Laut Legende haben Dave Grohl und seine FOO FIGHTERS ihr siebtes Album entspannt in der Garage eingespielt, während draußen ihre Familien im Pool planschten und gegrillt haben. Mag sein, allerdings kann „Wasting Light“ mit der guten Produktion auch aus einem guten Studio kommen. Lassen wir uns aber alle in dem Glauben an die Garagengeschichte, denn das macht die Band noch sympathischer, als sie ohnehin schon ist. Das Problem bei den FOO FIGHTERS war bisher vielmehr, dass ihre Alben zur Hälfte aus echten Hits, zur anderen Hälfte aus Füllern bestanden, vom „Medium Rare“-Coverscheibchen mal abgesehen. „Wasting Light“ ist da schon besser, die elf Songs haben ein durchweg gleich bleibendes hohes Niveau, ohne den FOO FIGHTERS-Fan mit großen Experimenten zu verwirren. Dave Grohl, Frontsau par excellence, schreit, ohne Angst zu machen, die Rhythmusabeteilung ist grundsolide und die Gitarren stellen sowohl Stadionrocker als auch alt gewordene NIRVANA-Fans zufrieden. „White Limo“ ist ein fetter, relativ dreckiger Songs, während „Arlandria“ die mutigste Nummer einer grundsoliden Rockplatte ist. FOO FIGHTERS wissen eben, was sie ihren Fans zumuten können und haben alle Songs in der Vier-Minuten-Region angesiedelt. „Wasting Light“ macht trotz allem Spaß und ist die mit Abstand ausgeglichenste FOO FIGHTERS-Scheibe überhaupt. Dafür muss der Band Respekt gezollt werden, genauso wie für ihr Durchhaltevermögen und ihre sympathische Freude am Rocksong.
Im Jahr 2007 hat sich dieses Trio im norwegischen Bergen gegründet, jedoch setzt man im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen aus dieser Region nicht auf rasenden, puristischen Black Metal, sondern kommt mit einer mächtigen Mischung daher, die die Heimat von HeavyHarms, R.I.P. Meister und Alkolust musikalisch nur teilweise andeutet. Irgendwo zwischen traditionellen Klängen, melodischem Death Metal und einer Prise Black Metal angesiedelt, wissen BYFROST echt gut, wie man eingängige, oft auffällig kurze Hymnen schreibt, die zumeist in fettem Midtempo daherkommen. Positiv kommt hinzu, dass "Of Death", das inzwischen zweite Album der Band, ordentlich voluminös und speziell im Gitarrenbereich heftig sägend produziert worden ist, was durchweg gute Stücke wie den Stampfer und Ohrwurm "Eye For An Eye", den knackigen Titelsong, das flotte "Full Force Rage" oder das cool nach vorne peitschende "All Gods Are Gone" noch weiter aufwertet. Lediglich das zwar atmosphärische, aber etwas langatmige, spacige Instrumental "Sorgh" (quasi das Intro zu "All Gods Are Gone") passt nicht so ganz in den Kontext dieser wirklich sehr gelungenen Scheibe, die zwar insgesamt keinen "Tipp" rechtfertigt, aber aufhorchen lässt, was sich hier für eine interessante Band entwickeln könnte. Definitiv ein Reinhören wert!
Das Quartett [pi!] kommt aus dem schönen Dresden, klingt aber uramerikanisch. „A Perfect Beginning“ ist das treffend betitelte Debütalbum der Band: geboten wird gelungener Alternative Rock, der tendenziell an Kollegen wie CREED erinnert. Dabei wird Wert auf Eingängigkeit gelegt, hymnische Refrains finden sich ebenso wie ruhigere oder akustische Momente („Bother“). Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Falsett bei „Overcome“ gleich am Anfang des Albums, beim anschließenden groovigen „Blind“ demonstrieren die Herren jedoch direkt, dass sie auch anders können. „Mistake“ klingt ein bisschen wie eine gelungene Mischung sämtlicher Grunge/Alternative-Größen der 90er, „Miserabella“ kommt ruhiger daher und mit „Shave Your Legs“ hat sich auch ein Indie-Song auf „A Perfect Beginning“ verirrt. Alles in allem legen [pi!] mit ihrem ersten Album durchweg saubere Arbeit vor, die sich auch hinter der einen oder anderen Genre-Größe nicht zu verstecken braucht.
„Smart bombs are useless without smart people“. Das Zitat ist von Donald Rumsfeld und leitet in diesem Falle ein verdammt scharfes Album einer Band ein deren Namen ihr euch nun merken werdet: INFINIGHT! Vielleicht müsst ihr euch den Namen allerdings nicht einmal merken weil ihr ihn schon kennt; die Jungs aus Deutschland sind nämlich nicht erst seit gestern unterwegs und haben schon diverse Silberlinge veröffentlicht. In jedem Falle würde eine Kurzbeschreibung bei mir die Worte „Power Metal“, „ordentlich Dampf“ sowie einen Vergleich mit NEVERMORE beinhalten.
Und das ist auch glaube ich so das zentrale Element des Ganzen – einerseits ist „Like Puppets“ mit unter wirklich sehr reinrassiger Power Metal mit Vocals die bei unseren Pandabären von der Black-Metal Fraktion gerne mit etwas selber verschriebener Homophobie betrachtet werden. Oder anders gesagt: Ein Song wie „Meda Serpent“ oder „Here To Conquer“ strotzt mit Vocals die einerseits ganz den großen Ikonen der Szene würdig sind, gleichzeitig aber irgendwie keinen treffenden Vergleich in meiner Sammlung (mit doch recht stolzer Power Metal Quote) finden wollen. Am ehesten würden vielleicht THE CHAOS THEORY treffen; alles andere wird entweder zu episch angestrichen (und darum machen INFINIGHT einen hübschen Bogen) oder zu rau. Einigen wir uns auf einen musikalisch sehr reifen und ordentlichen Mittelweg.
Aus instrumentaler Sicht gibt es aber einen ganz einfachen Metal-Terminus für das was sich da durch meinen Analogwandler schleicht: Mächtig! Die Band selber vergleicht es übrigens mit „amerikanischer Thrash-Metal Prägung“, so 100% will ich dem nicht zustimmen wollen, aber im Großen und Ganzen trifft es den Kern des Ganzen schon; sehr druckvoller Sound, schnelle Soli und einige Halbtonschritte und einem normalen E – der Vergleich mit NEVERMORE ist hier wie ich finde ein mitunter sehr treffender. Aber man beweist musikalische Finesse ja auch damit das man nicht nur Metal kann, schließlich kann einem die Endstufe ja auch einmal über den Bierfluss gehen; dazu gibt es an diversen Passagen der CD sehr hübsche und harmonische Akkustik-Einlagen, meist in Form von eines Intros („The Puppeteer“, „A Future Never Born“). Übrigens: Wer sich nun über die lange Laufzeit wundert: Der letzte Track („City Lights“) besteht nach dem eigentlichen Track zu drei Vierteln aus einer Pause mit anschließendem Outro, das erinnert mich an meine ersten CDs in den tiefen 90gern.
Aber, kurzum: Extrem scharfe Scheibe mit geiler Kombination aus Power und Schwermetall ohne nennenswerte Aussetzer!
In den letzten Jahren ist der gemeine Hörer nahezu überschwemmt worden von auf Deibel komm raus technischen (Death Metal-) Bands, die, überwiegend aus Regionen jenseits des Großen Teiches stammend, einen Wettbewerb führen, wer die meisten (oftmals unsinnigen) Tonfolgen pro Minute schafft. Bands wie BENEATH THE MASSACRE, ION DISSONANCE oder ORIGIN mögen auf Dauer diverse Musiker faszinieren, hecheln jedoch in kreativer Hinsicht Genre-Urvätern wie DEATH, MORBID ANGEL, ATHEIST, NECROPHAGIST oder NILE um Welten hinterher. Die Münchener OBSCURA, die sich mit ihren bisherigen zwei Alben "Retribution" und "Cosmogenesis" (auch international) schon eine relativ große Anhängerschaft erspielt haben, zeigen einmal mehr, dass es auch anders geht: auf einem spielerischen und kompositorischen Niveau, das den Referenzen in nichts nachsteht, kann man "Omnivium" ohne Probleme als neuen Meilenstein des Genres bezeichnen. Noch eine Ecke stärker als der schon geile Vorgänger, besitzen erstklassige Songs wie der Opener "Septuagint", das melodische "Celestial Spheres", das nachfolgende, fast schon blackmetallische "Velocity" oder die abschließende, überlange Hymne "Aevum" (die hier lediglich als Anspieltipps dienen sollen) eigentlich alles, was echten progressiven Metal ausmacht; vom gekonnten Spagat zwischen zwar abgefahrenen, aber jederzeit nachvollziehbaren Songstrukturen über grenzwertige Riff-Solo-Kombinationen (das Duo Kummerer/Münzner erzeugt nur noch Maulsperre!) und wechselnden Growl-/Kreisch/-Klargesang bis hin zu einer Weltklasse-Rhythmusabteilung. Das ganze Geheimnis ist aber, dass das erneut von DARK FORTRESS´s V. Santura leicht trocken produzierte "Omnivium" einfach homogen und nicht konstruiert klingt und einfach einen Heidenspaß macht. Es ist wie in der freien Wirtschaft... wenn´s um Technik geht, muss die ganze Welt definitiv nach Deutschland schauen!
ALESTORM schon wieder, drittes Album, ich habe es mal wieder vorbestellt. Bei der Band scheiden sich ja bekanntlich die Geister; die Einen lieben sie, die anderen sehen sie als innovationslose SWASHBUCKLE-Kopie die spätestens auf diesem Album die Segel reffen sollten – ich gehöre übrigens eigentlich zu den ersteren. Und genau dieses possierliche „eigentlich“ hat mir bei dem Ding zu schaffen gemacht.
Als ich die CD das erste Mal hörte (im Auto, yarr!) habe ich erst einmal einen Schrecken gekriegt. Opener „Back Through Time“ fängt nämlich mit ziemlich rigidem Geballer an, wird danach aber eigentlich klassisches ALESTORM, nur dieses Mal mit interessanteren Texten. Interessant? Na ja, wie man es sieht; die Nummer geht um Piraten die eine Zeitmaschine finden und sich dann mit Wikingern prügeln. Ich finde so etwas durchaus witzig und innovativ, andere werden sich dran die Zähne ausbeißen. Generell hat die Band ja mittlerweile eigentlich ein Problem mit den Lyrics: So fürchterlich viel gibt es über Piraten einfach nicht zu singen. Irgendwann ist jeder ausgeraubt, irgendwann ist der Rum weggesoffen. Daher hat „BackThrough Time“ mit „Scraping The Barrel“ (mid-tempo Piratenballade) genau das Thema der dauerhaft meckernden Kritiker zum Leitmotiv („There are no more tales to be told…“ [sic!]) , „Swashbuckled“ besingt die fast gleichnamigen Kollegen von SWASHBUCKLE. Was man davon halten soll kann man übrigens echt zur Debatte stellen – eine Band die drüber fidelt das man ihr vorwirft, ihnen gingen die Ideen aus und das dann auch noch verneint. Ich muss sowas ehrlich gesagt nicht haben. Dafür ist die Dichte an Saufliedern auf der Scheibe einfach abnormal hoch. Muss man mal so nüchtern festestellen (hey, schon das zweite schlechte Wortspiel!). Mit „Rum“, „Shipwrecked“, „Buckfast Powermash“ und „The Sunk’n Norwegian“ wird eigentlich andauernd direkt oder indirekt über Alkohol gesungen. Und ich kann fast dafür garantieren das man davon noch so einiges sowohl live seitens der Band als auch von einem treuen (und betrunkenen) Festival-Zeltplatz-Chor hört.
Im Allgemeinen ist die Scheibe übrigens nicht nur im ersten Eindruck „härter“ als die Vorgänger („Buckfast Powersmash“); oft geht es doch stark ins höhere Tempo und prägnantere und schärfere Gitarrenrifs und Schlagzeugbeats tauchen auf. Im Allgemeinen gibt es aber noch genug „Piratenflair“, musikalisch ist das jedenfalls voll ALESTORM. Allerdings hat man das Gefühl das die Jungs viel Wert draufgelegt haben mit einprägsamen Songs quasi am laufenden Band Ohrwürmer zu produzieren. Ich prophezeie das das nicht ewig klappt, hier hat es noch funktioniert.
Und da man ja immer ein Fazit geben muss: Es ist hier wie bei der aktuellen IRON MAIDEN. Am Anfang wenig Begeisterung, am Ende eine sehr würdige Fortführung von Bestehendem. Ahoy!
Wieder so eine Veröffentlichung von AOR Heaven. Mir scheint, dass speziell diese Firma nur so mit halbgaren Neuerscheinungen um sich wirft. Ein, zwei halbwegs prominente Musiker, ein Dutzend Songs, ein vor Klisché nur so triefendes Cover und fertig ist die Nummer.
So ist es auch hier, zumindest teilweise: anfänglich nur als Duo wurde jetzt eine komplette Band um den ex-MILLION-Keyboarder Johan Bergquist formiert. Mit "Symmetry in Motion" legen sie ihr zweites Album vor.
Geboten wird melodiöser Hardrock - JOURNEY, TREAT und vor allem TNT fallen mir ein. Die Melodiebögen, der Aufbau und die wohlklingenden Refrains, welche meist mit Chören und hoher Stimme einhergehen, erinnern unweigerlich an den norwegischen Sprengstoff ."Just As I Thought" der Album-Einstieg macht Stimmung und weckt Aufmerksamkeit. Song Nr. 3 markiert hier meinen Höhepunkt (gehörtechnisch natürlich): tolle Melodie und catchy Refrain - dieser Song hätte sich auch auf "Intuition" oder "Tell No Tales" von TNT befinden können. Gitarren, die knarzen und immer dafür sorgen, dass es Rock bleibt, ein weicher Keyboardteppich, Balladen mit Piano-Einleitung, eine Stimme, die kantenlos und melodiös ist: kurzum alles, was ein AOR-Fan so liebt, ist an Bord.
Negativ anzumerken ist die teilweise zu unpräzise Produktion. Gerade wenn man an TNT denkt - und das muss man unweigerlich bei ELEVENER (falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte) - fällt hier der Kontrast zu den durchgestylten Produktionen der norwegischen "Vorbilder" doch recht störend auf. Auch sind zwei, drei Nummern dabei, die man als "Füllmaterial" bezeichnen darf. Nichtsdestotrotz liefert AOR Heaven hier mal einen Treffer ab. Kein must have, aber Genrefans, die auf dem Trockenen sitzen und neues Futter brauchen, sollten auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.