strich gehen das sie von der Platte enttäuscht sein werden, bei anderen wird es Freude auf über 50 Minuten grundsolide Musik auslösen. Ich persönlich finde die Riffs und den Sound mehr als geil, im Gesamtbild fehlt aber auch mir die Abwechslung. Zusammenfassend kann ich also nur von mir geben das ich mir die durchaus live angucken würde bzw. werde; auf CD ist das mit der Abwechslung eben leider ein zweischneidiges Schwert… dringend rein hören, die Chance was zu verpassen besteht auf jeden Fall!