Nachdem SKINDRED vor etlichen Jahren mit ihrem nun doch recht ungewöhnlichen Mix aus Metal und Reggae den einen oder anderen eingefleischten Metalhead etwas brüskierten, sind die Briten inzwischen fester Bestandteil der Szene und gern gesehen Gäste auf diversen Festivals. Mit „Union Black“ wird jetzt neues Studiomaterial unters Volk gebracht. Insgesamt überwiegt der Rock/Metal-Anteil, es geht ordentlich zur Sache, dass die Gitarren nur so krachen, und dass gleich schon zu Anfang bei „Warning“ oder „Doom Riff“. Gemäßigtere Strophen wechseln sich mit teils Refrains (siehe „Make Your Mark“), vereinzelt finden sich Elektro-Einsprengsel. Bei „Gun Talk“ dominiert eindeutig der Reggae-Einschlag und sorgt für karibisches Flair, wohingegen „Death To All Spies“ ein bisschen Sleaze-Attitude verbreitet. SKINDRED weigern sich ebenso beharrlich wie erfolgreich, sich festlegen zu lassen und führen ihren eigensinnigen Stil auf „Union Black“ konsequent fort, was ihnen sicherlich noch den einen oder anderen neuen Rekruten bescheren dürfte.
Mit „Runner“ könnte das Münsteraner Trio EAT THE GUN (Hendrik Ücüncü – Gesang und Gitarre, Phil Hüls – Bass, Gereon Homann – Schlagzeug) den großen Wurf gelandet haben. Nach tollem Start mit „Kingsize“ (Eigenproduktion in 2003) und „Cross Your Fingers“ (offizielles CD Debüt in 2006), sowie dem tollen und hochgelobten 2009er Album „Super Pursuit Mode Aggressive Thrash Distortion“ lassen die Heavy Rocker in 2011 nicht nach – nein – sie legen noch was drauf und rocken für Fünf! Und das auf voller Spiellänge. Exemplarisch seien mal das groovige „The Evil In You And Me“ (dreckig schneller Ohrwurm der Extraklasse) und der Riff betonte Banger „Not Dead Yet“ genannt. Bei „Down The Fire“ nimmt man dann doch den Fuß vom Gaspedal und spielt gekonnt mit Blues und Wüstenrock, ansonsten rockt es konsequent nach vorn. EAT THE GUN sparen sich auf „Runner“ Füllmaterial und liefern ein rotzig homogenes Album das auch dem Begriff zeitlos stand hält. Das Produzent Toni Meloni (THE SORROW, APOKALYPTISCHE REITER, DIE TOTEN HOSEN) dem Album dann noch den nötig fetten Sound verpaßte ist da nur noch das i-Tüpfelchen. Wenn die alte Regel noch Bestand hat, dass das dritte Album über den Weg einer Band entscheidet, dann haben EAT THE GUN mit „Runner“ einen Treffer gelandet. Dazu noch den Supportact für die die traditionelle Dezembertour von DORO – da sollte was gehen. Starke Scheibe.
Jetzt wird es offiziell, man kommt an POWERWOLF nicht mehr vorbei.
Konnte man ihnen ohnehin nur schwer aus dem Weg gehen da sie auf deutschen Festivals/Bühnen zum guten Ton gehörten, geht jetzt nach ihrem vierten Album "Blood Of The Saints" kein Weg mehr an den Wölfen vorbei.
Das deutsch rumänische Rudel bieten 10 Nummern - und darunter sind 10 Hits. Ob das hymnische "Sanctified With Dynamit", das groovende "All We Need Is Blood" oder "Son Of A Wolf" (um nur drei zu nennen), alle haben eins gemein: einen Chorus der knallt und zündet. Dabei ist das nicht wirklich neu was POWERWOLF anbieten. Nein, das Gericht ist bekannt und schon tausendmal so oder ähnlich verspeist worden. Aber ein paar der Zutaten sind neu und das macht den Braten cross. Die sakrale Orgel die immer präsent ist und die mächtigen Chöre vereint mit der charaktervollen Stimme von Attila Dorn machen den Unterschied. Auch der atmosphärischer Aufbau der Songs trägt zur Sonderklasse bei; hier mal ein Wolfsgeheule, da mal ein Glöckchen oder langsamer Sprechgesang zu Beginn des Tracks. Man kommt sich manchmal vor als säße man in der Kirche, man kann förmlich den Weihrauch riechen wenn "die Messe" anfängt, sprich die Scheibe sich zu drehen beginnt. Das ist Heavy Metal perfekt in Szene gesetzt. Nichts für Denker oder gar Intellektuelle, den Kopf braucht man nur zum bangen. Die Nummern sind noch eine Spur simpler, griffiger, direkter zu konsumieren als bei den Vorgängeralben. Kompromisslos auf die Zwölf, ohne Umschweife bohren sich die Reiszähne ins Gehör um dort ihr Werk zu verrichten. Mir ist es manchmal eine Idee zu direkt um nicht zu sagen zu einfach. Nach maximal zweimal hören hat man die Nummern schon zum Mitsingen drauf. Aber das kann ja auch ein Vorteil sein, ich denke vor allem live ist POWERWOLF kaum zu schlagen. Die Tage als Vorgruppe oder Anheizer sind für POWERWOLF gezählt. Die Wölfe sind im Heavy Metal/Power Metal nach ACCEPT die nächste wirklich große Nummer in und aus Deutschland, das ist so sicher wie die Orgel in der Kirche steht, und der Wolf nachts seine Runden dreht.
Wenn man morgens aufwacht und feststellt, dass man auch nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Ex-Hessen-Chef und jetzigen Amateur-Bauleiter Roland Koch hat (schaut ruhig selber mal im Netz nach), dann kann man eigentlich nur noch auf harte Drogen umsteigen oder sich den Frust über das eigene Dasein mit ultraheftigstem Krachinferno von der Seele prügeln. DE VETERUM MAGIA-Macher M, der auch für das nicht weniger stressige Projekt GNAW THEIR TONGUES verantwortlich zeichnet, hat sich anscheinend für letztere Variante entschieden. Der Holländer betreibt DE MAGIA VETERUM seit 2003 und hat es damit schon auf einige Veröffentlichungen gebracht, von denen zumindest das neue Werk "The Divine Antithesis" den perfekten Soundtrack dazu liefert, Partys in der geschlossenen Abteilung zu feiern, unrhythmisch mit dem Kopf an die Wand zu hämmern oder lustige Kettensägenmassaker in der Nachbarschaft zu veranstalten. Was Herr M hier vom Leder zieht, hat selbst mit Black Metal nur noch wenig zu tun, sondern ist schlichtweg ein mörderisch wilder Soundklumpen mit Fragmenten verzerrter Rasierapparat-Gitarren, im Hintergrund wabernder Plastik-Drums und bis zur Unkenntlichkeit verzerrtem Gekreische - alles sehr höhenlastig und ungewürzt zusammengekocht. Wem Bands wie ANAAL NATHRAKH oder SIGH zu eingängig, poppig und kalkuliert sind, der Japaner Merzbow zu durchschaubar und eine Großbaustelle zu wenig abgefuckt ist, liegt hier goldrichtig. Ich kann nicht mehr!
Was bei diesem Package die offizielle Veröffentlichung ist und was die Bonus-Scheibe will sich mir nicht so recht erschließen. Egal! Sänger und Wrestler Chris Jericho kommt nach langer Zeit mit seiner Band FOZZY wieder mal nach Deutschland, was als Grund für diesen Doppeldecker herhalten muss. Hinter „Remains Alive“ steht eine Liveaufnahme aus dem Jahre 2005 aus Brisbane/Australien welche bisher nur digital zu kriegen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band drei Alben im Petto, „Fozzy“, „Happenstance“ – beides voll mit reichlich Metal-Coverversionen, und „All That Remains“ – das erste Album mit überwiegend Eigenkompositionen. Im direkten Vergleich zu den oft melodischen Songs des letzten Jahr erschienenen Albums „Chasing The Grail“ (CD 2 des Doppeldeckers – siehe unten) klangen FOZZY zu Beginn ihrer Karriere doch recht direkt und roh, was den 13 Livesongs gut zu entnehmen ist. Mit dem heftig groovenden Opener „Nameless Faceless“ und dem fett ins Ohr gehende „Daze Of The Weak“ sowie dem abschließend stark auftrumpfenden „With The Fire“ und „Enemy“ bietet FOZZY (fast) alle Highlights. Dazu die beiden Cover „Freewheel Burning“ (JUDAS PRIEST) und „Eat The Rich“ (KROKUS). Das Jericho gesangstechnisch seine Studioperformance Live nicht ganz packt ist keine Überraschung, macht man aber durch geile Gitarrensoli und ordentlichen Druck der Rhythmusfraktion wett, so dass man bei „Remains Alive“ von einer durchaus guten Veröffentlichung für die FOZZY Freunde sprechen kann.
Als Bonus-CD liegt das bereits letztes Jahr in den Staaten erschienene recht hörenswerte Album „Chasing The Grail“ bei, welches bei metal-inside.de ja bereits damals besprochen wurde – siehe Review. Wem das Live-Cover zu „Remains Alive“ wenig hergibt – das Booklet gibt sich als Wendecover mit „Chasing The Grail“.
Mit ganzen vier Tracks bietet diese EP, gedacht als Teaser für das neue Album der Ungarn, einen kurzen Einblick in das im September erscheinende Gesamtwerk. Aber vorweg: Es nennt sich zwar noch SUPERBUTT, hat aber mit jener Originalbesetzung welche mit IN FLAMES tourten oder die Main Stage des WFF-Festivals eröffnet haben, nicht mehr viel am Hut. Denn geblieben ist nur Frontmann Andras Voros. Musikalisch gibt es, wie überraschend, Crossover aus diversen Genres zusammengeworfen. So ist „Ugly Head“ eine total wirsche Nummer die direkt mit schräg abgemischten Vocals (manch eine würde „verzerrt“ sagen), einer mitunter doch durchaus melodischen Gitarrenspur und gleichzeitig viel Metal-Geballer, alles aber in einem stimmigen Gewand mit hohem Tempo und Moshpit-Potential. Track Nummer Zwei („Best Plays“) besitzt nicht nur ein Intro und wesentlich klarere (und, nebenbei bemerkt, sehr markante und an sich starke) Vocals sondern auch einen offeneren und besser zu identifizierenden Klangcharakter seitens von Gitarre, Bass und Drums. Solo inklusive und von dieser EP die weit stärkste Nummer. Mit „Out Of Reach“ wird instrumental zum Ende hin in Richtung Black Metal vorgestoßen: bedeutet im Grunde erst einmal Blastbeat und simple, dafür schnelle Akkorde – aber kein Screaming! Abgeschlossen wird das Teil dann durch „Revolting Kids“, eine Nummer die vor allem durch den eingängigen Chorus, einem ordentlichen Soli und dem Wechsel zwischen Härte und ruhigen Parts auszeichnet. Im Groben: Die EP sorgt für Interesse aufs Gesamtwerk und macht eine gute Figur!