Schon das aufklappbare Coverartwork mit dem Regenbogen sowie einem putzigen Bandfoto im Innenteil lässt bei THE BRIMSTONE DAYS ganz viel Retrofeeling erahnen. Der Dreier aus Schweder, teilweise mit Rastas, langen Bärten und buntfarbigen Klamotten, sieht dabei optisch ein wenig so wie die RED HOT CHILLI PEPPERS mal ganz zu Anfang ihrer Karriere aus. Aber jetzt genug aufs äußerliche Glatteis geführt, denn diese skandinavische Band ist musikalisch voll und ganz dem typischen Retro-Rock der 60/70er Jahre ergeben, mit leicht knarzenden Gitarren und auch etwas Garagensoundambiente. Allerdings kommt man ohne jedes versifftes Haschpappiambiente (wie man hätte meinen können) aus - nicht, dass ich unbedingt drauf abfahren würde aber hier hätte es schon ganz gut gepasst.
Nach einem einjährigen Australien Trip gründeten Hakan Lanz und John Malmqvist 2008 das Bluesduo “Blue Windmills”. Ein Jahr später kam schon die ersten EP unter dem neuen Bandnamen THE BRIMSTONE DAYS heraus. Jetzt also die erste Komplettscheibe.
Die Songs dieser Scheibe als solche sind jetzt nicht allzu kompliziert, sondern eher relativ simpel gestrickt, mit zwar vielen groovigen Momenten und poppig eingängigen Refrain’s – ja ganz nett aber so richtig mitreißen tut einen die Chose wahrlich nicht. Der Gesang ist dabei relativ durchschnittlich, die Songs ebenfalls. Es fehlen der richtige Pepp, gute Gitarrensolos oder einfach herausragende Songs und an fesselnden Ideen scheint es auch nicht wirklich viel gegeben zu haben, denn die Scheibe dauert nur knappe 33 Minuten. Wie gesagt, es gibt gute Momente oder besser Ansätze, da kommt dann tatsächlich etwas Bluesfeeling („Confusion“), etwas Funk und die Coolness der RED HOT CHILI PEPPERS durch aber das „Hell yeah“ des Rock fehlt leider völlig, dafür rockt die Scheibe einfach zu selten. Sachen wie „Sunset“ oder „Cockie Jar“ sind ganz gut gemacht aber es fehlt mir insgesamt der „Punch“. So wie bei der besten Nummer des Albums, „We Are The Brimstone Days“, da passt eigentlich alles und so müsste halt dass ganze Album klingen.
So aber bleibt nur zu sagen: Ja, ganz solide und nett aber vieles klingt zu ähnlich und so richtig abrocken klingt einfach anders. Dieses Love, Peace und Hippie-Revival kommt einfach viel zu brav und ohne Kanten daher, das nächste mal vielleicht.
BLACK`N BLUE - das dritte L.A. Hair-Metal Comeback nach KING KOBRA und WARRANT wird mir auf den Tisch (bzw. in den Briefkasten) geweht. Und es ist der vermeintlich schwächste Vertreter aus Kalifornien. Haben es doch BLACK`N BLUE nie wie WARRANT in die erste Reihe geschafft oder auch keine Neuzuwächse der Marke Paul Shortino wie bei KING KOBRA präsentiert. Eher hatten sie mit dem prominenten Abgang von Tommy Thayer zu KISS zu kämpfen.
Na ja ein klein wenig positives hat sich schon getan bei BLACK`N BLUE: Sänger Jamie St. James (ex-WARRANT ) reanimierte seine Stammkombo 2007 und bereicherte sie mit einem neuen Gitarristen. Mit seinem rauen, rotzigen Spiel passt Shawn Sonnenschein wie ein Bluter in die Messerfabrik zu dem wilden sleazegefärbten Hardrock von BLACK`N BLUE. "Angry Drunk Son Of A Bitch" - welch Titel! Die Nummer hält, was der Aufdruck verspricht: Straße, Rotz, Dreck, Nippels und Eier stecken in jeder Note. Manche Songs von "Hell Yeah" lassen einen nicht ruhig sitzen, man muss aufstehen und die Hüften bewegen oder in fortgeschrittenem Alter zumindest mal ordentlich mitwippen. "Come On" erinnert an "Are You Ready " von THIN LIZZY mit Dreck drauf, wobei hier schon fasst Tantiemen zu zahlen sind. Immer mal wieder wird das Tempo geringer und die Scheibe "sauberer". Die Sonne vertreibt den Regen und der Wind legt sich. Aber auch das passt zu L.A. Das Teil stimmt einfach, klingt nach dem, was man erwartet und sich erhofft hat, mal scheinen POISON auf, mal wehen KISS durch und auch GUNS `N` ROSES rotzen mal auf die Kompositionen. Sicher, hin und wieder sind auch mal etwas lahmere Pferdchen im Stall. Aber insgesamt gesehen macht "Hell Yeah" Spaß. Die Produktion ist ordentlich, da wo es krachen muss, kracht es, wo es schwingen muss, schwingt es, und wo geschmust wird, wird es feucht. Weder die Namen, den Blues und die Klasse von KING KOBRA, noch den Status, die Professionalität und Ausgereiftheit von WARRANT. Aber mehr Sex, Spaß und Hüfte als beide zusammen. So muss das sein: Sleaze Rock, der in die Hose geht.
Mit den beiden ex-VICIOUS RUMORS Recken Brian O’Connor (Gesang) und Ira Black (Gitarre), den beiden THE NEW BLACK Mannen Fabian Schwarz (Gitarre) und Guenther Auschrat (Bass) sowie Schlagzeuger Timo Weis sind CONSFEARACY schon mal gut aufgestellt. Die Bandleader O’Connor und Schwarz thematisieren auf dem Debüt Verschwörungstheorien um Religionen und Geheimbünde (der Bandname ist einem entsprechendem SLAYER-Song entliehen) und setzen dies musikalisch mit einiger Finesse um. Eine Melange aus US-Metal mit Thrash-Anleihen und progressiv angehauchten europäischem Power Metal führt den geneigten Hörer durch 40 Minuten und zehn nicht einfach gestrickte Kompositionen – ein mehrmaliges Hören von „Consfearacy“ ist Pflicht, will man sich der mit jedem Durchlauf wachsenden Album nähern. Reinschnuppern: das zum Einstieg gleich direkt auf die Zwölf gehende „Pain Infantry“ glänzt mit durchdachten Songwriting und beruhigendem Zwischenpart, „Fall From The Grace“ entpuppt sich als waschechter Midtempo-Hit und hinten raus wird man mit thrashig-melodischen „Unbreakable“ und „Your Dead To Me“ geradezu überfahren. In dieser Form sollte das deutsch-amerikanische Projekt CONSFEARACY keine Eintagsfliege bleiben – wer neben den bereits oben genannten VICIOUS RUMORS auch was mit METAL CHURCH und vor allen mit NEVERMORE anzufangen weis, liegt hier goldrichtig.
Die Nürnberger EARTH FLIGHT sind seit 2004 aktiv, und mit „Blue Hour Confessions“ ist dieses Jahr ihr zweiter Longplayer erschienen. Auf diesem präsentieren sie eine Mischung aus Progressive und Alternative Rock, die sich soundmäßig eher auf der traditionellen Seite befindet. Es dominieren warme Vintage-Sounds, oft scheinen KING CRIMSON im Geiste mitzuspielen, aber auch BLACK SABBATH haben ihr Spuren hinterlassen. So treffen breite Gitarren-Riffs auf traumwandlerische Melodien und eine psychedelische Orgel und getragene bis bombastische Parts auf Hard Rock- und Doom-Einflüsse. Auf lange Frickel- oder Instrumentalparts wird verzichtet, die Musik bleibt immer songdienlich. Trotz der musikalischen Vielseitigkeit wirkt das Album wie aus einem Guss, und seine durchgehend melancholische Atmosphäre packt einen von der ersten bis zur letzen Sekunde. Dabei bemerkt man fast gar nicht, dass die Musiker auch spieltechnisch hervorragende Arbeit abliefern. Eine tolle Scheibe also, die Fans von Progressive und Space Rock bedenkenlos empfohlen werden kann.