Interview:

Edguy

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by Gast
InterviewDirk, Ende August erscheint EDGUY´s neuntes Studioalbum „Age Of The Joker“. Der besagte Hofnarr ziert mittlerweile eine ganze Reihe von Covern Eurer Platten – ist er für die Band inzwischen so etwas wie ein Maskottchen à la Eddie für IRON MAIDEN?


Sowas in der Richtung, ja. Wir haben den ja schon eine ganze Weile in Gebrauch; das erste Mal ging das bei der „Mandrake“ los, das ist also schon zehn Jahre her. Den haben wir dann immer wieder mal ausgegraben für verschiedene Sachen, zum Beispiel für Bühnendeko oder auch für Shirts usw. Und da dachten wir, es wäre an der Zeit, den wieder mal zu benutzen. Das Resultat ist tierisch geworden. Es war die richtige Entscheidung, auf jeden Fall.



Man kann ja fast schon sagen: Der Joker steht für EDGUY. Ist euer CD-Titel daher so zu verstehen, dass jetzt ein neues Zeitalter – vielleicht DAS Zeitalter – für EDGUY anbricht oder wie kam der Albumname zustande?



Der Titel kam eigentlich erst, nachdem das Cover da war, zustande. Wir hatten als Erstes die Idee, dass wir diesen Joker in irgendeiner Form wieder auf´s Booklet kriegen wollen, haben danach überlegt, wie man das Ganze gestalten könnte und sind dann auf einen sehr interessanten Künstler aus den USA gestoßen, der normalerweise Kartenspiele und so was macht. Also der macht das so nebenbei, der ist glaube ich hauptberuflich Kunstprofessor an irgendeiner Universität. Wir haben von ihm ein paar geile Sachen im Netz gefunden und ihn dann einfach mal angehauen, ob er sich vorstellen könnte, so was zu machen, also ein Booklet-Design. Er rief zurück, dass er das noch nie in seinem Leben gemacht hätte, es aber sehr interessant finden würde. Die Sachen, die er gemalt hatte und die wir gesehen hatten, die waren unheimlich dynamisch und das war letzten Endes der Grund, weswegen wir gesagt haben, das könnte man mal ausprobieren. Er hat daraufhin ein paar Skizzen gemalt, was er sich so vorstellen könnte und ab da – ab der Bleistiftskizze – war eigentlich klar, dass er das Cover machen wird, weil es von Anfang an so geil war, dass wir wussten: Das ist genau der richtige Mann. Das Endresultat spricht für sich, weil es einfach genau das ist, was wir haben wollten; es drückt auch genau das aus, was es ausdrücken sollte. Wir haben viel Dynamik drauf, der Joker ist in gewisser Weise komisch, aber trotzdem eher ein bisschen verschmitzt, nicht Slapstick mäßig, sondern Humor mit Tiefgang. Ich denke, das passt auch ganz gut zur Band. Wir sind ja keine Kaspertruppe oder Spaßband. Natürlich haben wir unseren Spaß und das zeigen wir den Leuten auch, und man erlaubt sich des Öfteren den einen oder anderen guten Scherz, aber wenn’s dann um die Mucke geht, da wissen wir schon ganz gut, wenn es Ernst sein muss.



Dynamik ist ein guter Stichpunkt, den du da nennst. Das neue Album klingt einmal mehr sehr abwechslungsreich. Wir haben ein hartes Riff zu Beginn von „Midnight´s World“, an Cowboys und Wilder Westen erinnernde Gitarren bei „Pandora´s Box“, fast schon poppige Keyboards in „Two Out Of Seven“, hohes Tempo in „The Arcane Guild“...Ist diese Variabilität eine bewusste Entscheidung, um sich selbst nicht zu kopieren, oder testet Ihr einfach viel im Proberaum aus und schaut dann, in welcher Form es dann am Ende am Coolsten klingt?



Eigentlich ist es eher die letztere Variante. Man setzt sich ja nie vorher hin, entwirft auf dem Reißbrett ein Album und sagt: „Okay, wir brauchen zwei schnelle Songs, drei Mid-Tempo-Nummern, zwei epische Tracks, ´ne Ballade und was auch immer“, sondern es passiert einfach, wie es passiert. Aber es ist natürlich umso schöner – auch für uns –, wenn das Ganze ein bisschen Abwechslung hat. Das war eigentlich bei den letzten Alben auch schon so, also auch bei „Rocket Ride“ oder „Tinnitus Sanctus“. Das ist mit eine der Stärken, die diese Band auszeichnet, dass man nicht so festgefahren ist in der Musikrichtung, dass nicht man nur eine Stilrichtung mach. Wir haben das gerade auf den letzten Platten ein bisschen ausprobiert, ob man auch mal über den besagten Tellerrand hinausgehen kann und will und darf. Das funktioniert glücklicherweise bei uns sehr gut und da bin ich auch sehr froh, dass das so ist, denn wenn man schon die eine oder andere Platte aufgenommen hat und immer dasselbe macht, dann tritt man irgendwie auf der Stelle. Es mag Bands geben, bei denen das gut funktioniert, aber es ist nicht sonderlich befriedigend für dich als Musiker, weil du in gewisser Weise das machst, was du schon mal gemacht hast. Wenn wir ´ne neue Platte machen, dann ist ja immer unser Ziel, das noch zu toppen, was wir schon gemacht haben. Das ist auch der Anspruch, den wir ja als Musiker oder wir als Band an uns haben. Dass man versucht, ein bisschen was Neues zu machen – oder vielleicht auch was ganz Neues. Es muss halt nach EDGUY klingen und das ist bei uns bei der neuen Platte perfekt gelungen finde ich, weil das zu 100% EDGUY ist; das heißt: Wir haben es mittlerweile geschafft, dass wir wirklich eine eigene richtige Identität haben und nicht mehr immer wieder verglichen werden à la „Ihr klingt nach A, ihr klingt nach B“ usw. Das ist glaube ich das, was man als Band immer sucht, dass man irgendwann so eigenständig klingt, dass die Leute sagen: „Man hört sofort, dass es EDGUY ist.“ Und das ist bei jedem der Tracks auf der neuen Platte der Fall.



Hat euer Produzent Sasche Paeth auch einen Anteil daran – am EDGUY-Klangbild 2011? Wie groß ist sein Einfluss?



Mit Sicherheit! Also er ist kein Songschreiber oder so; da er aber natürlich unser Produzent ist, hat er letzten Endes die Möglichkeit, in Arrangements oder gerade auch in Gitarrensachen hier und da einzugreifen, was man natürlich nicht machen muss. Da er aber einen unglaublich großen Wissensschatz musikalischer Herkunft hat, ist er ein gern gesehener Gast für Meinungen oder Ideen. Es gibt oftmals diese strittigen Situationen: Der eine sagt: „Würd ich vielleicht in die Richtung machen!“, der andere sagt: „Ich würde es so machen“. Dann ist manchmal ganz gut, wenn man ein neutrales Ohr dabei hat, welches das noch nicht so oft gehört hat wie wir, die wir die Nummer schon zig Mal im Proberaum gespielt haben. Du fährst dich vielleicht nicht fest, aber du hast halt einfach in deinem Kopf eine gewisse Vorstellung, wie es für dich klingt, aber die muss ja nicht unbedingt richtig sein. Oder muss nicht die Beste sein; richtig ist sie allemal, weil sonst die Töne falsch wären und es blöd klingen würde. Deshalb ist es wirklich gut, wenn man ein neutrales Ohr hat, das dann wirklich noch mal in Zweifelsfällen entscheiden kann, welcher Weg dann gegangen wird. Das ist Gold wert. Das erleichtert uns das Arbeiten im Studio, weil wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einhauen, indem wir entscheiden müssen, welche Variante oder welche Version wir jetzt fahren, sondern letzten Endes der Produzent sagt: „So machen wir es jetzt!“ Natürlich hast du als Band dann immer noch die Möglichkeit, ein Veto einzulegen, aber in der Regel werden wir uns da relativ gut einig. Das wird daher auch mit Sicherheit nicht das letzte Album sein, das wir zusammen gemacht haben. Ich halte das für eine sehr fruchtbare Kombination.



Auf älteren Platten war Jens Ludwig bei manchen Songs als Co-Komponist im Booklet erwähnt worden. Zuletzt bei Tinnitus Sanctus war Tobi aber der alleinverantwortliche Songwriter, auch wenn ihr immer wieder betont, dass das Endergebnis ein Bandprodukt ist. Wie sieht´s dieses Mal aus – von wem stammen die Lieder?



Auch wieder Tobi, wieder im Alleingang. Das ist auch so eine Geschichte: Es mangelt mit Sicherheit nicht an Ideen von uns allen, aber letzten Endes ist immer die Qualität entscheidend. Was bei Tobi ein ganz großer Vorteil ist, wenn er Songs schreibt: Er denkt sie schon relativ fertig in seinem Kopf, sagen wir es mal so. Das bringen die Jahre so mit sich. Früher haben wir es noch so gemacht, dass wir Stunden und Wochen und Monate im Proberaum verbracht haben, um an irgendwelchen Ideen herumzudoktern. Da fehlte uns jetzt auch ein bisschen die Zeit bei dieser Produktion. Ein Song ist nicht gemacht, nur weil man ein geiles Riff hat oder so; das ist ja dann noch nicht alles. Du brauchst dann noch alles drum herum. Und da ist Tobi einfach mit Abstand bei uns der beste Songwriter. Da braucht man auch nicht lang um den heißen Brei herumreden, das ist einfach so.



Also ist auch dieses Mal kein reinen Dirk-Sauer-Song zu hören?



(lacht) Nee, leider nicht. Das ist echt so ´ne Sache. Natürlich hat jeder von uns zu Hause eine ganze Schublade voll Ideen, aber es ist halt immer die Frage, in wie weit das ausgereift ist. Ich z.B. bin selbst mein größter Kritiker mit meinen Sachen und brauche immer unglaublich lange, bis ich es überhaupt so weit bringe, das Material jemandem vorzuspielen. Wenn man das zu Hause zusammenschustert, dann klingt das alles andere als perfekt. Ich muss mich da irgendwann echt mal mehr damit beschäftigen, dass ich das Zeug etwas hörbarer gestalte, dann wird das vielleicht in Zukunft mal was. Oder wenn mal ein bisschen mehr Zeit ist. Letztes Jahr war es schon...also, es war nicht stressig, aber es war schon relativ knackig mit der Songwriting-Phase. Da war dieses Mal echt zu wenig Zeit, als dass man sagen hätte können, man kann da jetzt noch ein paar andere Songs ausprobieren bzw. anfangen, daran zu arbeiten. Da fehlte uns dieses Mal wirklich die Zeit. Deswegen sind wir diesen Weg gegangen und das ist auch durchaus okay.



Bei „Hellfire Club“ hattet ihr die Drums und die Bässe auf einmal eingespielt, bei „Rocket Ride“ gänzlich oldschool sogar alle Instrumente zugleich. Was gibt´s aus produktionstechnischer Sicht dieses Mal zu berichten?



Es war etwas anders dieses Mal. Die Gitarren haben Jens und ich zusammen eingespielt. Wir standen gemeinsam im Studio und haben schön brav die Rhythmus-Gitarren zusammen eingespielt. Wenn ich mich verspielt habe, dann musste Jens warten und andersrum genauso. Das ist im Prinzip die abgespeckte Variante. Wenn du mit der ganzen Band alles einspielst, bedeutet das, dass du vorher wirklich alles komplett fertig bis ins kleinste Detail arrangiert haben musst. Das hätten wir diesmal zeitlich auch nicht ganz geschafft. Die Drums haben wir im Peppermint Park Studio in Hannover aufgenommen, was wahrscheinlich für die ganze Band etwas teuer geworden wäre und auch wieder den Zeitplan nach hinten gezogen hätte. Darum haben wir es diesmal so gemacht, dass die Drums eben dort aufgenommen wurden und währenddessen wir – Jens und ich – die Gitarren eingespielt haben. Eggi hat den Bass parallel dazu im Masterstudio in Wolfsburg aufgenommen und das hat uns a) eine Menge Zeit gespart und b) gerade wegen dieser Gitarrengeschichte einiges an Dynamik und...ja, wie sagt man denn...menschlichen Feelings gebracht.



Nennen wir es Wärme.



Ja, auch das. Das kann man schwierig beschreiben. Man kann es richtig und richtig richtig und geil spielen. Viele Leute würden den Unterschied wahrscheinlich nicht hören, aber ich glaube, wenn man es so macht klingt es einfach geiler. Einfach durch zwei unterschiedliche Menschen, die an den Instrumenten stehen. Man spielt zwar das Gleiche, aber jeder spielt es eben minimal anders und gerade das macht es dann interessant.



Eines meiner Lieblingsstücke des neuen Albums ist „Rock Of Cashel“. Ihr packt hier ordentlich die keltische Folklorekeule aus. Von der Stimmung erinnert das Ganze ein wenig an den „Mandrake“-Hit „Jerusalem“. Klär´ uns auf: Wie kam es zu dieser für euch eher untypischen Nummer? War einer von euch dort bei dieser historischen Burg im Urlaub oder wie?



Nee, gar nicht. Ich glaube, Tobi war zwar schon Mal in England, aber der ist vor allem relativ großer Fan dieses Landes und insgesamt der beiden Inseln da. Das ist eben genau das, was ich anfangs schon sagte, dass man immer mal kuckt, dass man über den Tellerrand hinaus auch mal ein bisschen was ausprobiert. Irgendwann kam er mit dieser Idee an. Die war natürlich bei weitem noch nicht so ausgereift, wie das jetzt auf der Platte ist, aber wir haben dann eben gesagt: Wenn wir das jetzt schon machen, dann machen wir´s richtig!



Klingt auf alle Fälle richtig geil!



Ja, das ist super geworden. Manche Leute sagen auch, es erinnert ein bisschen wie LORD OF THE DANCE oder sonst irgendwas, aber das könnte genauso gut eine Hommage an GARY MOORE oder THIN LIZZY oder wer sonst noch so aus Irland kam sein.



Der Opener des Albums hört auf den Namen „Robin Hood“. Lass mich raten: In diesem Lied geht es um das Leben von Napoleon Bonaparte, oder?



(lacht) Richtig, da hast du gut aufgepasst!




Im Mittelteil von „Robin Hood“ kommt es zu einer Art kurzem Hörspiel, das mich ein wenig an „The Kingdom“ von eurem offiziellen Debutalbum „Kingdom Of Madness“ erinnert. Ist das Zufall oder habt ihr generell ein paar Retro-Elemente versteckt auf dem Album?



Nee, das gar nicht. Wir waren zuerst ein bisschen unsicher, weil wir fanden, dass sich das ein bisschen zu sehr nach IRON MAIDEN anhörte. Aber dann dachten wir, nee, der Part muss genauso klingen, wie er jetzt klingt und da haben wir gedacht, dann machen wir das einfach so!



Ein anderer toller Song ist „Breathe“. Am Ende des Refrains heißt es dort „I need just one break to breathe“. Wenn man Tobi´s Avantasia-Projekt mitzählt, passt diese Zeile eigentlich gar nicht zu euch: 14 Studioalben in knapp 15 Profijahren (und da sind Singles, Best-of-Compilations, Live-Mitschnitte und DVDs noch nicht mal mitgezählt) – wie ist dieser ungeheure Output deiner Meinung nach zu erklären?



Ich glaube, das kommt dadurch zustande, dass man den Luxus genießt, genau das machen zu können, was man immer machen wollte. Natürlich ist es manchmal auch Stress pur, aber auf der anderen Seite entschädigt die Tatsache, dass wir als Schülerband angefangen haben und es geschafft haben, dass wir die Musik zu unserem Beruf gemacht haben und dass uns das unheimlich viel Spaß macht und es keiner von uns missen möchte. Ich weiß gar nicht, bei wem ich mich da bedanken soll dafür, dass es so ist. Ich glaube, das setzt Kapazitäten frei, die man nicht unbedingt hat, wenn man Sachen macht, die man nur deswegen macht, weil man sie machen muss. Es ist natürlich auch mal anstrengend, wenn man z. B. auf Tour ist und in drei Wochen einmal um die ganze Welt fliegt. Du hast eigentlich an keinem Ort, an dem du dich aufhältst, überhaupt die Zeit, einen Jetlag zu bekommen, weil der Körper sich gar nicht so schnell umstellen kann. Du schläfst unglaublich wenig, du sitzt mehr im Flieger, als dass du dich irgendwo aufhältst. Zu sagen: „Jetzt bin ich mal in Buenos Aires, da schau ich mir doch mal was an“, das kommt ja so gut wie nie vor. Am Ende dieser drei Wochen ist man dann völlig platt und der Meinung, dass der Körper erst mal zwei Wochen durchschlafen muss. Trotz alle dem ist es ´ne geile Sache, denn egal wo man hinfährt auf der Welt: Die Länder, in die wir kommen, die wollen uns ja haben! Da sind Leute, die unsere Musik mögen, die sich unsere Platten kaufen, die auf unser Konzert gehen und die es überhaupt erst möglich machen, dass wir da hinkommen. Das entschädigt für alles. Man schläft also zwei Tage, dann ist es auch wieder gut und man freut sich auf das, was danach auch immer kommen mag. Ein gewisser Druck ist auch wichtig beim Arbeiten; wenn das alles zu leger ist, dann neigt man vielleicht dazu, dass man mit manchen Sachen einfach nicht fertig wird, weil man sich denkt: „Ach nee, das können wir auch nächste Woche fertig machen oder sogar nächsten Monat, ist auch egal...“. So ein gewisser Druck entsteht bei uns aber auch automatisch, denn allein die Tatsache, dass man ein neues Album machen muss, ist allein schon nicht ganz ohne, denn wenn das Letzte gut war, was bei uns ja auch eigentlich immer so war – zumindest sehen wir das so (lacht) – dann kommt man in den Zugzwang sagen zu müssen: „Okay, das Neue muss mindestens mal genauso gut werden!“ Man hat ja nicht wirklich was, worauf man aufbauen kann. Du fängst bei Null an! Wie ich eingangs sagte: Wir dürfen genau das machen, was wir immer machen wollten, als wir angefangen haben, uns Instrumente zu kaufen oder diese Band zu gründen – der Traum ist es ja immer, Platten zu veröffentlichen und auf Tour zu gehen, durch die Welt zu fahren. Ich hätte mir nie träumen lassen vor 20 Jahren, dass ich – wie letztes Wochenende – mit Rudolf Schenker und Matthias Japs – auf der gleichen Bühne stehe, geschweige denn, dass man sich mit ihnen unterhält, zusammen Abend isst und ein Bierchen mit ihnen trinkt. Dafür kann man auch ruhig mal ein bisschen Druck haben, das ist dann schon okay.



Gibt es eigentlich fertige, aber aus diversen Gründen unveröffentlichte Edguy-Songs in den Untiefen eurer Archive?



So gut wie keine. Da gab es vielleicht mal in der Vergangenheit zwei, drei Sachen. Auf der Neuen gibt es z. B. dieses „Come On Feel The Noise“-Cover. Das haben wir angefangen aufzunehmen bei der letzten Produktion, haben es aber aus welchem Grund auch immer nicht zu Ende geschafft – das ist wieder so eine Druckgeschichte: Wenn der Termin da ist, dann muss die Platte fertig sein. Der Fokus liegt dann logischerweise erst mal bei den wichtigen Sachen, sprich: bei den EDGUY-Songs. Wir haben deshalb damals gesagt, okay, packen wir das noch mal in die Schublade und wenn wir es irgendwann mal gebrauchen können, dann ist es gut - und jetzt war es eben so weit. Aber wir waren nie eine Band, die 35 Songs aufnimmt und 17 dann auf das Album macht oder so, das ist Käse, denn es ist vergeudete Liebesmühe. Wenn wir Songs anfangen, dann ziehen wir sie auch durch und produzieren sie zu Ende. Das ist eben ´ne Qualitätsfrage. Wir können das mittlerweile ganz gut einschätzen, welche Ideen schnell verworfen werden müssen und es nicht wert sind, weiter daran herumzudoktern und welche einfach gut sind und funktionieren. Solche, die nicht funktionieren, werden mal bei einer Probe getestet, sind dann aber auch schnell wieder vom Tisch.



Dirk, in all den EDGUY-Jahren gab es nur zu Beginn den Ausstieg eines Bandmitglieds zu vermelden, nämlich den von Dominik, eurem ersten Drummer. Während andere Gruppen jährlich die halbe Besetzung austauschen müssen, ist bei euch das Line-Up unheimlich konstant. Was sind aus deiner Sicht die Gründe für diese Homogenität?



Ich glaube einmal ist der Grund, dass wir jetzt seit 1997 dieses Line-Up haben und das noch die Jahre waren, in denen wir zwar schon einen Plattenvertrag hatten, das Ganze aber noch in den Kinderschuhen steckte. Das heißt das war, bevor die ersten richtigen Tourneen losgingen, bevor das Ganze halt so richtig ins Rollen kam. Wir haben alle fünf die dürren Zeiten und auch beschissene Situationen durchlebt, sprich: Dass wir z.B. alleine mit einem Wohnmobil sechs Wochen auf Europatour waren, das wir selbst gefahren haben, aufgebaut haben, abgebaut haben und uns gegenseitig an die Gurgel gesprungen sind, weil wir halt nur diese acht Quadratmeter zur Verfügung hatten mit fünf Leuten. Das führt allerdings auch dazu, dass man gewisse Dinge heutzutage viel mehr zu schätzen weiß, wie z. B. den Luxus, das Ganze in einem Nightliner zu machen oder hier und da sich ein Hotelzimmer leisten zu können. Das macht das Ganze doch recht angenehm. Auf der anderen Seite ist es wie in einer alte Ehe glaube ich. Da gibt es natürlich auch mal Streit, da kackt man sich mal kurz an und sagt sich an den Kopf, was los ist und dann es auch wieder gut. Es ist normal, dass man bei fünf Leuten nicht immer einer Meinung sein kann, aber ich glaube – wie gesagt - , dass sich alle dessen bewusst sind, was wir in dieser Konstellation schon alles erreicht haben und dafür ist mit Sicherheit auch jeder dankbar. Ich glaube, deswegen funktioniert das einfach.



Du hast es gesagt, ihr kennt euch schon ewig lange. Ihr verbringt auf engstem Raum die Zeit miteinander, da ist man sich dann auch mal leid. Habt ihr dennoch privat – wenn ihr mal nicht auf Tour, sondern zu Hause seid – miteinander zu tun oder braucht man dann auch mal den Abstand zueinander? Dass man sagt: Jetzt ist mal Bandpause!



Das kommt ganz darauf an. Ich muss sagen: Ich habe mit Tobi auch relativ viel privat am Hut. Wir telefonieren eigentlich auch fast jeden Tag miteinander in den letzten 20 Jahren (lacht) und das ist gut so. Felix wohnt ja im Ruhrgebiet oben, dass ist dann natürlich schon eine ganze Ecke weg. Da trifft man sich dann auch nicht mehr am Wochenende. Wir sind ja jetzt eh schon jenseits der 30 – man wird auch ein bisschen ruhiger in dem Alter! Manchmal zumindest. Nee, gerade wenn wir jetzt viel unterwegs sind oder so, dann ist es dann wirklich so, dass jeder mal seine Zeit genießt, wenn er zuhause ist. Man hat ja auch noch andere Freunde, die bedient werden wollen, Lebensgefährtinnen ebenso (lacht). Der ein oder andere hat schon Familie, d.h. da kommt dann eins zum anderen. Aber im Grunde haben wir echt ein gutes Verhältnis untereinander und das ist echt viel wert. Ich beobachte das ja auch in unserem musikalischem Umfeld: Das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel treiben viele Bands schon auf die Spitze. Das ist eben immer ein Zeichen dafür, dass irgendwo der Wurm drin ist. Ich kann das ja nur so verkaufen, wie ich es fühle. Bei uns ist es wirklich so: Wir machen das, weil es Spaß macht und weil wir das geil finden und ich denke, das merkt man uns auch an als Band.



Im Spätsommer wird Edguy erneut auf Welttournée gehen. Was können die Fans von der Live-Show erwarten? Darfst Du vielleicht schon eine Überraschung verraten?



Das wird grandios natürlich! (lacht)
Nee, soweit sind wir noch gar nicht. Wir sind gerade mitten in der Planung, da geht jetzt die heiße Phase wieder los, dass wir da jetzt alles in trockene Tücher bringen. Wir werden uns aber natürlich das Eine oder Andere einfallen lassen. Ich denke, das war in der Vergangenheit auch optisch immer ganz interessant und es wird auch dieses mal wieder was für´s Auge werden. Es wird sich mit Sicherheit lohnen, sich das mal anzuschauen. Ich kann´s nur wärmstens empfehlen!



Dirk, vorhin haben wir es schon erwähnt: Es steht mal wieder ein runder Bandgeburtstag an: 20 Jahre wird Edguy alt; ihr seid somit also bald dem Teenageralter entwachsen. Zum 10jährigen Jubiläum hattet ihr in Oberhausen eine Geburtstagsshow gespielt, bei der zum meines Wissens einzigen Mal in der Band-Historie „Theatre Of Salvation“ live performed wurde. Du hast hier und jetzt die Chance, alle Edguy-Fans der Welt glücklich zu machen, indem du bestätigst, dass es wieder eine Geburtstagsshow geben wird, bei der „Theatre Of Salvation“ live gespielt wird, und zwar mit einem 30 Mann starken Chor und einem 50köpfigen Orchester.



(lacht laut) Das könnte ich tun, ja! Nee, also: Wir haben noch keinen Plan, wie wir das in irgendeiner Form zelebrieren werden. Wie gesagt: Wir sind mitten in der Tourplanung jetzt und die Tour wird sich mit Sicherheit bis nächstes Jahr hinziehen und da gibt es natürlich Sachen, die erst mal Vorrang haben. Ich denke, wenn das im Groben erst mal durchgedacht ist, dann werden wir uns hinsetzen und überlegen, ob wir was machen wollen oder nicht. Ob wir vielleicht ein größeres Event daraus machen, da haben wir schon Mal darüber nachgedacht, aber irgendwie haben wir es wieder verschoben. Jetzt liegt der Fokus logischerweise erst mal auf dem neuen Album mit der dazugehörigen Tour und alles weitere werden wir euch wissen lassen.



Euer Weg ging in den vergangenen beiden Dekaden fast ausnahmslos nach oben. Was denkst du: Wo wird die Band in weiteren 20 Jahren stehen?



Schwierige Frage! Ich hoffe natürlich, dass es so weiter geht; das wäre perfekt für uns alle, denn dann könnten wir einfach genauso weitermachen wie bisher. Und davon gehe ich eigentlich jetzt auch erst mal aus. Es kann eigentlich nur besser werden. (lacht)
Nee, es ist wirklich so, dass man sich ab einem gewissen Alter Gedanken darüber macht, was denn so in Zukunft noch alles passiert. Aber es gibt so viele lebendige Beispiele, die es vormachen. Die SCORPIONS sind das perfekte Beispiel. Das könnten unsere Eltern sein, die sind Anfang 60 zum Teil und ich glaube, die sind in der Bestform ihres Lebens gerade. Ich habe ja jetzt die Möglichkeit gehabt, mir viele Shows anzusehen und es ist wirklich gigantisch gut gewesen. Ich wäre heilfroh, wenn ich das in 30 Jahren noch genauso machen könnte, wie die das jetzt machen.



Zum Abschluss kannst du noch Werbung für´s neue Album machen, indem Du drei gute Gründe nennst, warum man als Musik-Fan „Age Of The Joker“ unbedingt besitzen sollte!



Weil es mit Sicherheit das Highlight 2011 sein wird (lacht), musikalisch breit gefächert, perfekt produziert. Es klingt ein bisschen anders als andere aktuelle Produktionen, aber das war so gewünscht, weil wir ein ehrlich-dynamisches Album wollten und kein glatt poliertes, computergetriggertes und am PC zusammengesetztes Stück. Deshalb ist es einfach ein tierisch starkes Album und deswegen sollte man es sich auch kaufen, es außerdem live anschauen und am besten noch eines von den supergeilen T-Shirts dazunehmen oder auch zwei.



Oder ´nen Pullover.



Oder ´nen Pullover, genau. Der Herbst kommt! Die Tour ist im September/Oktober, da wird´s dann auch mal frisch. (lacht) Vielleicht ´ne Mütze und ´ne Jacke noch, dann kann nix schief gehen!



Dirk, vielen Dank für Deine Zeit und viel Erfolg mit dem neuen Silberling! Ich hoffe für Euch, der Joker sticht!



Jo, danke auch!


(Micha Jicha)

Review:

The Scorpion Savior Sessions

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Nach dem Album "Hour Of The Wolf" von 2009 legt das Trio aus New York nun mit "The Scorpion Savior Sessions" eine EP vor, auf der man drei recht eingängige, angenehm rotzig klingende Stoner Rocker zu hören bekommt, die ausnahmsweise mal nicht ausschließlich verrauchte 70er transportieren (obwohl sie hörbar davon inspiriert sind), sondern auch einen gewissen modernen, ganz leicht Alternative-lastigen Einschlag offenbaren. In Sachen unnötig aufgesetzter psychedelischer Atmosphäre halten sich die Herren Dementia und Co. ebenfalls zurück und setzen verstärkt auf Songdienlichkeit und Power. Fans von etwa ELECTRIC WIZARD, PENTAGRAM, aber auch MASTODON oder KYUSS machen mit dieser gelungenen EP nicht viel falsch.

The Scorpion Savior Sessions


Cover - The Scorpion Savior Sessions Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 11:37 ()
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Don't Talk Science

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VICTORY bringen mit "Don´t Talk Science" ihr elftes Studio-Album auf den Markt, und es soll das vermeintlich Letzte sein. Damit folgen sie den Spuren ihrer Nachbarn, den SCORPIONS. Nur im Unterschied, dass VICTORY noch nicht so lange im Geschäft sind, die Bandmitglieder noch Haare auf dem Kopf haben und mit Jiot Parcharidis einen jungen, optisch an Captain Jack Sparrow erinnernden Sänger haben.

Erschwerend kommt hinzu, dass VICTORY ein solches Brett abliefern, dass wir sie unmöglich gehen lassen dürfen. Mit "Restless" beginnt der Reigen: ein Groover vor dem Herrn, erinnert ein wenig an ACCEPT, man ballt die Faust beim Refrain automatisch und reckt sie gen Himmel. Na ja und die Faust braucht man eigentlich auch nicht mehr runter zu nehmen. Das Album schiebt sich gleich einer Dampflok durchs Kleinhirn. Frische, unverbrauchte Nummern reihen sich aneinander. Mal liegt der Schwerpunkt auf Groove und Drive, mal dominieren starke Melodien und Mitsing-Refrains.

Der neue Sänger klingt rau, bringt aber auch die nötige Melodie rüber. Insgesamt liegen Charakter und Wiedererkennung in der Stimme. Die Produktion ist fett und kraftvoll. Abgerundet wird die Scheibe mit zwei Coversongs. "Waiting For The Wind" von SPOOKY TOOTH bekommt dank VICTORY "Bums" und einen Mitsing-Refrain und die ursprünglich poppige POINTER SISTERS-Nummer "I´m So Excited" erfährt eine Transformation zur treibenden Rocknummer. Frische, Spielfreude und Professionalität stecken in jeder Faser von "Don´t Talk Science". VICTORY melden sich bärenstark zurück - zu stark, um good bye zu sagen.

Don't Talk Science


Cover - Don't Talk Science Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 50:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

V

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Mit Texten hatten KARMA TO BURN noch nie viel am Hut. So suchte sich das 1994 in West Virginia gegründete Trio für sein Debüt-Album nur auf Druck der Plattenfirma einen Sänger. Darauf folgten jedoch zwei komplett instrumentale Alben, wozu folgender Kommentar der Band überliefert ist: „Keinen Sänger zu haben, das bedeutet ein richtiger Mann zu sein!“ So weit so gut, aber nur bis ins Jahr 2002, wo die Band auseinanderbrach. Erst 2009 rauften sich die Jungs wieder zusammen, gingen auf Tour und veröffentlichten 2010 mit „Appalachian Incantation“ schließlich auch wieder ein neues Album. Mit dem in Dave Grohls 606-Studio produzierten „V“ gibt es jetzt neuen Stoff, und der hat es in sich. Der Großteil der Songs ist guter alter Tradition gemäß instrumental gehalten, lediglich bei drei Songs – darunter das BLACK SABBATH-Cover „Never Say Die“ – hilft Daniel Davies von YEAR LONG DISASTER als Gastsänger aus. Im Mittelpunkt aber stehen hypnotische Riffs, die so böse grooven, dass Gesang wirklich überflüssig ist. Intensiver kann man Stoner Rock jenseits von KYUSS wohl kaum spielen. Die dreckige, erdige Produktion tut mit breiten Gitarren, wummernden Drums und einem drückenden Bass ihr Übriges dazu, dass man selbst im heimischen Wohnzimmer nicht anders kann, als durchgehend heftigst kopfzunicken. Die Songs mit Vocals klingen aufgrund von Davies' klassischer 70s-Hardrockstimme in Richtung Robert Plant/Andrew Stockdale fast schon nach konventionellem Heavy Rock, wobei man sich auch immer wieder an BLACK SABBATH erinnert fühlt, die sicher nicht ohne Grund gecovert werden. Mehr noch tun es einem aber Stücke wie der Opener „47“ mit seinem schweren Cowboy-Thema an, „48“ mit seiner Mischung aus Heavy Rock und psychedelischen Akkorden oder auch „51“ mit seinem stampfenden Riff. (Die Band nummeriert ihre instrumentalen Songs seit jeher einfach durch, da sie ja eh keinen Text haben.) Diese Scheibe ist ein Muss für Fans des guten alten Stoner Rock wie auch von Bands, die damit in Verbindung stehen, seien es BLACK MOUNTAIN, THE SWORD oder WOLFMOTHER.

V


Cover - V Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 38:1 ()
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Review:

Passion

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Bereits das wirklich klasse Artwork von PENDRAGON’s neuer Scheibe „Passion“ schürt optisch relativ starke Erwartungen an den musikalischen Inhalt. Und tatsächlich, dass Ergebnis nach einigen Durchläufen ist überzeugend. Beim letzten Werk der britischen (Neo)Proger „Pure“ (2009) attestierte Kollege Hardy den Herren um Mastermind Nick Barett den Aufbruch zu neuen Ufern. Die Band wollte damals einfach deutlich weg von eher traditionellen Wegen, agierte sehr sehr viel riffiger, war deutlich härter unterwegs, es gab weniger „niedlich-zuckrige“ Melodien und keine (wie früher häufig zu hören) eindimensional, klebrige Keyboardteppiche.

Auch auf diesem aktuellen Werk „Passion“ wird diese Ausrichtung weiter konsequent fortgesetzt, vielleicht einen Tick weniger drastisch. Egal, ob man jetzt die beim Vorgänger anschienend verprellten Alt-Fans wieder einsammlen will oder nicht, die Band hat sich ihre Identität mit einem geschickten Mix auch mit bekannten Trademarks bewahrt. Trotzdem ist die Musik deutlich moderner geprägt, mit starken stilistischen Breaks, die Stimmungen sind mitunter recht düster aber auch variantenreicher, die Riffs immer noch ungewohnt fett, mitunter klingen PENDRAGON sogar bewußt ein wenig schräg bzw. spröde. Die Hinführung mit dem etwas hektisch startenden dann sehr treibenden Titelsong gelingt bestens, der Song geht perfekt über in das recht dunkle „Empahty“ mit zunächst stampfenden Heavyriffs, ein Anflug von dumpfen Growls und sogar Rap-bzw. Sprechgesangparts aber mit wunderbar hymnischen Refrain, ein echt geiler betonter pumpender Bass sorgt für eine passende Hintergrundbeschallung. Hinten raus wird es etwas psychedelischer in Sachen Gitarren und dann werden die gewohnt, floydig-elegischen Lick-Teppiche von Mastermind Nick Barrett im bekannten Bombbastsound wieder ausgefahren, klasse gemacht. Solche monumentalen Longtracks gibt es gleich zwei, aus recht verschieden klingenden Parts zusammengesetzt, die aber mittels gelungener Brücken meist gelungenen zu einem stimmigen Ganzen verwoben sind. Hierbei setzen die Briten natürlich gerne ihre gewohnt breit angelegten instrumentalen Gitarrenlinien und die weitläufigen Keyboardpassagen von Clive Nolan ein.

Die Zeiten des wohlig-sonnigen Neo-Weichspühl-Progs scheinen trotzdem vorbei zu sein, geboten wird von diesen auch schon älteren Herren trot allem (auch wenn manche dies vielleicht anderst sehen) eine glaubwürdige Darstellung und „Verjüngung“ von PENDRAGON Anno 2011. Sachen wie das mitunter relativ einfache, aber gut nach vorne abgehende „Feeding Frenzy“ wären früher unvorstellbar gewesen. Die Band klingt trotzdem immer noch nach sich selbst. So wie auch bei „This Green And Pleasant Land", da starten die alten PENDRAGON in Verbindung mit einem sehr popig-weitläufigen Refrain durch, dass hat schon was von 30 SECONDS TO MARS. Nach acht Minuten Melodieseeligkeit bricht der Song ab und geht über in einen schnellen Inmstrumentalpart mit RUSH-artgien Gitarrenparts sowie tollen sehr coolen Drumparts. Zum Schluss zeigt uns Tastenmann Nolan was er noch für alles an skurillen Samples in seiner Kiste hat, da läßt er es neben viel Sumpfgeplupper tatsächlich Jodeln… sehr gewöhnungsbedürftig. Nach dem fünften Durchgang kann man es sogar hören. Auch "Skara Brae" beginnt wieder recht modern mit relativ „harten“ Klängen, stampfende Rhythmik, Doublebass-Parts, eine melancholische-düstere Stimmung mit total schrägem Keyboard wird erzeugt - trotzdem geht alles sehr gekonnt zusammen mit guten Melodiezügen und zum Ende klingt es fast fröhlich und man läßt es entspannt auslaufen. Da kommen dann wieder die „alten“ PENDRAGON durch, wie auch bei der relaxten Schlussnummer „Your Black Heart“, dass sehr ruhig fast nur mit Pianoklängen getragen wird und dann mit den typischen singenden Gitarren ein wirklich gutes Album beendet.

Für mich haben sich PENDRAGON absolut gekonnt neu erfunden, haben musikalisch in der Progszene etwas zu sagen. „Passion“ überzeugt sprichwörtlich und ist kein lascher Aufguss von altem Wein in neuen Schläuchen (wie bei so vielen anderen Bands) sondern ist als musikalisches Gesamtwerk stimmig und gut gelungen.

Die Deluxeausgabe kommt per schickem Digibook mit einer beiliegenden DVD daher, die u.a. eine Dokumentation zur Entstehung des Albums bietet. Der Unterhaltungsfaktor ist relativ dürftig, zuviel Geplapper und zu wenig Musik mit einem 20-minütigen "Making Passion - A Handycam Progumentary". Es gibt noch andere kurze Sequenzen der Band auf Tour, unter anderem auch in deutschen Locations, von den Aufnahmearbeiten im Studio und vor allem (etwas zuviel) meist von Gitarrist Barrett in seinem Zuhause, so um die Weihnachtszeit aufgenommen, wobei er lang und breit erklärt wie er seine Songs schreibt – hätte man sich aber schenken können.

Passion


Cover - Passion Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 54:58 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Black Crown

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SUICIDE SILENCE werden von vielen als Deathcore-Größe angesehen, da sie insbesondere durch ihr Werk "The Cleansing" viele Fans gesammelt haben. Nun steht das mittlerweile dritte Album ins Haus, das den Namen "The Black Crown" trägt. Wie es sich für eine Deathcoretruppe gehört, wird kräftig von Beginn an losgedrescht. Der erste Song "Slaves To Substance" startet dabei zwar sehr flott, wird aber durch einige Breaks zur stampfenden Mid Tempo-Nummer mit späteren sehr gelungenen Gitarrentappingparts. Das folgende "O.C.D." ist ebenso im Mid-Tempo angesiedelt, aber wenig spektakulär. Hier wird Song für Song ordentlich geknüppelt und Riff an Riff runtergespielt. Sänger Mitch Lucker hat dabei einen schon oft nervigen Schreigesang, mit dem ich nicht so warm werde, wobei hier auch etwas Abwechselung gut getan hätte.

Nach dem ersten Durchhören ist aber klar, dass die Band nicht bei ihrem alten Stil verblieben ist, sondern deutlich grooviger daherkommt. Weniger Growls, auch mal etwas klarer Gesang, bei dem man den Text auch heraushören kann, wenn man sich Mühe gibt. An der Produktion gibt es nichts zu meckern, druckvolle Gitarren und definierter Drumsound. Aber das macht noch kein Spitzenalbum.


Besonders gelungen ist das nur 1:30 lange Interlude "March To The Black Crown", bevor die Band unter Hilfe von Jonathan Davis (KORN) mit „Witness The Addiction“ fortfährt. Für mich eine der stärkeren Nummer, da sich die Gesangsparts hier gut abwechseln und der Song Atmosphäre hat. Obwohl die Band angibt, dass sie KORN zu ihren musikalischen Einflüssen zählt, wundert mich die Zusammenarbeit mit dem Nu Metal- Sänger dann doch etwas. "Cross-Eyed Catastrophe" ist die nächste Nummer, die ich herausgreifen will. Hier überzeugt mich der Songaufbau, der später noch weiblichen Gesang im Hintergrund integriert und nicht im stumpfen Gebolze untergeht.


Insgeamt bin ich jedoch nicht begeistert. Das liegt leider daran, dass mir die Scheibe zu wenig Neues bietet. Die Weiterentwicklung zu etwas mehr Harmonie und weg von allzu stumpfen Bolzparts ist zwar sicherlich eine lobenswerte Sache, rettet die Scheibe aber letztlich nicht vor dem Vorwurf, zu wenig Interessantes in dem Genre zu bieten. Fans, die die Entwicklung der Band mitgehen können, werden sicher nicht enttäuscht. Dem interessierten Rest rate ich aber an, vor dem Kauf in das Album reinzuhorchen.

The Black Crown


Cover - The Black Crown Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 39:19 ()
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Ruining It For Everbody

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Als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal von der Band IWRESTLEDABEARONCE hörte, war ich geflasht. Ein wahnsinnig brutaler durchgeknallter Crossover, irgendwo angesiedelt im Death-, Math- und Grindcorebereich, gewürzt mit Elektroparts und ruhigen melodischen Passagen unterschiedlichster Stilrichtungen. Klar, sowas kann man nicht ständig hören, wenn man nicht den Verstand verlieren will. Trotzdem ein absoluter Geheimtip. Insbesondere die weibliche Sängerin Krysta Cameron gibt der abgedrehten Musik noch eine ganz besondere Note, so dass sich Songs wie "Tastes Like Kevin Bacon" oder "You Ain´t No Family" vom Erstlingswerk "It´s All Happening" direkt in mein Herz knüppelten. Nun stand der zweite Longplayer namens "Ruining It For Everybody" ins Haus. Meine Erwartungen waren daher verdammt hoch. Nach mehrmaligem Hören muss ich aber leider feststellen, dass das Album zwar keine Schwächen hat, aber auch keine wirklichen Highlights beinhaltet. Es ragen zwar Songs wie der Opener "Next Visible Delicious" und die Singleauskopplung "Karate Nipples" heraus, trotzdem plätschert das Album an mir zu sehr vorbei. Kein Song ist einfallslos, sondern gefüllt mit zahlreichen genialen Riffs und mitreißendem Doublebassgebolze, am Sound gibts insgesamt auch nichts zu meckern. Auffällig und charakteristisch für alle Songs sind dabei die häufigen Breaks, in denen sich melodische Passagen mit cleanem Gesang und Blastbeatpassagen abwechseln. Trotzdem mag sich kein Track wirklich in meinem Ohr festsetzen. Schade. Es fehlen schlichtweg die Songs, die einen mitreißen. Gesanglich ist das Album ein kleiner Meilenstein. Der Wechsel der melodischen Passagen zu den Kreisch- und Growlparts kommt ultrakrass, wobei sich Krysta nicht selten anhört, als würde man sie schlachten oder ihr bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen. Damit steckt sie so manchen männlichen Kollegen dreimal in die Tasche. Hier gibt es definitiv die Höchstnote. Es verbleibt aber ein Album, das man zwar musikalisch als gelungen ansehen muss, aber bei weitem nicht der weite Wurf ist, denn man nach der ersten CD erhofft hat. Schade, denn für mich hat die Band ein riesiges Potential und ich hoffe sehr, dass der dritte Longplayer der Band dann endlich die Ausnahmesongs liefert, die ich schon auf "Ruining It For Everbody" erhofft habe. Musikalisch hat die Band nämlich einzigartiges Potential.

Ruining It For Everbody


Cover - Ruining It For Everbody Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 31:46 ()
Label:
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Review:

Rebellious Hearts

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Ziemliche Unverschämtheit. Kommt eine Band aus Wuppertal, meint das sie einen musikalischen Mix aus JUDAS PRIEST, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN und all den anderen Göttern des klassischen Heavy Metal spielt, presst das auf eine CD und besitzt dann die Frechheit nur fünf Songs drauf zu packen. Da war doch noch mehr Platz, Jungs!

Aber der Reihe nach: Worum es geht habe ich schon gesagt. Mir ist durchaus bewusst, dass das erst einmal ziemlich anmaßend für eine kleine Band klingt, ich muss aber wirklich zugeben: Die können sich solche Sprüche absolut erlauben! Mit galoppierend-treibenden Gitarrenriffs (MAIDEN lassen grüßen!), fetzigen bis sogar sehr melodischen Soli, einem sehr ausgewachsenen Songwriting („Metal Alive“ erinnerte mich irgendwie an die Ohrwurm-Nummern von HELLOWEEN) und, passend dazu, einer absolut passenden und vor allem starken Metal-Stimme von Frontsänger Michael Kutsch macht METALLURGY richtig was her. Da muss man ja beim Instrumental „Revelation“ schon fasst etwas vermissen! Anspieltipps bei einer EP zu geben ist ein wenig witzlos, trotzdem kann ich jedem Fan von ordentlichem Heavy Metal gerade „Metal Alive“ oder „Abnormal Desire“ wärmstens empfehlen! Einige wenige kleinere Patzer gibt es eigentlich nur an sehr wenigen Stellen deren genaue Erwähnung eigentlich überflüssig ist. Zu beziehen ist dieses sehr vielversprechende Erstlingswerk übrigens auf der Website der Band auf CD. Es gibt auch so etwas wie einen Download, aber mal ehrlich: Wer schon auf Musik im Stil der musikalisch so energiegeladenen Achtziger steht, wer will da keinen Silberling haben? Aber wie auch immer ihr es macht: Auf jeden Fall rein hören, freuen, Mähne schütteln!

Rebellious Hearts


Cover - Rebellious Hearts Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 20:52 ()
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Metallurgy

(Underdog)
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A Thin Shell

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Die Schweden OCTOBER TIDE dürften besonders KATATONIA-Fans ein Begriff sein, immerhin wurde die Band von deren (ehemaligen) Mitgliedern Fredrik Normann und Jonas Renkse gegründet. Auch wenn Herr Renkse kurz vor der Jahrtausendwende wieder ausgestiegen ist, scheinen hier speziell ältere, deathmetallisch beeinflusste KATATONIA durch, aber auch Bands wie SWALLOW THE SUN, alte TIAMAT (zu "Clouds"-Zeiten), alte PARADISE LOST (zu "Gothic"/"Shades Of God"-Zeiten) oder die Fast-Namensvetter OCTOBER FALLS kann man als stilistische Wegweiser aufführen, deren Fans mit diesem Album absolut richtig liegen. "A Thin Shell" ist eben eines dieser Werke des qualitativ sehr hochwertigen Hybriden aus Gothic-, Doom-, und einer Prise Death Metal, die man am Besten am Stück genießt. Sehr gelungen ist auch der zwischen ultratiefen Growls und aggressivem, langsamem Kreischen pendelnde "Gesang" von Tobias Netzell, der dem seines Vorgängers in kaum etwas nachsteht. Anspieltipps zu nennen, fällt hier schwer, denn "A Thin Shell" entfaltet sich primär als Gesamtkunstwerk mit durchweg starken bis sehr starken Songs, die zwar nicht immer die Klasse der oben genannten Referenzen erreichen, aber im dichten Windschatten lauern. Aus diesem Grund und der Tatsache, dass OCTOBER TIDE eine Band sind, die man als Fan dieses Stils unbedingt gehört haben sollte, vergebe ich gerne den "Tipp" für eine sehr gute Scheibe - nicht mehr und nicht weniger!

A Thin Shell


Cover - A Thin Shell Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 42:17 ()
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Vertrieb:

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