EXHUMED haben länger nichts mehr von sich hören lassen, bis sie beim Inferno Festival Ende April in Oslo (METAL-INSIDE berichtete) ihre Pause beendeten. „All Guts, No Glory“ ist dann wahlweise das Comeback- oder Reunion-Album der Herren, auf dem EXHUMED einen Schritt zurück gehen, die Songs sind roher und einen Ticken weniger technisch als beim letzten regulären Studiowerk. Das soll nicht heißen, dass hier stumpf Trumpf ist, gerade Drummer Danny Walker (u.a. INTRONAUT, PHOBIA) und das Gitarristendoppel Was Caley (der sich mit FATALIST ausgetobt hat) und Matt Harvey (u.a. REPULSION) zeigt in jedem der elf Songs, das eingängiger Death Metal nicht zwangsläufig primitiv sein muss. Wer überzeugt werden muss, einfach „Your Funeral, My Feast“ anhören, fertig. „Through Cadaver Eyes“ ist fast schon schwarzmetallisch, während „Deaeth Knell“ oder das gnadenlose „I Rot Within“ mächtig Richtung Grindcore schieben. Natürlich ist optisch wie lyrisch wieder Blut und Gedärme angesagt, womit EXHUMED zwar niemanden mehr überraschen, aber ihrer Linie treu bleiben - das veränderte Line-Up im Vergleich zum letzten regulären Studioalbum ist schon Änderung genug. Die Chemie beim Songschreiben stimmte jedenfalls, denn auf „All Guts, No Glory“ findet sich kein schwacher Song. Über die gut 35 Minuten gibt es EXHUMED in Reinkultur zu hören, schön brachial und technisch, schön auf die Fresse, schön gut.
DEFEATED SANITY haben ihr neues Werk auch schon vor einiger Zeit veröffentlicht, die Vinylversion trudelte aber erst jetzt bei mir ein. Via Willowtip kam „Chapters Of Repugnance“ in die Läden, was bezeichnend für den Status von DEFEATED SANITY in heimischen Landen ist, denn anders als OBSCURA oder NECROPHAGIST hat die Combo nie viel Aufmerksamkeit in Deutschland erfahren. Völlig zu Unrecht, wie das halbstündige Gemetzel beweist, die neun Songs sind technisch erstklassiger, saubrutaler Death Metal, der Kollegen wie BRODEQUIN oder den US-DISGORGE (deren Sänger einen Gastauftritt auf „Chapters Of Repugnance“ hat) in nichts nachsteht. Alle neun Songs bewegen auf sehr hohem Niveau, sowohl vom technischen Können als auch vom Songwriting her, Füllermaterial ist da nicht dabei. Absolut extremer Death Metal, der intensiver und heftiger ist vieles ist, was landläufig in dem Genre verortet wird, somit ein Pflichtkauf für jeden echten Totmetaller.
Mit „Wind And Rain“ legt die holländische Band VANDERLINDE ihr drittes Album vor. Der Titel lässt Schlimmstes vermuten, aber so übel ist das, was Namensgeber Arjan van der Linde und seine Mitstreiter hier abliefern, gar nicht mal. Bodenständigen Rock muss man das wohl nennen, geprägt durch Singer-Songwriter und auch eine offensichtliche Affinität zu Country und Folk, die sich vor allem in der Steel-Guitar und den Streichern manifestiert, die immer mal wieder im Hintergrund mitdudeln. Zum Teil wird es damit etwas zu viel, vor allem im durch Orchester völlig zugekleisterten BEATLES-Cover „Fool On The Hill“. Überhaupt werden vor allem sanfte Töne angeschlagen, die stellenweise auch ins Schnulzige tendieren. Umso mehr freut man sich über Songs wie den Opener/Titelsong (abzüglich Intro) oder „Totally Trashed“, in denen die Band zeigt, dass sie auch straight rocken kann. Unterm Strich ist „Wind And Rain“ durchaus eingängig und hübsch anzuhören und kommt dabei äußerst entspannt und leichtfüßig daher. Immer wieder versinken Songs aber auch in der Belanglosigkeit, und wirklich zwingend ist hier nichts. Ein richtiger Bringer ist die Scheibe daher nicht.
BLACK BREATH haben „Heavy Breathing“ schon letztes Jahr via Southern Lords in die Läden gestellt, das Vinyl ist aber erst jetzt bei mir aufgeschlagen. Das Warten hat sich aber definitiv gelohnt, denn was die Typen aus Seattle (die u.a. bei GO IT ALONE und SHOOK ONES ihre Sporen verdient haben) aufgenommen haben, wird jeden Fan schwedischen Death Metals vollauf zufrieden stellen. Mit einer sehr authentischen Sunlight Studios-Produktion, die gerade im Gitarrenbereich kaum besser gemacht sein könnte, wird ein Mix aus frühen ENTOMBED und den schwedischen Crustbands aus der gleichen Ära durch die Boxen gejagt, der niemandem mit einem Faible für rotzige schwedische Musik kalt lassen wird. Die HC-Vergangenheit einiger Beteiligter schimmert beim Gesang immer wieder durch, ebenso beim auf den Punkt kommenden Songwriting, das niemals zu stumpf wird, hohen Wiedererkennungswert der Songs schafft und gleichzeitig den Geist der alten Schwedenschule atmet. Ganz große Scheibe, die durchweg Knaller bietet, mit „Escape From Death“ ist ein amtlicher Übersong dabei. Grandios!
CAVE IN stehen für musikalische Veränderung und Neuorientierung, kaum eine andere Band hat sich mit jedem Album so sehr gewandelt wie die Jungs. War es am Anfang noch krachiger Metalcore, wurde es spacig-proggig und wird mit dem neuen Werk „White Silence“ noch experimenteller und viel schwerer zu fassen. Die Musiker, die sich u.a. bei DOOMRIDERS austoben, beginnen „White Silence“ mit einem gnadenlos heftigen Stück, in dem Shouter Stephen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Lunge rausschreit ,bevor das folgende „Serpent“ roh auf den Punkt kommt, eni wenig erinnert das an die frühen CAVE IN-Tage. Ähnlich noisig geht es weiter, CAVE IN hatten erkennbar Bock auf verstörende, direkte Musik, jedenfalls in den ersten paar Songs, denn ab „Summit Fever“ wird „White Silence“ sehr experimentall und lässt von seiner Direktheit ab, um sich in Richtugn Progrock und 70er Jahre zu bewegen. Ein akustisch-veträumtes „Reanimation“ schließt dann eine Platte ab, die alle CAVE IN-Schaffensphasen in sich vereinigt und dadurch so vertraut wie überraschend ist, somit perfekt auf den Punkt bringt, wofür CAVE IN stehen.
Thrym ist in der nordischen Mythologie einer der Riesen dessen einziges Hobby es war sich mit Donnergott Thor zu prügeln und ihm seinen Hammer wegzunehmen – wenn das nicht ein passendes Leitmotiv für die Jungs von TYR ist! Und genau das ist es auch: „The Lay Of Thrym“ ist nämlich die neue Pressung der Faröer und will mit einer Mischung aus Viking, Pagan und Power überzeugen. Jedenfalls glaube ich das.
Denn die Neue fängt erst einmal ziemlich klassisch an und verbindet mit „Flames On The Free“ den cleanen Gesang vom charismatischen Frontmann Heri Joensen mit einem dementsprechend nachhallenden Chorus und prügelt darüber einfache, aber keineswegs unpassende Metal-Riffs die man so auch vermutlich direkt der Band zuordnen würde. In die gleiche und bekannte wie beliebte Kerbe schlagen auch Songs wie „Hall Of Freedom“ (dank seines druckvollen Riffings und dem schnellen und geilen Chorus mein absoluter Favorit!), „The Lay Of Thrym“ oder “Ellindur Bóndi Á Jadri“. Wer sich oben über den Vergleich mit etwas Power Metal gewundert hat wird mir übrigens nach dem Hören recht geben oder mich mit Bierflaschen bewerfen; Fakt ist, diese Songs sind weder ruhig noch irgendwie getragen sondern stecken voller Power und haben Dampf.
Auch etwas ruhiger, keineswegs aber langweilig ist zum Beispiel „Konning Hans“. Solche Titel sind für die Band völlig in Ordnung und erwünscht, wo sonst findet man schließlich eine solch interessante Sprache mit einem so guten Sänger? Thematisch recht interessant ist übrigens die Nummer „Shadow Of The Swastika“. Was ein Track wie dieser (dessen Lyrics auch genau das behandeln was der Titel suggeriert) auf einer Viking-Metal Scheibe zu suchen hat lasse ich einfach mal so im Raume stehen. Übrigens ist auf der (mir nicht vorliegenden) Limited Edition ein RAINBOW-Cover („Stargazer“) drauf. Ob das Warnung oder Tipp ist kann ich leider nicht sagen, eine Erwähnung wert ist es aber auf jeden Fall!
Und wer bei TYR nun immer noch das Gesicht zur Fratze verzieht und an doch mitunter ziemlich schnarchigen und irgendwie schwer zugänglichen Wikinger-Chor denkt, der sei also beruhigt: Die neue Schreibe der Färinger ist, wie übrigens auch schon der Vorgänger, vollblutiger Metal und kein Stück langweilig oder schwer zugänglich und definitiv bereits jetzt einer der großen Würfe für 2011!
UNEARTH sind mittlerweile bei Album Nummer Fünf angekommen, das sie mit „Watch It Burn“ in bester Metal-Manier eröffnen. Aushilfsdrummer Justin Foley (KILLSWITCH ENGAGE) kann direkt zeigen, was er drauf hat und lässt den Hörer Derek Kurswell gar nicht vermissen. Sein Bandkollege Adam D. hat ebenfalls sehr gute Arbeit geleistet und „Darkness In The Light“ mit einem warmen, druckvollen Sound ausgestattet. Ein wenig gehen UNEARTH dann auch in die KILLSWITCH ENGAGE-Ecke („Shadows In The Ligtht“), gerade bei den Gesangslinien kommt der Eindruck immer wieder auf. Die Bostoner haben mit „Eyes Of Black“ (sehr AT THE GATES-lastige Gitarrenarbeit), „Last Wish“ und dem knackigen „Arise The War Cry“ einige ganz starke Nummern auf das Album gepackt, mit denen sie Live für einen sehr großen Pit sorgen werden. Das Gitarrendoppel Ken & buz schüttelt sich extrem gute Leads und Riffs im Sekundentakt aus dem Ärmel, während Shouter Trevor das Kunststück hinbekommen, gleichzeitig eine Weiterentwicklung zu zeigen (seine Stimme ist noch einen Tick kräftiger und variabler) und nach seiner Leistung auf „The Oncoming Storm“ zu klingen. Beim Songwriting haben sich die Herren von der Dynamik und Ungezügeltheit ihres Debüts inspirieren lassen, vermischen das mit einem verfeinerten Songwriting und dem Zurschaustellen ihrer Metal-Wurzeln, gerade in der Gitarrenarbeit. Im Ergebnis ist „Darkness In The Light“ ein kraftvolles, mitreißendes Metalcore-Album geworden, mit dem UNEARTH ein weiteres Mal beweisen, wer im Metalcore ganz oben mitmischt!
Schon das aufklappbare Coverartwork mit dem Regenbogen sowie einem putzigen Bandfoto im Innenteil lässt bei THE BRIMSTONE DAYS ganz viel Retrofeeling erahnen. Der Dreier aus Schweder, teilweise mit Rastas, langen Bärten und buntfarbigen Klamotten, sieht dabei optisch ein wenig so wie die RED HOT CHILLI PEPPERS mal ganz zu Anfang ihrer Karriere aus. Aber jetzt genug aufs äußerliche Glatteis geführt, denn diese skandinavische Band ist musikalisch voll und ganz dem typischen Retro-Rock der 60/70er Jahre ergeben, mit leicht knarzenden Gitarren und auch etwas Garagensoundambiente. Allerdings kommt man ohne jedes versifftes Haschpappiambiente (wie man hätte meinen können) aus - nicht, dass ich unbedingt drauf abfahren würde aber hier hätte es schon ganz gut gepasst.
Nach einem einjährigen Australien Trip gründeten Hakan Lanz und John Malmqvist 2008 das Bluesduo “Blue Windmills”. Ein Jahr später kam schon die ersten EP unter dem neuen Bandnamen THE BRIMSTONE DAYS heraus. Jetzt also die erste Komplettscheibe.
Die Songs dieser Scheibe als solche sind jetzt nicht allzu kompliziert, sondern eher relativ simpel gestrickt, mit zwar vielen groovigen Momenten und poppig eingängigen Refrain’s – ja ganz nett aber so richtig mitreißen tut einen die Chose wahrlich nicht. Der Gesang ist dabei relativ durchschnittlich, die Songs ebenfalls. Es fehlen der richtige Pepp, gute Gitarrensolos oder einfach herausragende Songs und an fesselnden Ideen scheint es auch nicht wirklich viel gegeben zu haben, denn die Scheibe dauert nur knappe 33 Minuten. Wie gesagt, es gibt gute Momente oder besser Ansätze, da kommt dann tatsächlich etwas Bluesfeeling („Confusion“), etwas Funk und die Coolness der RED HOT CHILI PEPPERS durch aber das „Hell yeah“ des Rock fehlt leider völlig, dafür rockt die Scheibe einfach zu selten. Sachen wie „Sunset“ oder „Cockie Jar“ sind ganz gut gemacht aber es fehlt mir insgesamt der „Punch“. So wie bei der besten Nummer des Albums, „We Are The Brimstone Days“, da passt eigentlich alles und so müsste halt dass ganze Album klingen.
So aber bleibt nur zu sagen: Ja, ganz solide und nett aber vieles klingt zu ähnlich und so richtig abrocken klingt einfach anders. Dieses Love, Peace und Hippie-Revival kommt einfach viel zu brav und ohne Kanten daher, das nächste mal vielleicht.